Vor nicht ganz 20 Jahren habe ich mein erstes Selbsterfahrungsseminar gemacht. Eher durch Zufall und ohne zu wissen auf was ich mich da eigentlich eingelassen hatte. Ein Freund hat mich dorthin "geschleppt". Meditation haben wir im eigentlichen Sinne nicht praktiziert. Dafür gab es viele abgeleiteten Übungen. Es wurde viel mit Hyperventilation (rhythmisch und intensiver Atmung) gearbeitet. Verschiedene Mantras, auch suffistischen, assyrischen und vorbiblischen Ursprungs. Unter anderem wurde die Geistunterschrifft vom Propheten Abraham in die Luft "gezeichnet". Nur 3 Anstrengende Tage mit harter Arbeit, Todes- und Lebensangst inklusive vieler Emotionaler Ausbrüche. Eine extreme Rosskur, verbunden mit hoher körperlicher sowie geistiger Anstrengung und Überwindung. Aber bitte nicht sofort voreilige Schlüsse ziehen über Ursprung und Art dieses Seminars - es ist eigentlich zweitrangig!
Als ich dort "rauskam", war ich auf einem unbeschreiblichen Trip der so ungefähr 2-3 Wochen gedauert hat. Milch, Cola, aber besonders Kirschensaft (daran kann ich mich noch sehr gut erinnern) schmeckte wie ein unbekannter Nektar. Alle Sinne waren sowieso auf´s extremste geschärft. Ich glaubte ich wäre in einem fernen- aber wunderbaren Land aufgewacht. ALLES war NEU! Ich wußte plötzlich wer ich war und was ich wollte. Ich war voller Liebe für alles um mich her, ohne Unterschiede und Vorurteile. Ich hatte andauern das Bedürfnis meine Arme auszubreiten um die Welt liebevoll zu umarmen. War es meine innere Realität - die Wirklichkeit die mir vorher verborgen war, nach und nach verschleiert wurde? Oder war es eine Halluzination die durch einen zu hohen Sauerstoffgehalt in meinem Blut hervorgerufen wurde? Aber es konnte nicht andauern, der Märchenprinz fand das Märchen nicht wieder aus dem er gekommen war. Nach und nach verging die Wirkung der "Kur"...
Aber, ich wurde nicht süchtig nach Seminaren und Selbsterfahrungskuren, - in der zwischenzeit habe ich allerdings meine Nase in verschiedene mystische Welten gesteckt. Unter anderem habe ich 8 Jahre lang Hata Yoga und Pranayama praktiziert. Und ich hatte das Glück einen sehr guten Yogalehrer zu haben der die klassische Meditation unter Berücksichtigung unserer westlischen Morphologie gelehrt hat. Im Klartext, unsere krummen und kranken Rücken halten Meditation in den klassischen Posen in den meisten Fällen nicht aus! Auf die Dauer tragen 80 Prozent lediglich Rückenschäden davon. So haben wir die meiste Zeit im Liegen praktiziert.
Aber zimperlich war er keineswegs mit uns, wir haben Übungen gemacht bei denen wir auf den Knien gesessen haben (auch eine klassische Pose) und uns Tonkugeln unter die Kniegelenke gelegt haben. Um herauszufinden wieviel Schmerz wir ertragen können, und natürlich um weniger "wehleidig" zu werden. Also ich würde sagen, diese Übung ist absolut als Foltermethode tauglich. Unser Hata Yoga Programm war übrigens auch vom feinsten. Einmal haben wir 144 Surianamaskar Übungen am Stück gemacht. Eine Übung die sich in zwölf Bewegungsabläufe gliedert und bei der alle Muskelgruppen gefordert und gestreckt werden. Ich muß hier anmerken daß es diverse Yogaschulen gibt und die Meinungen gehen auseinander wie "hart" die körperlichen Übungen praktiziert werden sollen. Eine verbreitetes Vorurteil besteht darin daß Hata Yoga sich auf Schneidersitz und diverse statische Verrenkungen beschränkt, was aber im Allgemeinen nicht zutrifft. Also bei diesem "Surianamaskar -marathon" mußten wir tatsächlich zwischendurch Pause machen um unseren Pulsschlag zu kontrollieren. Jeder der über 160 kam mußte eine Runde Aussetzen. Pullups auf einer Faust, oder im Handstand (gegen die Wand gelehnt) gehörten zur Tagesordnung. Mein Yogalehrer sagte immer, wer es fertigbringt körperlich über sich hinauszuwachsen, der kann es auch geistig! Er legte 65 Situps in der Minute vor und vorderte uns heraus seinen Rekord zu brechen...keine Schance - und unsere Gruppe war im Schnitt 10-15 Jahre jünger als er. Einmal habe ich mir ein "kaputtes Knie" geholt, und einmal eine Rippe bei einer recht gefährlichen "Partnerübung" gebrochen. 3 Mal die Woche extremer Muskelkater und schlotterige Knie beim Treppensteigen:-) Auch noch nach 5-6 Jahren intensivem Träning. Nach dem "körperlichen Teil" haben wir dann eine Meditation von 40 Minuten drangehängt.
