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YASOTHON - Bun Bang Fai - by "abstinent"

Diskutiere YASOTHON - Bun Bang Fai - by "abstinent" im Touristik Forum im Bereich Thailand Forum; Es nähert sich unaufhaltsam, das beste, das lustigste, das farbenprächtigste Festival in Thailand. In wenigen Tagen ist es wieder soweit, und ich...
A

abstinent

Gast
Es nähert sich unaufhaltsam, das beste, das lustigste, das farbenprächtigste Festival in Thailand. In wenigen Tagen ist es wieder soweit, und ich starte mit Theptida in die entlegene Isaan-Provinz. 3 Tage Tanzen, Trinken, Singen und ausgelassen Abfeiern, wie man es nur im echten Thailand kennt.

Nichts für Pattayaner, Sextouristen oder Farangklohabenmüsser :rofl: !

Nur zur Unterhaltung stelle ich euch hier meinen letztjährigen Susiforum-Bericht hinein, vielleicht gefällt er euch ja:

Text und Fotos sind urheberrechtlich geschützt, weiterverwendung nur mit schriftlicher genehmigung des verfassers.

Los geht's:

Teil 1:

Die Fahrt verlief bis hinter Korat ohne besondere Zwischenfälle. Erste Vorboten von tropischen Regenfällen zeigten sich bei der Auffahrt zum Korat-Plateau in Höhe des Khao Yai Nationalparks in der Form tiefstschwarzer Wolkenwände - aber für uns blieb es glücklicherweise zunächst einmal nur bei der drohenden Ansicht derselben.
Ein großer Flohmarkt, direkt an der Mittaparb-Straße in Korat gelegen, bot unter Anderem zahlreiche Garküchen und lud uns zum Etappenstop ein.
Nach fast dreistündiger Fahrt im Kielwasser der stinkenden und überladenen Trucks, welche sich die steilen Berge hinaufquälten - tat uns der kurze Spaziergang an der frischen Luft, und der leckere Snack ganz gut.
Doch weiter gings dann in Richtung tiefster Isaan. Über die moderne Umgehungsstraße Korats kamen wir schnell wieder auf die mehrspurige Schnellstraße, welche Korat mit Khon Kaen verbindet.
Dann wurde es dunkel, und mit einsetzender Dunkelheit begann das Spektakel am Horizont........Blitze über Blitze gab es da zu sehen, irre grell und völlig lautlos - denn das Gewitter war noch jenseits der Hörweite der Donnerschläge......aber wir kamen schnell näher.
Urplötzlich klatschten dann riesengroße Regentropfen aufs Blechdach unseres Gefährts. Binnen Minuten stand die gesamte Fahrbahn knöcheltief unter Wasser - die Drainage war hoffnungslos überfordert, und ein sehr starker Wind kam auf.
Mittlerweile waren wir auf die kleinere Straße Nummer 207 abgebogen, und hatten keine Rücklichter anderer Fahrzeuge mehr als Orientierungshilfe vor uns. Der Wolkenbruch legte noch einen Zahn zu, und ich konnte nur noch schemenhaft den Randstreifen erkennen, der auf dieser glücklicherweise frisch geteerten Straße noch halbwegs auszumachen war. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch gigantische 7 km/h.
Auf einmal tauchten sie überall auf..... gespenstische Gestalten mit einem großen leuchtenden Auge mitten auf der Stirn......oder was war das dort links und rechts neben und auf der Fahrbahn?
Ach so - klare Kiste..... ich bin ja in Thailand.......das sind die Damen und Herren Frosch- und Krötenfänger, die im dicksten Regen nach hüpfendem Zubehör für das Abendmahl fahndeten.
Morgen wird’s kaum eine Familie ohne Tom Yam Gob oder Kiat Thod Katiem in dieser Region geben, dachte ich noch.
Nur die glücklichsten Vertreter ihrer Spezies werden in ausgenommenen Zustand noch ein langfristiges Sonnenbad auf den Schilfdächern der Reisfeldhütten vor sich haben - bis diese dann als Sonnengetrocknete Lenkerchen kredenzt werden können.
Jedem das Seine, aber für meines Vaters Sohn darf es schon ´was größeres an Stückchen Fleisch sein, so vom Rind oder Schwein...oder so ........

Irgendwann kamen wir auf die Straße 202, welche uns über Suwannaphum (Grafschaft Roi-Et) direkt nach Yasothon brachte.
Im nachlassenden Regen konnten dann auch wieder die offensichtlich immer zu hoch und furchtbar blendend eingestellten Scheinwerfer der Fahrzeuge im Gegenverkehr ausgemacht werden - einfach toll......da weiß man erstmalig wofür zivilisierte Nationen TÜV´s oder so ähnliche verhasste Institutionen haben.
Bis kurz vor Yasothon hatten wir auf den zurückliegenden 60 km so vielleicht zwölf Mal Notausweichmanöver mit dem Musso auf´s Parkett legen müssen, denn den Truckern gehört im Isaan die Nacht, und die gesamte Straßenbreite somit auch!
Kein Problem, man zählt sich ja zu den versierten Expat-Piloten, die schon so manche Tour auf dem Buckel haben. Buddhaseidank ist meine Copilotin auch nicht von der Kreischenden oder herumquiekenden Sorte, sondern eher eine exzellente Beifahrerin, die obendrein noch Kartenlesequalitäten vorweisen kann, und auf unwegsamen Straßen mit dem GPS umgehen kann! So ein Juwel ist selten, und ich möchte sie allein schon aus diesem Grunde nie mehr missen!

Der Straßenzustand veränderte sich 7 KM vor Yasothon noch einmal recht drastisch! Anstatt einer tollen und schnurgeraden Asphaltpiste gab es Off-Road Training für Fortgeschrittene:
Die, noch im Bau befindliche Straßentrasse bestand aus einer Lehmanhäufung, welche noch nicht verdichtet war. Überall standen die Trucker und unbedarften Isaan-Schumis mit ihren Pickups kreuz und quer im Morast - und ließen mit Hilfe ihrer oftmals profillosen Altreifen die Mocke in alle Himmelsrichtungen fliegen.

