Hallo,
Vielleicht gibt es noch regionale Unterschiede.
Die Grossmutter meiner Frau verstarb in einem Militaerkrankenhaus in Sattahip.
Die naechsten Angehoerigen waren zum Todeszeitpunkt zugegen und da alles
langfristig vorhersehbar und planbar war, wurde der Leichnam von der Intensivstation
des Krankenhauses vom Bestatter uebernommen und im Krankenhaus zur Beerdigung vorbereitet.
Zunaechst folgte die unmittelbare Abschiednahme der Familie wobei in Anwesenheit
der Moenche die Angehoerigen als symbolische Leichenwaschung, geweihtes Wasser ueber die rechte Hand der Toten giessen und dazu auch fuer ihr Wohlergehen im spaeteren Leben bitten.
Dann bereitet der Bestatter den Leichnam vor.
Eine formalinhaltige Loesung wird mittels einer Pumpe unter geringem Druck in eine Arterie am Hals des Koerpers gepresst. Der Druck wird im Hueftbereich mit dem zu ersetztenden Blut entlassen.
Danach werden alle Koerperoeffnungen verschlossen und der Leichnam wird zunechst inStreifen aus duenner Gaze eingeschlagen, um Gewebsfluessigkeiten aufzusaugen. Es folgt eine extrem straffe Wicklung aus vielen Lagen Baumwolltuch.
Der Sarg ist unten mit einer Plastikplane und einem dicken Tuch ausgeschlagen.
Danach wird er halb mit getrockneten Teeblaettern gefuellt.
Auf diese Lage aus Teeblaettern wird dann der Leichnam gelegt und auch dieser wird wieder dick mit Teeblaettern bedeckt bevor man den Sarg schliesst.
Er wurde nicht geruchsdicht verschlossen denn es riecht nicht.
(Es gibt sicher noch andere Methoden)
Anschliessend wird der Sarg entweder in einem Grabhaeuschen im Tempelbereich fuer 100 Tage eingemauert oder, wie in diesem Fall, fuer eben diesen Zeitraum in einer Nebenhalle des Tempels aufgebahrt.
Vor dem Sarg steht, auf einem Dreibein, ein groesseres Bild der Verstorbenen mit ihrem Namen und den ueblichen Gefaessen fuer Raeucherstaebchen und Opfer.
Der Tag fuer die Kremierung ist bereits festgesetzt.
Nach Ablauf der 100taegigen Aufbahrungszeit im Tempel, die der Seele der Verstorbenen Gelegenheit geben soll, gelaeutert und von gesegneter Erde die Reise anzutreten zu koennen, wird der Sarg vor dem Flachbettofen des Tempelkrematoriums aufgebahrt. Unter dem Sarg befindet sich ein Gestell aus keramischen Holznachbildungen. Zwischen diese wird mit Gebeten bedrucktes und eingerolltes Papier gesteckt und der naechste Angeheorige der Verstorbenen zuendet dieses mit einer von den Moenchen am Tempellicht entzuendeten Kerze an.
Nach kurzer Andacht beginnt man mit dem zweiten Gang des Essens. In dem von mir beobachteten letzten Fall war das ein erweitertes Fruehstueck mit leicher Mittagskost.
Danach entfernen sich die Angehoerigen um sich am kommenden Morgen zur Uebergabe der Asche wiederzutreffen.
Die eigentliche Kremierung des Leichnams findet findet am spaeten Abend im Tempel statt. Die Einaescherung ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der Tempel.
Am naechsten Tag haben Moenche und Bestatter die Ueberreste der Verstorbenen
auf einem mit Metallfolie ausgeschlagenem Blech in Koerperform angeornet.
Das heisst, in der Asche, die dem menschlichen Koerper nachempfunden ausgelegt wurde, liegen die noch auffindbaren, geschrumpften Knochen und der Schaedel in anatomisch korrekter Position. Die Ueberreste werden so uebergeben.
Spaeter werden die Knochen mit einem Teil der Asche in ein gesegnetes und mit Gebeten beschriftetes Baumwolltuch eingeschlagen. Die restliche Asche wird in verschiedene kleine Gefaesse verteilt von denen eines im Tempelbereich beigesetzt wird.
Von hier uebernehmen Busse die Beerdigungsgaeste und fahren zum Hafen damit mit dem letzten Teil der Bestattung begonnen werden kann.
Ein Schiff uebernimmt die Trauergemeinde und faehrt bis in die offene See.
Dort wird das geschlossene Baumwolltuch mit den Knochen von einem Beiboot aus durch die naechsten Angehoerigen dem Meer uebergeben. Fuer einen Moment sieht es aus wie beim Songkran als das kleine weisse Buendel kurz schwimmt.
Nach kurzer Zeit versinkt es. Dazu wird noch ein Rest der Asche in den Seewind geworfen und das wars’ dann.
Vor und nach jeder Zeremonie wird gegessen und getrunken.
Alkohol, bis auf die ein oder andere Flasche Kloster oder Singha, habe ich auf den vier Bangkoker Beerdigungen, bei denen ich anwesend war, nicht gesehen.
Vielleicht lag es daran, dass alle mit Familie und Auto dort waren.
Gluecksspiel gab es auch nicht.
Die Trauergemeinde haette problemlos mit einer vom Castrop Rauxeler Kommunalfriedhof ausgetauscht werden koennen wenn die Thais langweilige Schnittchen und Streusselkuchen akzeptiert haetten. :-)
Gruss
Mi Noi