
Jinjok
Senior Member
Themenstarter
Disclaimer. Da das Thema Bildung bei Thais hier neuerdings ein heißes Eisen zu sein scheint, sehe ich mich gezwungen auf folgendes aufmerksam zu machen: Wer sich durch das Erwähnen von Bildungsmöglichkeiten oder den Bildungsstand von Thais beleidigt fühlt, möge bitte diesen Thread nicht weiter verfolgen. Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß ich mit der folgenden Niederschrift meiner persönlichen Eindrücke und Erfahrungen keinen Leser oder dessen Frau beleidigen, herabwürdigen oder angreifen möchte. Ich möchte lediglich Interessierten die Möglichkeit geben, aus meinen Erfahrungen eigene Schlußfolgerungen zu ziehen.
Heirat und Umzug nach EUR sind geschafft - wie gehts nun weiter?
Meine Frau war bereits knappe 9 Monate verteilt auf 3 Visa in der BRD. Dabei ist sie eigentlich bis auf Einkäufe zu Fuß nur mit mir gemeinsam unterwegs gewesen. Das bedeutete, solange ich auf Arbeit war, verblieb sie allein zu Haus und wenn ich von der Schicht zurück kam, haben wir natürlich immer alles zusammen gemacht. Ich könnte nicht alleine irgendwo hingehen, da es für sie ja die einzige Abwechslung außerhalb war.
Nun ist für Selbstständigkeit eine Grundvoraussetzung Sprache. Da meine Frau westliches Englisch spricht, ist das an internationalen Plätzen kein Problem. Leider kommt man mit Englisch selbst in deutschen Großstädten mit Touristenballung nicht sehr weit, geschweige denn in der Provinz. Also führt an Deutsch kein Weg vorbei, wenn man nicht an Ehemann oder der Thai-Community kleben will. Zur Thai-Community bereite ich noch einen gesonderten Beitrag vor, da das auch etwas umfangreicher wird.
Nachdem wir den Aufenthaltstitel für ein Jahr beim Ordnungsamt Abt. Ausländer- und Staatsangehörigkeitsangelegenheiten bekommen hatten, nahmen wir uns die Zeit an einem Vormittag in der Vorweihnachtszeit das Arbeitsamt aufzusuchen. Im Fernsehen wird immer so schön von staatlich geförderten Integrationsprogrammen für Migranten (Umschulung mit integriertem Sprachkurs) gesprochen, da war es an der Zeit die schönen Worte einmal in der Praxis zu überprüfen.
Die Arbeitserlaubnis ist nur eine Formsache und wird bei Vorlage von Reisepaß und übersetzter Heiratsurkunde ausgestellt. Dann also eingereiht bei den Arbeitssuchenden. Nach 2 Stunden Wartezeit können wir unser Anliegen vortragen. Zunächst wurden wir gefragt, was wir denn überhaupt vom Arbeitsamt wollten, wenn nicht mal die Sprachkenntnisse da wären. Also erkläre ich der Arbeitsamt-Beamtin, was ich über geförderte Integrationskurse im TV gehört habe.
Sie nimmt alle Daten auf und schickt uns weiter zum Vermittler. Der Vermittler hat dann auch endlich Detailkenntnisse zu den angebotenen Kursen. Zunächst kam die Ernüchterung. Förderungsfähige Migranten sind Asylbewerber, Kontingentflüchtlinge und Spätaussiedler. Bei gemischtnationalen Ehen, bei denen der Antragsteller nicht zum o.g. Personenkreis gehört, gibt es keinerlei Förderung vom Staat bei der Ausbildung.
Vorbildung aus Thailand in EUR nichts wert?
Meine Frau hat zwar während ihres Studiums an der Ramkamhaeng Universität auch deutsch als Wahlfach belegt, aber als praktische Nutzung hatte sie in den letzten 15 Jahren nur den Briefwechsel mit ihrer Dortmunder Brieffreundin. Also Hörverständnis und eigene Artikulation ist kaum möglich. Das liegt wohl nicht zuletzt am thailändischen Lehrsystem.
Eine Berufsausbildung wie in EUR gibt es in Thailand ja kaum. Für produzierende, verkaufende und gastronomische Tätigkeiten wird in der untersten Charge einfach vor Ort angelernt. Für Tätigkeiten auf höheren Level ist ein Studium an einer der vielen Universitäten oder Hochschulen des Landes nötig. Aber man schließt solch ein Studium nicht als Kaufmann, Ingenieur oder Facharbeiter ab. Man bekommt ein allgemein lautenden Abschluß in der jeweiligen Richtung, mit dem man sich für eine ganze Reihe von Tätigkeiten in einer höheren Laufbahn bewerben kann.