Denn der erste fette, diesjährige Regen dort hat wohl die Zeitplanung der Straßenbauer ziemlich nachhaltig sabotiert.
Mein Talisman hat wieder Überstunden gemacht, und der Slalom um liegen gebliebene Fahrzeuge sowie die im Morast herumstaksenden Pickup-Passagiere war ´mal wieder ein echt filmreifer Stunt!
Eines Tages entdeckt mich vielleicht noch jemand für ´ne Actionserie im Stadtteilkabelkanal von Wanne-Eickel oder so.

Noch ordentlich von der Bodenwanne her Dreck verteilend, fuhren wir kurz später am Hotel vor.
Der Regen hält sich zurück, nur in der Ferne am Horizont erinnern pechschwarze Gewittertürme an die gestrigen Unwetter.
Alle Bühnen stehen bereit, die Beschallung scheint changwatweit gewährleistet zu sein, das E-Werk wird Spitzenumsätze verzeichnen, und die Stromversorgung neue Stressspitzen bewältigen müssen.
Es hat den Anschein, als ob alles noch größer, noch bombastischer vorbereitet wird, als das in den vergangenen Jahren der Fall war.
 
A

abstinent

Gast
Die Pressekonferenz am Vormittag ergab recht viel Neues. Wissenswert für den Leser hier ist vielleicht noch die Tatsache, dass in diesem Jahr ca. 50 so genannte "Bang Fai Muen" gestartet werden, 12 professionellere Teams mit "Bang Fai Saen" machen das Championship unter sich aus, und die Supershow ist das Abfeuern der "Bang Fai Laan", welche nur zu Demonstrationszwecken und zur Volksbelustigung teilnimmt.

Die Raketen der Muen-Klasse ist ca. 80 cm lang und beherbergen ca. 2 kg Sprengstoff, die Saen-Klasse misst 4 Meter und hat ebenfalls einen Treibsatz aus waschechtem Feststoffraketenzeug!
Alle Maße beziehen sich auf die Nettolänge der Rakete - superlange Bambusstangen halten die Rakete in der projektierten Bahn und sorgen für Flugstabilität.
So eine Bang Fai Saen mißt bis zu 12 Metern und wiegt bis 250 KG!
Nur die Mutigsten trauen sich da noch in die Nähe. Volltrunkene Raketenbastler haben in der etwas zurückliegenden Vergangenheit für ungewollte Explosionen der ballistischen Flugkörper gesorgt, leider wurden dabei fast immer auch Menschenleben geopfert. Ich glaube nicht, dass das die Regengötter wollen!
Seit ein paar Jahren geht das etwas gesitteter ab, und das Veranstaltungsteam sorgt im Vorfeld für genügende Professionalität der Thai-NASA.

Auf den Straßen werden 3- und 4-achsige Flachbett-Trucks zu Paradewagen umgestrickt, und sie sehen viel versprechend aus......jeder bietet mehr oder weniger Tanzfläche für die jeweiligen Dorfschönsten - und ist aufwendigst dekoriert. Die Parade am Samstagmorgen ist einer der Höhepunkte des ganzen Festivals.
Auf meinem Rückweg zum Hotel kam ich an etlichen Tanzbühnen vorbei, auf denen Girliegangs in Miniröcken so 2 Meter über mir die Beinchen in die Höhe schwangen......
Kommentare verkneife ich mir dazu, aber meine Kameralinsen waren wohl allesamt recht schnell beschlagen. Soviel geblümtes....und Baumwollspitzen.......

Wie schon in den Vorjahren, wurden wir von einem der professionelleren "Bang Fai Saen" Teams
wie lang vermisste Freunde begrüßt, und sofort in die Teamshirts gesteckt. "WE LOVE YASO" heißt unser Team, und wir haben das große Glück beim sonntäglichen Raketenstart den allerletzten Startplatz ausgelost zu haben. Das kann Glück bedeuten!
Sponsor des diesjährigen Cups ist niemand geringerer als der Königliche Kronprinz Thailands!
Und das gewinnende Team kann mit einer Privataudienz beim Thronfolger rechnen.

Wer uns in Yasothon finden möchte, der muss nur nach der Polizeistation fragen. Sehen kann man diese nicht mehr von der Straße aus, denn unsere 15 Meter breite Bühne auf mehreren Etagen verdeckt alles, und die 10 Meter hohen Lautsprechertürme tun ihr Übriges.
So, und nun muss ich mich sputen, denn wir sind als Tanzmariechen bzw. Tanzbär als Teammember zwangsverpflichtet - aber der Verpflichtung kommen wir gerne nach!
Vom Kleinkind bis zum Greis ist am Abend alles unterwegs nach Downtown Yasothon!

Die Innenstadt besteht im Wesentlichen aus einer Handvoll Banken, einigen Distriktämtern und etlichen Shops - aber die haben entweder ihre Läden mit Brettern verschlagen oder dicke Rollgitter heruntergelassen.........die wissen nämlich was von diesem Freitagabend bis Sonntagnacht passiert.
NONSTOP-PARTY vom Feinsten!
Großräumig wird der Verkehr von nicht mehr ganz geradeaus schauenden Polizisten um die Innenstadt herumgeführt, und der Kernbereich von Yasothon-City hat sich in sein Festival-Dress gezwängt.
Dicht an dicht stehen sie nun auf 2 KM, die Tanzbühnen mit ihren überdimensionalen Lautsprecherwänden, wo jede Disco vor Neid erblassen würde!

