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Multikulturelle Dimensionen

Diskutiere Multikulturelle Dimensionen im Treffpunkt Forum im Bereich Thailand Forum; Jeder der schon mal in einem Cross-cultural Management Seminar gesessen hat kennt vermutlich den Namen Hofstede, bzw. die Hofstede IBM Studie, die...
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Jeder der schon mal in einem Cross-cultural Management Seminar gesessen hat kennt vermutlich den Namen Hofstede, bzw. die Hofstede IBM Studie, die in 72 Tochtergesellschaften in 50 Ländern mit insgesamt 116.000 Befragten durchgeführt wurde. Ziel der Studie war es kulturelle Phänomene zu beleuchten, Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen herauszustellen, und diese im Hinblick auf Verbesserung der Methoden von Management und Kooperation in multinationalen Unternehmen zu systematisieren. Das klingt vielleicht irrelevant für Otto-Normalverbraucher, ist es aber nicht. Ich bin der festen Überzeugung das jeder -wirklich jeder, auch der einfache Pauschaltourist- von einem besseren Verständnis der Gastkultur profitieren kann.

Die Experten stimmen zu. Andreas Olbrich schreibt: "In den letzten Jahren wird verstärkt der Einfluss der Kultur auf das Verhalten der Menschen betont (Berry, Poortinga, Segall und Dasen, 1992; Cole, 1996; Smith und Bond, 1993). Handlungen oder Entscheidungen führen oft zu divergierenden Interpretationen und zu Missverständnissen. Unbeabsichtigte Beleidigungen können zur Eskalation von Konflikten beitragen. So meinte zum Beispiel Triandis (1994), dass der Golfkrieg durch eine adäquate Rhetorik der amerikanischen Diplomaten vermeidbar gewesen wäre. Die Amerikaner hätten selbstbewusster auftreten ("We are going to make hamburgers out of you!", Triandis, 1994, S. 30) und ihre Drohungen durch wilde Gestikulationen unterstreichen sollen (Triandis schlägt vor, dass Staatssekretär Baker dem irakischen Außenminister Aziz das Telefonbuch von New York an den Kopf hätte werfen sollen, um seine Drohungen und seinen Ärger zu unterstreichen)."

Es wurde inzwischen bekannt der diesjährige US Einsatz im Iraq ebenfalls verhindert werden konnte, da die Iraqis kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen inoffizielle Kanäle benutzten um der amerikanischen Diplomatie eine politische Kapitulation zu signalisieren. Ganz offensichtlich sprechen Amerikaner und Araber jedoch in vielen Hinsichten eine ganz andere Sprache. Für die Amerikaner lagen die Dinge zu dem Zeitpunkt bereits am "point of no return". Während man sich in der arabischen Welt mit Gestik und Artikulation "richtig ins Zeug legt", ist es in vielen asiatischen Ländern, einschliesslich Thailand, eher so das man sich zurückhält.

Das hat slebstverständlich kulturelle Gründe und Kultur ist nach Hofstede "programming of the mind." Leider ist Geert Hofstede im deutschsprachigen Raum wenig bekannt. Ich werde trotzdem mal versuchen ein paar gute deutschsprachige Referenzen zu finden. Im folgenden ein kurzer Abriss:

Hofstede stellte fest, dass sich Landeskulturen in vier definierten Dimensionen unterscheiden:

•Machtabstandstoleranz
•Maskulinität
•Unsicherheitsvermeidung und
•Individualismus

Ergänzt wurden diese vier Basisdimensionen später durch eine fünfte, nämlich die Langfristorientierung.

Machtabstandstoleranz: Diese von Hofstede als Power Distance Index bezeichnete Dimension gibt an, in welchem Ausmaß eine Gesellschaft ungleiche Machtverteilungen akzeptiert. Auf Organisationen übertragen entspricht dies beispielsweise der Toleranz hinsichtlich starker Hierarchieunterschiede. Die achtabstandstoleranz spiegelt sich daher sowohl in Werten und Verhaltensmustern von Organisationsmitgliedern mit geringem Machtpotential als auch in den Werten und Verhaltensmustern von Organisationsmitgliedern mit hohem Machtpotential wider.

