Ich hoffe nicht zu lange, aber passt irgendwie zu diesem Thread.
Gruss KlausPith
**********************
Mein erster Besuch im Isaan
Also, ich war ja nun schon längere Zeit mit meiner Pith zusammen. Ich war sehr oft in Bangkok und wir verbrachten immer eine wunderbare Zeit miteinander. Unsere Beziehung entwickelte sich sehr gut, und obwohl ich nach einer gescheiterten Ehe mit meiner ersten Thaifrau eigentlich anderes im Sinn hatte, betrachtete ich unser Zusammensein schon als etwas Ernstes.
So kam es dann, dass ich ihr eines Abends beim Essen die so berühmte Frage stellte: „.. wollen wir nicht mal einen Besuch in das Dorf deiner Eltern machen?“
Die Bedeutung eines solchen Besuches bei den Eltern war mir durchaus bewusst und so war ich auch nicht überrascht den ungläubigen jedoch freudigen Ausdruck in ihrem Gesicht zu sehen.
Im Nachhinein muß ich sagen, dass die Pause die nun bei ihr eintrat, mir einiges über ihren Charakter verriet. Sie sagte erst mal nichts. Wir machten uns weiter über unser „Paneng Gai, TomJangGung, ThomKhaGai etc.“ her und ich konnte in ihren Augen sehen wie es in ihrem Kopf arbeitete. „..meint er es wirklich ernst, was soll ich meinen Eltern erzählen, ...“.
Nach dem Essen und nach Rückfrage ob ich auch wirklich diesen Besuch machen möchte, sagte sie dann endlich freudig ja und da ich einige Termine mit Bekannten hatte, kümmerte sie sich auch gleich um die Vorbereitungen, Flug nach UdonThani, div. Telefonate etc.. 2 Tage später sollte es losgehen.
Der Flug nach UdonThani war sehr früh morgens um 06:30. Am Abend davor war ich mit zwei Bekannten unterwegs und kam erst gegen 04:00 ziemlich betrunken ins Hotel. Schnell noch eine Stunde geschlafen und dann weckte sie mich auch schon ziemlich energisch. Eine kalte Dusche (half auch nichts), umgezogen und 6.000,- Bath für die zwei Tage in meine Tasche gesteckt. Aus meiner ersten Ehe und aus diversen Berichten war mir durchaus bewusst, dass so ein Besuch teurer werden kann als ein exessiver Aufenthalt in Pattaya etc.. Aber darüber später mehr.
Um 06:00 Uhr am Domestic Flughafen angekommen, jetzt aber schnell, in 30 Minuten geht der Flug. „Was ?, die Tickets sind hinterlegt, das sagst du mir erst jetzt.“ Schnell zum Thai-Schalter. Ups, eine wartende Menschenschlange davor. Sie stellt sich artig hintenan, wonach ich sie bissig fragte ob sie meint auf diese Art den Flug noch rechtzeitig zu bekommen. Naja, ich bin ja selbst schuld, hätte halt den Abend zuvor nicht so auf den Putz hauen sollten.
Ich also in meinem halb besoffenem Kopf vorbei an 20 böse blickenden Thais und Farangs an den Schalter, fasle etwas von Zeit etc., hinter mir ein Schwall von Flüchen, aber ich nehme ja eh nicht alles wahr. Ich habe die Tickets, im Laufschritt zum CheckIn und 5 Minuten später in den Flieger vorbei an böse blickendem (schon wieder!) Bordpersonal und Fluggästen. Endlich auf unserem Platz. Die Hektik der letzten Stunde hat mich schon etwas nüchtern gemacht, dennoch sitze ich keine 5 Minuten, da fallen mir auch schon die Augen zu. Landung UdonThani. Was, das soll ein Flughafen sein, sieht aus wie der Bahnhof von Buxtehude. Wie ist der Flieger gelandet ? Gott sei Dank habe ich geschlafen. Man bin ich gerädert, aber wir sind ja gleich da. Denkste wohl.
Mit meiner Erwartung des berühmtem PickUp´s mit ca. 20 Familienangehörigen gehen wir durch ein Spalier von hunderten wartenden Thais aus dem Flughafengebäude. Wie, kein PickUp, keine 20 Familienangehörige ? Sie verschwindet kurz für 5 Minuten im Flughafengebäude und kommt mit einem älteren Thai zurück, der mir als guter Bekannter der Familie vorgestellt wird und hier am Flughafen arbeitet. Jetzt weis ich auch warum sie die 2 Tage vor unserer Reise ständig telefonierte.
