G
Guest
Gast
hallo leute,
habe was ausgegraben, ziehts euch rein! :-)))
grüsse,
willy
Thai_1998.doc c by willy
YOU WANT TO KILL A PARTY?
NO PROBLEM!
RENT A VOODOO!!
oder: Amazing Thailand 1998
1. MÜNCHEN
Als wir im Flugzeug waren, hatte Voodoo`s Sprechbereitschaft merklich nachgelassen.
Wir pokerten noch eine halbe Stunde um Streichhölzer (Voodoo hat dauernd gewonnen), dann kam das Essen.
Danach war Funkstille.
Das heißt, er hat schon noch gesprochen, aber nur mit seiner Nachbarin. Der hat er das `Tauchlerngespräch´ reingedrückt!
Voodoo ist seit letztes Jahr `Open Water Diver´.
Dann absolute Funkstille! Die hat er eingehalten. Einfach gerade ausgeschaut und nicht mehr geantwortet.
Nun gut, dachte ich mir, erst mal ein Bier bestellen.
Als ich das zweite Bier bestellte, saß Voodoo noch genauso da wie vorher, nur hatte er die Augen zu.
`Zwei Stunden im Flieger und der Mann spricht überhaupt nicht mehr, dann pennt er!´, dachte ich mir, `zu hart!´.
Was `hart, härter, am härtesten´ wirklich bedeuten kann, sollte ich noch bis jenseits der bekannten, geistigen Ebene zu spüren bekommen.
Neben mir, auf der anderen Seite, saß ein Typ, etwas älter und mit leichtem Vollbart, vom Aussehen und Statur etwas Moco-Michel.
Der hatte, nachdem er nach den ersten Dosen Bier auf Rotwein umgestiegen war, schon seinen zweiten Wiskey-Cola bestellt.
Ich hatte gerade das zweite Bier hinter mir. `Zu hart´, dachte ich.
„Scheiß Pisserei!“, murmelte ich vor mich hin als ich mich erhob.
2
„Dann mußt Du Wiskey trinken“, sagte der Typ neben mir, „dröhnt auch besser!“
„Gute Idee!“, antwortete ich, grinste und kam nach der Strullerei mit zwei Wiskey-Cola zurück.
Jetzt grinste der Typ(er hat zwar seinen Namen gesagt, aber keine Ahnung!) und sagte: „Danke“.
So gab ein Wort und Wiskey das/den andere/n und wir haben uns einen aufgegossen. Nur des Schlafens wegen, versteht sich, wie wir uns gegeneinander immer wieder versicherten.
Voodoo pennte. Sogar seine Körperhaltung hatte sich leicht verändert.
Bei irgendeiner Wiskey-Bestellung hat uns dann die nette, einfühlsame Stewardess fünfmal erklärt, daß wir in einer guten Stunde landen.
Nach elf Stunden.
Neben mir murmelte einer etwas von schnell schlafen. Gute Idee.
Irgendwann wurden wir von irgendjemand geweckt. Ach ja, das war die Frau von dem Typ. Beide `rampavoll´, aber der kurze Schlaf hat was gebracht.
Nur hatte der Typ seine Frau dabei und ich den Voodoo!
Ja, jetzt war er wach, ich kann mich aber nicht daran erinnern, daß er zu mir gesprochen hat.
2. BANGKOK
Wir waren in Bangkok. Bangkok Airport.
Planlos bin ich dem Voodoo hinterhergelaufen. Bis zu einem Gepäckband von vielen.
Nachdem ich mich wegen dem sehr zu empfehlenden Hitzeschock etwas umgezogen hatte und eifrig das Gepäckband anstarrte, kam irgendeine Touristin zu uns her und meinte, daß von unserem Flug (woher sie das nur weiß?) die Gepäckausgabe, sprich zwei oder drei Bänder diese Richtung wär.
Nach einiger Zeit sind wir dann aus dem airport Richtung Bahnhof gelatscht.
Jedenfalls so wie uns der Udo das eingetrichtert hat. Jedenfalls mir.
Irgendwelche Leute haben uns dann erklärt, daß der Bahnhof, von dem aus der Zug nach Surrathani fährt, zu Fuß und mit Gepäck nicht zu erreichen sei.
„Der Udo sagte, es ist nur über die kleine Brücke, jedenfalls ruck-zuck zu Fuß und mit Gepäck zu erreichen“, sagte ich.
Keine Antwort.
„Die Zocken uns ab!“, sagte ich, „hat uns doch der Udo erzählt. Und der war schon mal da!“
„Ja,Ja“.
3
Irgendwann habe ich mal die Lust verloren, und als ich vor dem Taxi stand, Voodoos unbeteiligtes Gesicht sah, sagte ich: „Soll `mer?!“
„Ja wenn der Udo das nicht genau weiß ...“.
Und da sollst´ nicht nüchtern werden ...
„How much to Railway station to Surrathani?“, fragte ich.
„I have a counter“, antwortete der `Thaiberufstaximan´.
Ich schaute, und dachte mir `naja, er hat ja ein Taxameter, kann nichts schiefgehen´.
Ruck-Zuck waren wir in dem Taxi und fuhren los.
Nach kurzer Zeit, immerhin hatte ich seit Stunden keinen Tropfen Flüssigkeit zu mir genommen, hatte ich Durst.
„Please drive to the next supermarket, like 7 Eleven, you know?“, sagte ich.
„ÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ, Willy, hör jetzt auf!“
„Was denn, ich hab´ einen jenseits Brand! Ich bring´ dir auch eins mit“.
„ÄÄÄÄ“.
Dem Taximan hab noch eine Cola mitgebracht, in der Hoffnung, daß er mich nicht bescheißt. Die Dose Bier, die ich dem Voodoo mitgebracht habe, ist auf irgendeiner Insel aus seinem Rucksack gefallen. Ungeöffnet.
Wir fuhren und fuhren und irgendwann murmelte ich zum Voodoo (davor absolute Funkstille), „die zwei Hochhäuser hab´ ich doch schon mal gesehen.“
Keine Antwort.
Einige Zeit später, mein ich, kamen die gleichen zwei Türme schon wieder vorbei!
Ich möchte nicht wissen, wie lange es gedauert hat, bis ich es zum Ersten Mal gemerkt habe!
„Voodoo, die Türme, die Hochhäuser, links, kamen schon mal!“
„Ach halt doch dei Gosch Willy!“
`Bleda Sau!!!´, dachte ich mir.
„Don`t drive in a circle! I know it!“, sagte ich zum Taximan.
Der schaute mich ganz erschrocken an und sagte: „yehh, yehh“.
„I give you a drink, I was nice to you. But don´t drive in a circle!
4
„Halt doch dei Gosch, Willy! Was wilsch denn?!“ plärrts von hinten.
„Sag mal, hast du das noch nicht mitgekriegt, der fährt mindestens ein- oder zweimal im Kreis `rum. Oder dreimal!“
„Ach Willy halt doch dei Gosch, du hast doch keine Ahnung, du bist doch besoffen! Isch mir doch egal!“
`Gott sei dank besoffen´, dachte ich mir. Was ein Fehler war.
Endlich am Bahnhof angekommen, meinte der Taximan, er würde noch Oere für den Expressway bekommen. Zusätzlich.
Ich gebe zu, das habe ich zuerst nicht geblickt. Hat mir auch kein Schwein gesagt.
Jedenfalls wollte der Taximan von mir 150 Baht, ich habe ihm nur140 gegeben, weil er im Kreis gefahren ist.
Blablabla, dann habe ich ihm noch zwanzig Baht gegeben und sagte: „Stop! Ende!“
Dann fing der das Plärren an, ein Gekreische, und rannte zu einem Policeman, der da zufällig herumstand.
Policeman kam, Taximan plärrte und ich sagte mit ganz ernster Miene: „I was a policeman in Germany. I know the law. He drive in a circle!“
Policeman checkte die Lage, ich faselte immer noch was von Kreis herumfahren, Policeman grinste und fragte:“How much do you pay?“.
Taximan zeigte es ihm und ich sagte zum Policeman: „Look inside the car, the counter already works. You see?“
Der Sack hatte einfach den Taxameter laufen lassen und wollte von Minute zu Minute noch mehr Oere!
Zu hart, wenn sie dich bescheißen, dann bescheißen sie dich während des Bescheißvorgangs gleich nochmal. Zu dem, was ich noch gar nicht gemerkt hatte.
Der Taxameter war inzwischen bei(der letzte Stand den ich weiß war 188) um die 200.
Policeman grinste noch mehr und sagte: „OK“
„OK, I can go?“
„Yes, you can go“. Policeman grinste!
Taximan plärrte mich noch kurz an und ich sagte ihm, er soll sich an den Polizisten wenden. Taximan plärrte und läuft schnurstraks zum körperlich vorhandenen Voodoo, der ganz unbeteiligt irgendwo stand.
Ich sagte: „Voodoo, don`t pay the fairyman“.
Keine Reaktion.
„Voodoo, keine Oere!!!“
5
„Halt doch dei Gosch Willy!“
Sagte es und machte umständlich den Geldbeutel auf, drückte ihm, ich glaube mindestens fünfzig Baht in die Hand. Der Typ hatte noch nicht mal richtig Luft geholt, da zuckte Voodoo seinen Geldbeutel. Wohl gemerkt, nicht bei Leuten die er kennt, nur bei Fremden.
Inzwischen müßte es so um die zehn Uhr morgens gewesen sein, als Voodoo (unbeteiligt) und ich (etwas frustriert) in der jetzt immer mehr vorhanden Hitze samt Gepäck in die Bahnhofshalle einmarschierten.
An den ersten Sitzen ließ ich meine Rucksäcke fallen und dachte `erst mal dringend ein Bier trinken!´
Da saß ich nun besoffen in Bangkok in irgendeiner Bahnhofshalle mit einer Dose Bier und einem unbeweglichem, unbeteiligtem Etwas neben mir, das, wenn es denn den Mund aufmachte, nur plärrte `halt doch dei Gosch Willy!“.
„Ich schau mal, wann der nächste Zug nach Surrathani fährt“, sagte ich.
„Ja schau mal“.
`Oho, es spricht´, dachte ich mir.
Schon zehn Meter vor den Schaltern bemerkte ich eines von den riesigen Plakaten, die überall herumhingen. Darauf stand auf klar verständlichem Englisch, daß man Tickets nur von Leuten kaufen soll, die hinter dem Schalter sitzen.
Ich hatte noch nicht ausgelesen, als ich neben mir eine Stimme hörte: „Ticket?, Ticket?“.