Maskulinität: Der Maskulinitätsindex drückt aus, wie stark in einer Gesellschaft die als „maskulin“ bezeichneten Werte wie Selbstbehauptung, Leistung, Ehrgeiz, Wettbewerb und materieller Erfolg im Vordergrund stehen. Bei einem niedrigen Maskulinitätsindex richtet man sich mehr an Werten aus, die als „feminin“ gelten, wie zum Beispiel die Präferenz für berufliche Sicherheit, Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten und Lebensqualität.

Unsicherheitsvermeidung: Die Zukunftssicherung ist ein Grundbedürfnis menschlichen Lebens. Unsicherheit dagegen erzeugt Angst. Beispielsweise dienen gesellschaftliche Regelungen, Verordnungen und Verhaltensregeln sowie diverse Managementtechniken in Unternehmen dazu, diese Unsicherheit zu reduzieren. Unsicherheitsvermeidung beschreibt daher das Ausmaß, mit dem eine Gesellschaft versucht, die Unsicherheit im täglichen Leben zu reduzieren.

Individualismus: Diese Dimension beschreibt das Verhältnis zwischen Individuum und Gruppe in einer Gesellschaft. Individualistisch orientierte Länder erwarten eine emotionale Unabhängigkeit des Individuums von einer Organisation. Eine kollektive Orientierung drückt sich dagegen in einer hohen Bedeutung inner- und außerorganisatorischer Beziehungen aus. Vom Organisationsmitglied wird moralisches Engagement in der Organisation sowie Wertschätzung von Gruppenentscheidungen erwartet.

Langfristorientierung: Länder, in denen eine langfristige Orientierung vorherrscht, sind eher auf die Sachzwänge ausgerichtet, die ihnen in der Zukunft einen konstanten Nutzen versprechen. In weniger langfristigen ausgerichteten Ländern ist es dagegen wichtiger, in jedem Augenblick seinen Status zu wahren und seine Nutzenerwartungen erfüllt zu bekommen. Respekt für die Bedeutung von Traditionen spielt, im Gegensatz zu den langfristig ausgerichteten
Ländern, eine stärkere Rolle.

(Quelle: http://www.orga.uni-sb.de/lehre/semester/03/pmg1/Self_10_Theorie_cultural_inventory.pdf)

X-Pat
 
phimax

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x-pat,

schon interessant; nur was möchtest du uns damit mitteilen?

Das man sich, wenn man in anderen Ländern tätig ist/wird, sich an der entsprechenden (Unternehmes-) Kultur zu orientieren hat, um erfolgreich zu sein? Das man bspw. nicht westliche Managementmethoden mit asiatischen vergleichen kann? Oder das erfolgreiches Wirtschaften nicht 1:1 portierbar von einem Land in ein anderes ist, weil andere Sozialstukturen herrschen, die dann ja auch in die Unternehmen getragen werden resp. dort ihren Niederschlag finden?

Du hast Recht, das es nicht fuktioniert mit dem ´Hopla, jetzt komm´ ich, ich kann das alles besser´.
Nicht in Unternehmen und nicht im Hotel um die Ecke.

Aber sollte heute wirklich noch verantwortliche Manager geben, denen das unbekannt ist?
Sollten ihre Semesterbeiträge zurück fordern...


Michael
 
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Michael,

Der Inhalt steht für sich selbst.

Es gibt dabei keine bestimmte Botschaft die ich rüberbringen möchte, kein Programm, keine Agenda. Das Wissen um multikulturelle Dimensionen steht jedem offen. Der Ansatz von Hofstede hat mir persönlich vor 8-9 Jahren sehr geholfen. Und vielleicht gibt es ja den ein oder anderen hier der ebenfalls davon profitieren kann.

Um deine Frage zu beantworten: Ja, es gibt viele Manager (und noch mehr Touristen) für die kulturelle Kompetenz etwas Neues ist. Und es gibt viele die schon einmal etwas davon gehört haben, aber trotzdem die entsprechenden Kompetenzen nicht erlernt haben. Ich erlebe das immer wieder.