Anerkannt werden Abschlüsse aller Art aus Thailand in EUR meines Wissens nicht. Aber eine Übersetzung des Abschlusses kann u. U. helfen, eine geeignete Weiterbildung zu finden. Bevor es soweit aber ist, ist ein Sprachkurs unerläßlich. Es gibt da VHS-Crash-Kurse über ein paar Wochen für relativ wenig Geld. Dann gibt es die Profikurse von Berlitz, Inlingua und Co für den Preis eines Kleinstwagens. Vom Arbeitsamt werden nun auch noch Spezialkurse für Migranten angeboten. Für Thais leider ohne staatliche Förderung.
Sprachkurs vom AA als Grundlage
Der nächste Kurs für uns war schon für 14 Tage später am 2. Januar avisiert. Ohne Förderung vom AA fallen 11,50 € pro Tag an. Der Kurs findet bei den Euro-Schulen statt, die in vielen Städten Filialen hat. Schule ist von Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr und dauert 6 Monate. Am ersten Tag findet ein Aufnahme-Test statt, wonach dann die Kurs-Teilnehmer in 3 Leistungsgruppen unterteilt werden können. Der Test besteht aus 4 Teilen: Multiple Choice abgebildete Dinge benennen, Bildung von Sätzen mit Verben, Bildung von Sätzen mit mehreren vorgegebenen Worten und Multiple Choice Fragen zum Leseverständnis eines einfachen Textes.
Meine Frau hat sich nach 10 Tagen Bedenkzeit letzten Freitag entschieden an dem Kurs teilzunehmen. Zwar bedeuted das, daß wir dieses Jahr nur einmal und das erst nächsten Herbst wieder nach Thailand fliegen können weil in der Zeit keine 3 Wochen Urlaub drin sind und die Kosten über 1750 € ein komplettes Urlaubsgeld verschlingt. Aber so ein Intensivkurs in einer Umbruchsituation, wie direkt nach dem Umzug auf einen anderen Kontinent ist ein guter Zeitpunkt ist, Selbstständigkeit zu erlernen.
Nicht nur, daß sie nun selbstständig mit dem ÖPNV dorthin und wieder zurück kommen muß, auch wird es ein Test für die Ausdauer sein, etwas Schwieriges allein in fremder Umgebung durchzuziehen. Den Kurs kann man übrigens jeden Monat zum Monatsende kündigen, da monatlich bezahlt wird. Auf Basis dieses Kurses bietet dann das Arbeitsamt diverse Kurse verschiedenster Länge und Ausbildungsziele an, die einen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen, ohne auf das Protektorat der Thai-Community angewiesen zu sein, also auch außerhalb von Asia-Shops oder Putzkolonnen arbeiten zu können.
mfg jinjok
Heirat und Umzug nach EUR sind geschafft - wie gehts nun weiter?
Meine Frau war bereits knappe 9 Monate verteilt auf 3 Visa in der BRD. Dabei ist sie eigentlich bis auf Einkäufe zu Fuß nur mit mir gemeinsam unterwegs gewesen. Das bedeutete, solange ich auf Arbeit war, verblieb sie allein zu Haus und wenn ich von der Schicht zurück kam, haben wir natürlich immer alles zusammen gemacht. Ich könnte nicht alleine irgendwo hingehen, da es für sie ja die einzige Abwechslung außerhalb war.
Nun ist für Selbstständigkeit eine Grundvoraussetzung Sprache. Da meine Frau westliches Englisch spricht, ist das an internationalen Plätzen kein Problem. Leider kommt man mit Englisch selbst in deutschen Großstädten mit Touristenballung nicht sehr weit, geschweige denn in der Provinz. Also führt an Deutsch kein Weg vorbei, wenn man nicht an Ehemann oder der Thai-Community kleben will. Zur Thai-Community bereite ich noch einen gesonderten Beitrag vor, da das auch etwas umfangreicher wird.
Nachdem wir den Aufenthaltstitel für ein Jahr beim Ordnungsamt Abt. Ausländer- und Staatsangehörigkeitsangelegenheiten bekommen hatten, nahmen wir uns die Zeit an einem Vormittag in der Vorweihnachtszeit das Arbeitsamt aufzusuchen. Im Fernsehen wird immer so schön von staatlich geförderten Integrationsprogrammen für Migranten (Umschulung mit integriertem Sprachkurs) gesprochen, da war es an der Zeit die schönen Worte einmal in der Praxis zu überprüfen.
