
x-pat
Senior Member
Themenstarter
Jeder der schon mal in einem Cross-cultural Management Seminar gesessen hat kennt vermutlich den Namen Hofstede, bzw. die Hofstede IBM Studie, die in 72 Tochtergesellschaften in 50 Ländern mit insgesamt 116.000 Befragten durchgeführt wurde. Ziel der Studie war es kulturelle Phänomene zu beleuchten, Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen herauszustellen, und diese im Hinblick auf Verbesserung der Methoden von Management und Kooperation in multinationalen Unternehmen zu systematisieren. Das klingt vielleicht irrelevant für Otto-Normalverbraucher, ist es aber nicht. Ich bin der festen Überzeugung das jeder -wirklich jeder, auch der einfache Pauschaltourist- von einem besseren Verständnis der Gastkultur profitieren kann.
Die Experten stimmen zu. Andreas Olbrich schreibt: "In den letzten Jahren wird verstärkt der Einfluss der Kultur auf das Verhalten der Menschen betont (Berry, Poortinga, Segall und Dasen, 1992; Cole, 1996; Smith und Bond, 1993). Handlungen oder Entscheidungen führen oft zu divergierenden Interpretationen und zu Missverständnissen. Unbeabsichtigte Beleidigungen können zur Eskalation von Konflikten beitragen. So meinte zum Beispiel Triandis (1994), dass der Golfkrieg durch eine adäquate Rhetorik der amerikanischen Diplomaten vermeidbar gewesen wäre. Die Amerikaner hätten selbstbewusster auftreten ("We are going to make hamburgers out of you!", Triandis, 1994, S. 30) und ihre Drohungen durch wilde Gestikulationen unterstreichen sollen (Triandis schlägt vor, dass Staatssekretär Baker dem irakischen Außenminister Aziz das Telefonbuch von New York an den Kopf hätte werfen sollen, um seine Drohungen und seinen Ärger zu unterstreichen)."
Es wurde inzwischen bekannt der diesjährige US Einsatz im Iraq ebenfalls verhindert werden konnte, da die Iraqis kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen inoffizielle Kanäle benutzten um der amerikanischen Diplomatie eine politische Kapitulation zu signalisieren. Ganz offensichtlich sprechen Amerikaner und Araber jedoch in vielen Hinsichten eine ganz andere Sprache. Für die Amerikaner lagen die Dinge zu dem Zeitpunkt bereits am "point of no return". Während man sich in der arabischen Welt mit Gestik und Artikulation "richtig ins Zeug legt", ist es in vielen asiatischen Ländern, einschliesslich Thailand, eher so das man sich zurückhält.
Das hat slebstverständlich kulturelle Gründe und Kultur ist nach Hofstede "programming of the mind." Leider ist Geert Hofstede im deutschsprachigen Raum wenig bekannt. Ich werde trotzdem mal versuchen ein paar gute deutschsprachige Referenzen zu finden. Im folgenden ein kurzer Abriss:
Hofstede stellte fest, dass sich Landeskulturen in vier definierten Dimensionen unterscheiden:
•Machtabstandstoleranz
•Maskulinität
•Unsicherheitsvermeidung und
•Individualismus
Ergänzt wurden diese vier Basisdimensionen später durch eine fünfte, nämlich die Langfristorientierung.
Machtabstandstoleranz: Diese von Hofstede als Power Distance Index bezeichnete Dimension gibt an, in welchem Ausmaß eine Gesellschaft ungleiche Machtverteilungen akzeptiert. Auf Organisationen übertragen entspricht dies beispielsweise der Toleranz hinsichtlich starker Hierarchieunterschiede. Die achtabstandstoleranz spiegelt sich daher sowohl in Werten und Verhaltensmustern von Organisationsmitgliedern mit geringem Machtpotential als auch in den Werten und Verhaltensmustern von Organisationsmitgliedern mit hohem Machtpotential wider.
Maskulinität: Der Maskulinitätsindex drückt aus, wie stark in einer Gesellschaft die als „maskulin“ bezeichneten Werte wie Selbstbehauptung, Leistung, Ehrgeiz, Wettbewerb und materieller Erfolg im Vordergrund stehen. Bei einem niedrigen Maskulinitätsindex richtet man sich mehr an Werten aus, die als „feminin“ gelten, wie zum Beispiel die Präferenz für berufliche Sicherheit, Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten und Lebensqualität.
Unsicherheitsvermeidung: Die Zukunftssicherung ist ein Grundbedürfnis menschlichen Lebens. Unsicherheit dagegen erzeugt Angst. Beispielsweise dienen gesellschaftliche Regelungen, Verordnungen und Verhaltensregeln sowie diverse Managementtechniken in Unternehmen dazu, diese Unsicherheit zu reduzieren. Unsicherheitsvermeidung beschreibt daher das Ausmaß, mit dem eine Gesellschaft versucht, die Unsicherheit im täglichen Leben zu reduzieren.
Individualismus: Diese Dimension beschreibt das Verhältnis zwischen Individuum und Gruppe in einer Gesellschaft. Individualistisch orientierte Länder erwarten eine emotionale Unabhängigkeit des Individuums von einer Organisation. Eine kollektive Orientierung drückt sich dagegen in einer hohen Bedeutung inner- und außerorganisatorischer Beziehungen aus. Vom Organisationsmitglied wird moralisches Engagement in der Organisation sowie Wertschätzung von Gruppenentscheidungen erwartet.
Langfristorientierung: Länder, in denen eine langfristige Orientierung vorherrscht, sind eher auf die Sachzwänge ausgerichtet, die ihnen in der Zukunft einen konstanten Nutzen versprechen. In weniger langfristigen ausgerichteten Ländern ist es dagegen wichtiger, in jedem Augenblick seinen Status zu wahren und seine Nutzenerwartungen erfüllt zu bekommen. Respekt für die Bedeutung von Traditionen spielt, im Gegensatz zu den langfristig ausgerichteten
Ländern, eine stärkere Rolle.