X-Pat
 
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Im folgenden die Ergebnisse der Hofstede Studie in der Machtabstand ("power distance") Dimension. Grob gesagt gibt die Zahl an, wieviel Authorität Höhergestellte ausüben. Es ist ein Mass der wahrgenommenen Machtunterschiede in der Organisation und der Gesellschaft. In Nationen in denen das Gleichheitsprinzip lange etabliert ist wie z.B. Dänemark ist dieser Wert eher gering, während in Ländern mit hoher Disparität zwischen verschiedenen Bevölkerungschichten (z.B. Mittelamerika) der Wert sehr viel höher liegt. Ein hoher "power distance" Wert bedeutet das man eher geneigt ist gegebene Hierarchien und Machtunterschiede zu akzeptieren. Das macht sich zum Beispiel dadurch bemerkbar das Mitarbeiter wenig Kritik an Vorgesetzten üben und oft auch weniger an Entscheidungsprozessen beteiligt sind.

Arabien -------- 80
Argentinien ---- 49
Australien ----- 36
Belgien -------- 65
Brasilien ------ 69
Chile ---------- 63
Costa Rica ----- 35
Dänemark ------- 18
Ecuador -------- 78
Finnland ------- 33
Frankreich ----- 68
Griechenland --- 60
Grossbritannien- 35
Guatemala ------ 95
Hongkong ------- 68
Indien --------- 77
Indonesien ----- 78
Iran ----------- 58
Irland --------- 28
Israel --------- 13
Italien -------- 50
Jamaika -------- 45
Japan ---------- 54
Kanada --------- 39
Kolumbien ------ 67
Malaysia ------ 104
Mexiko --------- 81
Neu Zealand ---- 22
Niederlande ---- 38
Norwegen ------- 31
Ost Afrika ----- 64
Ost Deutschland- 35
Österreich ----- 11
Pakistan ------- 55
Panama --------- 95
Peru ----------- 64
Philippinen ---- 94
Portugal ------- 63
Salvador ------- 66
Schweden ------- 31
Schweiz -------- 34
Singapur ------- 74
Spanien -------- 57
Süd Afrika ----- 49
Süd Korea ------ 60
Taiwan --------- 58
Thailand ------- 64
Türkei --------- 66
Uruguay -------- 61
USA ------------ 40
Venezuela ------ 81
West Afrika ---- 77
Yugoslawien ---- 76
Zimbabwe ------- -


Deutschland liegt mit 35 im unteren Bereich der Skala, während Thailand mit 64 eher im oberen Bereich zu finden ist. Machtunterschiede sind also in Thailand wesentlich deutlicher als in Deutschland. Südostasien hat weltweit überhaupt die höchsten "power distance" Werte mit Spitzenreiter Malaysia (104) und den Phillipinen (94). Die Akzeptanz von bestehenden Machtstrukturen ist in der Region fast überall gegeben.

X-Pat
 
W

woody

Gast
Was mir auffällt ist, dass Belgien und Frankreich gleich auf mit Thailand liegen und Malaysia weit über Indonesien.
Es scheint mir, als ob bei der Erhebung nicht die gleichen Masstäbe verwendet wurden, die Tabelle mit ihren Werten ist deshalb aus meiner Sicht wenig aussagekräftig oder gar unbrauchbar.

x-pat" schrieb:
Das macht sich zum Beispiel dadurch bemerkbar das Mitarbeiter wenig Kritik an Vorgesetzten üben und oft auch weniger an Entscheidungsprozessen beteiligt sind.
X-Pat
Weniger Kritik und geringere Beteiligung an Entscheidungsprozessen ist für eine moderne leistungsfähige Volkswirtschaft kontraproduktiv. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Werte in der Tabelle in irgendeinen Zusammenhang mit der Leistungfähigkeit der aufgeführten Länder zu bringen sind, was aber bei einer vergleichbaren Erhebung, also wenn für die aufgeführten Ländern die gleichen Erhebungsmasstäbe gegolten hätten, der Fall sein müsste.
@ Expat, es würde mich interessieren, welche Schlüsse oder Erkenntnisse du aus dieser ´power distance Tabelle´ ziehst.
 
