socky7
Senior Member
Diesen Kommentar von Reinhard Müller will ich euch nicht vorenthalten:
Politik, Basketball und Flick: Sattes Deutschland
auch interessant:
(S+) Sportförderung in Deutschland: Weltspitze nur bei der Bürokratie
Ausschnitt:
"Damit die Deutschen wieder in Schwung kommen, tüfteln der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und Beamte der Länder und des Innenministeriums seit Monaten an einer grundlegenden Förderreform. Schon im Koalitionsvertrag versprach die Ampel dem Spitzensport bessere Rahmenbedingungen. In einem ersten, nicht veröffentlichten Entwurf werden schon mal ehrgeizige Ziele formuliert: Platz fünf im Medaillenspiegel bei den Sommerspielen und Platz drei im Winter.
Erreicht werden soll das vor allem mithilfe einer neuen Sportagentur: Als »unabhängige Instanz« soll sie sich um die effiziente Förderung kümmern. Bislang sind die Deutschen vor allem Bürokratieweltmeister. Bei mancher Mittelvergabe gibt es laut DOSB sieben verschiedene Beteiligte und Behörden.
Talente melden sich nicht mehr einfach an
Basis des Sports sind engagierte Vereine wie Bayer 04, doch die kämpfen um ihre eigene Zukunft. Durch Corona hätten sie 2000 Mitglieder verloren, berichtet Elberding, nur ein Viertel sei zurückgekehrt. Allein dadurch fehlten 400.000 Euro in der Kasse.
Zugleich wird die Suche nach Talenten aufwendiger. Früher hätten sich interessierte Kinder einfach zum Training angemeldet. Seit dem vergangenen Jahr reist ein Vereinsteam zu 15 Schulen, um besonders begabte Schülerinnen und Schüler für die Leichtathletik zu werben.
Nicht alle Vereine halten das durch. Seit 2017 habe sich ein Viertel aus dem Leistungssport zurückgezogen, konstatieren die Autoren des neuen Konzepts. An vielen Orten fehle allein deshalb die Grundlage für entsprechendes Training. Auch sonst zeichnen sie ein trübes Bild: Das allgemeine Bewegungs- und Sportverhalten der Kinder und Jugendlichen verschlechtere sich, motorische Defizite nähmen zu. Schwierig gestaltet sich auch das Zusammenspiel mit vielen Schulen.
Im System selbst versickert Geld. Ein heilloses Durcheinander scheint beispielsweise bei den Trainingsstätten zu herrschen – 181 Bundesstützpunkte gibt es, dazu 13 Olympiastützpunkte mit 29 Außenstellen. Das System sei »sehr heterogen«, heißt es, es herrschten »regional geprägte Partikularinteressen«. Offenbar versuchen Stützpunkte, sich gegenseitig Athleten abzujagen.
Grundlegende Fragen bleiben bei der Reform ausgeklammert, etwa welche Sportarten gefördert werden sollen und welche nicht. Kaum ein anderes Land unterstützt wie Deutschland Athletinnen und Athleten in sämtlichen olympischen Disziplinen. Dabei fließt hierzulande gerade einmal eine halbe Milliarde Euro an Steuergeldern in den Leistungssport, eine einzige US-Universität wie Ohio State gibt schon halb so viel aus. Als Rettungsanker sollen nach dem Willen des DOSB Olympische Spiele in Deutschland dienen. Obwohl das kaum realistisch erscheint, strebt die Sportorganisation eine Bewerbung an. Leverkusen-Geschäftsführer Elberding glaubt: »Ohne Spiele wird sich im olympischen Sport nichts verbessern.«
Nach den Coronaeinschränkungen drängten die Sportlobbyisten auf massive Hilfen für einen Neustart. Heraus kam ein »Bewegungsgipfel« mit Innenministerin Nancy Faeser und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD), kaum mehr als eine PR-Aktion. Auf die nötigen Milliarden zur Sanierung Tausender maroder Sportanlagen im Land warten Vereine und Kommunen vergebens.
Jetzt soll der Sportetat auch noch schrumpfen
Vorerst muss gespart werden. Der Sportetat des Innenministeriums soll von 303 Millionen auf 276 Millionen Euro gekürzt werden. Betroffen sind unter anderem die »Goldschmieden« des deutschen Sports, jene Institute, die Fahrräder, Kanus oder Bobs entwickeln oder verbessern. Ein Bereich, in dem die Deutschen nach wie vor Weltspitze sind.
Kein Wunder, dass der DOSB in den Kürzungen »das völlig falsche Signal« sieht. Zumal in den vergangenen Jahren die Sportförderung stark angestiegen war – trotz ausbleibender Erfolge. Der Geldsegen war auch dem damaligen Innenminister Horst Seehofer (CSU) zu verdanken, zu dem der frühere DOSB-Präsident und Parteifreund Alfons Hörmann engen Kontakt pflegte.
Nachfolgerin Faeser hat eine eigene Agenda. Im Oktober möchte sie in Hessen zur Ministerpräsidentin gewählt werden. Im vergangenen Jahr entschied ihr Ministerium, den Bundesstützpunkt für Wintersport in Willingen zu schließen – dort trainierten nur drei Kaderathleten. Faeser aber machte die Entscheidung rückgängig. Willingen liegt in Hessen.
Dabei kritisiert der Konzeptentwurf aus ihrem Haus ausdrücklich, teilweise würden Stützpunkte nur durch politische Unterstützung »künstlich am Leben« erhalten."
