G
gruffert
Gast
Das in Thailand viele Dinge nicht unserem deutschen Verständnis von Demokratie, Ordnung und Ethik entsprechen ist unbestritten. Genau so unbestritten ist aber die Tatsache, daß sich die weitaus überwiegende Zahl von Touristen und auch Auswanderern hier wohlfühlen, sonst würden sie nicht im Urlaub immer wieder hier her fahren, oder ganz in Thailand leben.
Natürlich macht man sich falls man nicht nur am billigen Sex interessiert ist als denkender Mensch auch Gedanken darüber, wie die Verhältnisse in diesem Land verbessert werden könnten. Dies auch wenn man weiß, dass es bei theoretischen Überlegungen bleibt, da kein Thai den Ratschlag eines Farangs annehmen wird, mag er auch noch so vernünftig erscheinen.
Bei der Betrachtung und Diskussion der Verhältnisse in Thailand sollte man aber vernünftigerweise auch berücksichtigen, auf welchem geschichtlichen und mentalen Grund diese Verhältnisse entstanden sind. Hier nur kurz einige Beispiele:
Demokratie
Thaksin und seine Partei entsprechen gewiss nicht meinen Vorstellungen einer demokratischen Institution. Thaksin hat aber bei seiner Wahl das angesprochen was den Thais wichtig ist: den Nationalstolz, und die Erwartung ohne eigene Anstrengungen zu Geld zu kommen. Er hat aber auch einige überfällige Reformen zumindest auf den Weg gebracht, und versucht die verkrustete Bürokratie aufzubrechen. Daß er bei seinen politischen Entscheidungen und Gesetzesvorlagen seine eigenen Interessen nicht vergisst, entspricht dem Thai-Selbstverständnis.
Gesundheitswesen:
Wir haben in Deutschland seit Bismarcks Zeiten die gesetzliche Sozialversicherung. Sie ist nach über 100 Jahren wohl organisatorisch auf hohem Stand. Die Tatsache, dass sich hier aber jeder ob arm oder reich auf das soziale Netz verlässt, und seine oft überforderten Ansprüche stellt, hat dazu geführt, dass sie heute nicht mehr finanzierbar ist.
In Thailand ist seit Menschengedenken die Familie das soziale Netz. Wenn jetzt seit einem Jahr eine nur aus Steuergeldern finanzierte Grundversorgung eingeführt wurde, kann doch kein Mensch erwarten, dass sie in der Lage ist, mit dem was wir gewohnt sind verglichen zu werden, sowohl organisatorisch wie finanziell.
Im Uebrigen hat heute jedes Dorf , auch im tiefen Isaan, eine gut ausgeruestete und mit ausgebildeten Schwester, zum Teil auch Aerzten besetzte Krankenstation, wo sich jeder Dorfbewohner behandeln lassen kann, und sich so den oft weiten Weg zum nächsten 30 Baht Krankenhaus erspart.
Bildungswesen
Die in den Foren oft aufgestellte Behauptung, dass das Volk bewusst dumm gehalten werden soll halte ich für unbegründet. Die vor 20 Jahren nur halbherzig realisierte 4- jährige Schulpflicht ist heute durch eine flächendeckende und mit Polizeigewalt durchgesetzte 6 8 jährige Schulpflicht ersetzt worden. Die Lehrinhalte und auch das Lehrsystem entsprechen gewiß nicht unseren Ansprüchen, wohl aber dem was die Thais für wichtig bzw. für erforderlich halten. Es werden aber Anstrengungen unternommen, um die Kenntnisse der Schüler auch den zukünftigen Anforderungen anzupassen. So sind in meiner Dorfschule (ca. 300 Kinder) seit einem halben Jahr 10 leistungsfähige Komputer installiert. Dass sie nur zum Teil für den Unterricht genutzt werden können, weil sie von den Kindern der Oberklasse ohne vernünftige Anleitung malträtiert werden, und nur eine mangelhaft ausgebildete Lehrerin mit EDV Kenntnissen restlos überfordert ist, ist sicher keine Absicht, sondern der typischen Thai-Charaktereigenschaft, den zweite Schritt vor dem ersten zu tun zuzuschreiben. Die Regierung hat hier allein an einer Schule über eine halbe Million für Komputer investiert, ohne entsprechend ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen.