Da stand schon wieder so ein kleiner, brauner Fuzzy neben mir und grinste mich an.
Ich fragte ihn, ob er das Plakat gelesen hätte.
„Yes, I am from this Company“, meinte der.
Jetzt grinste ich und meinte, „ If you are from this Company, you go inside this rooms, and when you look out from this windows, I buy a ticket!“.
Fuzzy grinste dann nicht mehr, war beleidigt und schlappte zum nächsten.
`Bleda Sau!´, dachte ich mir.
Am Schalter erfuhr ich dann, daß der nächste Zug nach Surrathani um 13:30 Uhr fährt. Ist ja eine Ewigkeit!
Als ich dann wieder zum Voodoo kam, saß da ein Typ mit Bierdose, der sich dann als Schweizer entpuppte.
„Voodoo das Plakat mußt du unbedingt lesen, da kam doch gleich so ein Typ ...“.
6
Keine Reaktion.
Voodoo hörte dem Schweizer zu.
Der blubberte ohne Ende.
„Der nächste Zug fährt um 13:30“, sagte ich.
„Er sagte gerade, wir sollen den Zug um 19:45 Uhr nehmen. Sonst stehen wir morgens um zwei in Surrathani“.
„Lieber stehe ich morgens um zwei in Surrathani, als mittags in Bangkok! Surrathani ist an der Küste, da ist es nicht so heiß. Außerdem gibt der Zug etwas Fahrtwind“.
„Aber was wollen wir morgens um zwei in Surrathani?“.
„ÄÄh, Voodoo, wir wollten doch die Bahnstrecke aufgrund den Empfehlungen von Udo und Hampe, dein eigener Cousin, machen. Die Strecke soll so schön sein. Viedokamera und so. Nur ist es Nacht´s ziemlich dunkel“.
„Ja, aber der hat gesagt ...“.
„Was faselst du eigentlich für einen Scheiß daher?“, meinte ich dann zum Schweizer.
Der hat mir dann die gleiche Story von nachts um zwei reingedrückt, obwohl er keinerlei Kenntnisse der Grundlagen hatte. Aber ich glaube, der hat´s schon etwas geblickt, nur alles irgendwie für einen Scherz gehalten.
Man stelle sich vor: vormittags in Bangkok, in der Bahnhofshalle, einer besoffen und der andere ein Embrio! Das mußt Du dir doch ´reinziehen!
„Aber sonst liebt ihr euch schon?“, fragte irgendwann mal der Schweizer.
„Klar, wir sind die Besten Kumpels!“, sagte ich nicht mehr überzeugt.
Voodoo, Reaktion gezeigt, stimmte gleich mit ein.
Als Voodoo dann beim Pissen war, hat mich der Schweizer gefragt: „ist der immer so?“
„Ja, was glaubst du, warum ich so besoffen bin!“
Er hat mich noch einige Sachen gefragt und ich konnte immer nur antworten: „keine Ahnung, macht er nicht.“
„Ja warum denn?“
„Sorry, weiß ich nicht. Keine Ahnung!“
7
Als Voodoo vom Pissen kam, hat der Schweizer noch fünf Minuten versucht sich mit ihm zu unterhalten, es war ja eh ein Monolog, dann schnappte er seine Bierdose und meinte zu mir: “ich wünsch euch noch viel Glück!“ Und schlappte zügig weg.
Da saß ich immer noch, besoffen in Bangkok, in irgendeiner Bahnhofshalle.
„Ich hol´ mal die Fahrkarten“, sagte Voodoo nach einer Weile plötzlich selbständig.
„Aber die für 13:30 Uhr, nicht um 19:45 Uhr! Und schau auf die Plakate!“
`Ja, ja´ oder `halt doch dei Gosch´, hörte ich.
Als er zurückkam und ich ihn informationsmäßig ordentlich ausgequetscht hatte, erfuhr ich, bruchstückemäßig, daß er vom nächstbesten Typ die Fahrkarten gekauft hatte. Natürlich für 19:45 Uhr.
„Der Schweizer hat gesagt ...“. Das sollte ich noch öfters hören.
Keine Ahnung, was Voodoo für die Fahrkarten bezahlt hatte. Aber er gab mir sogar eine! Für 19:45 Uhr.
„Wieso denn jetzt für 19:45 Uhr?“
„Der Schweizer hat gesagt ...“.
„Leck mich doch am Arsch mit dem Schweizer, der hat seine Bierdose geschnappt und ist
weggelatscht!“.
„Halt doch dei Gosch Willy, du bist doch besoffen!“
„Warum wohl?!“
Keine Antwort.
Mittlerweile hatte ich wirklich das `leck mich am Arsch´ Stadium erreicht und sagte: „O.K., ich bin besoffen, wir sind im Urlaub und der Schweizer und du haben einen Plan. Jetzt machen wir es so, wie du es für richtig hälst!“
„Ja, endlich, so machen wir´s!“
Da war er wieder zufrieden.
Mindestens fünfzehn konversationlose Minuten später meinte Voodoo: „was macha ma jetzt?“
„Keine Ahnung, du hast den Plan!“
„Ach Willy, du bist so unselbständig, dauernd muß man dich bemuttern!“
8
Mir ist nichts mehr eingefallen, nicht mal mehr welchen Vogel es mir zuerst `rauspfeifen soll!
„Voodoo“, sagte ich schließlich, „mach doch einfach was der Schweizer gesagt hat. Was hat der eigentlich alles gesagt?“
Keine Antwort.
So um 12 Uhr mittags war ich todmüde und noch besoffener, Voodoo fit, aber wieder erstarrt.
„Voodoo, wir müssen jetzt irgendwas machen. Ich fall fast vom Schemel! Irgendwie abliegen oder so. Bis der Zug fährt, sind es noch fast acht Stunden! Und dia bacha Hitz´!“
„Der Schweizer hat gesagt, wenn wir da runter laufen, kommt gleich ein Bootssteg. Dann sollen wir das Taxiboot nehmen und da und dahin fahren. Wenn wir dann diese Richtung noch ein paar Straßen weiter laufen, kommt da ein billiges Hotel.“
„Hat der Schweizer gesagt?“
„Ja.“
„Und das soll ich jetzt, halb vom Schemel fallend, mit dem ganzen Gepäck und bei der Hitze in den Jeans, machen? Laß´ uns doch einfach ein paar Ecken weiterschauen ...“
„Ach Willy, halt doch dei Gosch, mit dir ist doch nicht´s los. Wenn ich im Urlaub bin, möchte ich doch auch etwas unternehmen! Der Schweizer hat gesagt ...“
„Ja, ja, schon gut, ich lauf´ dir einfach hinterher! Aber denk´ bitte daran, ich bin nicht mehr so schnell ...“
Ich hatte große Mühe, ihm zu folgen, obwohl ich dauernd plärrte: „Voodoo, jetzt wart´ doch!“ Einen von meinen zwei Rucksäcken hab´ ich, glaub` ich, irgendwann nur noch hinter mir hergeschleift.
Endlich waren wir an einem Bootssteg, dann endlich saß ich in einem Boot, wie?, wann? und warum?, keine Ahnung.
Wir sind eine ewige Zeit gefahren und viele Haltestellen gingen an uns vorrüber.
Ich habe versucht, die dermaßen miese Stimmung etwas aufzulockern, indem ich, als hinten der skipper ein paar Mal Vollgas gab und ich suff- und gasmäßig zwangsläufig mittwippte, mich umdrehte und plärrte: „Yeah, Gas Manne, Gas!“
Der gab auch Gas und grinste.
Nach dem Urlaub hab´ ich mir gedacht, das war ein Fehler. Voodoo hat das sicher als `alles in Ordnung ...; halb so wild ...; er ist ja wieder lustig ...; also kann´s an mir gar nicht liegen ...´, gedacht. Oder einfach gar nichts.
Irgendwann, bei irgendeiner Haltestelle meinte Voodoo: „ich glaub´, hier müssen wir ´raus.“
9
Dann habe ich mein Gepäck geschnappt und bin wieder dem Voodoo hinterhergelatscht.
Voodoo hatte nur einen großen Rucksack, der perfekt auf seinem Rücken saß. Den hatte er sich extra neu gekauft. Sogar vorher anprobiert.
„Der Schweizer hat gesagt ...“
Ich konnte es nicht mehr hören!
Die Straßen entlang, die Straße `rauf, die Straße runter. Nicht nur ein paar hundert Meter. Und das im asiatischen Gewimmel, wo man kaum an den Leuten vorbeikommt. Mit Gepäck sowieso nicht.
„Voodoo, willst du mich verarschen!?“
„Der Schweizer hat gesagt ..., moment, ja, ich glaub´ hier ist es.“
Sagte es und lief in die nächste Hütte ´rein. Das war eine Kneipe und kein Hotel.
Alle Leute plärrten und fuchtelten in die Richtung, aus der wir schon zum zweiten mal hergekommen waren. Also wieder zurück.
Nach über drei Stunden (!) wurde mir plötzlich schwarz vor Augen, ich ließ meine Rucksäcke fallen, setzte mich ´drauf und stammelte: „Voodoo, ich kann nicht mehr!“
Alles drehte sich.
„Ja willst du jetzt hier sitzenbleiben?“
„Hier stinkt´s zwar nach Pisse, aber ich kann nicht mehr. Ist dir das noch nicht aufgefallen?“
„Ja, ich schau mir jetzt noch Bangkok an.“
„Ich kann nicht mehr! Kommst du wieder zurück?“
„Ja, ja. Ich schau mir noch Bangkok an.“
Sagte es, drehte sich um und schlappte weg.
`Ich träume´, dachte ich.
Wenig später schwallte ein Thai irgendwas von Ganscha, überall roch´s nach Pisse und so bin ich hinter ihm hergelatscht.
An der nächsten Ecke war der verschwunden, dafür hupte neben mir ein Taxi und der Fahrer plärrte: „Taxi?Taxi?“
Ich war wieder kurz vorm Umkippen und dachte mir Taxi = sitzen, kein Pissgestank und keine Sonne mehr auf die Rübe, also `rein in´s TUCK-TUCK.
Jetzt wollte der natürlich irgendwo hinfahren.
10
„How much to airport?“
„300 Baht“
„Ok“ `Arsch lecken´, dachte ich.
Ich wollte nur noch schlafen und dann vielleicht mit dem Flieger nach Koh Samui und mit dem Epress Boat nach Koh Pangan.
