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Warten auf das Freihandelsabkommen
Konzerne als Hauptgewinner des Konjunkturbooms
Von Thomas Berger
Von den Einbrüchen der Asienkrise 1997 hat sich Thailand bisher kaum erholt. Doch neue Prognosen weisen darauf hin, dass die Konjunktur im kommenden Jahr deutlich anspringen wird.
Zumindest Statistiker und das politische Establishment begrüßen die Untersuchung, die Fachleute der Industrie- und Handelskammer jetzt vorgelegt haben. 7,1 Prozent Gesamtwachstum im kommenden Jahr – dies gibt der Regierung unter Premier Thaksin Shinawatra einigen Rückenwind. Da die Folgen der Asienkrise weiter wirken und es unlängst weitere Erschütterungen gab, waren solche Prognosen nicht erwartet worden.
Die Industrie setzt derzeit nicht nur auf den Binnenmarkt, sondern auch auf das Freihandelsabkommen, das in Kürze mit den USA unterzeichnet werden soll. In seinem Gefolge sollen sich die Außenhandelserlöse mit Nordamerika binnen Drei-Jahres-Frist verdoppeln. Schon heute gehören die USA zu den wichtigsten Handelspartnern – Thailand hat es in einigen Produktbereichen sogar geschafft, die chinesisch-taiwanesische Konkurrenz zu überrunden.
Schon im laufenden Jahr werden die Exporte um knapp 15 Prozent steigen – deutlich mehr, als noch vor wenigen Monaten erwartet. 2004 soll es ähnliche Wachstumsraten geben. Selbst die jüngste Aufwertung der Landeswährung Baht gefährdet diesen Trend nicht.
Mit dieser Konjunkturentwicklung wird Thailand in Südostasien wieder zu einem wirtschaftlichen Schrittmacher und knüpft an vergangene Tage an. Die Nachbarn hingegen haben noch immer an den jüngsten Krisen zu knabbern – Indonesien nach den Terroranschlägen von Bali und Jakarta sowie Hongkong, China, Taiwan und Singapur mit den Ausfällen durch die SARS-Epidemie im Frühjahr. Thailand hatte damals Glück, trotz dreier Opfer der Lungenerkrankung in Bangkok blieb das Land von Panik verschont. Zudem konnte die Tourismusbranche von der »Abwanderung« jener Urlauber profitieren, denen der Palmenstrand auf Bali zu gefährlich geworden ist.
Gleichwohl ist nicht alles Gold, was glänzt. Während die Wirtschaft boomt, haben viele Thais kaum mehr Geld als früher in der Tasche. Gleichzeitig stiegen die Lebenshaltungskosten und auch der gesellschaftliche Druck, teure Markenkleidung sowie private Elektronik vorzuzeigen. Unklar ist, ob der Aufschwung genug Jobs bringt, die für Thailand hohe Arbeitslosigkeit deutlich abzubauen.
Hauptnutznießer der Entwicklung werden die großen Giganten in der Wirtschaft sein. Der Mittelstand hingegen dürfte noch warten müssen, bis auch für ihn der Pfeil wieder deutlich aufwärts weist. Nicht zuletzt Korruption und Ineffizienz in weiten Bereichen lassen die hoffnungsgeladene Statistik nicht ohne Abwandlungen bis zur Basis durchkommen.
(ND 19.09.03)
Konzerne als Hauptgewinner des Konjunkturbooms
Von Thomas Berger
Von den Einbrüchen der Asienkrise 1997 hat sich Thailand bisher kaum erholt. Doch neue Prognosen weisen darauf hin, dass die Konjunktur im kommenden Jahr deutlich anspringen wird.
Zumindest Statistiker und das politische Establishment begrüßen die Untersuchung, die Fachleute der Industrie- und Handelskammer jetzt vorgelegt haben. 7,1 Prozent Gesamtwachstum im kommenden Jahr – dies gibt der Regierung unter Premier Thaksin Shinawatra einigen Rückenwind. Da die Folgen der Asienkrise weiter wirken und es unlängst weitere Erschütterungen gab, waren solche Prognosen nicht erwartet worden.
Die Industrie setzt derzeit nicht nur auf den Binnenmarkt, sondern auch auf das Freihandelsabkommen, das in Kürze mit den USA unterzeichnet werden soll. In seinem Gefolge sollen sich die Außenhandelserlöse mit Nordamerika binnen Drei-Jahres-Frist verdoppeln. Schon heute gehören die USA zu den wichtigsten Handelspartnern – Thailand hat es in einigen Produktbereichen sogar geschafft, die chinesisch-taiwanesische Konkurrenz zu überrunden.
Schon im laufenden Jahr werden die Exporte um knapp 15 Prozent steigen – deutlich mehr, als noch vor wenigen Monaten erwartet. 2004 soll es ähnliche Wachstumsraten geben. Selbst die jüngste Aufwertung der Landeswährung Baht gefährdet diesen Trend nicht.
Mit dieser Konjunkturentwicklung wird Thailand in Südostasien wieder zu einem wirtschaftlichen Schrittmacher und knüpft an vergangene Tage an. Die Nachbarn hingegen haben noch immer an den jüngsten Krisen zu knabbern – Indonesien nach den Terroranschlägen von Bali und Jakarta sowie Hongkong, China, Taiwan und Singapur mit den Ausfällen durch die SARS-Epidemie im Frühjahr. Thailand hatte damals Glück, trotz dreier Opfer der Lungenerkrankung in Bangkok blieb das Land von Panik verschont. Zudem konnte die Tourismusbranche von der »Abwanderung« jener Urlauber profitieren, denen der Palmenstrand auf Bali zu gefährlich geworden ist.
Gleichwohl ist nicht alles Gold, was glänzt. Während die Wirtschaft boomt, haben viele Thais kaum mehr Geld als früher in der Tasche. Gleichzeitig stiegen die Lebenshaltungskosten und auch der gesellschaftliche Druck, teure Markenkleidung sowie private Elektronik vorzuzeigen. Unklar ist, ob der Aufschwung genug Jobs bringt, die für Thailand hohe Arbeitslosigkeit deutlich abzubauen.
Hauptnutznießer der Entwicklung werden die großen Giganten in der Wirtschaft sein. Der Mittelstand hingegen dürfte noch warten müssen, bis auch für ihn der Pfeil wieder deutlich aufwärts weist. Nicht zuletzt Korruption und Ineffizienz in weiten Bereichen lassen die hoffnungsgeladene Statistik nicht ohne Abwandlungen bis zur Basis durchkommen.
(ND 19.09.03)