(Quelle: http://www.orga.uni-sb.de/lehre/semester/03/pmg1/Self_10_Theorie_cultural_inventory.pdf)
X-Pat
Die Experten stimmen zu. Andreas Olbrich schreibt: "In den letzten Jahren wird verstärkt der Einfluss der Kultur auf das Verhalten der Menschen betont (Berry, Poortinga, Segall und Dasen, 1992; Cole, 1996; Smith und Bond, 1993). Handlungen oder Entscheidungen führen oft zu divergierenden Interpretationen und zu Missverständnissen. Unbeabsichtigte Beleidigungen können zur Eskalation von Konflikten beitragen. So meinte zum Beispiel Triandis (1994), dass der Golfkrieg durch eine adäquate Rhetorik der amerikanischen Diplomaten vermeidbar gewesen wäre. Die Amerikaner hätten selbstbewusster auftreten ("We are going to make hamburgers out of you!", Triandis, 1994, S. 30) und ihre Drohungen durch wilde Gestikulationen unterstreichen sollen (Triandis schlägt vor, dass Staatssekretär Baker dem irakischen Außenminister Aziz das Telefonbuch von New York an den Kopf hätte werfen sollen, um seine Drohungen und seinen Ärger zu unterstreichen)."
Es wurde inzwischen bekannt der diesjährige US Einsatz im Iraq ebenfalls verhindert werden konnte, da die Iraqis kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen inoffizielle Kanäle benutzten um der amerikanischen Diplomatie eine politische Kapitulation zu signalisieren. Ganz offensichtlich sprechen Amerikaner und Araber jedoch in vielen Hinsichten eine ganz andere Sprache. Für die Amerikaner lagen die Dinge zu dem Zeitpunkt bereits am "point of no return". Während man sich in der arabischen Welt mit Gestik und Artikulation "richtig ins Zeug legt", ist es in vielen asiatischen Ländern, einschliesslich Thailand, eher so das man sich zurückhält.
Das hat slebstverständlich kulturelle Gründe und Kultur ist nach Hofstede "programming of the mind." Leider ist Geert Hofstede im deutschsprachigen Raum wenig bekannt. Ich werde trotzdem mal versuchen ein paar gute deutschsprachige Referenzen zu finden. Im folgenden ein kurzer Abriss:
Hofstede stellte fest, dass sich Landeskulturen in vier definierten Dimensionen unterscheiden:
•Machtabstandstoleranz
•Maskulinität
•Unsicherheitsvermeidung und
•Individualismus
Ergänzt wurden diese vier Basisdimensionen später durch eine fünfte, nämlich die Langfristorientierung.
Machtabstandstoleranz: Diese von Hofstede als Power Distance Index bezeichnete Dimension gibt an, in welchem Ausmaß eine Gesellschaft ungleiche Machtverteilungen akzeptiert. Auf Organisationen übertragen entspricht dies beispielsweise der Toleranz hinsichtlich starker Hierarchieunterschiede. Die achtabstandstoleranz spiegelt sich daher sowohl in Werten und Verhaltensmustern von Organisationsmitgliedern mit geringem Machtpotential als auch in den Werten und Verhaltensmustern von Organisationsmitgliedern mit hohem Machtpotential wider.
Maskulinität: Der Maskulinitätsindex drückt aus, wie stark in einer Gesellschaft die als „maskulin“ bezeichneten Werte wie Selbstbehauptung, Leistung, Ehrgeiz, Wettbewerb und materieller Erfolg im Vordergrund stehen. Bei einem niedrigen Maskulinitätsindex richtet man sich mehr an Werten aus, die als „feminin“ gelten, wie zum Beispiel die Präferenz für berufliche Sicherheit, Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten und Lebensqualität.
Unsicherheitsvermeidung: Die Zukunftssicherung ist ein Grundbedürfnis menschlichen Lebens. Unsicherheit dagegen erzeugt Angst. Beispielsweise dienen gesellschaftliche Regelungen, Verordnungen und Verhaltensregeln sowie diverse Managementtechniken in Unternehmen dazu, diese Unsicherheit zu reduzieren. Unsicherheitsvermeidung beschreibt daher das Ausmaß, mit dem eine Gesellschaft versucht, die Unsicherheit im täglichen Leben zu reduzieren.
Individualismus: Diese Dimension beschreibt das Verhältnis zwischen Individuum und Gruppe in einer Gesellschaft. Individualistisch orientierte Länder erwarten eine emotionale Unabhängigkeit des Individuums von einer Organisation. Eine kollektive Orientierung drückt sich dagegen in einer hohen Bedeutung inner- und außerorganisatorischer Beziehungen aus. Vom Organisationsmitglied wird moralisches Engagement in der Organisation sowie Wertschätzung von Gruppenentscheidungen erwartet.
Langfristorientierung: Länder, in denen eine langfristige Orientierung vorherrscht, sind eher auf die Sachzwänge ausgerichtet, die ihnen in der Zukunft einen konstanten Nutzen versprechen. In weniger langfristigen ausgerichteten Ländern ist es dagegen wichtiger, in jedem Augenblick seinen Status zu wahren und seine Nutzenerwartungen erfüllt zu bekommen. Respekt für die Bedeutung von Traditionen spielt, im Gegensatz zu den langfristig ausgerichteten
Ländern, eine stärkere Rolle.
(Quelle: http://www.orga.uni-sb.de/lehre/semester/03/pmg1/Self_10_Theorie_cultural_inventory.pdf)
X-Pat