Dann fiel mir ein, daß ein airport hotel doch ziehmlich teuer sein müßte, also sagte ich: „Sorry not to airport, but to the next Hotel near the airport. I must sleep. I fly tomorrow. Same price?“
„Yeah, yeah.“
Ich wiederholte das noch öfters, weil der Typ mich ziehmlich oft im Rückspiegel angeglotzt hat.
`Jetzt wird der das doch kapiert haben´, dachte ich, `oder hat er nur Angst, daß ich ihm die Hütte vollkotze ...?´
Ich habe nicht gekotzt, aber der Arsch hat mich direkt an den airport gefahren. Ich fing das Plärren an, der Taximan fing das Plärren an und schon kam wieder ein policeman angerannt.
`Ne, das ist mir jetzt zu stressig´, dachte ich.
Policeman meinte: „pay him.“
Ich plärrte etwas und gab dem Taximan die 300 Baht.
Jetzt erst bemerkte ich die Leute, die teilweise mit Bierdosen um mich herum standen. Ein Schweizer (!) quatschte mich an: „Geh doch da hinein, die haben sicher ein Zimmer frei.“
„Ja was glaubst du wie teuer ..., ach ihr habt doch alle was am Helm!“, sagte ich, setzte mich auf die unbequemen Plastiksitze vor dem airport, schlang ein Bein durch meine Rucksackgurte, zog die Kappe in´s Gesicht und schloß die Augen.
„Zu hart, der knackt hier ab!“, hörte ich so oder so ähnlich.
Nach einer Weile, alles tat mir weh, dachte ich: `hier können nicht mal Tote schlafen, so unbequem ist das!´
Also eierte ich ein paar Meter am airport entlang, da fiel mir ein seriöses Auto mit einem seriös aussehenden Fahrer auf, der mich unsicher musterte.
`Einmal noch´, dachte ich mir.
„Can you drive me to the next hotel, near by the airport. Cheap hotel. I must sleep!“
„Yes“
11
„How much?“
„200 Baht“
„Ok, how long we drive?“
Der sah es mir irgendwie an und meinte, an der Stimme hab´ ich es erkannt, ganz geknickt: „maybe twenty minutes.“
Davor fuhr ich, keine Ahnung, jedenfalls um einiges länger wie zwanzig Minuten für 300 Baht.
Und er hatte sogar eine Klimaanlage!
„Ok, thank you.“
Was er allerdings unter einem billigen Hotel verstand, ist mir bis heute schleierhaft. Da, wo er mich abgesetzt hat, im Suff `reinbegleitet und sogar noch das Gepäck getragen, kostete die Übernachtung 1.250 Baht, damals etwa fünfzig Mark.
„I only want to sleep! I must sleep! I travel since over thirty hours! Ok!“ plärrte ich.
Dafür war die Hütte vom Feinsten: riesiger Saloon wo mich jeder anglotzte, Gepäckjunge, Aufzug, die Bude mit aircondition, Kühlschrank mit Getränken, TV und was weiß ich noch alles!
`Ich hab´s tatsächlich geschafft´, dachte ich, `unglaublich!´, und ließ mich auf das Bett fallen.
Während ich Song Thip-Coke trank, ließ ich mich telefonmäßig mit dem Udo in Deutschland verbinden. Die Carola war `dran und konnte es nicht glauben!
Irgendwann wurde die Verbindung unterbrochen und ich versuchte es nochmal.
„260 Baht a minute!“, plärrte es aus dem Hörer.
„Äh, yeah, yeah! You call back?“
„Yes“
Niemand hat back gecallt, war auch besser so. Ich hätte wahrscheinlich mein halbes Budget vertelefoniert. Ca. 10 Mark/Minute!
Ich habe mir noch einen Song Thip-Coke eingeschenkt, wahrscheinlich den walkman angeworfen und bin dann umgefallen.
Am nächsten Tag bin ich gegen acht Uhr morgens aufgewacht.
War´s mir schlecht!
Wie eine hochschwangere Frau bin ich zum Pissen geeiert und hab´ gehofft, daß ich keine Frühgeburt erleide.
Mir blieb´ nichts anderes übrig, als Vitaminpillen einzuwerfen und mich nochmal hinzulegen.
12
Gegen zwölf Uhr bin ich dann unter die Dusche geschlappt, nachdem ich sämtliche sprudelähnliche Getränke, sogar eine Flasche nacktes Trinkwasser, niedergemacht hatte.
Endlich an der Rezeption angekommen, grinsten die Mädels wie Maikäfer.
Ok, nochmal 650 Baht und der Käs´ war gegessen.
War´s mir schlecht!
Dann sah ich ein Schild: `Ticket to Koh Samui here´
„I can buy Ticket to Koh Samui here? How much?“
„Yes, 2.900 Baht.“
„Is it a different price when I buy it on the airport?“
„Same - same.“ Was soviel heißt, wie, es schenkt sich nichts. Das Gleiche.
„Ok, I buy it on the airport.“
War wieder ein Fehler.
„Taxi to airport“, krächzte ich.
„Yes, there!“, sagte ein grinsendes Maikäferlein.
Schon kam einer grinsend auf mich zu.
„To airport?How much?“
„350 Baht“
„What!? Ok.Ok!“
War´s mir schlecht.
Wenigstens hat er das Gepäck getragen und hatte eine aircondition.
Am Airport kostete dann das Ticket, Bangkok Airways, nach Koh Samui, (ca. 800 km), 3.900 Baht, ca 150 Mark. Keine Ahnung.
Dann hab´ ich bei Thai Airways gefragt, ob ich mit meinem Ticket, mit dem ich gekommen war, auch früher zurückfliegen kann.
Ich hatte die Schnauze voll und schlecht war´s mir und man kann ja mal fragen.
Geht nicht, nur zu dem angegebenen Datum. Oder ich müßte ein neues Ticket kaufen, für 37.750 Baht, ca. 1.500 Mark.
13
Der Hin- und Rückflug hat nicht mal 1.100 Mark gekostet! Und dann hätte ich noch vier Tage warten, aber das Ticket drei Tage vorher lösen müssen.
`Ne, ne´, dachte ich mir, `ab nach Koh Samui!´
Also latschte ich wieder zu Bangkok Airways, löste ein Ticket und sagte, daß ich heute noch nach Koh Pangan möchte.
„Yes, the last boat goes at eight o´clock from Koh Samui. You arrive at seven o´clock.“
`Isch jo scho was´, dachte ich mir und wartete auf den Flieger.
3. KOH SAMUI (1)
Die Flugzeit war eine Stunde und zehn Minuten, immerhin 800 km, und ich war dann tatsächlich um kurz nach Sieben in Koh Samui.
„Can I arrive the last Boat at eight o`clock to Samui?“, fragte ich den gleich auf mich zuschwirrenden Taximan.
„Oh, not at eight, the last boat go at six!“
„What?!“
„You go tomorrow, you take a bungalow. I drive you.“
„Are you sure?“
„Yes, there is no way for today to go to Koh Pangan.“
„What time the boat start tomorrow?“
„Ten thirtey.“ Also halb elf.
„How much?“
„250 Baht.“
„250 Baht? That´s very expensive!“
„But I drive you so long until you find a bungalow. At this time not much rooms are free!“
„Ok“
Tatsächlich mußten wir ein paar mal wieder gehen, weil alles ausgebucht war. Aber dann war was frei, 200 Baht, und ich war zufrieden.
14
Ich hab´ mir dann noch ein Bier und eine Flasche Wasser geholt, meinen Wecker in der Uhr gestellt und hab´ gepennt.
Am nächsten Morgen, so um Neun, schlappte ich zum Frühstücken und hörte ein sehr interessantes Gespräch zwischen zwei deutschen Touristinen mit an.
„ ... , die ist wieder `heimgeflogen! Die hat so die Schnauze voll gehabt! Sie hat mit dem Taxifahrer sechzig Baht ausgemacht, dann wollte der hundert. Dann gab´s ein Riesen Geschrei und sie hat die hundert Baht bezahlt.
Sie meinte, `ich kann die Thai´s nicht mehr sehen!´.
Und Ihre Bekannten sind mit dem Motorrad mit einem Thai zusammengeknallt und liegen im Hospital! Der muß so die Kurve geschnitten haben, daß er direkt auf der Gegenspur entgegenkam ...“
`Sack und Asche´, dachte ich.
Mit der, sorry, beruhigenden Erkenntniss, daß ich nicht der einzige looser in Thailand bin, schlappte ich dann zum Pier, nicht weit von den bungalows entfernt.
Der Taximan hatte mich nicht angelogen!
4. KOH PANGAN
Ohne Probleme kam ich dann mit dem Express-boat in Koh Pangan an. Allerdings auf der falschen Seite der Insel. Also nahm ich ein Taxi, nur noch 30 Baht, und fuhr erstmal zur `Pangan Lodge´, wo ich letztes Jahr schon war. Bei der Pen. Ein niedliches Teilchen.
Die Pen war nicht da, der Voodoo auch nicht (er hatte mich gefragt, wo ich letztes Jahr gewohnt habe, aber, wie sich herausstellte,hatte er es vergessen) und ich bekam zum Glück noch die letzte abgefuckte Hütte, wo nicht mal die Türe richtig zuging. 100 Baht.
In ein paar Tagen war `Full Moon Party´, deswegen war alles voll.
`Erst mal ein Moped mieten´, dachte ich und schlappte los.
Nach zwei Stunden Schlappen und zwei ausgebuchten Mopedstationen, kam ich dann an der Dritten an, wo noch schlappe zwei Motorräder standen. Logischerweise hab´ ich mir gleich eines gekrallt und bin dann nach `Tongsala´, der Ort wo die Hauptanlegestelle ist, gefahren.
In der Hoffnung, Voodoo zu treffen. Trotz allem.
Ich konnte immer noch nicht richtig glauben, was geschehen war.
Dort angekommen, war natürlich nirgends ein Voodoo. Also hab´ ich zuerst was gegessen und bin dann in den nächsten Laden `rein. Klopapier kaufen. Ganz wichtig, weil es auf den meisten Toiletten keines gab. Nur eine Handbrause, nicht gerade mein Fall!
Als ich aus dem Laden `rauskam, wieder zum Moped laufen wollte, sprang mir plötzlich einer ins Kreuz und schrie: „Heh.“
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Das war der Voodoo.
„Wo komsch du jetsch her?“, stammelte ich.
„Ich bin gerade zum Geldwechseln gefahren, ich sitze gleich da vorne. An deiner Hose und der Kappe habe ich dich erkannt! Vor allem an der Kappe! Das kann nur einer sein, dachte ich!“
Er sagte dann, ich sei nicht mehr da gewesen, in Bangkok.
