Nachtrag :
Subject: Report on Thongchai Winichakul´s lecture
From: Suntariya Muanpawong
Date: Wed, 14 Nov 2001 23:12:27
Dear friends,
In the name of the organisers of the last meeting in Muenster, I would
like to say thank you for all of your co-operations. We really had a
successful day & night. Prof.Dr. Thongchai Winichakul, from Wisconcin
Uni, Madison, contributed his full week for us, having given his
interesting lectures on Thai politics and history at Uni Muenster and
Uni Hamburg. During the meeting at the Bruecke last Saturday, he
explained us, what happend in the 6.Oct incident. He told us also, what
we should learn from that case. All night long with the endless
discussion at Prof.Volker´s house, he guided more, how we should deal
with the violence, that stays surrounding us nowadays. We feel very
thankful for your nice talks!!
The support from the Deutsche Forscher Gruppe Uni Muenster (organised
by
Prof.Volker Grabowsky) pushed this project into reality. Moreover we
have got the financial supports from the Deutsch-Thailaendische
Gesellschaft Bonn (a very kind contact with Herrn Hartje and Frau
Prof.Krass), the Thai Student association in Germany (led by Khun
Parinya Thaewanarumitkul), the Thailaendischer Verein Berlin (led by
P´Tuk Sangchan Fraedrich) and sponsors from Berlin (Khun Pornsukwan
&Khun Jarupan). Thanks again for your great help!!
Let us thank more Khun Sirilack Schmidt (Schau Thai Journal) and Khun
Fong &Toom for the convenient tranportation of the speaker from and to
Frankfurt Airport. P´Jettana &Ajarn Grabowsky for the best accomodation
and food. The Hausfrauen Gruppe & Thai-Deustch familien in Muenster
(led
by P´Piak,P´Pat and P´Na) and our Muenster friends (Dr.Muh , Toom,
Pongpang, N´Cat etc.) for the cooking and dancing works. Besides, Khun
Rose &John Pohl (
www.thailife.de) for the widespread announcement.
Unbelievable, but true!! Over 40 Thai students came to Muenster, joined
and enjoyed our program. Thank you very much for your visiting!! Thanks
N´Onn Berlin &Khun Ehk Parinya for the active moderation. Khun Tinya
Hamburg for the best translation. The Dek Pin Music group (what a
name!)
from Mannheim (Gob&N´Pat), Karlsruhe (Nat) and Heildelberg (Pin) for
your beautiful songs for life and peace. Nong Cat for your magical Thai
classical dance. Lek Berlin and Ehk (again) for the music show. Ehk &
co. (again&again) for the very popular Glong Yau show!! P´Nuch , N´Tik,
Dr.Tum (Berlin), N´june, N´Bee, N´Ooh, Anke (Hamburg), N´Jay, N´Bier
(Hannover), N´Nong &N´Mau (Bonn), N´Teuy& N´Ploy (Goettingen),
Huebscher
Boonyang (Kassel), Kang, Yut &Meng (Heildelberg), N´Pearl (Bochum) etc.
for your great participation!! Ball Clausthal and Thinagorn Dortmund
for
the long and hard preparation. Last but not least, the best thank for
Jah (Chonapa Saarbruecken) and Jar (Jarupan Berlin), the real organiser
of this event!!
Absolutely, we hope to see you again and wish to have such a chance to
discuss more about our beloved Thailand in the near future.
Best regards from Muenster,
Suntariya Muanpawong
(P.S. For friends, who could not come, but love to hear what we talked
about, you can hear the whole talk at;
http://www.clickthai.de/DL/thongchai.mp3
(with translation) 14,7 MByte gro?.
http://www.clickthai.de/DL/Thai.mp3
(Thai version) 5,6 Mbyte gro?.
http://www.clickthai.de/DL/diskussion.mp3
(the discussion after speech) 5,3 Mbyte.
or please see the details below (sorry, only in Geramn text). Thanks
Khun Theo Pitsch from Koeln (
www.clickthai.de), our deutsch friend, who
has kindly done that with pleasure!!)