Auf jeder Bühne tobt die Meute der jeweiligen Raketenmannschaft - ergänzt um alle verfügbaren Lifebands und "Electron" genannte Girlie-Vortanz-Gruppen in vorderster Front. Als ginge es ums schlichte Überleben, gibt jede Truppe was sie kann. Betrunkene oder Erschöpfte Tänzer werden sachte unter die Bühnen gelegt, aber mit fortschreitender Stunde wird der Raum dort recht knapp.

Ich bin dem Delirium unter der Bühne nur entgangen, weil ich ständig in einer Hand die Digitalkamera hielt, und somit nur eine Hand zum Trinken, Rauchen und Snacken freihatte.
Die Boys und Girls unseres "WE LOVE YASO"-Teams mixen höllisch brisante Thai-Whisky Mischungen.......ein wenig brummt der Schädel doch.
Ein Riesenventilator (wohl aus einer Fabrik "geborgt") sorgt auf der Bühne für Querbelüftung, und die Hitze lässt sich trotz der Dauertänzerei prima aushalten. Die Teammember ließen sich nicht lumpen, und Drinks oder Snacks wurden überall gut platziert parat gestellt. Nur wer aufs Töpfchen musste, durfte die Bühne verlassen.
Ich stahl mich um 21:00 hinüber zum Garküchenmarkt, denn dort war Wahl und Endausscheidung der Wahl zur "MISS BUN BANG FAI"!
Dort angekommen, stellte ich mit Erschrecken fest, dass die Kandidatinnen eigentlich Kandidaten waren! Jede einzelne Teilnehmende Person war offensichtlich entweder Crossdresser oder Dragqueen oder wie auch immer man die Schwuchtelchen nennen mag, die mit ihrer vererbten Geschlechtsdestination hochgradig unzufrieden sind.
 
A

abstinent

Gast
O.K., O.K., ich geb's ja zu......manche waren wirklich zuckersüß gestyled - aber ehrlich gesagt: mein Ding ist das nicht, dazu bin ich vielleicht nicht tolerant genug in dieser Beziehung.
Auf dem Weg zum und vom Schauplatz der "Misswahl" kam ich an etlichen auf den Bühnen agierenden Isaan-Blümchen vorbei, die ihre Weiblichkeit zwar nicht so aggressiv zur Schau stellten, aber für Thai Verhältnisse doch recht locker angezogen waren. Schön war das!
 
Der späte Samstagmorgen zeigte sich von einer unangenehmen Seite, es war irre heiß! Mir spritzte der Schweiß horizontal aus allen Poren, und es wehte kein noch so laues Lüftchen.
Direkt vor unserem Hotel startet die Aktion, und wir können nicht schnell genug auf die Auslöser drücken - so viele unheimlich fotogene kostümierte Tänzerinnen und Musikanten, so prächtige Prunkwagen.
Die Erde bebte von den insgesamt 84 , teils haushohen Lautsprechertürmen - und die Paradewagen setzten sich in Bewegung.
Bun Bang Fai Parade - ca. 15 völlig in güldenen Aufbauten verhüllte Trucks mit riesigen Prunkaufbauten und Sitznischen für die kleinen Prinzessinnen.
Aufgelockert wird der Convoy durch Gesangskombos, Trommel- und Blaskapellen, Tanzgruppen, Showwagen und Motivkaleschen.
Immer wieder stoppte der Zug für Sondertanzeinlagen, und die Zuschauer tanzten nicht minder fleißig mit. Vor fast jeder Straßenbühne wurde den Raketenteams Tribut gezollt.....und alles war wie im Rausch. Die Farbenpracht, die vibrierende Atmosphäre, die schönen Tänzerinnen, die Stimmung, die Gerüche...........als Schreiber dieses Berichts komme ich mir nun irgendwie amputiert vor - selbst ergänzende Fotos könnten nur einen teilweisen Einblick in dieses Spektakel gewähren, hier solltet ihr selbst ´mal hin!
Irgendwann später bin ich wieder bei unserem "WE LOVE YASO" - Team gewesen, auf der Bühne tobten wieder die Miniskirtgirls.....und die Thaiboys, welche vor der Bühne im Bier- und Mekhongrausch mitfeierten, bekamen Stielaugen und Herzklabastern als unsere heutige Starattraktion auftrat:
Miss Patong Beach 2001 trat auf unserer Bühne im sexy Cowgirl-Dress auf, und zeigte neben ihren aufwendigen Tattoos (hmmmm.....nettes Bilderbuch.....) auch, ´was sie so an Gesangs- und Tanzeinlagen draufhatte. Die Süße stammt übrigens (wie fast alle Schönheiten der Urlauberregionen Thailands) natürlich auch aus dem Isaan!
Der permanente Wettbewerb der Straßenbühnen untereinander erlebte orgastische Höhepunkte, wenn die Trommlertruppen vor selbigen vorbeizogen - unvorstellbare Akustik.
Um einen besseren Standort für ein paar Aufnahmen zu erhaschen, begab ich mich auf einen unserer Lautsprechertürme......wie ein Stuntman fühlte ich mich bei meinem Aufstieg dorthin....alles schwankte und war nur ungesichert aufeinander gesetzt. Die Menge johlte!

Dort oben, der unbarmherzigen Sonne völlig schutzlos ausgesetzt, konnte ich dem Treiben unter mir aus der Vogelperspektive zusehen, und vergaß dabei fast auf den Auslöser zu drücken.......
Kein Kölner Karnevalszug, kein Rosenmontag in Mainz oder Düsseldorf kann dem Festival hier das Wasser reichen!
Jeder ist dabei, keiner grenzt sich aus, der ganze Changwat (Regierungsbezirk) ist da.....und tanzt auf der Straße was das Zeug hält.
Für die Höhepunkte heute und morgen sind obendrein Hunderte von Erntelastwagen und Pickup-trucks und Busse voller Leute aus den Städten und Gemeinden im 250 KM Umkreis angereist.
Bun Bang Fai.....das läßt sich keiner entgehen, das gibt’s nur einmal jedes Jahr. An Farangs scheint diese Information bisher vorübergegangen sein. Jedenfalls habe ich gestern und heute zusammen keine 5 Personen mit europäischer Herkunft gesehen.