Ich hab`s dabei belassen, ich war auch froh, daß wir uns wieder gefunden hatten.
Also schlappte ich wieder dem Voodoo hinterher. Bis zu einem Tisch.
Schon aus der Ferne sah ich da ein Wrack sitzen.
`Der wird doch nichts mit dem Voodoo zu tun haben´, dachte ich.
Er hatte. Ein Deutscher.
Der absolute, aber wie mir Typ dann versicherte, ehemalige Heroin-überdrogenfuzzy!(ich `hab ein Foto!) Faselte was von meinen Suchtproblemen und meinte, ich müsse unbedingt eine Psychotherapie machen, in Ravensburg, da kenne er sich aus, er hätte eine hinter sich.
`Was hat der Voodoo diesem Typen erzählt? O Gott!´, dachte ich, `wer ist das, wo kommt der her und was will der eigentlich?´
Ich hab´ mir das eine Weile angehört, Voodoo war wieder stumm wie ein Fisch, und hab´ dann dem Drogenfuzzy ein paar Grundsatzfragen gestellt.
In der richtigen Formulierung, versteht sich!
Da stotterte er dann und merkte, daß ich nicht so bin wie der Voodoo.
Voodoo hat dann den Typen auf seinem Moped überall hin mitgenommen. Als wir ewig auf ihn gewartet haben, er dann noch vor Abfahrt unbedingt ein Bier trinken wollte, hat Voodoo sich wortlos hingesetzt und eine Zigarette geraucht.
Der Typ hatte gar nichts. Keinen Plan, kaum Geld und natürlich auch kein Moped. Und hat nur nicht nachvollziebare Scheiße geschwallt.
Bis ich dann nach ein paar Tagen gesagt habe: „Voodoo, schau das du den Typ los wirst, der geht mir mächtig auf den Sack!“
„Ja, mir auch. Ich nehm´ den einfach nicht mehr mit.“
„Tatsächlich? Gute Idee!“
Dann, als wir das Erste mal allein beim Bier zusammensaßen, meinte Voodoo so um ein oder zwei Uhr morgens plötzlich, er gehe jetzt heim, da wir ja morgen zum Boden wollen.
16
`Nun Gut´, dachte ich, `vielleicht ja besser so.´ Wegen Baden.
Als wir dann nachmittags am Strand saßen, meinte Voodoo zu mir: „Du kannst ruhig in`s Wasser gehen, ich habe im Moment sowieso keine Lust.“
Also lief ich allein durch den herrlich weißen Sand und durch die schäumenden Wellen hinein in das glasklare blaue Wasser.
Dann kam die `Full Moon Party´.
Der ganze Strand eine riesige Fete!
Überall waren Stände aufgebaut. Man konnte alle nur denkbaren Arten von Essen, Getränken, Andenken, Luxusartikeln, Bodypainting und Sylvesterartikel kaufen.
Von letzterem ging alle paar Minuten irgendwo immer irgendwas in die Luft. (Ich hab´ mich natürlich gleich ordentlich eingedeckt und den ganzen Sprengstoff nach Deutschland geschmuggelt. Aber andere Dinger wie bei uns!)
Dazu dröhnten sämtliche Musikarten über den ganzen Strand.
Alles hüpfte, tanzte und lachte.
Gut, bis auf die, die schon lagen.
An einigen Teilen des Strandes mußte man beim Gehen aufpassen, daß man nicht über eine der zahlosen Leichen stolpert.
Kurzum, eine riesen Stimmung! Alles war happy!
Bis auf einen.
Der hat sich im Dämmerlicht wirklich nicht von einem Felsen unterschieden.
Ich glaube nicht, daß er was gesagt hat. Selbständig sowieso nicht, höchstens zwangsweise mal ein: „Ja, ja.“
Aber wenigstens nicht mehr `Halt doch dei Gosch Willy´.
Irgendwann meinte dann Voodoo: „Jetzt bin `e miad, jetzt gange hoim.“
Wir hatten uns, o Wunder, vor der Fete schon dafür entschieden, erst einen Tag später nach Koh Samui zu fahren. Leider waren wir nicht die einzigen, die das dachten.
Als wir dann einen Tag später zum Pier kamen, verkauften die Thai´s für das Express Boat ein Ticket nach dem anderen. 80 Baht.
Ungefähr fünfzig Meter vor dem Express Boat kamen wir vor lauter Rucksacktouristen nicht mehr weiter. Das Boot selber sah aus wie, im wahrsten Sinne des Wortes, ein `Albanisches Flüchtlingsschiff´.
Neben mir meinte ein Mädel, auf Deutsch, zu ihrem Freund: „Da geh´ ich nicht mehr `drauf, das säuft ja jetzt schon ab!“
„Nu´ mach mal keine Panik!“, sagte der.
Aber da paßte wirklich kein Schwanz mehr `drauf!
Und das Boot legte tatsächlich so ab! Die Thai´s kennen da nichts.
17
Nur standen da schon noch hundert Leute mit einem Ticket und einem Fragezeichen im Gesicht in der glühenden Sonne auf dem Pier. Mit geschulterten Rucksäcken, versteht sich.
Dann lief nebenan eine Auto Fähre ein.
Ich wußte, daß die auch nach Koh Samui fährt, mit der bin ich letztes Jahr gefahren. Nur brauch´ die halt ein paar Stunden länger.
Ich sagte es Voodoo und seltsamerweise lief er dann keine andere Richtung sondern mir hinterher. Somit waren wir bei den Ersten auf der Fähre.
Auf dem Pier, zwischen den zahllosen Leuten, liefen ein paar Thai´s herum und plärrten: „To Samui. To Samui!“. Und fuchtelten Richtung Fähre.
Auf einem Logensitzplatz mit einem Bier (war eine Art Kiosk an Bord), meinte ich dann zum Voodoo: „welchen Tag haben wir eigentlich? Meine Uhr sagt Freitag.“
„Ne, wir haben Donnerstag.“
„Komisch, meine Uhr sagt Freitag.“
„Und meine Donnerstag. Und die stimmt.“
Ich drehte mich zu meinen Nachbarn um, ein Pärchen der Sprache nach irgendwie von Schweden oder Norwegen, die sich schon die ganze Zeit ein Bier nach dem anderen `reinkippten und meinte zum Mädel neben mir: „Sorry, what day we have? Thursday or Friday?“
Da fing die an zu Lachen und sagte: „Friday, Friday!“
„Oh, thank you!“
„Dann muß sich meine Uhr irgendwie verstellt haben“, meinte dann der Voodoo.
`Nun gut´, dachte ich.
„Wann fährt die denn los?“, meinte Voodoo nach einer halben Stunde selbständig.
„Letztes Jahr hat`s so ungefähr eine halbe Stunde gedauert. Es wird Zeit!“
Nach einer Stunde meinte ich dann: „Seltsam, so lange hat`s nicht gedauert. Irgendwas stimmt nicht!“
Keine Antwort.
Irgendwann kam dann mal ein aufgeregter Thai und meinte: „Sorry, sorry! Machine accident! Machine accident! In ten minutes the next boat!“
Maschinenschaden! Also alle runter von der Fähre. Natürlich gleichzeitig. Was für ein Drama!
18
Als wir dann endlich wieder mit geschulterten Rucksäcken in der Sonne standen meinte Voodoo: „Ich find´ meinen Ticketabriß nicht mehr. Ich geh´ mal nochmal in`s Office.“
Dann kam er mit einem neuen Ticket für ein Speed Boat zurück 200 Baht, und meinte, es gab kein anderes mehr. Aber er würde es schon auf dem Express Boat versuchen. Was mir eine trügerische Hoffnung gab.
Von wegen zehn Minuten! Nach zwei Stunden war immer noch kein Boot zu sehen, die Leute saßen und lagen kreuz und quer in der Gegend herum.
Irgendwann kam mal wieder ein Thai und plärrte: „Speed Boat! Speed Boat!“
Das hatten noch nicht viele von den Leuten mitbekommen und so latschten wir ganz an das Ende des Piers.
Da standen schon ein paar, vielleicht war ja was `dran!
Zuerst wollte der Thai 400 Baht, dann noch 200 und ich kaufte ein Ticket.
„I have a ticket“, meinte Voodoo und zeigte es ihm.
„Sorry, wrong company. But you can change it.“
„Hah ne, jetzt nochmal alles zurück laufen und da `rumstreiten, ne!“, sagte Voodoo und warf das Ticket in den Mülleimer, neben dem wir standen. Und kaufte ein neues.
`Verständlich´, dachte ich. Aber je normaler er zu werden schien, desto dickere Hämmer sollte es nach sich ziehen!
Irgendwann mal, inzwischen hatten sich verdammt viele Leute eingefunden und der Thai verkaufte ein Ticket nach dem anderen, kam ein Speed Boat. Ich schätze, die Kisten werden für ca. zwanzig bis fünfundzwanzig Leute ausgelegt sein, aber nach dem doppelten und das noch mit Gepäck, brauste es davon. Wir waren nicht an Bord. Voodoo stand unbeteiligt herum.
„Voodoo, so wie es aussieht, kommen wir von der Insel heute nicht mehr herunter!“
Keine Antwort.
„What´s about the Speed Boat?“, plärrte ich zum Thai.
„There comes a second.“
„Glaubst du das, Voodoo?“
Keine Antwort.
Tatsächlich kam dann noch ein Zweites.
19
Alle stiegen ein, nur wir nicht. Ich wollte Reaktion zeigen, Voodoo nicht.
Also habe ich auf den Voodoo gewartet.
Man frage mich nicht warum. Ich habe immer das gemacht, was der Voodoo bei mir nicht gemacht hat. Ich kann es mir nicht erklären.
Als ich dachte, daß das Boot vor lauter Leuten absäuft, bin ich losgelatscht, in der Hoffnung, irgendwo noch einen Platz zu bekommen.
Da hat sich Voodoo bewegt.
Wir haben auch noch einen Platz bekommen.
Auf dem Dach.
Nur auf der rechten Seite durfte niemand sitzen, weil da der Fahrer noch `rausschauen mußte.
Unten im Boot lagen die Leute teilweise bei anderen auf dem Schoß.
Und dann heizte der los. Nix langsam wegen den vielen Leuten (vor allem die auf dem Dach!), er gab full speed. Bei jeder Welle über die wir schanzten, knallten wir aus ca. zwanzig cm Höhe mit dem Arsch wieder auf das betonharte Kunstoffdach und mußten schwer aufpassen, daß nicht einer über Bord geht. Wer weiß, ob der Thai anhält, wenn plötzlich einer in´s Meer fällt!