Die Arbeitserlaubnis ist nur eine Formsache und wird bei Vorlage von Reisepaß und übersetzter Heiratsurkunde ausgestellt. Dann also eingereiht bei den Arbeitssuchenden. Nach 2 Stunden Wartezeit können wir unser Anliegen vortragen. Zunächst wurden wir gefragt, was wir denn überhaupt vom Arbeitsamt wollten, wenn nicht mal die Sprachkenntnisse da wären. Also erkläre ich der Arbeitsamt-Beamtin, was ich über geförderte Integrationskurse im TV gehört habe.
Sie nimmt alle Daten auf und schickt uns weiter zum Vermittler. Der Vermittler hat dann auch endlich Detailkenntnisse zu den angebotenen Kursen. Zunächst kam die Ernüchterung. Förderungsfähige Migranten sind Asylbewerber, Kontingentflüchtlinge und Spätaussiedler. Bei gemischtnationalen Ehen, bei denen der Antragsteller nicht zum o.g. Personenkreis gehört, gibt es keinerlei Förderung vom Staat bei der Ausbildung.
Vorbildung aus Thailand in EUR nichts wert?
Meine Frau hat zwar während ihres Studiums an der Ramkamhaeng Universität auch deutsch als Wahlfach belegt, aber als praktische Nutzung hatte sie in den letzten 15 Jahren nur den Briefwechsel mit ihrer Dortmunder Brieffreundin. Also Hörverständnis und eigene Artikulation ist kaum möglich. Das liegt wohl nicht zuletzt am thailändischen Lehrsystem.
Eine Berufsausbildung wie in EUR gibt es in Thailand ja kaum. Für produzierende, verkaufende und gastronomische Tätigkeiten wird in der untersten Charge einfach vor Ort angelernt. Für Tätigkeiten auf höheren Level ist ein Studium an einer der vielen Universitäten oder Hochschulen des Landes nötig. Aber man schließt solch ein Studium nicht als Kaufmann, Ingenieur oder Facharbeiter ab. Man bekommt ein allgemein lautenden Abschluß in der jeweiligen Richtung, mit dem man sich für eine ganze Reihe von Tätigkeiten in einer höheren Laufbahn bewerben kann.
Anerkannt werden Abschlüsse aller Art aus Thailand in EUR meines Wissens nicht. Aber eine Übersetzung des Abschlusses kann u. U. helfen, eine geeignete Weiterbildung zu finden. Bevor es soweit aber ist, ist ein Sprachkurs unerläßlich. Es gibt da VHS-Crash-Kurse über ein paar Wochen für relativ wenig Geld. Dann gibt es die Profikurse von Berlitz, Inlingua und Co für den Preis eines Kleinstwagens. Vom Arbeitsamt werden nun auch noch Spezialkurse für Migranten angeboten. Für Thais leider ohne staatliche Förderung.
Sprachkurs vom AA als Grundlage
Der nächste Kurs für uns war schon für 14 Tage später am 2. Januar avisiert. Ohne Förderung vom AA fallen 11,50 € pro Tag an. Der Kurs findet bei den Euro-Schulen statt, die in vielen Städten Filialen hat. Schule ist von Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr und dauert 6 Monate. Am ersten Tag findet ein Aufnahme-Test statt, wonach dann die Kurs-Teilnehmer in 3 Leistungsgruppen unterteilt werden können. Der Test besteht aus 4 Teilen: Multiple Choice abgebildete Dinge benennen, Bildung von Sätzen mit Verben, Bildung von Sätzen mit mehreren vorgegebenen Worten und Multiple Choice Fragen zum Leseverständnis eines einfachen Textes.
Meine Frau hat sich nach 10 Tagen Bedenkzeit letzten Freitag entschieden an dem Kurs teilzunehmen. Zwar bedeuted das, daß wir dieses Jahr nur einmal und das erst nächsten Herbst wieder nach Thailand fliegen können weil in der Zeit keine 3 Wochen Urlaub drin sind und die Kosten über 1750 € ein komplettes Urlaubsgeld verschlingt. Aber so ein Intensivkurs in einer Umbruchsituation, wie direkt nach dem Umzug auf einen anderen Kontinent ist ein guter Zeitpunkt ist, Selbstständigkeit zu erlernen.
Nicht nur, daß sie nun selbstständig mit dem ÖPNV dorthin und wieder zurück kommen muß, auch wird es ein Test für die Ausdauer sein, etwas Schwieriges allein in fremder Umgebung durchzuziehen. Den Kurs kann man übrigens jeden Monat zum Monatsende kündigen, da monatlich bezahlt wird. Auf Basis dieses Kurses bietet dann das Arbeitsamt diverse Kurse verschiedenster Länge und Ausbildungsziele an, die einen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen, ohne auf das Protektorat der Thai-Community angewiesen zu sein, also auch außerhalb von Asia-Shops oder Putzkolonnen arbeiten zu können.
mfg jinjok