Gewalt in der thail?ndischen Gesellschaft
Lehre aus dem Ereignis vom 6. Oktober 1976
Vortrag von Prof. Dr. Thongchai Winichakul
anl?sslich der Zweiten Thail?ndischen Kulturveranstaltung
in M?nster am 10. November 2001
Eigentlich bildet dieser Ort nicht den geeigneten Rahmen, um ?ber
dieses
Thema zu sprechen, und ich bin auch nicht immer in der Verfassung,
dar?ber sprechen zu k?nnen. Dieses Lied „Ihr seid das Opfer“, welches
wir soeben dargeboten bekamen, habe ich schon seit zwanzig Jahren nicht
mehr geh?rt.
Zur Enth?llung des Denkmals zum 6. Oktober am 14. Oktober 2001 hat der
Ministerpr?sident in seiner Rede die Meinung vertreten, dass ?ber diese
Ereignisse nicht l?nger gesprochen werden sollte. Man sollte sich den
gegenw?rtigen Problemen zuwenden und den Leuten, die von Armut
betroffen
sind und nicht nur die Menschen im Blick haben, die damals sterben
mussten oder verletzt worden sind.
In den vergangenen 25 Jahren bem?hten sich die Machthaber in Thailand
immer darum, ein Ende des Diskurses ?ber die beiden Vorg?nge in den
siebziger Jahren herbeizuf?hren, stets mit dem Vorwand, man sollte
keine
Haarspalterei betreiben. Die Mehrheit der Thai stimmt diesen
Forderungen
insgeheim zu. Sie ist der Meinung, dass diese Trag?dien, insbesondere
die vom 6. Oktober, allm?hlich und unspektakul?r aus dem Bewusstsein
der
ganzen Nation verschwinden sollte.
Wer ?ber die Vorf?lle gelesen hat oder die Videos gesehen hat, wird
verstehen, dass diese Vorf?lle ein komplexes Thema darstellen, und wie
schwierig es ist, diese Geschehnisse einfach so zu vergessen oder zu
verdr?ngen. Einige meiner Freunde, die heute zum Teil in Ministerien
t?tig sind, bringen in ihren Ver?ffentlichungen zum Ausdruck, dass sie
die Ereignisse weder vergessen noch sich daran erinnern k?nnen.
Ich werde hier eine Zusammenfassung der Ereignisse geben ohne dabei zu
sehr in Details zu gehen. Danach wird es Gelegenheit geben, f?r die,
die
an Einzelheiten interessiert sind, genauer nachzufragen. Am Ende steht
meine ganz pers?nliche Meinung ?ber dieses Geschehen und dar?ber, was
es
f?r die thail?ndische Gesellschaft reflektiert, welche Lehren man
daraus
ziehen kann.
Was passierte am 6. Oktober 1976? Das Milit?r als Instrument des
Staates
bef?rchtete einen linken Aufstand durch Studenten, welcher die
Institution des Staates, sprich Nation, Buddhismus und Monarchie
gef?hrden k?nnte. Das Milit?r versuchte, durch Medienkampagnen die
breite Bev?lkerung davon zu ?berzeugen, dass es sich bei den Studenten
um Feinde der Nation, ja sogar um D?monen handele. Damit war es in der
Lage, Teile der Bev?lkerung zu unmenschlichem Handeln zu mobilisieren.
Ich bezeichne dieses als Staatskriminalit?t, zumal nicht nur die
staatlichen Machtorgane wie Armee und Polizei eingebunden wurden,
sondern auch Paramilit?rs und Teile der Bev?lkerung. Dar?ber hinaus
M?chte und Einfl?sse, die au?erhalb des Staates stehen.
Eine wichtige Komponente dieses Konfliktes waren die drei Diktatoren
Thanom, Prabhas und Narong, (XXX) welche in den Folgen des Ereignisses
vom 14. Oktober 1973 des Landes verwiesen worden waren. Seitdem
spaltete
ein Konflikt die Gesellschaft, vor allem die Studierenden und die
Machthaber, ?ber deren R?ckkehr nach Thailand. Dann geschah etwas
Unglaubliches, die Studierenden wurden durch eine Inszenierung
beschuldigt, die Majest?t des Kronprinzen zu beleidigen. Das sollte der
Beweis f?r das Vorhaben der Studenten sein, die drei S?ulen des Staates
zu ersch?ttern. In der Nacht vom 5. zum 6. Oktober umstellten
Polizisten
den Campus der Thammasat-Universit?t und machten Gebrauch von ihren
Schusswaffen. Dieses f?r mich unverst?ndliche, unbegreiflich harte
Vorgehen, f?hrte dazu, dass die Menschen, die an diesem Tag ihr Leben
opferten, auf unzivilisierte Weise sterben mussten. Die Bilder zeigten
Opfer, die hinausgezerrt, erschlagen, erh?ngt oder aufgeschlitzt, deren
K?rper zus?tzlich mit St?hlen traktiert oder ihr Mund mit Schuhen
gestopft worden waren. Eine oder zwei Frauen wurden mitten auf dem
Sanom
Luang (XXX) in Bangkok entkleidet. Was weiter mit ihnen geschah, wei?
