K
Kali
Gast

Falsche Frage, eigentlich müssste sie lauten:“Wo ist es, das Nittaya ?“ Doch das hatten wir alles schon mal...
Also habe ich mal gegoogelt, und dabei sind erstaunliche Dinge herausgekommen. Es gibt ein Nittaya-Forum, nette informative Artikel drin, da ist eine mit Vornamen Nittaya, die sich mit komplexen heizungstechnischen Problemen beschäftigt, und auch die ein oder andere Nittaya, die auf der Suche nach einem Mann ist.
Auch meine Suche nach Nittaya auf der Landkarte hat mich nicht so ganz befriedigt: ist es Nittaya in der Nähe von Udon Thani, oder etwas nahe bei Khon Kaen, oder sogar direkt neben Ban Tab Kung ??

Irgendwie erinnert mich die ganze Suche an das Britische Museum in London, in dem ich weiland 1977 mit meinem Schwiegervater weilte. Zu dem Zeitpunkt war er vor 15 Jahren (1962) das letzte Mal im britischen Museum, und nun war die Ägyptische Abteilung nicht mehr an dem Platz, an dem sie vor 15 Jahren gewesen war. Sie hatten es gewagt, die Abteilung in dieser Zeit umzulegen, also in andere Räumlichkeiten. Was war das ein Palaver, Schwiegervater motzte rum wie ein Huhn, das auf einmal sieht, dass sein Platz auf der Stange von einem anderen Huhn belegt ist. Die Ägyptische Abteilung endlich gefunden, motzte er weiter rum, was die Engländer den Ägyptern alles geklaut hätten – doch das ist eine andere Geschichte.
Mrhuber hatte es so nett ausgedrückt, dass es keinen Grund gäbe, sich nicht offen über Persönliches zu äussern. Richtig, was habe auch ich zu verlieren, nur etwas zu gewinnen, nämlich eine ebenso offene Resonanz. Ich hab’s bis heute so gehalten, ich werde es weiter so halten.
Ausgelöst nicht durch den Exodus nach der Schliessung eines bekannten beliebten Forums und der Registrierung nicht weniger ‚neuer’ ‚alter’ Member im Nittaya, wobei mich allerdings die Bemerkung eines nicht Unbekannten “Sind denn nun alle an Bord ?" recht nachdenklich machte. Etwas verunsichert fragte ich mich, was heisst das, ist es jetzt lediglich der Abschluss einer Schiffsbrüchigenaktion oder ist da was gekapert worden, oder wie oder was ? Nachdem sich erst der Eindruck einer humanitären Aktion verdichtete, kam es mir in den letzten Tagen nur noch wie eine Schlachtfeldverlagerung vor, wie Piraten, die eigentlich nur ein anderes Schiff gekapert hatten, nein, nicht um zu rauben, nein, um ihre eigenen Scharmützel untereinander fort zu setzen.
Und so ertappte ich mich selbst dabei, dass ich nur noch fassungslos auf den Bildschirm sah, es von Tag zu Tag immer mehr Mühe machte, mich ins Nittaya einzuklinken, und mit konsequent sich logarithmisch entwickelnder Lustlosigkeit suchte ich immer häufiger in meinem Profil nach dem suizidalen Löschknopf.
Ein mir vertrautes Forenmitglied fragte auf seine intellektuell verniedlichende Art durch die Blume – ich hatte in spitzbübischer Manier nach dem Weg gefragt -, ob das als passiver Widerstand zu werten sei. Nun, es war mit Sicherheit nicht das Gandhische Freiheitsideal, das mich zu diesem zu treffend gedeutetem Verhalten leiten liess, es war einfach meine Ohnmacht dem ‚Neuen’ gegenüber, das sich allerdings wiederum nach meiner Ansicht in abgekupfertem Verhalten entäusserte, begleitet von Kommentaren derer, die eben schon lange in Thailand, schon lange in den Foren, und noch mehr von den über 500 eingetragenen Mitgliedern, sie sich gar nicht äusserten, so, wie ich es getan habe.
Doch nun ist Kali wieder wach geworden und äussert sich. Und so möchte ich einen Blick auf die Nutzungsbestimmungen werfen, in dem die Rede ist von einem Forum, dass sich mit der Diskussion über Thailand und den Themen, die mit ihm zusammen hängen, beschäftigt. Ich weiss nicht, ob man über Thailand diskutieren, kann, es ist ein Land, ist real, und viele besuchen es, aus welchen Gründen auch immer. Natürlich kann man über Themen diskutieren, die damit zusammen hängen, wobei Diskussion ja eine dialektische Komponente hat, Rede – Gegenrede, wobei man durchaus eine Synthese finden kann. Doch das bedeutet ein hohes Mass an Kompromissbereitschaft, von der mitunter recht wenig zu erkennen ist. Und da ist auch die Rede von Streitkultur, wobei es sich dabei um eigentlich zwei Begriffe handelt: Streit-Kultur. Also, den Streit kultivieren, will heissen, in eine Form zu bringen, die von den meisten akzeptiert wird. Wird sie das, die Form, die hier mitunter gepflegt wird ? Ich denke, nein. Ich habe manchmal das Gefühl, es geht nur um Streit, und das heisst nichts anderes als das haben zu wollen, was andere auch haben wollen, und wenn es nur darum geht, Recht haben zu wollen..
