
Jinjok
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Themenstarter
Aus Rheinpfalz Online vom 04.03.2002
Gegenüber: Wilawan Müller: Ein Stück thailändische Kultur in die Pfalz gebracht
BAD DÜRKHEIM: Im Salinarium knetet eine Diplom-Masseurin aus Fernost die Kunden - "Manche schlafen sogar dabei ein"
Prasselnde Duschen, Wasserrauschen, Stimmengewirr, Hitze und Dampf, dann noch eine Tür, ein paar Schritte - und Ruhe. Ruhe bis auf sanfte meditative fernöstliche Klänge. Das Reich von Wilawan Müller. Zwei Liegen, die Wände mit Holz verkleidet, Trenn-Vorhänge, wohlige Wärme. Ein paar Quadratmeter thailändische Kultur mitten in der Pfalz, im Dürkheimer Salinarium.
Hier regieren Müller und ihre zwei thailändischen Kolleginnen, "drei brutale Weiber", wie sie lachend sagt. Zack, knackt es in der Schulter von ihrem Stammkunden. Und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - lächelt er beseelt. Seit zwei Jahren ist Müller in Bad Dürkheim zugange und versucht, mit dem Klischee "Thai-Massage" aufzuräumen. "Das hat mit Sex nichts zu tun", sagt sie in ihrem nahezu perfektem Deutsch und bearbeitet die Füße ihres "Opfers".
"Die Basis für unsere Massagepraxis ist unsere Religion und Philosophie", erzählt Wilawan Müller. In ihrer Heimat sei diese Heilkunst, die auch in den USA und Europa zunehmend Anerkennung findet und in der Umsetzung optisch ein wenig wie mittelalterliche Folter wirken kann, fester Bestandteil des täglichen Lebens. Zu zweit oder gar zu dritt sind die Thailänderinnen am lebenden Objekt am Werkeln, massieren nicht nur mit den Händen, sondern auch mit ihren Füßen, verbiegen, klopfen, ziehen, dehnen. "Ich habe meine Ausbildung in einem buddhistischen Kloster in Bangkog gemacht, dort wird die Thai-Massage seit Jahrhunderten gelehrt." Bis zu drei Jahre lang kann eine solche Ausbildung dauern. Doch obwohl sie in mehreren Techniken bewandert ist, ist für Müller die Lehrzeit noch lange nicht vorbei. "Ich fahre jedes Jahr für drei bis vier Wochen nach Thailand und mache dort in verschiedenen Regionen Fortbildungskurse." Denn jede Region des Landes habe ihre eigenen Schwerpunkte, was die Thai-Massage betrifft; es gebe sogar ein Kloster, in der nur Blinde arbeiten und lehren. Im März wird Müller im Norden des Landes Station machen.
Was nach schwerer Arbeit aussieht, bleibt nicht ohne Spuren. "An manchen Abenden brauche ich selbst eine Massage, das kostet Kraft", weiß Müller. Denn die Sache hat sich herumgesprochen. Gerade hat ein weiterer Stammkunde angeklopft - er ist schon über 80. Die meisten Kunden aber sind Frauen. Die überreden allerdings öfter mal ihren Ehemann zu dieser exotischen Entspannungsmedizin, die bei den Füßen und deren Reflexzonen ansetzt, aber kein Standardprogramm vorsieht. Denn jeder Mensch habe seine eigenen Problemzonen, so Müller. Man müsse auf den Körper hören.
Diese Gabe könne auch nicht jeder erlernen, das sei eine Mentalitätsfrage. Sie könne sich schlecht vorstellen, dass auch ein Mitteleuropäer eine waschechte Thai-Massage bieten kann. Seelenruhig erzählt die junge Thailänderin weiter, während sie mehr oder weniger auf dem Patienten kniet. Ja, manchmal habe sie ein wenig Heimweh, am Anfang sei es schwierig gewesen.
In Berlin habe sie an der Volkshochschule Deutschkurse gelernt, seit sechs Jahren sei sie hier und habe schon mehrere Bundesländer kennen gelernt. Doch die Pfalz gefalle ihr gut. "Die Menschen hier sind offen und nett, ich fühle mich wohl." Ihre Kunden auch - ab und zu so sehr, dass sie bei der Massage einschliefen. "Die muss ich dann anschließend wieder aufwecken." Doch nicht nur Bad Dürkheimer wissen ihre Dienste zu schätzen. "Ich habe sogar eine Kundin aus Berlin und andere aus Stuttgart. Die fahren extra einmal im Monat hier her."
Für mehr als einen Hauch Exotik in einer deutschen Kur-Landschaft. Und die scheinen immer mehr Menschen zu brauchen. Müllers "Spezis": Bürohengste mit Rückenschäden, Migräne-Patienten und junge Menschen mit Hörsturz. Doch viele würden sich heutzutage kaum mehr eine Stunde Zeit zum Entspannen nehmen. So lange dauert aber eine Ganzkörper-Thai-Massage.
"Geht rum wie nix", weiß ihr Kunde und zieht sich an. Schichtwechsel. Kurzer Lärm von draußen, dann kehrt Ruhe in die paar Quadratmeter zurück. Und Müller hat ihr kleines Thailand wieder. Mitten in der Pfalz.