P

Peter65

Gast
@x-pat:

Du zitierst:

"Die Amerikaner hätten selbstbewusster auftreten ("We are going to make hamburgers out of you!", Triandis, 1994, S. 30) und ihre Drohungen durch wilde Gestikulationen unterstreichen sollen (Triandis schlägt vor, dass Staatssekretär Baker dem irakischen Außenminister Aziz das Telefonbuch von New York an den Kopf hätte werfen sollen, um seine Drohungen und seinen Ärger zu unterstreichen)." "

Ist das eine ernstgemeinte Studie oder eine Satire????
:nixweiss:
Das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein, dass damit evtl. der erste Golfkrieg zu verhindern gewesen wäre :rofl:

Grüsse,
Peter

p.s. da erscheint es mir mehr als fraglich ob man sich nach den Ergebnissen dieser Studie verhalten sollte
 
x-pat

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woody schrieb:
@ Expat, es würde mich interessieren, welche Schlüsse oder Erkenntnisse du aus dieser ´power distance Tabelle´ ziehst.
Woody,

Aus den "power distance" Daten kann man ungefähr erkennen wo es steile und/oder verhärtete Hierarchien gibt. Das grösste Problem der Daten ist allerdings ihr Alter - die Erhebung liegt 20-25 Jahre zurück - und in der Zwischenzeit haben die Effekte der Globalisierung auf Kulturen eingewirkt - zum Beispiel hat die Europäisierung in den romanischen Staaten Europas (einschl. Frankreich) zu einer Auflösung der traditionelle Hierarchien geführt. Ich vermute das Frankreich, Spanien, Portugal, und Belgien daher heute einen geringeren "power distance" Index erzielen würden.

X-Pat
 
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Im folgenden die Ergebnisse der Hofstede Studie in der Kategorie Individualismus vs. Kollektivismus. Hohe Werte bedeuten ausgeprägten Individualismus (Spitzenreiter USA, gefolgt von Australien und Grossbritannien), d.h. eine "Ich"-Mentalität in der Freiheit, Selbstbestimmung, und Selbstverwirklichung gross geschrieben wird. Der Mensch ist in der individualistischen Gesellschaften auf sich selbst gestellt und Entscheidungen werden eher anhand von Bedürfnissen des Individuums getroffen. Kleine Werte bedeuten eine stärkere Ausprägung kollektivistischen Denkens und Handelns(Spitzenreiter sind die mittel- und südamerikanischen Staaten Guatemala, Ecuador, und Panama). In kollektivistischen Gesellschaften herrscht eine "Wir"-Mentalität in der Individuen sich stärker mit Gruppen identifizieren und Entscheidungen eher an den Interessen der Gruppe ausgerichtet sind, oft unter Vernachlässigung von individuellen Bedürfnissen. Im Gegensatz zu individualistischen Gesellschaften gibt es hier stärkere soziale Verflechtungen und Abhängigkeiten, d.h. Individuen erwarten das die Gruppe sich um sie kümmert und die Gruppe erwartet Loyalität. Gruppenzughörigkeit wird in absteigenden Loyalitätsstufen empfundenen: Kernfamilie, Grossfamilie, Dorf und Feunde, Kaste, Organisation, Region, Nation.

Arabien -------- 38
Argentinien ---- 46
Australien ----- 90
Belgien -------- 75
Brasilien ------ 38
Chile ---------- 23
Costa Rica ----- 15
Dänemark ------- 74
Deutschland ---- 67
Ecuador --------- 8
Finnland ------- 63
Frankreich ----- 71
Griechenland --- 35
Grossbritannien 89
Guatemala ------- 6
Hongkong ------- 25
Indien --------- 48
Indonesien ----- 14
Iran ----------- 41
Irland --------- 70
Israel --------- 54
Italien -------- 76
Jamaika -------- 39
Japan ---------- 46
Kanada --------- 80
Kolumbien ------ 13
Malaysia ------- 26
Mexiko --------- 30
Neu Zealand ---- 79
Niederlande ---- 80
Norwegen ------- 69
Ost Afrika ----- 27
Österreich ----- 55
Pakistan ------- 14
Panama --------- 11
Peru ----------- 16
Philippinen ---- 32
Portugal ------- 27
Salvador ------- 19
Schweden ------- 71
Schweiz -------- 68
Singapur ------- 20
Spanien -------- 51
Süd Afrika ----- 65
Süd Korea ------ 18
Taiwan --------- 17
Thailand ------- 20
Türkei --------- 37
Uruguay -------- 36
USA ------------ 91
Venezuela ------ 12
West Afrika ---- 20
Yugoslawien ---- 27