A
habe was ausgegraben, ziehts euch rein! :-)))
grüsse,
willy
Thai_1998.doc c by willy
YOU WANT TO KILL A PARTY?
NO PROBLEM!
RENT A VOODOO!!
oder: Amazing Thailand 1998
1. MÜNCHEN
Als wir im Flugzeug waren, hatte Voodoo`s Sprechbereitschaft merklich nachgelassen.
Wir pokerten noch eine halbe Stunde um Streichhölzer (Voodoo hat dauernd gewonnen), dann kam das Essen.
Danach war Funkstille.
Das heißt, er hat schon noch gesprochen, aber nur mit seiner Nachbarin. Der hat er das `Tauchlerngespräch´ reingedrückt!
Voodoo ist seit letztes Jahr `Open Water Diver´.
Dann absolute Funkstille! Die hat er eingehalten. Einfach gerade ausgeschaut und nicht mehr geantwortet.
Nun gut, dachte ich mir, erst mal ein Bier bestellen.
Als ich das zweite Bier bestellte, saß Voodoo noch genauso da wie vorher, nur hatte er die Augen zu.
`Zwei Stunden im Flieger und der Mann spricht überhaupt nicht mehr, dann pennt er!´, dachte ich mir, `zu hart!´.
Was `hart, härter, am härtesten´ wirklich bedeuten kann, sollte ich noch bis jenseits der bekannten, geistigen Ebene zu spüren bekommen.
Neben mir, auf der anderen Seite, saß ein Typ, etwas älter und mit leichtem Vollbart, vom Aussehen und Statur etwas Moco-Michel.
Der hatte, nachdem er nach den ersten Dosen Bier auf Rotwein umgestiegen war, schon seinen zweiten Wiskey-Cola bestellt.
Ich hatte gerade das zweite Bier hinter mir. `Zu hart´, dachte ich.
„Scheiß Pisserei!“, murmelte ich vor mich hin als ich mich erhob.
2
„Dann mußt Du Wiskey trinken“, sagte der Typ neben mir, „dröhnt auch besser!“
„Gute Idee!“, antwortete ich, grinste und kam nach der Strullerei mit zwei Wiskey-Cola zurück.
Jetzt grinste der Typ(er hat zwar seinen Namen gesagt, aber keine Ahnung!) und sagte: „Danke“.
So gab ein Wort und Wiskey das/den andere/n und wir haben uns einen aufgegossen. Nur des Schlafens wegen, versteht sich, wie wir uns gegeneinander immer wieder versicherten.
Voodoo pennte. Sogar seine Körperhaltung hatte sich leicht verändert.
Bei irgendeiner Wiskey-Bestellung hat uns dann die nette, einfühlsame Stewardess fünfmal erklärt, daß wir in einer guten Stunde landen.
Nach elf Stunden.
Neben mir murmelte einer etwas von schnell schlafen. Gute Idee.
Irgendwann wurden wir von irgendjemand geweckt. Ach ja, das war die Frau von dem Typ. Beide `rampavoll´, aber der kurze Schlaf hat was gebracht.
Nur hatte der Typ seine Frau dabei und ich den Voodoo!
Ja, jetzt war er wach, ich kann mich aber nicht daran erinnern, daß er zu mir gesprochen hat.
2. BANGKOK
Wir waren in Bangkok. Bangkok Airport.
Planlos bin ich dem Voodoo hinterhergelaufen. Bis zu einem Gepäckband von vielen.
Nachdem ich mich wegen dem sehr zu empfehlenden Hitzeschock etwas umgezogen hatte und eifrig das Gepäckband anstarrte, kam irgendeine Touristin zu uns her und meinte, daß von unserem Flug (woher sie das nur weiß?) die Gepäckausgabe, sprich zwei oder drei Bänder diese Richtung wär.
Nach einiger Zeit sind wir dann aus dem airport Richtung Bahnhof gelatscht.
Jedenfalls so wie uns der Udo das eingetrichtert hat. Jedenfalls mir.
Irgendwelche Leute haben uns dann erklärt, daß der Bahnhof, von dem aus der Zug nach Surrathani fährt, zu Fuß und mit Gepäck nicht zu erreichen sei.
„Der Udo sagte, es ist nur über die kleine Brücke, jedenfalls ruck-zuck zu Fuß und mit Gepäck zu erreichen“, sagte ich.
Keine Antwort.
„Die Zocken uns ab!“, sagte ich, „hat uns doch der Udo erzählt. Und der war schon mal da!“
„Ja,Ja“.
3
Irgendwann habe ich mal die Lust verloren, und als ich vor dem Taxi stand, Voodoos unbeteiligtes Gesicht sah, sagte ich: „Soll `mer?!“
„Ja wenn der Udo das nicht genau weiß ...“.
Und da sollst´ nicht nüchtern werden ...
„How much to Railway station to Surrathani?“, fragte ich.
„I have a counter“, antwortete der `Thaiberufstaximan´.
Ich schaute, und dachte mir `naja, er hat ja ein Taxameter, kann nichts schiefgehen´.
Ruck-Zuck waren wir in dem Taxi und fuhren los.
Nach kurzer Zeit, immerhin hatte ich seit Stunden keinen Tropfen Flüssigkeit zu mir genommen, hatte ich Durst.
„Please drive to the next supermarket, like 7 Eleven, you know?“, sagte ich.
„ÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ, Willy, hör jetzt auf!“
„Was denn, ich hab´ einen jenseits Brand! Ich bring´ dir auch eins mit“.
„ÄÄÄÄ“.
Dem Taximan hab noch eine Cola mitgebracht, in der Hoffnung, daß er mich nicht bescheißt. Die Dose Bier, die ich dem Voodoo mitgebracht habe, ist auf irgendeiner Insel aus seinem Rucksack gefallen. Ungeöffnet.
Wir fuhren und fuhren und irgendwann murmelte ich zum Voodoo (davor absolute Funkstille), „die zwei Hochhäuser hab´ ich doch schon mal gesehen.“
Keine Antwort.
Einige Zeit später, mein ich, kamen die gleichen zwei Türme schon wieder vorbei!
Ich möchte nicht wissen, wie lange es gedauert hat, bis ich es zum Ersten Mal gemerkt habe!
„Voodoo, die Türme, die Hochhäuser, links, kamen schon mal!“
„Ach halt doch dei Gosch Willy!“
`Bleda Sau!!!´, dachte ich mir.
„Don`t drive in a circle! I know it!“, sagte ich zum Taximan.
Der schaute mich ganz erschrocken an und sagte: „yehh, yehh“.
„I give you a drink, I was nice to you. But don´t drive in a circle!
4
„Halt doch dei Gosch, Willy! Was wilsch denn?!“ plärrts von hinten.
„Sag mal, hast du das noch nicht mitgekriegt, der fährt mindestens ein- oder zweimal im Kreis `rum. Oder dreimal!“
„Ach Willy halt doch dei Gosch, du hast doch keine Ahnung, du bist doch besoffen! Isch mir doch egal!“
`Gott sei dank besoffen´, dachte ich mir. Was ein Fehler war.
Endlich am Bahnhof angekommen, meinte der Taximan, er würde noch Oere für den Expressway bekommen. Zusätzlich.
Ich gebe zu, das habe ich zuerst nicht geblickt. Hat mir auch kein Schwein gesagt.
Jedenfalls wollte der Taximan von mir 150 Baht, ich habe ihm nur140 gegeben, weil er im Kreis gefahren ist.
Blablabla, dann habe ich ihm noch zwanzig Baht gegeben und sagte: „Stop! Ende!“
Dann fing der das Plärren an, ein Gekreische, und rannte zu einem Policeman, der da zufällig herumstand.
Policeman kam, Taximan plärrte und ich sagte mit ganz ernster Miene: „I was a policeman in Germany. I know the law. He drive in a circle!“
Policeman checkte die Lage, ich faselte immer noch was von Kreis herumfahren, Policeman grinste und fragte:“How much do you pay?“.
Taximan zeigte es ihm und ich sagte zum Policeman: „Look inside the car, the counter already works. You see?“
Der Sack hatte einfach den Taxameter laufen lassen und wollte von Minute zu Minute noch mehr Oere!
Zu hart, wenn sie dich bescheißen, dann bescheißen sie dich während des Bescheißvorgangs gleich nochmal. Zu dem, was ich noch gar nicht gemerkt hatte.
Der Taxameter war inzwischen bei(der letzte Stand den ich weiß war 188) um die 200.
Policeman grinste noch mehr und sagte: „OK“
„OK, I can go?“
„Yes, you can go“. Policeman grinste!
Taximan plärrte mich noch kurz an und ich sagte ihm, er soll sich an den Polizisten wenden. Taximan plärrte und läuft schnurstraks zum körperlich vorhandenen Voodoo, der ganz unbeteiligt irgendwo stand.
Ich sagte: „Voodoo, don`t pay the fairyman“.
Keine Reaktion.
„Voodoo, keine Oere!!!“
5
„Halt doch dei Gosch Willy!“
Sagte es und machte umständlich den Geldbeutel auf, drückte ihm, ich glaube mindestens fünfzig Baht in die Hand. Der Typ hatte noch nicht mal richtig Luft geholt, da zuckte Voodoo seinen Geldbeutel. Wohl gemerkt, nicht bei Leuten die er kennt, nur bei Fremden.
Inzwischen müßte es so um die zehn Uhr morgens gewesen sein, als Voodoo (unbeteiligt) und ich (etwas frustriert) in der jetzt immer mehr vorhanden Hitze samt Gepäck in die Bahnhofshalle einmarschierten.
An den ersten Sitzen ließ ich meine Rucksäcke fallen und dachte `erst mal dringend ein Bier trinken!´
Da saß ich nun besoffen in Bangkok in irgendeiner Bahnhofshalle mit einer Dose Bier und einem unbeweglichem, unbeteiligtem Etwas neben mir, das, wenn es denn den Mund aufmachte, nur plärrte `halt doch dei Gosch Willy!“.
„Ich schau mal, wann der nächste Zug nach Surrathani fährt“, sagte ich.
„Ja schau mal“.
`Oho, es spricht´, dachte ich mir.
Schon zehn Meter vor den Schaltern bemerkte ich eines von den riesigen Plakaten, die überall herumhingen. Darauf stand auf klar verständlichem Englisch, daß man Tickets nur von Leuten kaufen soll, die hinter dem Schalter sitzen.
Ich hatte noch nicht ausgelesen, als ich neben mir eine Stimme hörte: „Ticket?, Ticket?“.