Die Thai TV-Stationen sind alle da, und fürs Abschießen der Rockets morgen erwarten wir noch ein paar weitere Newscrews.
Die Newscrew von HALLO-DAS-MAGAZIN wird jedenfalls ihr Bestes geben, und als einzige auch vom Insiderstandpunkt aus berichten können!
Die nun folgende "Nacht der blutigen Füße" wird eine Neuauflage der Gestrigen werden.....mit noch mehr Stimmung und Tanz.......da sind wir uns sehr sicher!
 
A

abstinent

Gast
Tausende haben sich als Zuschauer eingefunden, und säumen die Straße. 
Das Tanzmarathon geht ununterbrochen weiter - diese Thaigirls haben eine Energie in sich, das ist erschreckend. Mittanzende Kerle werden wie bei einem Eishockeyteam fliegend ausgewechselt, und laben sich immer wieder an eisgekühltem....wenn diese sich in den hinteren Bühnenbereich zurückziehen. 
Ich begebe mich wieder auf meinen Lautsprecherturm, um die Aussicht von dort zu genießen, und ein paar Fotos zu machen. Sagenhaft, was sich da meinem Auge darbot!
Ein Farbenmeer wie aus einem Disneyfilm, ein wahres Kaleidoskop an optischen Eindrücken!
Von den akustischen Eindrücken habe ich nichts mehr bemerken können, denn unmittelbar vor den Membranen der mörderisch großen Lautsprecherboxen  stehend, kommt kein anderes Geräusch bis hier hoch.
Dumpf vibriert der ganze Turm im Rhythmus der Thai-Hits. Labanoon scheint in diesem Jahr der bevorzugte Interpret zu sein
Es gibt überhaupt sehr viel, selbst für verwöhntest Augen zu sehen - hier in Yasothon.
Die Musikanten sehen noch knuffiger aus, die klassischen Tänzerinnen tanzen noch anmutiger - die Choreographie der Dorfriegen hat eine Qualität, wie man sie sonst aus Großstädtischen Balletts kennen mag, nur halt eben alles natürlicher und weniger professionell wirkend. 
Das am Samstag Abend gegen 18:30 einsetzende Unwetter bescherte uns und allen Teilnehmern eine wohlverdiente Pause -  und mach einer wird sich fragen, warum denn die Regengötter noch beschworen werden müssen......denn dieser sintflutartige Regen befeuchtet nicht nur zaghaft die Felder, der ertränkt wahrlich die gesamte Provinz - jedenfalls kommt uns das so vor.
Nun haben wir uns gestärkt, etwas geschlafen und frisch geduscht - der Regen hat fast aufgehört, und bis ins Hotelzimmer dröhnen die Bässe der Bühnen...wie ein Magnet zieht es uns wieder in den Brennpunkt des Geschehens..... 
Der Weg durch die Menschenmenge gestaltete sich als aufwendiges und zeitraubendes Unterfangen. Viele Girls von 6 bis 66 Jahren hatten großen Spaß, dem riesigen Farang (181cm gilt hier als echtes Yeti-Maß!) etwas Puder ins Gesicht zu schmieren, mit ihm zu tanzen, oder ihn zu küssen, oder....... naja, meine Theptida passte schon gut auf mich auf. 
Viele hier kennen uns aus den Vorjahren, und fast ständig werden wir auf die Bühnen der Konkurrenzteams gebeten. Doch dafür haben wir leider keine Zeit, und außerdem haben wir ja die Teamshirts von "WE LOVE YASO" an, und das gehörte sich nicht. Ein Schluck aus dem vor die Nase gehaltenen Riesenbecher mit irgendeiner alkoholischen Mischung, und wir dürfen passieren. 
Bei unserem Team angekommen, war uns schon wieder recht leichtfüßig zumute - und trotz leichtem Nieselregen tanzten wir in der Gruppe wie in Trance und hatten einen Riesenspaß. Ob Mor-lam oder Rockiges - jeder muß mitmachen, kneifen gilt hier nicht - und von Techno sind die Leute hier 550 KM weit entfernt. Bei jedem passierenden Farang bekomme ich von der Sängerin oder dem Sänger das Mikrophon in die Hand gedrückt, und werde von dem Teamleitern animiert die fremdländischen Gäste doch auf die Bühne zu bitten. 4 mal habe ich es versucht, mehr Farangs gab es hier nicht - und einer hat sich erbarmt! Unter lautem Gejohle aller kam Alan aus Australien auf die Bühne. Alan, ein rüstiger Rentner aus dem schönen Coober Peedy  hatte fortan mit seinem neuen Fanclub zu tun. Die Girlies auf der Bühne umringten ihn, und brachten ihm die wichtigsten Isaan-Tanzschritte bei. Ich filmte ihn in der Phase mit seiner Digitalmoviecamera, so kann er ein tolles Andenken mit nach Hause nehmen.
Leider verstärkte sich der Regen dann recht schnell, und als die ersten Blitze zuckten waren alle ruckzuck von der Stahlrohrbühne ´runter.
Der Himmel öffnete wieder seine Pforten, und es goss - wie es nur in tropischen Ländern gießen kann. Wir schlossen uns den Teamleuten an, und es ging in Richtung unseres Hotels.
Die dort im Untergeschoß befindliche Disco namens "ROCKETS" war bis zum Bersten gefüllt, aber die Aircon war wohl auf Minusgrade eingestellt....und wir entschwanden mit unseren nassen Sachen am Leib relativ früh im Fahrstuhl auf unser Zimmer. 