Thailand liegt auf Platz 40 in den oberen 20% der kollektivistischen Gesellschaften während Deutschland (auf Platz 15) deutlich individualistisch geprägt ist, obwohl nicht so stark wie die angelsächsischen Länder.

X-Pat
 
M

MrLuk

Gast
@x-pat,

Diese Zahlenreihen und deren "Schnellinterprätation" sind zwar irgendwie interessant, und es ist ja lobenswert daß du dir Mühe gibst das hier reinzustellen. Aber ohne anschauliche Beispiele und eine tiefergehende Interprätation dieser Zahlen (was meiner Meinung nach schwer möglich ist, da es an Zahlenmagie grenzen würde) bleibt es eine banale Statistik unter vielen anderen...

Ich denke es ist kein besonders guter Ansatz um eine weitere Diskusion über "kulturelle Unterschiede" einzuleiten. Es wird eh hier in letzter Zeit etwas krampfhaft versucht, endlich eine Art Standardantwort zu diesen Fragen zu finden. Dieses Thema kommt immer wieder auf und es wird durch mehrfache Postings immer wieder (auf andere Weise) versucht "den eigenen Standpunkt zu unterstreichen".

Aber das ist doch eigentlich genau das verkehrte, denn die kulturellen UNERSCHIEDE zwischen den verschiedenen Ländern, Erdteilen, Religionen und Kulturen, kann man doch auf individueller Basis nicht erörtern, bestätigen oder unterstreichen.

Die kulturellen Unterschiede sind eminent und manigfaltig, - nur der differenzierte UMGANG mit diesen Unterschieden läßt sich auf individueller Basis angehen. Darüber zu diskutieren wie man individuell damit umgehen soll, wäre (ist) dann tatsächlich ein perverses Unterfangen, ein Schuß in den Ofen sozusagen :lol:
 
x-pat

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Chiang Mai
MrLuk,

Die Problematik mit Statistiken ist mir bewusst. Kulturen sind komplex und lebendig und lassen sich nicht in Zahlen ausdrücken. Das braucht man wohl in diesem Forum nicht besonders zu betonen, da jeder mit Thailanderfahrung das selbst erlebt hat. Auf der anderen Seite benötigt man Methodiken um sich tiefer mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Hofstede Studie ist einer der bisher bedeutendsten Ansätze auf diesem Gebiet. Man sollte vielleicht etwas "undeutsch" an die Sache herangehen, es mit den Zahlen nicht so genau nehmen, und erst einmal die Methodik auf sich wirken lassen. Die Studie hat ihren Zweck bereits erfüllt wenn sie zum Nachdenken anregt.

X-Pat
 
D

dl4gbe

Gast
Hallo,

Da hast du schon recht. Man sollte sich erstmal das Ergebniss der Studie anschauen.

Da scheibt jemand:

@ Expat, es würde mich interessieren, welche Schlüsse oder Erkenntnisse du aus dieser ´power distance Tabelle´ ziehst.

Kan leider keine Schluesse daraus ziehen!!!

bis spaeter

Chris :cool:
 
M

MrLuk

Gast
@x-pat,

Auf der anderen Seite benötigt man Methodiken um sich tiefer mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Das überlassen wir doch lieber den Soziologen, oder?
Ich meine wo kommen wir denn da hin, wenn wir zuerst neue Methodiken benötigen um eine fremde Kultur entdecken- und verstehen lernen zu können :heul:
Mir wurde hier bereits desöfteren an die Nase gebunden, ich würde alles zu sehr intelektuell verpacken, und soll nach Möglichkeit die Bälle etwas flacher halten...na gut...