Von unserem Redaktionsmitglied: Bettina Belitz
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Montag, 4. Mär , 08:38 Uhr
Gegenüber: Wilawan Müller: Ein Stück thailändische Kultur in die Pfalz gebracht
BAD DÜRKHEIM: Im Salinarium knetet eine Diplom-Masseurin aus Fernost die Kunden - "Manche schlafen sogar dabei ein"
Prasselnde Duschen, Wasserrauschen, Stimmengewirr, Hitze und Dampf, dann noch eine Tür, ein paar Schritte - und Ruhe. Ruhe bis auf sanfte meditative fernöstliche Klänge. Das Reich von Wilawan Müller. Zwei Liegen, die Wände mit Holz verkleidet, Trenn-Vorhänge, wohlige Wärme. Ein paar Quadratmeter thailändische Kultur mitten in der Pfalz, im Dürkheimer Salinarium.
Hier regieren Müller und ihre zwei thailändischen Kolleginnen, "drei brutale Weiber", wie sie lachend sagt. Zack, knackt es in der Schulter von ihrem Stammkunden. Und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - lächelt er beseelt. Seit zwei Jahren ist Müller in Bad Dürkheim zugange und versucht, mit dem Klischee "Thai-Massage" aufzuräumen. "Das hat mit Sex nichts zu tun", sagt sie in ihrem nahezu perfektem Deutsch und bearbeitet die Füße ihres "Opfers".
"Die Basis für unsere Massagepraxis ist unsere Religion und Philosophie", erzählt Wilawan Müller. In ihrer Heimat sei diese Heilkunst, die auch in den USA und Europa zunehmend Anerkennung findet und in der Umsetzung optisch ein wenig wie mittelalterliche Folter wirken kann, fester Bestandteil des täglichen Lebens. Zu zweit oder gar zu dritt sind die Thailänderinnen am lebenden Objekt am Werkeln, massieren nicht nur mit den Händen, sondern auch mit ihren Füßen, verbiegen, klopfen, ziehen, dehnen. "Ich habe meine Ausbildung in einem buddhistischen Kloster in Bangkog gemacht, dort wird die Thai-Massage seit Jahrhunderten gelehrt." Bis zu drei Jahre lang kann eine solche Ausbildung dauern. Doch obwohl sie in mehreren Techniken bewandert ist, ist für Müller die Lehrzeit noch lange nicht vorbei. "Ich fahre jedes Jahr für drei bis vier Wochen nach Thailand und mache dort in verschiedenen Regionen Fortbildungskurse." Denn jede Region des Landes habe ihre eigenen Schwerpunkte, was die Thai-Massage betrifft; es gebe sogar ein Kloster, in der nur Blinde arbeiten und lehren. Im März wird Müller im Norden des Landes Station machen.
Was nach schwerer Arbeit aussieht, bleibt nicht ohne Spuren. "An manchen Abenden brauche ich selbst eine Massage, das kostet Kraft", weiß Müller. Denn die Sache hat sich herumgesprochen. Gerade hat ein weiterer Stammkunde angeklopft - er ist schon über 80. Die meisten Kunden aber sind Frauen. Die überreden allerdings öfter mal ihren Ehemann zu dieser exotischen Entspannungsmedizin, die bei den Füßen und deren Reflexzonen ansetzt, aber kein Standardprogramm vorsieht. Denn jeder Mensch habe seine eigenen Problemzonen, so Müller. Man müsse auf den Körper hören.
Diese Gabe könne auch nicht jeder erlernen, das sei eine Mentalitätsfrage. Sie könne sich schlecht vorstellen, dass auch ein Mitteleuropäer eine waschechte Thai-Massage bieten kann. Seelenruhig erzählt die junge Thailänderin weiter, während sie mehr oder weniger auf dem Patienten kniet. Ja, manchmal habe sie ein wenig Heimweh, am Anfang sei es schwierig gewesen.
In Berlin habe sie an der Volkshochschule Deutschkurse gelernt, seit sechs Jahren sei sie hier und habe schon mehrere Bundesländer kennen gelernt. Doch die Pfalz gefalle ihr gut. "Die Menschen hier sind offen und nett, ich fühle mich wohl." Ihre Kunden auch - ab und zu so sehr, dass sie bei der Massage einschliefen. "Die muss ich dann anschließend wieder aufwecken." Doch nicht nur Bad Dürkheimer wissen ihre Dienste zu schätzen. "Ich habe sogar eine Kundin aus Berlin und andere aus Stuttgart. Die fahren extra einmal im Monat hier her."
Für mehr als einen Hauch Exotik in einer deutschen Kur-Landschaft. Und die scheinen immer mehr Menschen zu brauchen. Müllers "Spezis": Bürohengste mit Rückenschäden, Migräne-Patienten und junge Menschen mit Hörsturz. Doch viele würden sich heutzutage kaum mehr eine Stunde Zeit zum Entspannen nehmen. So lange dauert aber eine Ganzkörper-Thai-Massage.
"Geht rum wie nix", weiß ihr Kunde und zieht sich an. Schichtwechsel. Kurzer Lärm von draußen, dann kehrt Ruhe in die paar Quadratmeter zurück. Und Müller hat ihr kleines Thailand wieder. Mitten in der Pfalz.
Von unserem Redaktionsmitglied: Bettina Belitz
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Montag, 4. Mär , 08:38 Uhr