Und weil wir halt diesen Bericht noch aufarbeiten wollten, haben wir dann auf weiteren Einsatz in der Tiefkühldisse verzichtet. 
Nun ist es Sonntag Morgen, 3:30 Uhr, und in schon wieder nur 5 ½ Stunden sind wir bei den Raketenschützen auf dem Feld. Geschlafen werden kann später - hier ist schließlich Bun Bang Fai! 
9:00 Uhr, und wir sind Gewehr bei Fuß auf dem Riesenacker beim Phaya Thaen Park. Alle Teammember sind vollzählig da, egal wie besoffen sie in der letzten Nacht noch waren, oder wie wenig Schlaf sie mitbekamen. Der Zoll den manche zahlen ist nicht unerheblich, denn wer seinem Körper bei diesem Marathon zuviel abgefordert hat - der wird den Raketenabschusstag in glühender Sonne auf dem Acker nicht überleben.
Wir bekommen militärische, oder besser: ex-militärische Schützenhilfe! Joey , Tom und Wolf - 3 alte Expat-Freunde aus dem Norden Thailands kamen mit ihren Thaifrauen angereist.Klasse, ich freue mich sehr, das es geklappt hat. Die 3 kamen genau zum richtigen Zeitpunkt! Die beiden Erstgenannten, ehemalige USMC (US Marinecorps) Jungs & Wolf, US Airforce Veteran, waren durstig genug, um dem "WE LOVE YASO"-Team frische Trinkfestigkeit einzuhauchen. Was die Teammember in sich hineinschütten konnten war echt phänomenal.
Nur die 3 Oberraketenschützen und meine Wenigkeit blieben weitestgehend abstinent........im Klartext: wir verdünnten unseren Mekhong, für Andere fast unsichtbar, mit großen Mengen Coca-Cola!
Der Acker, welcher in der letzten Nacht noch die Sintflut über sich ergehen ließ - ist, zumindest an der Oberfläche, knochenhart von der Sonne durchgebraten. So komme ich mir auch vor, völlig durchgegart.
Sonnenschutzfaktor 50 - da lacht der brutale Yasothon-Lorenz, klar....wasserfest stand auf der Verpackung, aber das war wohl für Poolplanscher gedacht!
Denn hier kommt das Wasser im Gesicht und am ganzen Körper von innen.....und der Schweiß in Massen hat den aufgetragenen Sonnenschutzfilm schnell weggewaschen und jeglichen Schutz zunichte gemacht, egal....... 
Die ersten Feuerwerker waren schon dabei ihre kurzlebigen Flugkörper für den Start vorzubereiten. Alles fing mit der kleinen Bang Fai Muen-Klasse an.
Unsere Teamboys hatten die letzte aller 12 Startzeiten, und bereiteten sich auf eine längere Wartezeit vor. Khun Joe, Khun Vichai und Khun Niyom organisierten schnell noch Getränke und ergatterten sogar noch eine Riesenkühlbox voller Eis. 
Der Festivalsprecher bölkte ´was von Countdown über die PA-Anlage, und alle starrten gebannt auf die Starttürme. Diese waren von Gerüstbauern über Nacht dort hingezaubert worden - und wie schon so oft in Thailand, wunderte ich mich, woher man die Arbeiter akquirieren konnte - denn am Vorabend gab es nur volltrunkene und fast bewusstlose Typen in der Stadt.... 
Die Starts der ersten beiden Raketen verlief ohne besondere Vorkommnisse, und meine amerikanischen Freunde bezeichneten diesen Raketentyp sehr treffend als "Bottlerockets on Steroids", was soviel heißt wie: gedopte Flaschenraketen.
Die Richter des Wettbewerbs haben keinen leichten Job, denn eine Bang Fai Rakete wird nicht etwa nach der Länge oder Höhe der Flugbahn beurteilt, die vertikale Flugdauer ist das entscheidende Kriterium, sobald die Gravitation den Vorwärtstrieb des Bang Fai übermannt, und aus der Aufwärts- eine Abwärtsbewegung wird, wird die Zeit seit dem Verlassen der Startrampe in eine Liste eingetragen.
Somit sind die Raketenbastler echt gefordert - eine lange, weiße Spur aus Verbrennungsgasen zeigt den Judges bei dem klaren Himmel eindeutig, wie lange sich die Rakete aufwärts bewegt.
Die Startrampen werden eingehüllt in beißenden Raketenrauch, und oben aus der kapitalen Wolke am Boden erhebt sich langsam die Rakete - und rast, immer schneller werdend, ins strahlend blaue Firmament. 
Tausende von Hälsen recken sich bei den Zuschauern, und ich beginne zu verstehen, warum dies hier ein wahrer Volkssport ist.
Teams, deren Raketen nicht die Erwartungen erfüllen werfen sich in große Schlammpfützen, und suhlen sich rundum darin. Das Ganze ufert oft in einen wahren Schlammringkampf auf. Die Matschlöcher sind zwingender Bestandteil des Rituals und das gesuhle nimmt seinen unweigerlichen Lauf.
Über und über mit Schlammkrusten behaftet, sieht man mit zunehmenden Raketenstarts ständig mehr dieser immer noch freundlich lachenden Gesellen....
Denn deren Erwartungshaltung lag fast immer über dem Erreichten! 
Typisch Thai, dachte ich mir noch....... 
 