Also wenn du mich fragst: ich investiere dann lieber in ein paar Flaschen Fusel und einen Kübel Eis, die ich zusammen mit einer bestimmten Zielgruppe vernichte und versuche die Kontrolle über meinen Zustand zu behalten! Währenddem kann ich dann nebenbei prima Sozialstudien machen und amüsiere mich auch noch köstlich...

Man kann aber auch weniger gesundheitsgefärdende Projekte erarbeiten und sich auf die Bevölkerung-, und die Bevölkerung auf sich einlassen :-)

Aber das ist wohl eher nicht das, was du unter "Methodiken finden" verstehst, oder irre ich mich da?
 
x-pat

x-pat

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MrLuk,

Gegen die Fuselmethodik ist nichts einzuwenden. Allerdings wird bei einem relevanten Stichprobenumfang von ca. 5000 Befragungen die Leber arg darunter zu leiden haben. :lol:

X-Pat
 
x-pat

x-pat

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Unten die Ergebnisse der Hofstede Studie in der Dimension Maskulinität. Diese Dimension drückt aus in welchem Mass eine Gesellschaft "maskuline" Werte wie Erfolg, Leistung und Zielorientierung begünstigt und unterstützt, bzw. "feminine" Werte wie Pflege, Erziehung, Unterstützung und Erhaltung. Die Attribute "maskulin" und "feminin" sind hierbei nicht geschlechtsgebunden zu sehen, sondern eher wie die Chinesischen Yin und Yang Prinzipien. Hohe Werte stehen für maskulin orientierte Gesellschaften mit Indikatoren wie Betonung von Erfolg, geschlechtliche Rollentrennung, Wettbewerb, sowie starke wirtschaftliche und berufliche Orientierung. Niedrige Werte stehen für feminin orientierte Gesellschaften; typische Indikatoren sind hochentwickelte Kooperation, Gleichberechtigung der Geschlechter, Umweltbewusstsein, und die Betonung von sozialen Netzwerken.

Arabien -------- 53
Argentinien ---- 56
Australien ----- 61
Belgien -------- 54
Brasilien ------ 49
Chile ---------- 28
Costa Rica ----- 21
Dänemark ------- 16
Deutschland ---- 66
Ecuador -------- 63
Finnland ------- 26
Frankreich ----- 43
Griechenland --- 57
Grossbritannien- 66
Guatemala ------ 37
Hongkong ------- 57
Indien --------- 56
Indonesien ----- 46
Iran ----------- 43
Irland --------- 68
Israel --------- 47
Italien -------- 70
Jamaika -------- 68
Japan ---------- 95
Kanada --------- 52
Kolumbien ------ 64
Malaysia ------- 50
Mexiko --------- 69
Neu Zealand ---- 58
Niederlande ---- 14
Norwegen -------- 8
Ost Afrika ----- 41
Österreich ----- 79
Pakistan ------- 50
Panama --------- 44
Peru ----------- 42
Philippinen ---- 64
Portugal ------- 31
Salvador ------- 40
Schweden -------- 5
Schweiz -------- 70
Singapur ------- 48
Spanien -------- 42
Süd Afrika ----- 63
Süd Korea ------ 39
Taiwan --------- 45
Thailand ------- 34
Türkei --------- 45
Uruguay -------- 38
USA ------------ 62
Venezuela ------ 73
West Afrika ---- 46
Yugoslawien ---- 21


Japan ist bei weitem das Land mit der höchsten maskulinen Ausprägung, gefolgt -mit einigem Abstand- von Oesterreich und Venezuela. Die angelsächsischen Länder liegen ebenfalls recht weit oben in der Maskulinitätsdimension. Schweden und Norwegen sind dagegen die femininsten Länder gefolgt Dänemark und Yugoslawien. Die meisten feminin orientierten Kulturen sind in kalten Ländern zu finden, während die Überzahl der maskulin orientierten Kulturen in warmen Regionen zu Hause sind; allerdings bestätigen Deutschland und Thailand diese Tendenz nicht. Deutschland (66) ist in den oberen 20% der maskulinen Dimension, während Thailand (34) -klar feminin- in den unteren 20% liegt.