So könnte ich noch ein Dutzend Beispiele anführen, die den Farang veranlassen sollten nicht nur darüber zu jammern und zu schimpfen was in Thailand alles faul ist, sondern auch mal fairerweise darüber nachdenken, warum das so ist.
Günther
Natürlich macht man sich falls man nicht nur am billigen Sex interessiert ist als denkender Mensch auch Gedanken darüber, wie die Verhältnisse in diesem Land verbessert werden könnten. Dies auch wenn man weiß, dass es bei theoretischen Überlegungen bleibt, da kein Thai den Ratschlag eines Farangs annehmen wird, mag er auch noch so vernünftig erscheinen.
Bei der Betrachtung und Diskussion der Verhältnisse in Thailand sollte man aber vernünftigerweise auch berücksichtigen, auf welchem geschichtlichen und mentalen Grund diese Verhältnisse entstanden sind. Hier nur kurz einige Beispiele:
Demokratie
Thaksin und seine Partei entsprechen gewiss nicht meinen Vorstellungen einer demokratischen Institution. Thaksin hat aber bei seiner Wahl das angesprochen was den Thais wichtig ist: den Nationalstolz, und die Erwartung ohne eigene Anstrengungen zu Geld zu kommen. Er hat aber auch einige überfällige Reformen zumindest auf den Weg gebracht, und versucht die verkrustete Bürokratie aufzubrechen. Daß er bei seinen politischen Entscheidungen und Gesetzesvorlagen seine eigenen Interessen nicht vergisst, entspricht dem Thai-Selbstverständnis.
Gesundheitswesen:
Wir haben in Deutschland seit Bismarcks Zeiten die gesetzliche Sozialversicherung. Sie ist nach über 100 Jahren wohl organisatorisch auf hohem Stand. Die Tatsache, dass sich hier aber jeder ob arm oder reich auf das soziale Netz verlässt, und seine oft überforderten Ansprüche stellt, hat dazu geführt, dass sie heute nicht mehr finanzierbar ist.
In Thailand ist seit Menschengedenken die Familie das soziale Netz. Wenn jetzt seit einem Jahr eine nur aus Steuergeldern finanzierte Grundversorgung eingeführt wurde, kann doch kein Mensch erwarten, dass sie in der Lage ist, mit dem was wir gewohnt sind verglichen zu werden, sowohl organisatorisch wie finanziell.
Im Uebrigen hat heute jedes Dorf , auch im tiefen Isaan, eine gut ausgeruestete und mit ausgebildeten Schwester, zum Teil auch Aerzten besetzte Krankenstation, wo sich jeder Dorfbewohner behandeln lassen kann, und sich so den oft weiten Weg zum nächsten 30 Baht Krankenhaus erspart.
Bildungswesen
Die in den Foren oft aufgestellte Behauptung, dass das Volk bewusst dumm gehalten werden soll halte ich für unbegründet. Die vor 20 Jahren nur halbherzig realisierte 4- jährige Schulpflicht ist heute durch eine flächendeckende und mit Polizeigewalt durchgesetzte 6 8 jährige Schulpflicht ersetzt worden. Die Lehrinhalte und auch das Lehrsystem entsprechen gewiß nicht unseren Ansprüchen, wohl aber dem was die Thais für wichtig bzw. für erforderlich halten. Es werden aber Anstrengungen unternommen, um die Kenntnisse der Schüler auch den zukünftigen Anforderungen anzupassen. So sind in meiner Dorfschule (ca. 300 Kinder) seit einem halben Jahr 10 leistungsfähige Komputer installiert. Dass sie nur zum Teil für den Unterricht genutzt werden können, weil sie von den Kindern der Oberklasse ohne vernünftige Anleitung malträtiert werden, und nur eine mangelhaft ausgebildete Lehrerin mit EDV Kenntnissen restlos überfordert ist, ist sicher keine Absicht, sondern der typischen Thai-Charaktereigenschaft, den zweite Schritt vor dem ersten zu tun zuzuschreiben. Die Regierung hat hier allein an einer Schule über eine halbe Million für Komputer investiert, ohne entsprechend ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen.
So könnte ich noch ein Dutzend Beispiele anführen, die den Farang veranlassen sollten nicht nur darüber zu jammern und zu schimpfen was in Thailand alles faul ist, sondern auch mal fairerweise darüber nachdenken, warum das so ist.
Günther