Atemtechnik kann man zur Entspannung und/oder zur Steigerung (eigentlich Intensivierung der Gehirnaktivität durch erhöhte Sauerstoffzufuhr) des Bewußstseins benutzen.
Sie wird zur Unterstützung der Meditation benutzt oder aber zu rein therapeutischen Zwecken, wie gegen Schlafstörungen, Depression, etc...Manche Schulen verzichten allerdings genauso auf Atemtechniken wie auf körperliche "Anstrengungen"...
Was ist eigentlich Meditation? Viele "uneingeweihten" haben eine falsche Vorstellung von dem was Meditation ist - darüberhinaus gibt es allerdings auch Meinungsverschiedenheiten unter "Spezialisten"....
Ich wude folgendermaßen "unterichtet": *Onepointed concentration* lautet die kurze aber sehr treffliche Definition (in englischer Sprache) In eine Richtung gerichtete Konzentration könnte man es übersetzen. Eigentlich sehr einfach als Definition!
Was es auf keinen Fall ist: Brainstorming- oder browsing. Nein, es ist das Gegenteil, es handelt sich tatsächlich um das Auschalten des "Inneren Dialogs"...
Und das kann nur durch extreme "praxis und disziplin im {nicht} denken" durch "onepointed concentration" erreicht werden.
Als "point" ist alles erdenkliche erst einmal gut genug, Nasenspitze, Atem, die Flamme einer Kerze, ein Fleck an der Wand....
Durch das "Ruhigstellen" des inneren Dialoges werden dann (normalerweise, bei manchen selten Individuen funktioniert es nämlich nicht) die Dinge in uns geweckt die sonst durch unser stetiges "DENKEN" überdeckt werden.
Mein Lehrer hat immer gesagt: was wir hier tun, ist wie das auslösen einer inneren Zeitbombe. Wann sie detoniert, das allerdings kann ich euch nicht sagen...
Was man auch noch wissen sollte: durch die Meditation werden diverse Schubladen in unserem Unterbewußtsein geöffnet die vorher verschlossen waren. Aber manchmal entdecken wir wahre Schätze - und ein anderes mal öffnet sich ein Fach aus dem nur gequirlte Scheiße (sorry) herausläuft. Und spätestens dann (wie mecki ganz richtig erläutert hat) ist es ganz nützlich wenn ein beratender Lehrer (der sein Salz auch wert ist) zur Seite steht.
Wie findet man heraus ob er das ist?
Rufe ihn um 3 Uhr, oder besser um 4 nachts an und sag ihm du bist am krepieren und hast große Angst verrückt zu werden...
Läuft ein Anrufbeantworter, dann vergiß ihn einfach:-)
Die ganze Zeit als ich Yoga praktiziert habe hatte ich "Angst" ich würde so durch die Mangel gedreht werden (und nochmal so in die Hose Scheißen - sorry) wie bei meinem ersten Seminar. Es ist nie eingetroffen...mein Lehrer hat stets gewußt wieviel er mir zutrauen kann - und hatte auch keinen Bock auf ein "Maleur" während der Kurse, wie er mir erläuterte:-)
Das nur am Rande um zu erläutern daß ein spiritueller Weg (denn das ist Meditation schlußendlich in einem anderen Sinne) nicht unbedingt ein geistiges Sektfrühstück ist. Natürlich erlebt es jeder anders - und derjenige, der wenige oder keine verborgenen Ängste hat, macht sich auch nicht in die Hose wenn sie zum Vorschein kommen:-)
Es gibt viele Schulen, Methoden, Theorien, - verbunden oder abseits bzw. jenseits von Dogmen, Religion oder Mythologie.
Allerdings bin ich kein Kenner dieser diversen Abzweigungen und Schulen...
Global gesehen bin ich ein verfechter der "der Zweck heiligt die Mittel" Theorie, die in diesen Gefielden eine besondere Bedeutung bekommt.
Grob ausgedrückt: was eine Schule oder ein Lehrer auch immer von dir fordert, es spielt keine Rolle! Wenn es dazu beiträgt daß du dich aus deinem geistigen Gefängnis befreien kannst, dann ist alles "recht und billig".
Bei klassischen "Meditationsessions" habe ich mir stets einen schmerzenden Rücken geholt wenn es über eine Stunde ging, und das trotz meiner guten Form und meiner intensiven Hata Yoga praxis. Und das hat so störend gewirkt daß meine ganze Meditation sich nach einer Zeit nur noch um´s "Aufhören" gedreht hat:-)
Ich würde aber gerne mehr über Techniken und Lernmethoden in den Wats erfahren, denn leider war ich in Thailand die meiste Zeit zu sehr (geschäftlich) gefordert, als daß ich mich mit diesem Teil Thailands beschäftigen konnte....ja leider!
@mecki
Beschränken sich deine Erfahrungen auf diesen einen Vipassana Kurs, oder hast du andere Erfahrungen in oder außerhalb Thailands gesammelt?