Meine Erinnerung an
Ayuttaya ist stark geprägt von meiner eigenen Verfassung an diesem Tag. Am Morgen hatte ich mich von einer sanften Seele verabschiedet und war auf dem Weg zu einer anderen Verabredung.
Es war der heisseste Tag, den ich je erlebt habe. Ich kam am Morgen von Krung Theb her auf dem Bahnhof an, gab das Gepäck in die Aufbewahrung und wimmelte die Schlepper ab, die mir "amtliche" Preislisten unter die Nase hielten, auf denen von 300B pro Stunde die Rede war. Zweihundert Meter vom Bahnhof Richtung Fluss bieten die Strassenrestaurants Leihfahrräder an. Man bekommt einen Lageplan dazu und los geht´s. Klar sitze ich auf so einem Rädchen wie der Affe auf dem Schleifstein, aber man kann die Anlagen im wirklichen Wortsinn "erfahren". Wenn man sich zu Fuss oder per Rad einer Tempelanlage nähert, wächst sie förmlich zu ihrer monumentalen Wirkung. Wenn man dagegen von einem Bus oder Taxi plötzlich ausgespien wird, ist man einfach nur da, ohne wirklich angekommen zu sein.
Das wunderbare an Ayuttaya ist die Vielfalt der Baustile, die selbst der Laie erkennt, die Weiträumigkeit des Areals und die monumentale Ruhe, die von den Bauwerken ausgeht.
Ich versuche mir vorzustellen, wie in diesen Mauern vor 250 Jahren zuging. Sicher hat eine solche Stadt viele Menschen angezogen, wahrscheinlich pulsierte dort das Leben. Farbenfreude, Gerüche und Klänge wie in heutigen Tempeln. Aber natürliche Materialien, Farben, Gerüche. Blätterrauschen und Vogellaute statt plärrender Lautsprecher, defekter Fahrzeugauspüffe, Flugzeuglärms. Siam war bis zum erneuten Einfall der Burmesen ein reiches glückliches Land. Der König beanspruchte 25% der Ernte. Die anderen Kasten gingen auch nicht leer aus. Die Natur gab reichhaltig.
Man kann sich leicht von gewissen Brennpunkten tourstischen Interesses fernhalten, von allzu gepflegten Blumenrabatten, Busparkplätzen, Colabuden. Man muss dort nicht kollidieren mit Reisegruppen kleinwüchsiger Menschen mit einheitlich weissen Hütchen, die über die Wege eilen in der vorherigen Sitzordnung des Busses, murrend, wenn sie mir den Mittelgang freimachen müssen.
Man schafft es nicht, alle Anlagen an einem Tag zu besuchen, um in das GUINNESS Buch zu kommen. Man soll sich lieber Zeit nehmen für ein paar wenige Tempel verschiedener Epoche und Stils. Der ästhetische Reiz der Mauern wandelt sich mit dem Sonnenstand.
In der Dämmerung radelte ich zurück. Als ich 18 Uhr über den Bahnhofsplatz fuhr, ertönte Marschmusik und alle Thais erstarrten, als wäre es für die nächsten hundert Jahre. Warum schauten alle zu mir?...
Wenn man mit dem Nachtzug nach Chiangmai weiterfahren will, kann man nach Sonnenuntergang noch geruhsam auf der schwimmenden Terrasse eines Flußrestaurants verbrinegn und die Abendkühle geniessen. Ab und zu kommt ein Schiffsverband vorbei: ein Motorschlepper, eine Weile gar nichts, und dann am Seil hängend wie drohende dunkle Riesen in der Dunkelheit die Schuten.
Xenu
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