X-Pat
 
M

MichaelNoi

Gast
Das kann doch für Thailand so nicht stimmen, oder irre ich mich da :???:
 
A

Ampudjini

Gast
x-pat" schrieb:
Machtabstand ("power distance") Dimension
Ost Deutschland ---- 35
x-pat" schrieb:
Kategorie Individualismus vs. Kollektivismus
Deutschland ---- 67
x-pat" schrieb:
Dimension Maskulinität
Deutschland ---- 66
Ich verstehe nicht warum einmal Ostdeutschland aufgeführt ist, danach einfach nur noch "Deutschland".
Ist ne Studie von 1980, also was ist denn dann "Deutschland ohne alles"? :hilfe:
 
x-pat

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Im folgenden die Ergebnisse der Hofstede Studie für die Dimension Unsicherheitsakzeptanz (uncertainty acceptance), die ausdrückt inwieweit Personen die in einer Kultur leben dazu neigen Unsicherheiten zu vermeiden, indem sie sich einem strengen sozialen Regelwerk unterwerfen, bzw. dazu bereit sind mit weniger strikten sozialen Regeln auszukommen und dafür grössere Unsicherheiten in Kauf zu nehmen. Niedrige Werte entsprechen einer grösseren Akzeptanz während höhere Werte für eine Vermeidung von Unsicherheiten stehen. Die am strengsten reglementierte Nation ist demnach Griechenland gefolgt von Portugal und Guatemala, während man in Singapur, Jamaika und Dänemark am tolerantesten gegenüber Unsicherheiten ist.

Arabien -------- 68
Argentinien ---- 86
Australien ----- 51
Belgien -------- 94
Brasilien ------ 76
Chile ---------- 86
Costa Rica ----- 86
Dänemark ------- 23
Deutschland ---- 65
Ecuador -------- 67
Finnland ------- 59
Frankreich ----- 86
Griechenland -- 112
Grossbritannien- 35
Guatemala ----- 101
Hongkong ------- 29
Indien --------- 40
Indonesien ----- 48
Iran ----------- 59
Irland --------- 35
Israel --------- 81
Italien -------- 75
Jamaika -------- 13
Japan ---------- 92
Kanada --------- 48
Kolumbien ------ 80
Malaysia ------- 36
Mexiko --------- 82
Neu Zealand ---- 49
Niederlande ---- 53
Norwegen ------- 50
Ost Afrika ----- 52
Österreich ----- 70
Pakistan ------- 70
Panama --------- 86
Peru ----------- 87
Philippinen ---- 44
Portugal ------ 104
Salvador ------- 94
Schweden ------- 29
Schweiz -------- 58
Singapur -------- 8
Spanien -------- 86
Süd Afrika ----- 49
Süd Korea ------ 85
Taiwan --------- 69
Thailand ------- 64
Türkei --------- 85
Uruguay ------- 100
USA ------------ 46
Venezuela ------ 76
West Afrika ---- 54
Yugoslawien ---- 88


Erstaunlicherweise liegen Thailand (64) und Deutschland (65) nur einen Punkt in der Unsicherheitsdimension auseinander. Jedem der Thailand nur flüchtig bereist hat dürfte jedoch klar sein das Unsicherheiten in Thailand viel eher als in Deutschland akzeptiert werden und das in Thailand -trotz Traditionen, Bürokratie und Formalismen- soziale Regelwerke weder dazu ausgelegt noch geeignet sind Unsicherheiten entgegenzuwirken. Noch fraglicher ist vielleicht die Position von Singapore, die man eher am anderen Ende der Skala erwarten würde. Zu der Wertung kommt es meiner Ansicht nach durch die Art der Fragestellung, die sich in dieser Studie hauptsächlich auf institutionelle und betriebliche Regelwerke bezog, die in Thailand in der Tat sehr konservativ (konservativer als in Singapur!) sind. Genau das ist IMO auch eine der Schwächen dieser Studie, nämlich das Organisationen als Modelle der Gesellschaft interpretiert werden.

X-Pat
 
Thema:

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