ich nicht, sie wurden jedoch nicht wieder gesehen. Vier Personen
wurden,
nachdem sie bewusstlos waren, aufeinandergestapelt, mit Autoreifen
bedeckt und angez?ndet. Ein Freund, welcher zuletzt noch die Leute aus
dem Geb?ude heraustrieb, um sicher zu stellen, dass keiner ?brig
bleibt,
wenn die Soldaten das Gel?nde st?rmen, schaffte es selbst nicht mehr,
rechtzeitig zu fliehen. Er bekam ein Tuch um den Hals gebunden und
wurde
zu Boden gezerrt und geschleift. Die genannten F?lle sollen als
Beispiele f?r die unmenschliche Grausamkeit gen?gen.
Anschlie?end wurden drei- bis viertausend Studenten verhaftet.
Angeblich, weil er fliehen wollte, wurde einer von ihnen erschossen.
Ich
selbst war in dieser Nacht am Mikrofon und sprach anfangs
Durchhalteparolen und rief zum Sturz der Diktatoren auf. Gegen Morgen
allerdings versuchte ich, auf die Polizisten einzureden und sie von der
Gewalt abzuhalten. Dann wurde ich verhaftet, sp?ter vor Gericht
gestellt
und f?r zwei Jahre inhaftiert.
Offiziellen Angaben nach hat es am 6. Oktober 46 Tote gegeben, eine
Zahl, die relativ niedrig erscheint im Vergleich zu den Opfern von 1973
oder auch sp?ter, 1992. Aber die Art und Weise, wie die Leute
umgebracht
wurden, war um ein vielfaches brutaler und hinterlie? in den Herzen
vieler eine Wunde, die bis jetzt immer noch nicht geheilt ist. Dazu
gez?hlt werden m?ssen f?nftausend weitere Opfer, die, die selbst
verletzt wurden, und die Angeh?rigen der Toten, Verhaftete und
Angeklagte, Menschen, die ihre Positionen verloren haben wie Adjan Boyd
(XXX), der seinen Posten als Rektor der Thammasat-Universit?t aufgeben
und fliehen musste, bei seiner Flucht von der Polizei aufgegriffen und
ins Gesicht geschlagen wurde. Fast die ganze Generation, die bei diesen
Ereignissen dabei war, kann das Geschehen nicht vergessen. Dennoch ist
eine Stille eingetreten, die die Ereignisse unaufgearbeitet hinterlie?.
Zwanzig Jahre sp?ter werden diejenigen, die versuchen, an das Ereignis
zu erinnern, verdammt, beschimpft und aufgefordert, die thail?ndische
Gesellschaft nicht zu spalten.
Solange die thail?ndische Gesellschaft nicht dar?ber zu diskutieren
vermag, wie es zu diesen Geschehnissen kommen konnte, kann sie auch
nicht verhindern, dass so etwas wieder passiert. Denn die thail?ndische
Gesellschaft ist – genau so wenig wie andere Gesellschaften – vor
extremen Taten sicher. Und man darf nicht glauben, dass sie eine
friedliche Gesellschaft durch und durch ist, wie man es immer zu
vermitteln versucht und es den Kindern in den Schulb?chern beibringen
m?chte. Zwanzig Jahre lang wurden diejenigen, die den Ereignissen
entfliehen konnten, alleine gelassen mit ihren Erinnerungen. Wie Adjan
Boyd (XXX) sind sie alleine gelassen mit den schlechten Erfahrungen.
