Zu Zeiten als ich noch in Monaco di Bavaria (München) oder für die mitlesenden Bayern z´Minga gelebt habe, schliefen wir in meiner WG während der Wiesn alle im Wohnzimmer und auf der Terasse (zu sechst), weil wir alle Schlafzimmer für reichlich Taler an Aussies und Amis vermietet hatten.
Das Geld kam in die Haushaltskasse und zwar so reichlich, daß die nächsten Bareinzahlungen zur WG-Kasse immer erst im nächsten Jahr wieder fällig wurden.
Die Zimmer wurden vor der Wiesn von allem Schnickschnack befreit, im Schnitt mußte eines hinterher geweißelt werden und mit Ausgang der Wiesn zogen wir wieder in unsere Betten.
Rückblickend war es ne lustige Zeit. Zur Wiesn fahren Menschen aus der ganzen Welt um dort im Schutz der Masse wie der Anonymität mal so richtig Gas zu geben und auszuflippen. Liegt erstmal ein großes Wasser zwischen dem Reisenden und seiner Heimat, sind auch die heimatlichen Hemmungen leichter hinter sich zu lassen, scheint es.
Unsere Gäste verschwanden für Tage, kamen in allen Stadien der Intoxikation als auch der Entblößung zurück, meist (mindestens) ihrer Stimme verlustig gegangen, doch häufig um eine Anzahl blauer Male sowie einiger erbeuteter Maßkrüge bereichert.
Selber hab ich auf der Wiesn nicht so großen Spaß, was mir eh in Menschenmengen nicht ohne weiteres erstrebenswert scheint. Bei meinem letzten Besuch in Niederbayern war ich allerdings doch auf dem örtlichen Gäubodenvolksfest, um Maßbier zu trinken und Steckerlfisch zu essen. Es war nicht dasselbe wie in meinen Kindheitserinnerungen, natürlich nicht. Das Volksfest war verglichen mit dem Hamburger Dom eher mickrig, die Trachtenkapellen in den Zelten wirkten unecht und spielten Ballermann-Repertoire statt zwiefacher Landler.
Früher war eben alles besser.