Naja, fängt schon an mit dem bezahlen denke ich. Wir steigen ein und fahren los. Ich frage sie, was ich dem Fahrer geben soll für die kurze Fahrt. Sie meint, warum kurze Fahrt, wir fahren noch ca. 2 ½ Stunden bis zum Dorf. Oh nein, Schock, und das in meinem Zustand. Sie erklärt mir dann während der Fahrt, dass ich dem Fahrer nichts bezahlen muss. Er kommt aus dem gleichen Dorf und wäre heute sowieso diese Strecke gefahren. Während meine Freundin sich angeregt mit dem Fahrer unterhält, schlafe ich mal wieder und bekomme wenig von den Reisfeldern und kleinen Dörfern mit, an denen wir vorbeifahren. Zwischendurch macht er ein kleinen Stop an einer Tankstelle und mit viel Mühe schaffe ich es 120,- Bath fürs nachtanken loszuwerden.
In einem größeren Dorf (BanMuang) halten wir wieder um auf dem dortigen Markt zu gehen. Sie meint von hier aus sind es nur noch 15km und wir können hier noch schnell auf dem Markt alles Nötige für den Abend besorgen. Also, jetzt geht’s los mit dem Shopping und hole schon mal meine Kohle aus der Tasche.
Der Gang über den Markt wird ein Erlebnis. Ich muss gestehen ich bin ein Fan dieser Marktatmosphäre, aber dies hier ist einfach überwältigend. Alle 10 Meter ein Tratsch mit irgendeiner Bekannten von ihr aus gemeinsamer Jugendzeit und wenn wir mal stehen bleiben, bildet sich eine Menschentraube um uns. Sofort bekomme ich einen Hocker angeboten und man reicht mir irgend eine Kleinigkeit zu essen. Einige Kleinkinder rennen bei meinem Anblick weinend weg. Was soll denn das, selbst in meinem momentanen Zustand sehe ich nun wirklich nicht aus wie Quasimodo.
Da fällt mir auf, dass wir beide schon einige Plastiktüten voll mit Gemüse und allerlei Zeug haben, ich aber nicht einmal in meine Tasche gelangt habe.
Nachdem ich dann meinen Wunsch geäußert habe, dass ich heute abend gerne mein geliebtes „PanengGai“ essen würde, haben wir dann noch etwas Chicken gekauft und bei einem anderen Stand eine ganze Tüte voll mit so langem grünen Gemüse, wofür die Alte von mir 2,- Bath haben wollte. Ich fragte noch mal ob sie sich vielleicht nicht vertan hat, aber meine Freundin bestätigt es mir dann doch.
Nachdem meine Freundin sich überall verabschiedet hat (einige der Gesichter habe ich abends bei der Party wiedererkannt), habe ich im nahen Getränkeshop noch eine Kiste Bier und eine Flasche SangThip gekauft. Alles in allem habe ich knapp 500,- Bath für dieses erste Shopping gebraucht. Voll bepackt sind wir dann wieder ins Auto, der Fahrer hatte ein kleines Nickerchen gemacht.
Es waren dann wirklich nur noch 15km und ich war auch schon fast wieder nüchtern (leider nur kurze Zeit). Wir fuhren die Hauptstrasse in ein kleines Dorf rein und dann über ein Schotterweg, rechts und links kleine Holz/Blechhütten (bitte lass es nicht eins dieser sein), halten wir vor einem recht ansehnlichem Haus. Das Auto stand noch nicht richtig, da kam auch schon ihre Mutter (der Vater war noch auf dem Feld) und 2 Brüder (meine Freundin hat 3 Brüder) vor das Haus.
Es folgte eine kurze respektvolle Begrüßung und dann ging es erst mal ins Haus.
So nun ruhe ich mich erst mal aus. Denkste.
Ich weis nicht wo die alle herkamen, aber innerhalb von 10 Minuten waren im und vor dem Haus ca. 50 Personen. Der Vater kam vom Feld zurück und nach kurzer Unterhaltung mit der Mutter, ging er vor das Haus, schnappte eine Gans zwei Hühner und zack....