Sie
sind gesch?digt und nicht mehr in der Lage, dar?ber zu reden, diese
Ereignisse zu reflektieren. Und wie es bei Adjan Boyd (XXX) der Fall
war, nehmen sie diesen Schaden mit in den Tod. Mehrere Tausend
Studenten
f?hlen sich wie Sieger, die anschlie?end hinterr?cks ?berfallen worden
sind. Sie haben Angst, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht akzeptiert
werden und sehen sich gezwungen, diese tiefsitzenden Erfahrungen, die
die H?lfte ihres Lebens ausmachen, zu verdr?ngen. Versuchen sie sich
einmal vorzustellen, sie m?ssten eine H?lfte ihres Lebens verdr?ngen.
Die M?tter und V?ter derer, die bei den Ereignissen dabei waren, wollen
nicht dar?ber reden, wollen nicht als deren Eltern erkannt und
verurteilt werden. Die dadurch entstandene Verletzung ist nicht
geheilt,
die thail?ndische Gesellschaft ist nicht in der Lage, sie zu heilen,
weil sie vergessen machen m?chte.
Nach zwanzig Jahren wurde zum ersten Mal 1996 verst?rkt ?ber die
Vorf?lle des 6. Oktober gesprochen, wenngleich auch nicht ?ber alle
ersch?tternden Einzelheiten. Die Grundaussage des Diskurses von 1996
ist, dass es keine Rolle mehr spielt, ob die Gruppen kommunistisch
waren
oder nicht, der Staat hat dennoch nicht das Recht, zu t?ten. Der
Premierminister von Thailand sagte in seiner Rede, dass man nun an
einem
Punkt angekommen ist, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Der
14. Oktober stelle einen Sieg dar ?ber Diktatur und Tyrannei, doch am
6.
Oktober h?tten alle verloren. Aber er fasste alle Oktober-Ereignisse
zusammen und forderte dazu auf, jetzt dar?ber zu schweigen.
Jetzt kommen wir zu dem, was diese Ereignisse von der Gesellschaft
reflektieren.
Erstens: Die radikale Forderung, man solle die Sache auf sich beruhen
lassen, zeigt, dass die thail?ndische Gesellschaft nicht in der Lage
ist, mit Konflikten umzugehen. Es gibt in der thail?ndischen
Gesellschaft keine Erfahrung, keine Bewegung, keine Bedingung, keine
Kultur, wie man damit umgehen kann. Es werden zuviele Hoffnungen auf
den
K?nig gesetzt. Aber er kann nicht immer helfen. Er kann auch nicht im
Falle des 6. Oktobers helfen. Und man sollte sich dar?ber im Klaren
sein, dass er nicht ewig da sein wird, um dem thail?ndischen Volk aus
Krisen heraus zu helfen.
Zweitens: Radikalit?t ist immer schon ein Bestandteil der
thail?ndischen
Gesellschaft gewesen, aber es wurde nie dar?ber gesprochen, in den
Schulb?chern stand nichts dar?ber. St?ndig wird dem Volk eingeredet,
dass Thailand eine friedliebende und konfliktfreie Nation ist.
In Thailand hat es schon immer Machtk?mpfe gegeben, wo es um Interessen
und Einfluss ging. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Thailand nicht
von anderen Nationen. Die F?hrung benutzt ihre Macht, um das Volk zu
bestrafen und zu tyrannisieren, auch dies wie andere L?nder auch. Es
gibt noch viele andere Vorf?lle und Ereignisse, wo noch mehr
geschrieben
wird, als ?ber den 6. Oktober. Es gibt zwei F?lle von Morden an
Studentenf?hrer, F?hrer von Farmer- und Arbeiterbewegungen, von 50-60
Personen, deren Aufkl?rung bis heute noch nicht geschehen ist, wo die
Verantwortlichen bis heute nicht zu Rechenschaft gezogen wurden. Es
gibt
ein weiteres Ereignis im Juli 1974, ein Verkehrsvorfall in Bangkok, wo
es zu einem Streit zwischen einem Polizisten und einem Taxifahrer kam.
Dieser Streit f?hrte zu einem Pogrom an 70 Personen chinesischer
Abstammung in Jabarat (XXX) und Paparachai (XXX). Es hie? offiziell,
die
Polizei habe eine Razzia gegen eine Verbrecher-Organisation
unternommen,
doch bisher ist nicht gekl?rt, was dabei wirklich geschehen ist. Selbst
unter den Studierenden, die die Gewalt des Staates kritisch beobachten,
haben sich nicht mehr weiter mit diesem Vorfall befasst. Dabei ist
dieses Ereignis keineswegs ein Geheimnis, jeder, der die Archive der
Zeitungen durchsieht, wird die Berichte dar?ber finden.