Mir wollte hier in Heinsberg mal einer erzählen, dass die Entfernung von Bangkok nach Udon Thani 1000 km beträgt, er müsse das schliesslich wissen, er sei bereits mit dem Wagen dahin gefahren. Nun, auf meiner Bahnfahrkarte stand etwas von 560 km, die Strasse verläuft fast parallel zur Bahnlinie, ausserdem bin ich sehr wohl in der Lage, anhand kartographischen Materials die Entfernung zu ermitteln. Doch soll ich mit dem streiten, der nur eines haben wollte, nämlich Recht ? Ich weiss, wie weit es von Bangkok nach Udon Thani ist, und vielleicht hat er ja auf der Fahrt nach Udon Thani einen Abstecher zu einem vietnamesischen Bordell am Mekhong gemacht. Also kann er durchaus 1000 km gefahren sein, er hatte also Recht.
Ich bin jetzt seit drei Jahren in diesem und auch schon längere Zeit in anderen Foren. Doch dies hier – ja, wo ist es denn nun eigentlich -, war das Forum, in dem ich anfangs eine Menge Hilfestellung bekommen hatte, in dem ich mich auskotzen konnte, und in dem wir gemeinsam Hooligans auf nette Art angegangen waren, die eben nur eines wollten: Streit, und das noch nicht einmal, um Recht zu haben...
Ich bemerke, dass einige sich zurückgezogen haben, die zwar noch mitunter lesen, aber vermutlich dieselbe Hilflosigkeit verspüren wie ich. Da droht etwas genommen zu werden, ein Ort der emotionalen Sicherheit. ’Keep cool’, eine Floskel, die im Berufsleben mit Sicherheit ihre Berechtigung hat, allerdings der Festigung zwischenmenschlicher Beziehungen nicht gerade förderlich ist. ‚Kali, das Internet ist eine virtuelle Welt, es lohnt nicht, irgendwelche Gefühle zu investieren...’, lese ich noch heute vor meinem geistigen Auge, wenn ich früher schon mal was Persönliches schrieb. Doch auch die virtuelle Welt ist’real’, wird von dem gefüllt, was Menschen, reale Wesen, mit all’ ihren Gefühlen, Träumen und Hoffnungen in sie eingeben. Und wer sich nicht über eine ‚virtuelle’ Umarmung, eine nette Bemerkung, eine verbal oder auch virtuell geäusserte Zuwendung freuen kann, der kann es ausserhalb der virtuellen Welt auch nicht.
Auch die Liebe zu Thailand hat etwas mit Gefühl zu tun, mit Träumen, und alle Flapsigkeit, alle Drohgebärden und die Zurückweisung persönlicher Entäusserungen hat nur etwas mit dem zu tun, der sich dagegen wehrt.
Und ich wage es fast gar nicht, dies noch anzuführen: Thailand und der Buddhismus sind eng miteinander verknüpft. Der Buddhismus ist zwar ohne Thailand denkbar, Thailand allerdings nicht ohne den Buddhismus. Auch ich entstamme einer westlichen Zivilisation, die dem Verstand und der Vernunft oberste Priorität einräumt. Dass meine Gefühle baden gingen – ich selbst fast daran scheiterte – , habe ich irgendwann begriffen. Und meine Frau, mit der ich jetzt fast drei Jahre zusammen bin, ist überzeugte Buddhistin, sie weiss nicht, was der Pali-Kanon ist, aber sie lebt ihn so, wie sie es auf ihrem bescheidenen Entwicklungshintergrund gelernt hat. Es ist ihre gelebte Überzeugung, die mich hoffen lässt, die mich auch inzwischen die überlebenswichtige Gelassenheit – nicht immer, aber immer öfter - gelehrt hat. Das Wichtigste überhaupt ist, dass sie es geschafft hat, mir die Angst davor zu nehmen, in diesem Leben etwas zu versäumen...
Eigentlich möchte ich Euch naiv zurufen: “Vetragt Euch, geht miteinander so um wie ihr wollt dass man mit Euch umgeht.
Doch habe ich bereits die passenden virtuellen Antworten vor Augen:
Schlag’ mich, schlag' mich doch...
;-D