Übrigens:
Basketball steht bei der deutschen Sportförderung an letzter Stelle auf Platz 26 - Leichtatlethik auf Platz 1 !
Politik, Basketball und Flick: Sattes Deutschland
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Ausschnitt:
"Damit die Deutschen wieder in Schwung kommen, tüfteln der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und Beamte der Länder und des Innenministeriums seit Monaten an einer grundlegenden Förderreform. Schon im Koalitionsvertrag versprach die Ampel dem Spitzensport bessere Rahmenbedingungen. In einem ersten, nicht veröffentlichten Entwurf werden schon mal ehrgeizige Ziele formuliert: Platz fünf im Medaillenspiegel bei den Sommerspielen und Platz drei im Winter.
Erreicht werden soll das vor allem mithilfe einer neuen Sportagentur: Als »unabhängige Instanz« soll sie sich um die effiziente Förderung kümmern. Bislang sind die Deutschen vor allem Bürokratieweltmeister. Bei mancher Mittelvergabe gibt es laut DOSB sieben verschiedene Beteiligte und Behörden.
Talente melden sich nicht mehr einfach an
Basis des Sports sind engagierte Vereine wie Bayer 04, doch die kämpfen um ihre eigene Zukunft. Durch Corona hätten sie 2000 Mitglieder verloren, berichtet Elberding, nur ein Viertel sei zurückgekehrt. Allein dadurch fehlten 400.000 Euro in der Kasse.
Zugleich wird die Suche nach Talenten aufwendiger. Früher hätten sich interessierte Kinder einfach zum Training angemeldet. Seit dem vergangenen Jahr reist ein Vereinsteam zu 15 Schulen, um besonders begabte Schülerinnen und Schüler für die Leichtathletik zu werben.
Nicht alle Vereine halten das durch. Seit 2017 habe sich ein Viertel aus dem Leistungssport zurückgezogen, konstatieren die Autoren des neuen Konzepts. An vielen Orten fehle allein deshalb die Grundlage für entsprechendes Training. Auch sonst zeichnen sie ein trübes Bild: Das allgemeine Bewegungs- und Sportverhalten der Kinder und Jugendlichen verschlechtere sich, motorische Defizite nähmen zu. Schwierig gestaltet sich auch das Zusammenspiel mit vielen Schulen.
Im System selbst versickert Geld. Ein heilloses Durcheinander scheint beispielsweise bei den Trainingsstätten zu herrschen – 181 Bundesstützpunkte gibt es, dazu 13 Olympiastützpunkte mit 29 Außenstellen. Das System sei »sehr heterogen«, heißt es, es herrschten »regional geprägte Partikularinteressen«. Offenbar versuchen Stützpunkte, sich gegenseitig Athleten abzujagen.
Grundlegende Fragen bleiben bei der Reform ausgeklammert, etwa welche Sportarten gefördert werden sollen und welche nicht. Kaum ein anderes Land unterstützt wie Deutschland Athletinnen und Athleten in sämtlichen olympischen Disziplinen. Dabei fließt hierzulande gerade einmal eine halbe Milliarde Euro an Steuergeldern in den Leistungssport, eine einzige US-Universität wie Ohio State gibt schon halb so viel aus. Als Rettungsanker sollen nach dem Willen des DOSB Olympische Spiele in Deutschland dienen. Obwohl das kaum realistisch erscheint, strebt die Sportorganisation eine Bewerbung an. Leverkusen-Geschäftsführer Elberding glaubt: »Ohne Spiele wird sich im olympischen Sport nichts verbessern.«
Nach den Coronaeinschränkungen drängten die Sportlobbyisten auf massive Hilfen für einen Neustart. Heraus kam ein »Bewegungsgipfel« mit Innenministerin Nancy Faeser und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD), kaum mehr als eine PR-Aktion. Auf die nötigen Milliarden zur Sanierung Tausender maroder Sportanlagen im Land warten Vereine und Kommunen vergebens.
Jetzt soll der Sportetat auch noch schrumpfen
Vorerst muss gespart werden. Der Sportetat des Innenministeriums soll von 303 Millionen auf 276 Millionen Euro gekürzt werden. Betroffen sind unter anderem die »Goldschmieden« des deutschen Sports, jene Institute, die Fahrräder, Kanus oder Bobs entwickeln oder verbessern. Ein Bereich, in dem die Deutschen nach wie vor Weltspitze sind.
Kein Wunder, dass der DOSB in den Kürzungen »das völlig falsche Signal« sieht. Zumal in den vergangenen Jahren die Sportförderung stark angestiegen war – trotz ausbleibender Erfolge. Der Geldsegen war auch dem damaligen Innenminister Horst Seehofer (CSU) zu verdanken, zu dem der frühere DOSB-Präsident und Parteifreund Alfons Hörmann engen Kontakt pflegte.
Nachfolgerin Faeser hat eine eigene Agenda. Im Oktober möchte sie in Hessen zur Ministerpräsidentin gewählt werden. Im vergangenen Jahr entschied ihr Ministerium, den Bundesstützpunkt für Wintersport in Willingen zu schließen – dort trainierten nur drei Kaderathleten. Faeser aber machte die Entscheidung rückgängig. Willingen liegt in Hessen.
Dabei kritisiert der Konzeptentwurf aus ihrem Haus ausdrücklich, teilweise würden Stützpunkte nur durch politische Unterstützung »künstlich am Leben« erhalten."
Übrigens:
Basketball steht bei der deutschen Sportförderung an letzter Stelle auf Platz 26 - Leichtatlethik auf Platz 1 !
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