A

abstinent

Gast
Das Schild "DANGERZONE" stand irgendwo im Acker auf gänzlich verlorenem Posten, die Jugend und die Wagemutigen hielten sich allesamt davor im direkten Gefahrenbereich auf, und die anwesenden Ordnungshüter zeigten zwar Präsenz, aber keine Autorität.
Ich ertappte mich dabei, auch ein paar Fotos aus der Nähe schießen zu wollen - und postierte mich zu diesem Zwecke in einer tieferen Ackerfurche.
Als nächstes gab es nämlich ein Schmankerl....die erste der 12 Bang Fai Saen!
Mittlerweile sind auch alle Discogirls und Dorfschönheiten auf dem Acker unterwegs. Frisch geschminkt und in neue Kleidung gesteckt wirkten diese Anblicke wieder wie ein illegales Doping auf die anwesenden Männer!
Im gesamten Phaya Thaen Park hielten sich zu diesem Zeitpunkt mindestens 10.000 Leute auf!
Und das trotz der weit über der Körpertemperatur liegenden Lufttemperaturen!
Bunte Sonnenschirmmeere überall, wo sich einige Thais zusammenfanden - und an jedem der paar Bäume im Gelände gab es keinen Hockplatz mehr frei!
Die Getränkebuden, überall verstreut im Gelände, hatten wiederum Hochkonjunktur. 
Oben am Park, da veranstaltete man einen Markt mit regionalen Spezialitäten.
Vom Käfergrill über den obligatorischen Stinketintenfischplattwalzer (wo hatten die bloß die Meerestierchen her ?) - bis hin zum..........ja, da waren sie wieder.......die geschäftstüchtigen Kröten- und Froschjäger vom Anreisetag.....die in der Nacht des Wolkenbruches die Fahrbahn entlang nach den Hüpfern suchten. Die schienen echt Erfolg gehabt zu haben, denn die dicht umlagerten Stände dort verkauften ihre seltsamen Wirtschaftsgüter wie geschnittenes Brot!
Schnell retour auf den Startacker, und nicht mehr so von den süßen Mädels ablenken lassen....gerade rechtzeitig zum Countdown war ich mit den Leuten vom Thai TV hinter der unheimlich sicher aussehenden Sandsackbarrikade verschwunden. Channel 3, 5, 7, 9 & 11 - alle waren da, sogar mit gar nicht mehr so altertümlich aussehendem Gezähe.
Noch vor 2 Jahren hatte ich erwartet, das gleich einer die Kurbel aus der Kamera herausklappt, und losdreht....aber nun hat man feinstes Kameramaterial!
Das die Werbebanner an den Startrampen die Firmenembleme des Ministerpräsidenten trugen, und seine Parteibanner omnipräsent waren, das war sicherlich nur reiner Zufall!
Mein Teamshirt hatte hier, hinter der Barrikade, einen höheren Stellenwert als eine schlichte Presseakkreditierung. Tauschte ich aber trotzdem nicht!
Was soll ich schließlich mit so einer lumpigen, kreditkartengroßen Plakette? Solch ein Shirt trägt man mit Stolz - das ist kein schlichtes Tauschobjekt! Seit nunmehr 3 Jahren bin ich der einzige Farang mit Teamshirt hier, das verpflichtet!

Einen kleinen Moment später bebt der Boden, und das 12 Meter lange Projektil scheint, fest in der Startrampe verankert, nur Unmengen an weißem Rauch auszuspeien. Die Geräuschkulisse erinnert an den Start eines Düsenjägers, und dann hebt sie ab....völlig losgelöst.....von der Erde......mit irrer Beschleunigung saust das Ding hoch, ich fühle mich wie seinerzeit in Cape Kennedy, als ich dem Start einer unbemannten Rakete zusehen durfte.
Alle Münder stehen offen und alles starrt gebannt auf den ersten Höhepunkt des Tages.............

Wie an einer Schnur gezogen, schreibt sie einen fetten weißen Strich an den Himmel. Nach fast einer Minute kippt sie leicht zur Seite weg, und geht ganz langsam in eine, von meinem Standpunkt aus, horizontal wirkende Flugbahn über - die Gase aus der Düse verändern ihre Farbe und werden zunächst leicht gräulich, dann immer dunkler. Das ist clever, denn in kilometerweiter Ferne kann man das Geschoß immer noch prima mit dem bloßen Auge ausmachen.
 
H

Harry55

Gast
@abstinent,
:super: stimmungsvoller Bericht! :bravo:
Habe auch u. a. "Die Bangkok-Pattaya-Connection" gelesen.
Gruss, Harry55
 
A

abstinent

Gast
@ harry
danke für deinen kommentar. die "bangkok-pattaya connection" war mein experiment für eine printpublikation gemeinsam mit anderen.

das projekt im team mit dem "rabattmarkenfaelscher" und elicsan war aber doch nicht so erquickend, wie von mir angenommen.
demnächst erscheinende bücher von mir zur thematik thailand/cambodia/laos werden in einer besseren qualität gedruckt werden, und auch fotos beinhalten. mit "rabattmarkenfälscher" gemeinsam wird es zusätzlich einen cambodia-erlebnisreiseführer geben. elicsan wird eigene werke veröffentlichen, deren charakter und "informationsgehalt" ich nicht zwingend als ergänzung eigener arbeiten sehe.
nachher geht es weiter mit dem yasothon-bericht.

ciao :wink:

"abstinent" :cool:
 
A

abstinent

Gast
Ein championshipverdächtiger Start, da sind sich ausnahmsweise ´mal alle einig hier in der Fernsehgrube. Aber es werden noch viele folgen, und die Zeit zwischen den einzelnen Starts
wird durch fleißige Feierei und nicht minder fleißiges Hineinschütten von mehr oder weniger hochprozentigem Feuerwasser überbrückt.
Wieder bei unserem Teamzelt angekommen traue ich meinen Augen fast nicht mehr.

Joey , früher aus Ohio, nun aus Chiang Mai, der Ex-GI - ein Kerl wie ein Baum, der in seiner aktiven Zeit mehr als einen Kommunisten oder Guerilla nur durch seine bloße Erscheinung in die Flucht getrieben hatte - der hockt auf seinem Plastikstühlchen und schnappt nach Luft. Hat er doch den Fehler begangen, und ist den Isaanbauern mit ihrem selbstgebrannten Fusel auf den Leim gegangen.
Niemand sagte ihm wohl vorher, daß das Zeug im unverdünnten Reinzustand bis zu 75 % Alkohol beinhaltet.......der Ärmste. Naja, bis zum Raketenschleppen wird er wohl wieder fit sein, denn ein ganzer Schwarm von süßen jungen Mädels kümmert sich rührig um ihm, nicht wissend - daß seine angetraute Thai-Blume das ganze Geschehen schmunzelnd aus sicherer Distanz beäugelt.