Da stand schon wieder so ein kleiner, brauner Fuzzy neben mir und grinste mich an.
Ich fragte ihn, ob er das Plakat gelesen hätte.
„Yes, I am from this Company“, meinte der.
Jetzt grinste ich und meinte, „ If you are from this Company, you go inside this rooms, and when you look out from this windows, I buy a ticket!“.
Fuzzy grinste dann nicht mehr, war beleidigt und schlappte zum nächsten.
`Bleda Sau!´, dachte ich mir.
Am Schalter erfuhr ich dann, daß der nächste Zug nach Surrathani um 13:30 Uhr fährt. Ist ja eine Ewigkeit!
Als ich dann wieder zum Voodoo kam, saß da ein Typ mit Bierdose, der sich dann als Schweizer entpuppte.
„Voodoo das Plakat mußt du unbedingt lesen, da kam doch gleich so ein Typ ...“.
6
Keine Reaktion.
Voodoo hörte dem Schweizer zu.
Der blubberte ohne Ende.
„Der nächste Zug fährt um 13:30“, sagte ich.
„Er sagte gerade, wir sollen den Zug um 19:45 Uhr nehmen. Sonst stehen wir morgens um zwei in Surrathani“.
„Lieber stehe ich morgens um zwei in Surrathani, als mittags in Bangkok! Surrathani ist an der Küste, da ist es nicht so heiß. Außerdem gibt der Zug etwas Fahrtwind“.
„Aber was wollen wir morgens um zwei in Surrathani?“.
„ÄÄh, Voodoo, wir wollten doch die Bahnstrecke aufgrund den Empfehlungen von Udo und Hampe, dein eigener Cousin, machen. Die Strecke soll so schön sein. Viedokamera und so. Nur ist es Nacht´s ziemlich dunkel“.
„Ja, aber der hat gesagt ...“.
„Was faselst du eigentlich für einen Scheiß daher?“, meinte ich dann zum Schweizer.
Der hat mir dann die gleiche Story von nachts um zwei reingedrückt, obwohl er keinerlei Kenntnisse der Grundlagen hatte. Aber ich glaube, der hat´s schon etwas geblickt, nur alles irgendwie für einen Scherz gehalten.
Man stelle sich vor: vormittags in Bangkok, in der Bahnhofshalle, einer besoffen und der andere ein Embrio! Das mußt Du dir doch ´reinziehen!
„Aber sonst liebt ihr euch schon?“, fragte irgendwann mal der Schweizer.
„Klar, wir sind die Besten Kumpels!“, sagte ich nicht mehr überzeugt.
Voodoo, Reaktion gezeigt, stimmte gleich mit ein.
Als Voodoo dann beim Pissen war, hat mich der Schweizer gefragt: „ist der immer so?“
„Ja, was glaubst du, warum ich so besoffen bin!“
Er hat mich noch einige Sachen gefragt und ich konnte immer nur antworten: „keine Ahnung, macht er nicht.“
„Ja warum denn?“
„Sorry, weiß ich nicht. Keine Ahnung!“
7
Als Voodoo vom Pissen kam, hat der Schweizer noch fünf Minuten versucht sich mit ihm zu unterhalten, es war ja eh ein Monolog, dann schnappte er seine Bierdose und meinte zu mir: “ich wünsch euch noch viel Glück!“ Und schlappte zügig weg.
Da saß ich immer noch, besoffen in Bangkok, in irgendeiner Bahnhofshalle.
„Ich hol´ mal die Fahrkarten“, sagte Voodoo nach einer Weile plötzlich selbständig.
„Aber die für 13:30 Uhr, nicht um 19:45 Uhr! Und schau auf die Plakate!“
`Ja, ja´ oder `halt doch dei Gosch´, hörte ich.
Als er zurückkam und ich ihn informationsmäßig ordentlich ausgequetscht hatte, erfuhr ich, bruchstückemäßig, daß er vom nächstbesten Typ die Fahrkarten gekauft hatte. Natürlich für 19:45 Uhr.
„Der Schweizer hat gesagt ...“. Das sollte ich noch öfters hören.
Keine Ahnung, was Voodoo für die Fahrkarten bezahlt hatte. Aber er gab mir sogar eine! Für 19:45 Uhr.
„Wieso denn jetzt für 19:45 Uhr?“
„Der Schweizer hat gesagt ...“.
„Leck mich doch am Arsch mit dem Schweizer, der hat seine Bierdose geschnappt und ist
weggelatscht!“.
„Halt doch dei Gosch Willy, du bist doch besoffen!“
„Warum wohl?!“
Keine Antwort.
Mittlerweile hatte ich wirklich das `leck mich am Arsch´ Stadium erreicht und sagte: „O.K., ich bin besoffen, wir sind im Urlaub und der Schweizer und du haben einen Plan. Jetzt machen wir es so, wie du es für richtig hälst!“
„Ja, endlich, so machen wir´s!“
Da war er wieder zufrieden.
Mindestens fünfzehn konversationlose Minuten später meinte Voodoo: „was macha ma jetzt?“
„Keine Ahnung, du hast den Plan!“
„Ach Willy, du bist so unselbständig, dauernd muß man dich bemuttern!“
8
Mir ist nichts mehr eingefallen, nicht mal mehr welchen Vogel es mir zuerst `rauspfeifen soll!
„Voodoo“, sagte ich schließlich, „mach doch einfach was der Schweizer gesagt hat. Was hat der eigentlich alles gesagt?“
Keine Antwort.
So um 12 Uhr mittags war ich todmüde und noch besoffener, Voodoo fit, aber wieder erstarrt.
„Voodoo, wir müssen jetzt irgendwas machen. Ich fall fast vom Schemel! Irgendwie abliegen oder so. Bis der Zug fährt, sind es noch fast acht Stunden! Und dia bacha Hitz´!“
„Der Schweizer hat gesagt, wenn wir da runter laufen, kommt gleich ein Bootssteg. Dann sollen wir das Taxiboot nehmen und da und dahin fahren. Wenn wir dann diese Richtung noch ein paar Straßen weiter laufen, kommt da ein billiges Hotel.“
„Hat der Schweizer gesagt?“
„Ja.“
„Und das soll ich jetzt, halb vom Schemel fallend, mit dem ganzen Gepäck und bei der Hitze in den Jeans, machen? Laß´ uns doch einfach ein paar Ecken weiterschauen ...“
„Ach Willy, halt doch dei Gosch, mit dir ist doch nicht´s los. Wenn ich im Urlaub bin, möchte ich doch auch etwas unternehmen! Der Schweizer hat gesagt ...“
„Ja, ja, schon gut, ich lauf´ dir einfach hinterher! Aber denk´ bitte daran, ich bin nicht mehr so schnell ...“
Ich hatte große Mühe, ihm zu folgen, obwohl ich dauernd plärrte: „Voodoo, jetzt wart´ doch!“ Einen von meinen zwei Rucksäcken hab´ ich, glaub` ich, irgendwann nur noch hinter mir hergeschleift.
Endlich waren wir an einem Bootssteg, dann endlich saß ich in einem Boot, wie?, wann? und warum?, keine Ahnung.
Wir sind eine ewige Zeit gefahren und viele Haltestellen gingen an uns vorrüber.
Ich habe versucht, die dermaßen miese Stimmung etwas aufzulockern, indem ich, als hinten der skipper ein paar Mal Vollgas gab und ich suff- und gasmäßig zwangsläufig mittwippte, mich umdrehte und plärrte: „Yeah, Gas Manne, Gas!“
Der gab auch Gas und grinste.
Nach dem Urlaub hab´ ich mir gedacht, das war ein Fehler. Voodoo hat das sicher als `alles in Ordnung ...; halb so wild ...; er ist ja wieder lustig ...; also kann´s an mir gar nicht liegen ...´, gedacht. Oder einfach gar nichts.
Irgendwann, bei irgendeiner Haltestelle meinte Voodoo: „ich glaub´, hier müssen wir ´raus.“
9
Dann habe ich mein Gepäck geschnappt und bin wieder dem Voodoo hinterhergelatscht.
Voodoo hatte nur einen großen Rucksack, der perfekt auf seinem Rücken saß. Den hatte er sich extra neu gekauft. Sogar vorher anprobiert.
„Der Schweizer hat gesagt ...“
Ich konnte es nicht mehr hören!
Die Straßen entlang, die Straße `rauf, die Straße runter. Nicht nur ein paar hundert Meter. Und das im asiatischen Gewimmel, wo man kaum an den Leuten vorbeikommt. Mit Gepäck sowieso nicht.
„Voodoo, willst du mich verarschen!?“
„Der Schweizer hat gesagt ..., moment, ja, ich glaub´ hier ist es.“
Sagte es und lief in die nächste Hütte ´rein. Das war eine Kneipe und kein Hotel.
Alle Leute plärrten und fuchtelten in die Richtung, aus der wir schon zum zweiten mal hergekommen waren. Also wieder zurück.
Nach über drei Stunden (!) wurde mir plötzlich schwarz vor Augen, ich ließ meine Rucksäcke fallen, setzte mich ´drauf und stammelte: „Voodoo, ich kann nicht mehr!“
Alles drehte sich.
„Ja willst du jetzt hier sitzenbleiben?“
„Hier stinkt´s zwar nach Pisse, aber ich kann nicht mehr. Ist dir das noch nicht aufgefallen?“
„Ja, ich schau mir jetzt noch Bangkok an.“
„Ich kann nicht mehr! Kommst du wieder zurück?“
„Ja, ja. Ich schau mir noch Bangkok an.“
Sagte es, drehte sich um und schlappte weg.
`Ich träume´, dachte ich.
Wenig später schwallte ein Thai irgendwas von Ganscha, überall roch´s nach Pisse und so bin ich hinter ihm hergelatscht.
An der nächsten Ecke war der verschwunden, dafür hupte neben mir ein Taxi und der Fahrer plärrte: „Taxi?Taxi?“
Ich war wieder kurz vorm Umkippen und dachte mir Taxi = sitzen, kein Pissgestank und keine Sonne mehr auf die Rübe, also `rein in´s TUCK-TUCK.
Jetzt wollte der natürlich irgendwo hinfahren.
10
„How much to airport?“
„300 Baht“
„Ok“ `Arsch lecken´, dachte ich.
Ich wollte nur noch schlafen und dann vielleicht mit dem Flieger nach Koh Samui und mit dem Epress Boat nach Koh Pangan.