Es gibt noch andere Formen der Gewalt innerhalb der thail?ndischen
Gesellschaft, die teilweise den Strukturen inh?rent sind. Dabei geht es
in den meisten F?llen um Unterschiede an Macht, an Einfluss oder
Verm?gen, Bewohnern der Ebene und den Bergv?lkern, auch zwischen
Einheimischen und migrierten Einwanderern.
Es ist in der thail?ndischen Gesellschaft of ?blich, absolut mit so
einem Konflikt umzugehen. Das hei?t, knallhart durchzugreifen. Als
Beispiel daf?r lese ich aus einem Text vor:
Die Mehrheit der thail?ndischen Bev?lkerung bewundert heute noch den
fr?heren Premier und Diktator Sarit Thanarat (1958-1963), weil dieser
f?r sein hartes Durchgreifen bekannt war. Es war bei der Polizei
?blich,
Lynchjustiz auszu?ben, dass kriminelle Vergehen nicht zur gerichtlichen
Aufkl?rung und Verurteilung gelangten, sondern die Polizei selbst als
Vollstrecker agierte. Viele in der thail?ndischen Bev?lkerung
bef?rworten dieses Vorgehen. Vor nicht allzu langer Zeit (Januar 2000)
machte eine Krankenhausbesetzung durch burmesische Rebellen vom Stamm
der Karen in Ratchaburi Schlagzeilen. Nachdem die Polizei das
Krankenhaus gest?rmt hatte wurden nur die Leichen der Rebellen
pr?sentiert. Sie hatten keine Chance auf eine Aufkl?rung durch die
Gerichte.
Es war gut, dass es jemand gab, der gegen dieses Vorgehen protestierte,
doch leider war die Mehrheit der Thail?nder mit dem Vorgehen der
Polizei
einverstanden. Es handelte sich doch um Burmesen, Ausl?nder, die den
thail?ndischen Staat unter Druck setzen wollten.
Es gibt noch zwei weitere Beispiele. Eines davon geht um das Verhalten
von Chaloem (XXX), dem Sohn von ??? (XXX), der in Schl?gereien
verwickelt war. In einem thail?ndischen Webboard wurde die Meinung
vertreten, dass man den einfach umlegen sollte. Das Zeigt, wie diese
Gewalt in den K?pfen der Leute steckt. Dass in der thail?ndischen
Gesellschaft Macht popul?r ist, ist eine alte Geschichte. Dennoch wird
leicht ?bersehen, dass das mit dem alten Prinzip Amnat (XXX), das
bedeutet vererbte Macht, gleichgesetzt wird die Gerechtigkeit. Amnat –
Dharma (XXX). Wer Macht hat, verf?gt auch ?ber das Recht.
Trotz der Tatsache, dass sich die thail?ndische Gesellschaft im Laufe
der Zeit gewandelt hat, bestehen diese Bez?ge weiterhin. dass das
Konzept Amnat (XXX) gleichgesetzt wird mit Dharma (XXX), dem Guten, dem
Gerechten, und erst im Nachhinein sieht man gegebenenfalls ein, dass
diese Leute ihre Macht falsch einsetzen. Dabei bedeutet Amnat (XXX)
eher
das Gegenteil von Gerechtigkeit.
Es gibt in der thail?ndischen Gesellschaft einen gro?en Hass auf
korrupte Politiker. Doch man tr?umt davon, dass irgendwann einmal ein
starker Mann mit Macht mit diesem politischen Unwesen aufr?umt.
Wenn wir dem 6. Oktober wirklich auf den Grund gehen wollen, m?ssen wir
feststellen, dass niemand saubere Westen tr?gt. Ferner ist die
thail?ndische Gesellschaft gewohnt an die Indoktrination, dass sie eine
Einheit darstellt. Die Einheit des Landes ist jedoch erst etwa
einhundert Jahre alt, wird aber heruntergebetet wie ein Mantra.
Konflikte werden verschwiegen und auf eine unverantwortliche Weise
beiseite geschoben, was letztendlich einem Selbstbetrug gleichkommt.