Die Abfeuerei war früher ein recht unsicherer Teil des Festivals, nicht selten gab es Schlagzeilen wegen der zahlreichen zu beklagenden Toten und Verletzten.
Damals waren die Raketenrümpfe noch aus echtem, naturgewachsenen Bambus, und die Zündung der Triebwerke erfolgte nicht (so, wie heute) elektrisch, sondern mit Lunte und Streichholz. Eine zu kurze oder zu schnell brennende Lunte, kombiniert mit einer zu brisanten Treibladung resultierte dann in verheerenden Explosionen. Mit der Kraft einer 2 Zentnerbombe detonierten die Flugkörper dann auf der Startrampe, oder schon bei den Vorbereitungen oder dem Transport zum Abschußort.
Der Regengott, Buddha und die selbst in den Isaan vordringende, modernere Technik der Elektronischen Zündung - sorgen mittlerweile für einen fast reibungslosen Ablauf der Aktion, und die Lebenserwartungen der Raketenteam-member ist nicht mehr von vornherein drastisch reduziert.

Nennenswerte Unfälle gab es in den zurückliegenden Jahren nicht mehr, und die Organisatoren hier haben Sanitätergruppen und Notärzte bereitstehen.
Das Handling der Sicherheitszone um die Abschußrampen ist sehr lax, es gibt kaum einen uniformierten Polizisten, der sich um die zu hunderten im Nahbereich herumlungernden Teenies kümmert. Die Teams selber haben sich Eventzelte in sicherer Entfernung aufgebaut, und dort geht die Feierei fröhlich weiter. Weitere Starts der großen Raketen kündigen sich an, und etliche der Nachwuchsklasse ziehen ihre Bahnen in den Himmel.

Selbst so eine kleine "Bang Fai Muen" würde, in Europa abgefeuert, das gesamte Personal der Luftaufsichtsbehörden auf den Plan rufen. Gipfelhöhen der kleinen liegen immerhin noch so bei 10.000 - 15.000 Fuß!
Das entspricht so ca.3.300 bis 5.000 Metern.
Von einem Sprengstoffschein der Klasse A, oder einer Feuerwerkerbefugnis hat hier natürlich noch nie jemand was gehört. Raketenkontrukteure und -bastler geben hier ihr Fachwissen von Generation zu Generation weiter, und sie genießen sehr hohes Sozialprestige in ihren Bezirken.
Die Teams, deren Raketen Jahr fuer Jahr Bestleistungen zeigen haben die Raketenbastler mit der besten Reputation angeheuert, die zu entrichtenden "Gebuehren" fuer deren Mitarbeit richtet sich nach bereits erzielten Erfolgen.
 
P

PETSCH

Gast
DANGER
bei den "Konstruktionen"/Gerüsten
bedarf es dieses Warnschilds kaum :lol:
Atemberaubend.
auch dieser thread: spitzen- :super:
 
A

abstinent

Gast
Wie überall in Thailand, wird auch beim Bun Bang Fai arges Gambling (Glücksspiel) betrieben. Die Wettbeträge uebersteigen das Bruttosozialprodukt der meisten Ampher (Regierungsbezirke) Yasothons bei Weitem......aber keiner nimmt daran Anstoß - höchstens die Ehefrauen der Glücksspieler.
Gruppenweise stehen natuerlich auch sehr viele Mönche der umliegenden Klöster herum und schauen dem bunten Treiben zu. Nicht selten segnen oder weihen sie die jeweiligen Flugkörper des Teams aus der Nähe ihres Klosters.
Bun Bang Fai Festivals gibt es viele, bekommen wir hier zu hören, so sind zum Beispiel auch größere in Suwannaphum (Roi-Et), Nong Khai und Udon Thani - fast jedes Isaan-Dorf hatte früher ein eigenes Festival....aber keines dieser Raketenfeste kommt in der Bedeutung dem in Yasothon nahe. Es ist die Mutter aller Raketenfestivals.
Sehr viel Zeit verstreicht, und die Stimmung in unserem Team siedet. Mit viel Bewunderung und Fairneß wird jeder einzelne Raketenstart kommentiert und analysiert.
Eine Bang Fai Saen so im Mittelfeld der Startreihenfolge explodiert mit lautem Getöse ca. 100 Meter hoch in der Luft, nur wenige Sekunden nach dem Start. Khun Niyom meinte dazu, dass der Raketenbauer wohl zuviel Pulver in's Rohr gequetscht habe, und die verbrennenden Gase sich nicht mehr nur durch die Düse haben ausbreiten wollen, sondern das Geschoß zerfetzten.
Die weiße Wolke am Himmel sieht atemberaubend schön aus, aber das betreffende Team ärgert sich schwarz. Denen steht nun das Schlammbad bevor. Beherzt springen alle Member des Teams in eine mit sehr dünnflüssigem Schlamm gefüllte Matschgrube, und gegenseitig schüttet man sich eimerweise den Morast ueber die Köpfe. Muß das ein Spaß machen.......
Der spannende Moment rückt unaufhaltsam näher, und es bahnt sich eine gewisse Nervosität im Camp unter der Zeltplane an. Teile des Teams sind unter Führung von Khun Vichai zum Lagerort der "WE LOVE YASO"-Rakete unterwegs, um diese zur Startrampe zu schleppen.

Das Fest ist der Höhepunkt eines jeden Jahres für die meisten Bewohner Yasothons und besonders auch fuer die Teilnehmer. Mit bloßem "Nervenkitzel" wäre die herrschende Anspannung sicherlich nur untertrieben beschrieben.
Sicherlich, alleine die Teilnahme ist schon ein grosser Imagegewinn für's Team - die Tatsache, dass die Ausrichter des Bun Bang Fai die Truppe fuer einen Startplatz in der Top-Klasse auserkoren hatten.