Dann fiel mir ein, daß ein airport hotel doch ziehmlich teuer sein müßte, also sagte ich: „Sorry not to airport, but to the next Hotel near the airport. I must sleep. I fly tomorrow. Same price?“
„Yeah, yeah.“
Ich wiederholte das noch öfters, weil der Typ mich ziehmlich oft im Rückspiegel angeglotzt hat.
`Jetzt wird der das doch kapiert haben´, dachte ich, `oder hat er nur Angst, daß ich ihm die Hütte vollkotze ...?´
Ich habe nicht gekotzt, aber der Arsch hat mich direkt an den airport gefahren. Ich fing das Plärren an, der Taximan fing das Plärren an und schon kam wieder ein policeman angerannt.
`Ne, das ist mir jetzt zu stressig´, dachte ich.
Policeman meinte: „pay him.“
Ich plärrte etwas und gab dem Taximan die 300 Baht.
Jetzt erst bemerkte ich die Leute, die teilweise mit Bierdosen um mich herum standen. Ein Schweizer (!) quatschte mich an: „Geh doch da hinein, die haben sicher ein Zimmer frei.“
„Ja was glaubst du wie teuer ..., ach ihr habt doch alle was am Helm!“, sagte ich, setzte mich auf die unbequemen Plastiksitze vor dem airport, schlang ein Bein durch meine Rucksackgurte, zog die Kappe in´s Gesicht und schloß die Augen.
„Zu hart, der knackt hier ab!“, hörte ich so oder so ähnlich.
Nach einer Weile, alles tat mir weh, dachte ich: `hier können nicht mal Tote schlafen, so unbequem ist das!´
Also eierte ich ein paar Meter am airport entlang, da fiel mir ein seriöses Auto mit einem seriös aussehenden Fahrer auf, der mich unsicher musterte.
`Einmal noch´, dachte ich mir.
„Can you drive me to the next hotel, near by the airport. Cheap hotel. I must sleep!“
„Yes“
11
„How much?“
„200 Baht“
„Ok, how long we drive?“
Der sah es mir irgendwie an und meinte, an der Stimme hab´ ich es erkannt, ganz geknickt: „maybe twenty minutes.“
Davor fuhr ich, keine Ahnung, jedenfalls um einiges länger wie zwanzig Minuten für 300 Baht.
Und er hatte sogar eine Klimaanlage!
„Ok, thank you.“
Was er allerdings unter einem billigen Hotel verstand, ist mir bis heute schleierhaft. Da, wo er mich abgesetzt hat, im Suff `reinbegleitet und sogar noch das Gepäck getragen, kostete die Übernachtung 1.250 Baht, damals etwa fünfzig Mark.
„I only want to sleep! I must sleep! I travel since over thirty hours! Ok!“ plärrte ich.
Dafür war die Hütte vom Feinsten: riesiger Saloon wo mich jeder anglotzte, Gepäckjunge, Aufzug, die Bude mit aircondition, Kühlschrank mit Getränken, TV und was weiß ich noch alles!
`Ich hab´s tatsächlich geschafft´, dachte ich, `unglaublich!´, und ließ mich auf das Bett fallen.
Während ich Song Thip-Coke trank, ließ ich mich telefonmäßig mit dem Udo in Deutschland verbinden. Die Carola war `dran und konnte es nicht glauben!
Irgendwann wurde die Verbindung unterbrochen und ich versuchte es nochmal.
„260 Baht a minute!“, plärrte es aus dem Hörer.
„Äh, yeah, yeah! You call back?“
„Yes“
Niemand hat back gecallt, war auch besser so. Ich hätte wahrscheinlich mein halbes Budget vertelefoniert. Ca. 10 Mark/Minute!
Ich habe mir noch einen Song Thip-Coke eingeschenkt, wahrscheinlich den walkman angeworfen und bin dann umgefallen.
Am nächsten Tag bin ich gegen acht Uhr morgens aufgewacht.
War´s mir schlecht!
Wie eine hochschwangere Frau bin ich zum Pissen geeiert und hab´ gehofft, daß ich keine Frühgeburt erleide.
Mir blieb´ nichts anderes übrig, als Vitaminpillen einzuwerfen und mich nochmal hinzulegen.
12
Gegen zwölf Uhr bin ich dann unter die Dusche geschlappt, nachdem ich sämtliche sprudelähnliche Getränke, sogar eine Flasche nacktes Trinkwasser, niedergemacht hatte.
Endlich an der Rezeption angekommen, grinsten die Mädels wie Maikäfer.
Ok, nochmal 650 Baht und der Käs´ war gegessen.
War´s mir schlecht!
Dann sah ich ein Schild: `Ticket to Koh Samui here´
„I can buy Ticket to Koh Samui here? How much?“
„Yes, 2.900 Baht.“
„Is it a different price when I buy it on the airport?“
„Same - same.“ Was soviel heißt, wie, es schenkt sich nichts. Das Gleiche.
„Ok, I buy it on the airport.“
War wieder ein Fehler.
„Taxi to airport“, krächzte ich.
„Yes, there!“, sagte ein grinsendes Maikäferlein.
Schon kam einer grinsend auf mich zu.
„To airport?How much?“
„350 Baht“
„What!? Ok.Ok!“
War´s mir schlecht.
Wenigstens hat er das Gepäck getragen und hatte eine aircondition.
Am Airport kostete dann das Ticket, Bangkok Airways, nach Koh Samui, (ca. 800 km), 3.900 Baht, ca 150 Mark. Keine Ahnung.
Dann hab´ ich bei Thai Airways gefragt, ob ich mit meinem Ticket, mit dem ich gekommen war, auch früher zurückfliegen kann.
Ich hatte die Schnauze voll und schlecht war´s mir und man kann ja mal fragen.
Geht nicht, nur zu dem angegebenen Datum. Oder ich müßte ein neues Ticket kaufen, für 37.750 Baht, ca. 1.500 Mark.
13
Der Hin- und Rückflug hat nicht mal 1.100 Mark gekostet! Und dann hätte ich noch vier Tage warten, aber das Ticket drei Tage vorher lösen müssen.
`Ne, ne´, dachte ich mir, `ab nach Koh Samui!´
Also latschte ich wieder zu Bangkok Airways, löste ein Ticket und sagte, daß ich heute noch nach Koh Pangan möchte.
„Yes, the last boat goes at eight o´clock from Koh Samui. You arrive at seven o´clock.“
`Isch jo scho was´, dachte ich mir und wartete auf den Flieger.
3. KOH SAMUI (1)
Die Flugzeit war eine Stunde und zehn Minuten, immerhin 800 km, und ich war dann tatsächlich um kurz nach Sieben in Koh Samui.
„Can I arrive the last Boat at eight o`clock to Samui?“, fragte ich den gleich auf mich zuschwirrenden Taximan.
„Oh, not at eight, the last boat go at six!“
„What?!“
„You go tomorrow, you take a bungalow. I drive you.“
„Are you sure?“
„Yes, there is no way for today to go to Koh Pangan.“
„What time the boat start tomorrow?“
„Ten thirtey.“ Also halb elf.
„How much?“
„250 Baht.“
„250 Baht? That´s very expensive!“
„But I drive you so long until you find a bungalow. At this time not much rooms are free!“
„Ok“
Tatsächlich mußten wir ein paar mal wieder gehen, weil alles ausgebucht war. Aber dann war was frei, 200 Baht, und ich war zufrieden.
14
Ich hab´ mir dann noch ein Bier und eine Flasche Wasser geholt, meinen Wecker in der Uhr gestellt und hab´ gepennt.
Am nächsten Morgen, so um Neun, schlappte ich zum Frühstücken und hörte ein sehr interessantes Gespräch zwischen zwei deutschen Touristinen mit an.
„ ... , die ist wieder `heimgeflogen! Die hat so die Schnauze voll gehabt! Sie hat mit dem Taxifahrer sechzig Baht ausgemacht, dann wollte der hundert. Dann gab´s ein Riesen Geschrei und sie hat die hundert Baht bezahlt.
Sie meinte, `ich kann die Thai´s nicht mehr sehen!´.
Und Ihre Bekannten sind mit dem Motorrad mit einem Thai zusammengeknallt und liegen im Hospital! Der muß so die Kurve geschnitten haben, daß er direkt auf der Gegenspur entgegenkam ...“
`Sack und Asche´, dachte ich.
Mit der, sorry, beruhigenden Erkenntniss, daß ich nicht der einzige looser in Thailand bin, schlappte ich dann zum Pier, nicht weit von den bungalows entfernt.
Der Taximan hatte mich nicht angelogen!
4. KOH PANGAN
Ohne Probleme kam ich dann mit dem Express-boat in Koh Pangan an. Allerdings auf der falschen Seite der Insel. Also nahm ich ein Taxi, nur noch 30 Baht, und fuhr erstmal zur `Pangan Lodge´, wo ich letztes Jahr schon war. Bei der Pen. Ein niedliches Teilchen.
Die Pen war nicht da, der Voodoo auch nicht (er hatte mich gefragt, wo ich letztes Jahr gewohnt habe, aber, wie sich herausstellte,hatte er es vergessen) und ich bekam zum Glück noch die letzte abgefuckte Hütte, wo nicht mal die Türe richtig zuging. 100 Baht.
In ein paar Tagen war `Full Moon Party´, deswegen war alles voll.
`Erst mal ein Moped mieten´, dachte ich und schlappte los.
Nach zwei Stunden Schlappen und zwei ausgebuchten Mopedstationen, kam ich dann an der Dritten an, wo noch schlappe zwei Motorräder standen. Logischerweise hab´ ich mir gleich eines gekrallt und bin dann nach `Tongsala´, der Ort wo die Hauptanlegestelle ist, gefahren.
In der Hoffnung, Voodoo zu treffen. Trotz allem.
Ich konnte immer noch nicht richtig glauben, was geschehen war.
Dort angekommen, war natürlich nirgends ein Voodoo. Also hab´ ich zuerst was gegessen und bin dann in den nächsten Laden `rein. Klopapier kaufen. Ganz wichtig, weil es auf den meisten Toiletten keines gab. Nur eine Handbrause, nicht gerade mein Fall!
Als ich aus dem Laden `rauskam, wieder zum Moped laufen wollte, sprang mir plötzlich einer ins Kreuz und schrie: „Heh.“
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Das war der Voodoo.
„Wo komsch du jetsch her?“, stammelte ich.
„Ich bin gerade zum Geldwechseln gefahren, ich sitze gleich da vorne. An deiner Hose und der Kappe habe ich dich erkannt! Vor allem an der Kappe! Das kann nur einer sein, dachte ich!“
Er sagte dann, ich sei nicht mehr da gewesen, in Bangkok.