Die
letzte Lehre ist, die Angeh?rigen und die Opfer des 6. Oktober alleine
zu lassen, ist menschenverachtend. Und dass Thaksin meint, dass es eh
nur eine Minderheit ist, ist blanker Zynismus, denn meistens sind die
Minderheiten die Opfer. Selbst am 14. Oktober war es doch eine
Minderheit, die auf die Stra?e ging. Und Prabhas (XXX), einer der drei
Tyrannen jener Jahre meinte im Nachhinein, man m?sse das regeln mit den
zwei bis drei Prozent der Studenten. Regeln hei?t, wie wir geh?rt
haben,
eliminieren. Das zeigt doch, dass die thail?ndische Gesellschaft es
nicht gelernt hat, mit anders Denkenden umzugehen. Sie hat bisher nicht
gelernt, Geschichte aufzuarbeiten und daraus Lehren zu ziehen. Sie hat
weiter nicht gelernt, die Schicksale Einzelner als Schicksale der
Nation
zu sehen und daraus Kraft zu sch?pfen.
Abschlie?end m?chte ich mich daf?r entschuldigen, dass ich als
Botschafter schlechter Nachrichten hier war. Die Konflikte in der
thail?ndischen Gesellschaft bestehen auch heute noch fort, sei es um
nat?rliche Ressourcen und Radikalit?ten flimmern immer wieder auf. Ohne
die Ereignisse vom 6. Oktober aufzuarbeiten, sich damit auseinander zu
setzen, kann ein solcher Vorfall jederzeit wieder auftreten. Das
Wichtigste ist, dass wir lernen, uns nicht selbst zu bel?gen, dass wir
erkennen, dass jeder Mensch auch das B?se in sich tr?gt und dabei
gleichzeitig lernen, dieses B?se nicht ausbrechen zu lassen.
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Diskussion:
F: Welche Hoffnungen geben Sie den hier anwesenden jungen Thai?
A: In meiner Generation gibt es viele, die sehr pessimistisch bez?glich
der heutigen Generation der Jugend und Studenten sind. Sie glauben,
dass
die heutige Jugend nur ihren Spa? haben m?chte und sich f?r ihre
Computer interessieren, w?hrend sie dem politischen Geschehen eher
Desinteresse entgegen bringen. Ich pers?nlich bin da anderer
Auffassung.
Ich glaube, dass jede Generation die Chance und das Potential hat,
auftretende Probleme zu l?sen.
F: Wie haben damals der K?nig und die Oberen der Buddhisten, denen der
meiste Respekt entgegen gebracht wird, zu den Ereignissen Stellung in
den Medien bezogen?
A: Von den 200 Radiostationen, die es in der Zeit gab, waren nur zehn
frei in der Berichterstattung, die restlichen wurden durch das Milit?r
zensiert. Fernsehen sollte seinem Auftrag nach unpolitisch sein. Zum
Ereignis am 6. Oktober 1976 ist ein einziger Sender, Kanal 9, vor Ort
gegangen und hat das Geschehen dokumentiert. Sein Intendant wurde
sofort
entlassen.
Was die oberen Buddhisten angeht, war es doch so, dass der ehemalige
Diktator Thanom, der seine Zeremonie noch nicht abgeschlossen hatte,
als
er 1973 das Land verlassen musste, zur?ckkam und direkt vom Flughafen
in
das Wat Bowonniwet verbracht wurde, um dort seine Zeremonie zu Ende zu
bringen. Wat Bowonniwet gilt als Wat der k?niglichen Familie, und der
damalige Abt des Wat ist der heutige Sangharatcha (XXX), der oberste
Buddhist im Sangha (XXX). – Ziehen sie selbst die Schlussfolgerung aus
dieser Tatsache!
F: Wie sollte man Ihrer Auffassung nach die Erinnerung organisieren,
welche Medien des Gedenkens und Erinnerns schlagen Sie vor?