Es wurde getratscht, gelacht, gesungen, stundenlang gekocht, gegessen, wieder gekocht, wieder gegessen. Und natürlich viel getrunken, laufend wurde mir ein Glas gereicht mit diesem komischen Schnaps, den ich aber dankend abgelehnt habe und dafür auf meinen mitgebrachten SangThip verwiesen habe. Innerhalb einer Stunde war meine so hart erarbeitete Nüchternheit wieder dahin.
Leute gingen und kamen, ich habe alles gar nicht richtig mitbekommen.
Es war ein Riesenspass, auch wenn die Verständigung mit meinen paar Brocken Thai und der ständigen Übersetzung durch meine Freundin, nicht einfach war.
Irgendwann wurde dann auch noch Lao-Dance veranstaltet, wobei ich natürlich unter dem Gelächter der Anwessenden auch mitmachte.
Gegen morgen fielen wir dann in einen tiefen Schlaf, der jedoch nur von kurzer Dauer war. Um 05:00 Uhr wollte ich es in meiner Wut über den krähenden Hahn, meinem angehenden Schwiegervater gleichtun und dem verdammten Hahn den Garaus machen.
Es half nichts, um 06:00 Uhr war die Nacht vorbei.
Meine Freundin war schon lange wach um den vorbeilaufenden Mönchen den Reis zu reichen. Anschließend ging sie mit ihrer Mutter in das Dorfkloster, während ich in dieser Zeit um etwas klarer im Kopf zu werden, einen kleinen Dorfspaziergang unternahm.
An jedem Haus an dem ich vorbeiging wurde ich freudig begrüsst und auch jedes Mal eingeladen etwas zu essen und trinken (natürlich Schnaps), was ich jedoch in Anbetracht der frühen Stunde dann doch dankbar ablehnte.
Und wieder diese weinenden flüchtenden Kleinkinder. Verdammt, wo gibt’s hier ein Spiegel.
Gegen Mittag lies es sich meine Freundin nicht nehmen wie in frühren Tagen mit Machete und Korb aufs Feld zu gehen und alles mögliche Grünzeug in ihrem Korb packte. Von diesem Zeug wurde anschließend eine köstliche Suppe und gebratenes Gemüse gemacht.
Es war April und ca. 40 Grad heiß. Ohne mich zu bewegen lief mir der Schweiß in Strömen runter. Meine Freundin hüpfte und sprang auf den Feldern herum und sammelte bückend das Essbare ein.
Dennoch waren es für mich die schönsten Stunden die wir beide alleine auf den Feldern verbrachten und sie nicht mehr aufhörte zu erzählen.
Überhaupt muß ich sagen, dass bei meiner Freundin während der Zeit auf dem Dorf eine grundlegende postive Veränderung vorging. Wie aufgewühlt, lachend, freudig, fast wie ein Kind. Irgendwie verändert. Auch zuvor habe ich schon tiefe Zuneigung für sie empfunden, aber nach diesen Erlebnissen liebte ich sie aufrichtig.
Anschließend machten wir noch einen Spaziergang durch das ganze Dorf mit den üblichen Stops.
Gegen Nachmittag wurde nochmals ausgiebig gekocht und ich bekam dann auch mein „PanengGai“ das am Abend zuvor irgendwie unterging.
Nach dem Essen kamen wieder eine Unmenge von Leuten. Alle saßen um uns beide herum und vor uns stand so ein Tablett mit einem gekochten Huhn (hoffentlich das von heute früh) und sonstigem Gemüse. Wir mussten dieses Tablett berühren und einer nach dem anderen band uns eine kleine weiße Schnur um das Handgelenk und sagte dazu ein Spruch auf.
Anschließend kam dann wieder unser Fahrer von gestern, der inzwischen auch wieder nüchtern war, wir verabschiedeten uns von allen und fuhren, diesmal ohne Unterbrechung nach UdonThani zum Flughafen.
Auf der Fahrt kramte ich auf der Suche nach den Tickets in meiner Tasche und zählte dabei mein Geld nach (ich hatte gar nicht mehr daran gedacht).
Es waren noch genau 5.400,- Bath.
Dies war mein erstes Besuch auf dem Dorf bei der Familie meiner Frau.
Alle weiteren Besuche die wir seither machten, verliefen ähnlich und ich freue mich jedes Mal auf die wenigen Tage die wir dort sind.
KlausPith