Ich hab`s dabei belassen, ich war auch froh, daß wir uns wieder gefunden hatten.
Also schlappte ich wieder dem Voodoo hinterher. Bis zu einem Tisch.
Schon aus der Ferne sah ich da ein Wrack sitzen.
`Der wird doch nichts mit dem Voodoo zu tun haben´, dachte ich.
Er hatte. Ein Deutscher.
Der absolute, aber wie mir Typ dann versicherte, ehemalige Heroin-überdrogenfuzzy!(ich `hab ein Foto!) Faselte was von meinen Suchtproblemen und meinte, ich müsse unbedingt eine Psychotherapie machen, in Ravensburg, da kenne er sich aus, er hätte eine hinter sich.
`Was hat der Voodoo diesem Typen erzählt? O Gott!´, dachte ich, `wer ist das, wo kommt der her und was will der eigentlich?´
Ich hab´ mir das eine Weile angehört, Voodoo war wieder stumm wie ein Fisch, und hab´ dann dem Drogenfuzzy ein paar Grundsatzfragen gestellt.
In der richtigen Formulierung, versteht sich!
Da stotterte er dann und merkte, daß ich nicht so bin wie der Voodoo.
Voodoo hat dann den Typen auf seinem Moped überall hin mitgenommen. Als wir ewig auf ihn gewartet haben, er dann noch vor Abfahrt unbedingt ein Bier trinken wollte, hat Voodoo sich wortlos hingesetzt und eine Zigarette geraucht.
Der Typ hatte gar nichts. Keinen Plan, kaum Geld und natürlich auch kein Moped. Und hat nur nicht nachvollziebare Scheiße geschwallt.
Bis ich dann nach ein paar Tagen gesagt habe: „Voodoo, schau das du den Typ los wirst, der geht mir mächtig auf den Sack!“
„Ja, mir auch. Ich nehm´ den einfach nicht mehr mit.“
„Tatsächlich? Gute Idee!“
Dann, als wir das Erste mal allein beim Bier zusammensaßen, meinte Voodoo so um ein oder zwei Uhr morgens plötzlich, er gehe jetzt heim, da wir ja morgen zum Boden wollen.
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`Nun Gut´, dachte ich, `vielleicht ja besser so.´ Wegen Baden.
Als wir dann nachmittags am Strand saßen, meinte Voodoo zu mir: „Du kannst ruhig in`s Wasser gehen, ich habe im Moment sowieso keine Lust.“
Also lief ich allein durch den herrlich weißen Sand und durch die schäumenden Wellen hinein in das glasklare blaue Wasser.
Dann kam die `Full Moon Party´.
Der ganze Strand eine riesige Fete!
Überall waren Stände aufgebaut. Man konnte alle nur denkbaren Arten von Essen, Getränken, Andenken, Luxusartikeln, Bodypainting und Sylvesterartikel kaufen.
Von letzterem ging alle paar Minuten irgendwo immer irgendwas in die Luft. (Ich hab´ mich natürlich gleich ordentlich eingedeckt und den ganzen Sprengstoff nach Deutschland geschmuggelt. Aber andere Dinger wie bei uns!)
Dazu dröhnten sämtliche Musikarten über den ganzen Strand.
Alles hüpfte, tanzte und lachte.
Gut, bis auf die, die schon lagen.
An einigen Teilen des Strandes mußte man beim Gehen aufpassen, daß man nicht über eine der zahlosen Leichen stolpert.
Kurzum, eine riesen Stimmung! Alles war happy!
Bis auf einen.
Der hat sich im Dämmerlicht wirklich nicht von einem Felsen unterschieden.
Ich glaube nicht, daß er was gesagt hat. Selbständig sowieso nicht, höchstens zwangsweise mal ein: „Ja, ja.“
Aber wenigstens nicht mehr `Halt doch dei Gosch Willy´.
Irgendwann meinte dann Voodoo: „Jetzt bin `e miad, jetzt gange hoim.“
Wir hatten uns, o Wunder, vor der Fete schon dafür entschieden, erst einen Tag später nach Koh Samui zu fahren. Leider waren wir nicht die einzigen, die das dachten.
Als wir dann einen Tag später zum Pier kamen, verkauften die Thai´s für das Express Boat ein Ticket nach dem anderen. 80 Baht.
Ungefähr fünfzig Meter vor dem Express Boat kamen wir vor lauter Rucksacktouristen nicht mehr weiter. Das Boot selber sah aus wie, im wahrsten Sinne des Wortes, ein `Albanisches Flüchtlingsschiff´.
Neben mir meinte ein Mädel, auf Deutsch, zu ihrem Freund: „Da geh´ ich nicht mehr `drauf, das säuft ja jetzt schon ab!“
„Nu´ mach mal keine Panik!“, sagte der.
Aber da paßte wirklich kein Schwanz mehr `drauf!
Und das Boot legte tatsächlich so ab! Die Thai´s kennen da nichts.
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Nur standen da schon noch hundert Leute mit einem Ticket und einem Fragezeichen im Gesicht in der glühenden Sonne auf dem Pier. Mit geschulterten Rucksäcken, versteht sich.
Dann lief nebenan eine Auto Fähre ein.
Ich wußte, daß die auch nach Koh Samui fährt, mit der bin ich letztes Jahr gefahren. Nur brauch´ die halt ein paar Stunden länger.
Ich sagte es Voodoo und seltsamerweise lief er dann keine andere Richtung sondern mir hinterher. Somit waren wir bei den Ersten auf der Fähre.
Auf dem Pier, zwischen den zahllosen Leuten, liefen ein paar Thai´s herum und plärrten: „To Samui. To Samui!“. Und fuchtelten Richtung Fähre.
Auf einem Logensitzplatz mit einem Bier (war eine Art Kiosk an Bord), meinte ich dann zum Voodoo: „welchen Tag haben wir eigentlich? Meine Uhr sagt Freitag.“
„Ne, wir haben Donnerstag.“
„Komisch, meine Uhr sagt Freitag.“
„Und meine Donnerstag. Und die stimmt.“
Ich drehte mich zu meinen Nachbarn um, ein Pärchen der Sprache nach irgendwie von Schweden oder Norwegen, die sich schon die ganze Zeit ein Bier nach dem anderen `reinkippten und meinte zum Mädel neben mir: „Sorry, what day we have? Thursday or Friday?“
Da fing die an zu Lachen und sagte: „Friday, Friday!“
„Oh, thank you!“
„Dann muß sich meine Uhr irgendwie verstellt haben“, meinte dann der Voodoo.
`Nun gut´, dachte ich.
„Wann fährt die denn los?“, meinte Voodoo nach einer halben Stunde selbständig.
„Letztes Jahr hat`s so ungefähr eine halbe Stunde gedauert. Es wird Zeit!“
Nach einer Stunde meinte ich dann: „Seltsam, so lange hat`s nicht gedauert. Irgendwas stimmt nicht!“
Keine Antwort.
Irgendwann kam dann mal ein aufgeregter Thai und meinte: „Sorry, sorry! Machine accident! Machine accident! In ten minutes the next boat!“
Maschinenschaden! Also alle runter von der Fähre. Natürlich gleichzeitig. Was für ein Drama!
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Als wir dann endlich wieder mit geschulterten Rucksäcken in der Sonne standen meinte Voodoo: „Ich find´ meinen Ticketabriß nicht mehr. Ich geh´ mal nochmal in`s Office.“
Dann kam er mit einem neuen Ticket für ein Speed Boat zurück 200 Baht, und meinte, es gab kein anderes mehr. Aber er würde es schon auf dem Express Boat versuchen. Was mir eine trügerische Hoffnung gab.
Von wegen zehn Minuten! Nach zwei Stunden war immer noch kein Boot zu sehen, die Leute saßen und lagen kreuz und quer in der Gegend herum.
Irgendwann kam mal wieder ein Thai und plärrte: „Speed Boat! Speed Boat!“
Das hatten noch nicht viele von den Leuten mitbekommen und so latschten wir ganz an das Ende des Piers.
Da standen schon ein paar, vielleicht war ja was `dran!
Zuerst wollte der Thai 400 Baht, dann noch 200 und ich kaufte ein Ticket.
„I have a ticket“, meinte Voodoo und zeigte es ihm.
„Sorry, wrong company. But you can change it.“
„Hah ne, jetzt nochmal alles zurück laufen und da `rumstreiten, ne!“, sagte Voodoo und warf das Ticket in den Mülleimer, neben dem wir standen. Und kaufte ein neues.
`Verständlich´, dachte ich. Aber je normaler er zu werden schien, desto dickere Hämmer sollte es nach sich ziehen!
Irgendwann mal, inzwischen hatten sich verdammt viele Leute eingefunden und der Thai verkaufte ein Ticket nach dem anderen, kam ein Speed Boat. Ich schätze, die Kisten werden für ca. zwanzig bis fünfundzwanzig Leute ausgelegt sein, aber nach dem doppelten und das noch mit Gepäck, brauste es davon. Wir waren nicht an Bord. Voodoo stand unbeteiligt herum.
„Voodoo, so wie es aussieht, kommen wir von der Insel heute nicht mehr herunter!“
Keine Antwort.
„What´s about the Speed Boat?“, plärrte ich zum Thai.
„There comes a second.“
„Glaubst du das, Voodoo?“
Keine Antwort.
Tatsächlich kam dann noch ein Zweites.
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Alle stiegen ein, nur wir nicht. Ich wollte Reaktion zeigen, Voodoo nicht.
Also habe ich auf den Voodoo gewartet.
Man frage mich nicht warum. Ich habe immer das gemacht, was der Voodoo bei mir nicht gemacht hat. Ich kann es mir nicht erklären.
Als ich dachte, daß das Boot vor lauter Leuten absäuft, bin ich losgelatscht, in der Hoffnung, irgendwo noch einen Platz zu bekommen.
Da hat sich Voodoo bewegt.
Wir haben auch noch einen Platz bekommen.
Auf dem Dach.
Nur auf der rechten Seite durfte niemand sitzen, weil da der Fahrer noch `rausschauen mußte.
Unten im Boot lagen die Leute teilweise bei anderen auf dem Schoß.
Und dann heizte der los. Nix langsam wegen den vielen Leuten (vor allem die auf dem Dach!), er gab full speed. Bei jeder Welle über die wir schanzten, knallten wir aus ca. zwanzig cm Höhe mit dem Arsch wieder auf das betonharte Kunstoffdach und mußten schwer aufpassen, daß nicht einer über Bord geht. Wer weiß, ob der Thai anhält, wenn plötzlich einer in´s Meer fällt!
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