Gestern machte ich (immer wenn man Fragen im Leben hat, dann liefert das Schicksal oft und unverhofft die Antworten von ganz alleine) eine interessante Erfahrung. Der Schwager rief mich (eigentlich wollte er meine Frau sprechen) am Nachmittag an. Mi dhin suai-suai free, au mai!?! Übersetz heißt das soviel wie: habe schöne (gute) Erde, gratis, willst du? Antwort von mir: Yang, - au, - thä yang... Übersetztung: Noch nicht, will (nehme), aber noch nicht jetzt!
Wir bauen gerade (für die, die's nicht wissen) und brauchen irgenwann Erdreich zum Auffüllen um's Haus.
Egal, zu spät der (Städtische) Lastwagen hatte bereits 4 Kubikmeter vor unsere Einfahrt gekippt! Ach du liebe....das war aber keine schöne Erde, es war ein riesen Haufen Müll, mit etwas Erde drunter gemischt, die die Stadtverwaltung aus einem Klong gebaggert hatte und die (natürlich) niemand wollte, deshalb war sie auch FREE!!! Der Schwager ist nun mal Kih niau!
Das wollen wir aber nicht auf unserem Grundstück meinten wir (meine Frau und Ich) einstimmig, nachdem wir den Haufen Mist inspiziert hatten. Was machen wir denn damit? Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig als den Müll (Palastik yeu-yeu, Kratching Deng Fläschen (einige dutzend sicherlich) 4 oder 5 Paar Sandalen, Reifenstücke, Verpackungsmaterial jeglicher Art, Beim umladen (Schaufeln) in die Schubkarre auszusortieren. Und dann die "relativ saubere Erde" in der einfahrt zu verteilen...
Aber wer macht das? Meine Frau hatte am Vortag die Arbeiter der Baustelle gefragt ob sie sich etwas dazuverdienen wollen. Ach nein,. meinten die, wir sind Abends viel zu müde, müssen noch Kochen und gehen früh Schlafen. Ich kann das gut verstehehen - aber wie kriegen wir die Erde Weg, am nächsten Taag kommt bereits die nächste Lieferung Sand, Zement, was weiß ich, es wird andauernd irgendwas gebraucht...
Dann müßen wir's selber machen, beschloß meine Frau!
Um zehn Uhr Morgens fangen wir an, es ist nicht nur Drecksarbeit, sondern auch anstrengend, die feuchte Eerde mit den vielen Plastikfetzen, Seilen, Schnüren, etc schippt sich alles wie von selbst! Ich muß etwa 50m mit der Schubkarre laufen, bis ich an der Ausfahrt auskippen kann!
Als dieses Thema behandelt wurde, kam auch zur Sprache daß wenn man niedere Arbeiten verrichtet, man seinen Status verliert! Ich fragte meine Frau aber erst gar nicht, denn wenn sie meint daß wir es tun sollen, dann verlieren wir unser GESICHT WOHL NICHT DABEI...
Die Arbeiter waren erst mal sehr überrascht als sie mich in Arbeitskleidung ankommen sahen, und alle waren recht amüsiert als ich zu schippen anfing, und meine Frau den Müll aus der Schubkarre mit einer Art Grillzange herausfischte! Die "Thai Yai" Frauen lachten hemmungslos... Naja, ich war mir nicht mehr so sicher ob das nun richtig war was wir da taten, mußte meiner Frau aber weiterhin vertrauen. Plötzlich rief ein Arbeiter: verry, verry gooood!!!
Nun, unsere Arbeit zo sich bis um 4 Uhr Nachmittags, und es blieb immer noch etwa ein Kubikmeter übrig. Ich war mittlerweile so erschöpft un durchgeschwitzt, daß meine Frau zu schippen anfing und den einen oder anderen Karren schob, und ich fischte den Müll heraus, damit ich Zeit hatte mich etwas zu erholen. So um 4:30 erbarmten 3 Arbeiter sich unser und mit vereinten Kräften waren wir punkt 5 mit der Arbeit fertig! Wir hatten im Ganzen 6!!! große Mülltüten à 60 Liter mit Müll gefüllt
Nachher setzte der Arbeiter, der verry good gerufen hatte sich zu mir und meinte: Kid Farang mai mi leng (läng) Ich dachte immer die Farangs hätten keine Kraft!!! Niemand von uns hätte das von euch erwartet, und niemand euch zugetraut daß ihr das an einem Stück schaft! Meine Frau fuhr dann noch (etwas mehr als nötig) den Pickup hin und her um die frische Erde "fest zu walzen". Nach Feierabend kam der Big Boss, der Bauunternehmer und wir diskutierten die Details der Arbeiten am Haus.
Wir waren den Arbeitern etwas schuldig und meine Frau schickte Jemanden los um Essen, Lao und Bier zu holen. Wir saßen bis 21:00 zusammen, haben gegesen und getrunken und die Thai Yai haben sogar etwas von ihren Spezialitäten zum besten gegeben. Meine Frau hat die Gesellschaft wie üblich excellent mit Geschichten aus Luxemburg unterhalten, und ich löste noch mehr Gelächter mit meinen holprigen "Farangwitzen" aus. Es schien mir als ob die Arbeiter mir eher mehr Aufmerksamkeit schenkten als zuvor, wenn ich mal ein paar Worte zu der Konversation beitrug.
Beim Essen und beim "sevieren" wurde die alte Hirarchie respektiert was soviel heißt wie daß der Vorarbeiter seinen Boss mit Bier und Eiswürfeln bedient, und nach einer Zeit die Besten Arbeiter ebenfalls etwas abbekamen. Und der Unternehmer hat mich bedient, Speisen angeboten und dafür gesorgt daß ich immer genug von allem hatte.
Einer der Arbeiter (alle staunten) ist sogar weggefahren und hat auf seine Kosten für Nachschub gesorgt, weil er sich so gut amüsierte! Der Boss war irgenwann steinhagelvoll, drückte mir aber vorher noch sein "sabei Jai" aus und daß er wirklich happy wäre mit unserem Projekt. Er rief sogar seine Schwester in Bangkok an, die in Canada studiert hatte, er wolle sie uns einmal vorstellen, und ich "mußte" mich ein wenig mit ihr (auf Englisch) am Handy unterhalten und bestätigen daß sie allerfeinstes Englisch sprach. Business as usual und Freundschaft!
Und meine Frau meinte anschließend daß alles in bester Ordnug wäre, daß alle zufrieden mit mir als Bauherr seinen: Denn Thais, wenn sie besoffen wären - würden niemals so ausgelassen und fröhlich sein wenn ihnen irgenwas nicht passen würde. Wenn sie besoffen sind meinte sie... dann verlieren sie die Kontrolle, und die Wahrheit kommt zum Vorschein! Wir könnten die Baustelle getrosst für 1-2 Monaten ihnen überlassen, meinte sie - es käme durch sie nichts abhanden, und sie würden ihr Bestes geben um mich zufriedenzustellen! Loyalität die man sich verdient - wie und durch was auch immer...Respekt (erarbeiten) hat scheinbar auch mehrere Gesichter.