Den tollen Zuspruch, den "WE LOVE YASO" mit der Riesenbühne im Rahmen des Straßenfestes hatte, der tosende Szenenapplaus, welcher die zahlreichen Aktionen und Aktivitäten auf der Bühne während der letzten Tage begleitet hatte........
.....all das ist nur noch Erinnerung, schöne Erinnerung.
Nun geht's um's Ganze........

In echter Teamarbeit wird die Rakete in die Vertikale gebracht. Am anderen Ende des dicken Seils hängen ein Dutzend Teamleute.
Es dauert fast 10 Minuten bis die Rakete die optimale Position auf der Rampe innehat.
Ein halbes Dutzend der Hobbyfeuerwerker ist im oberen Segment der Abschußrampe und dirigiert die Detailarbeit. Der Schweiß spritzt allen nur so aus den Poren......die Nachmittagssonne brennt immer noch unbarmherzig......aber dann ist sie in Position - unsere diesjährige Bang Fai.
Schön sieht sie aus, die schnurgerade Führungsstange aus Bambus ist mit Tape umwickelt, und der hellblaue Raketenkörper wurde noch vorher poliert.
Wir Helfer müssen nun der Rakete "Bye-Bye" sagen, und jeder schlägt beim Zurückweichen bis hinter den allergefährlichsten Bereich, noch einmal mit der flachen Hand auf das untere Ende des Führungsstabes. Etliche bieten der Rakete noch einen Ehrengruß und verneigen sich vor ihr zu einem Wai.
Beim Zurücklaufen dreht sich jeder noch mehrfach um, ja - irgendwie hängen wir alle unheimlich an dem komischen Feuerwerkskörper.
Stille oder auch laute Wünsche werden ausgesprochen, und jeder wünscht der Rakete einen tollen Flug. Hinter einer kleinen Hecke ging ich mit den Kameras in Stellung. Die Minuten bis zur Startfreigabe zogen sich, wie Kaugummi unter der Sohle eines Schuhs auf heissem Trottoir in die Laenge. Die letzten Zündkabel wurden verlegt, und der Starter begab sich ebenfalls in Deckung.
Dann hörte ich, die mittlerweile vertraut wirkende, recht monotone Stimme des Kommentators ueber die Platzlautsprecher - der Countdown lief.
Meine Handinnenflächen wurden ganz feucht, meine Lebensgefährtin presste sich eng an mich, mein Puls und auch der Blutdruck stiegen - der Adrenalinausschuß vervielfachte sich..................
den wunderschönen Moment mit der dicken, sich wie in Zeitlupe ausbreitender, weißen Wolke unter "unserer" Rakete - den habe ich im Bild festgehalten. Trotz fast zittriger Finger gelangen mir dann auch noch einige weitere Schnappschüsse der frühen Startphase. Sehr langsam beschleunigte unser Raumschiff....genau wie es sich jeder erträumt hatte...............

Doch dann geschah das Unfassbare....so in ca. 150 Metern Höhe........höchstens 15 Sekunden nach dem Take-Off.........unser Flugkörper entschied sich fuer ein rasches, aber sehr spektakuläres Ende - er explodierte in einem riesigen Blitz und malte eine sehr eindrucksvolle Wolke an's Firmament. Shit! Der Traum des Championship-Gewinns war zuende, denn nur die Zeit bis zur Explosion wurde in die Wertung genommen.
Vorletzter in der 12er Wertung.............schweren Herzens machten wir uns auf den Weg retour in das Teamzelt.
Eine Amtshandlung stand noch aus!
 
A

abstinent

Gast
hier noch ein paar schnappschüsse zum festival von theptida:

picturehosting by www.thaidream.net

kontaktet einfach den member charly hier, wenn ihr zugang zu über 2000 erstklassigen diditalfotos haben möchtet, oder selber pictureuploademöglichkeiten sucht.








 
A

abstinent

Gast
Das Schlammbad fuer die Verlierer, und das waren wir alle!

Nur dem gluecklichen Umstand, dass ich die Kameras umhaengen hatte - konnte ich es verdanken, dass ich keine wahre Schlammtaufe ueber mich ergehen lassen musste.
Nur ein völlig schlammbeschmiertes Teamshirt, und eine triefnasse, schlammüberzogene Hose bekam ich ab.......
aber das musste auch so sein, denn man war ja schliesslich Member im Team. Ein paar Schlammschmierereien im Gesicht rundeten mein optisches Bild ab. Blöd nur, dass der antrocknende Schlamm wie verrückt Hautjucken verursachte.

Der Teamgeist der Isaan-Feuerwerker ist unvergleichlich, man traf sich ein paar Stunden nach dem Desaster (natuerlich frisch gedresst und geduscht) im Restaurant von Khun Vichai wieder, und fleißig wurden Pläne geschmiedet, was im nächsten Jahr noch besser laufen kann.
Der Raketenconsultant und - konstrukteur aus Roi-Et soll eine weitere Chance erhalten, beim Engineering werden aber die beiden Teamchefs anwesend sein.
Im Anschluss feierten wir noch bis lange in die Nacht im SHARKY'S FAMILY PUB von Khun Joe.
Es war ein wirklich gelungenes Fest, wenn man vom Pech mit unserer Rakete einmal absieht, aber so ist das halt im Isaan..... Sanuk und Sabai stehen auf der Prioritätsliste eines Jeden ganz, ganz oben......und ein kleiner Misserfolg spornt nur zu neuen Taten an.
Pop gann reo reo, my dear friends - wir werden uns mit Sicherheit spätestens im nächsten Jahr zum Bun Bang Fai 2004 wiedersehen.

Euer, vom Raketenfest nie mehr "Abstinent" bleiben wollender
 
Thema:

YASOTHON - Bun Bang Fai - by "abstinent"

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