A: Wir k?nnen eine Menge tun. Auf einer breiten sozialen Ebene haben
wir
seit 1996 ein Monument des Gedenkens, das einen Durchbruch im
Verarbeiten der Geschehnisse darstellt. Wir sprechen ?ber die Dinge
ohne
allerdings zu sagen, wo die Verantwortlichkeiten liegen. Teilweise
wissen wir es nicht, teilweise k?nnen wir nicht dar?ber sprechen, weil
die Geschehnisse unaussprechbar sind. Wir d?rfen dar?ber sprechen, aber
wir sollen es nicht. Beispielsweise sollten Sie eine Frage wie die Ihre
nicht in der ?ffentlichkeit Thailands stellen. Auf der anderen Seite
haben wir einen Anfang gemacht und die Aktionen der letzten vier-f?nf
Jahre, so unterschiedlich sie auch beurteilt werden k?nnen, zeigen,
dass
wir auf dem richtigen Weg sind.
Menschen meiner Generation sehen darin insgeheim, dass sich die
thail?ndische Gesellschaft ?ndert. Sie ist jetzt offen genug, um auf
unterschiedlichen Ebenen das Geschehen aufzuarbeiten. So haben wir das
Monument zum Gedenken an den Oktober 1973, das verhindert, dass wir
vergessen. Wir haben das Monument zum Gedenken an den Oktober 1976 auf
dem Gel?nde der Thammasat-Universit?t, auch wenn es derzeit keine
M?glichkeit gibt, ein solches Monument au?erhalb Thammasat zu haben.
Die
Universit?t erkl?rte sich bereit, uns einen Platz f?r ein solches
Monument zu geben, und wir haben uns gesagt, wir machen es so gro?,
dass
man es einfach nicht ?bersehen kann.
F: Was wird Ihrer Meinung nach passieren, wenn der K?nig, der durch
seine starke Pers?nlichkeit das ganze Staatsgebilde doch einigerma?en
zusammen h?lt, nicht mehr da sein wird?
A: Dar?ber m?chte ich nicht spekulieren. Aber ich bin optimistisch und
glaube, dass jede Gesellschaft in der Lage ist, auf anstehende Probleme
zu reagieren. Voraussetzung daf?r ist jedoch, dass sie akzeptiert, dass
sie nur eine normale Gesellschaft ist mit internen Konflikten und
Auseinandersetzungen, guten und schlechten Seiten, und dass sie lernt,
aus eigener Kraft damit fertig zu werden. Und statt alle Hoffnungen auf
eine einzelne Person, einen neuen, einen starken K?nig zu setzen,
sollte
ein jeder sich dar?ber im Klaren sein, dass er damit nur seine eigene
Verantwortung auf einen anderen abschiebt.
F: Wie konnte es bei den B?rgermeister-Wahlen (23. Juli 2000) in
Bangkok
dazu kommen, dass mit Samak Sundaravej ein Mann zum Gouverneur gew?hlt
wurde, der beschuldigt wird, bei den Geschehnissen des 6. Oktober f?r
die Massenhetze gegen die Studenten verantwortlich gewesen zu sein?
Welche Rolle hat er wirklich gespielt?
A: Mit Sicherheit kann ich sagen, dass Gouverneur Samak nicht bei dem
Massaker am 6. Oktober dabei war. Aber es ist so, dass er zum
ultra-rechten Fl?gel geh?rte und die Studenten f?rmlich hasste. Er war
auch bei denjenigen, die nach dem 6. Oktober die Studenten verfolgten
und die die Geschehnisse falsch darzustellen versuchten. Durch seine
Hasskampagnen hat er mit dazu beigetragen, Dr. Boey (XXX) aus dem Land
zu vertreiben.
Im Vorfeld der Wahlen kam es nach einem Aufbegehren und Unmut
hinsichtlich dieser Rolle zu Diskussionen, die letztendlich mit der
Frage, was denn diese 25 Jahre zur?ckliegenden Geschehnisse ?berhaupt
mit der Kandidatur zum Gouverneur von Bangkok zu tun h?tten, zum
Verstummen gebracht worden sind.
F: Woran liegt es, dass es in den letzten Jahren so ruhig geworden ist
um die Thammasat-Universit?t?
A: Jede Generation hat ihre eigenen Wesensz?ge. Den jetzigen Studenten
vorzuwerfen, nicht mehr politisch aktiv zu sein, w?re falsch. Es gibt
sowohl negative wie auch positive Aspekte, so dass ich kein Problem
damit habe, wenn es zur Zeit keine Studentenbewegung gibt.
(Unsichere Namen und Orte sind mit (XXX) gekennzeichnet)
Letzte Änderung: DisainaM am 15.11.01, 12:58