H
Harry55
Gast
Prinz Kummerherz hatte sein Schloß verkauft. Es war ihm dort zu einsam geworden. Mit seinen eigenen Händen, der Hilfe geschickter Baumeister und fleißiger Handwerker hatte er sich eine neue, große lichtdurchflutete Wohnung geschaffen und betrachtete nun die kahlen weißen Wände. Vielleicht dort noch ein Gemälde oder einen Wandteppich?
Irgendetwas fehlte, er wußte nur nicht, was.
Als Kummerherz sein Schloß räumte, stürzte er eine Treppe hinunter und mußte einige Zeit in der Obhut von Medicussen im Hospital verbringen. Während dieser Zeit hatte jemand ein Doppelbett in seiner neuen Wohnung aufgebaut und niemand wußte so recht, warum. Eines nachts tastete seine Hand über das kalte, nicht bezogene Bett neben dem seinen und ein heller Lichtblitz durchzuckte sein Hirn. Das war es, was fehlte - eine Frau!! Nun hatte es Kummerherz vor einiger Zeit mit teutonischen Prinzessinnen und Weibern aus dem Volk versucht, aber die eine wollte ihn erziehen, obwohl sie viele Jahre jünger war, eine andere war besessen von einem bösen Geist. Sie glaubte, die Geliebte eines bekannten Troubadours zu sein. Das war allerdings kaum möglich, denn der Minnesänger lebte jenseits der Zäune und Mauern, die man um das kleine Land errichtet hatte. Eines Tages begab es sich, dass die untätigen und ratlosen Herrscher des kleinen Landes davon gejagt und die Zäune und Mauern nieder gerissen wurden. Prinz Kummerherz, der damals noch im alten Schloß wohnte, stand nun die ganze Welt offen. Er flog mit einer Donnerhornisse durch die größte Schlucht der Welt und bestieg im Schweiße seines Angesichts einen Tafelberg im heißen Afrika. Am liebsten hätte er es dem Hollywood-Prinzen Marlon gleich getan, eine Südsee-Prinzessin entführt und ihr eine Insel geschenkt. Die Südseeperlen behängten ihn zwar mit Blütenkränzen, waren aber mit ihrer Gunst längst nicht mehr so freigiebig, wie noch vor 200 Jahren, als sie die kühnen Seefahrer tanzend begrüßten. Kummerherz war gerade durch den wilden Westen Amerikas geritten, als ihm seine Einsamkeit wieder einmal bewußt wurde, obwohl er eigentlich gar nicht einsam war. Auf dem Grundstück lebten viele Menschen, die häufig verlangten, er solle seine Kutsche anspannen um sie hier- und dorthin zu bringen.
Kummerherz besaß einen Zauberspiegel und eine Wundermuschel, die es ihm erlaubten, in die ganze Welt zu sehen und zu hören. Er mußte also gar nicht das Haus verlassen, um eine Frau zu suchen. Zu ihm drang die Kunde von einem fernen Königreich, wo man den Herrscher mit weißen Elefanten beschenkte. Die Frauen in diesem Königreich sollten von besonderem Liebreiz sein. Kummerherz besorgte sich das Pergament eines Schreiberlings, der sich dort auskannte und mußte zu seinem Entsetzen lesen: "Die siamesischen Damen können, ohne Konkurrenz fürchten zu müssen, zu der häßlichsten Gattung Frau auf dem Antlitz der Erdkugel erklärt werden. ...der Mann, der sich von ihren lechzenden Blicken einfangen läßt, (muss) wahrlich ein unverbesserlicher Casanova sein." (F. A. Neale, 1852). Kummerherz hatte Mitleid mit diesem
Reisenden aus dem 19. Jahrhundert. Dieser mußte an einer schrecklichen Augenkrankheit gelitten haben! Nun hätte Kummerherz einen Silbervogel besteigen können, um sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen. Ihm war aber zu Ohren gekommen, dass die Droschkenkutscher in der Hauptstadt des fernen Königreiches jeden Fremden unweigerlich zu den Damen der gewerblichen Gunst brachten, ob er das nun als Fahrziel angab oder nicht.
(Ende Teil I; wird fortgesetzt)
Irgendetwas fehlte, er wußte nur nicht, was.
Als Kummerherz sein Schloß räumte, stürzte er eine Treppe hinunter und mußte einige Zeit in der Obhut von Medicussen im Hospital verbringen. Während dieser Zeit hatte jemand ein Doppelbett in seiner neuen Wohnung aufgebaut und niemand wußte so recht, warum. Eines nachts tastete seine Hand über das kalte, nicht bezogene Bett neben dem seinen und ein heller Lichtblitz durchzuckte sein Hirn. Das war es, was fehlte - eine Frau!! Nun hatte es Kummerherz vor einiger Zeit mit teutonischen Prinzessinnen und Weibern aus dem Volk versucht, aber die eine wollte ihn erziehen, obwohl sie viele Jahre jünger war, eine andere war besessen von einem bösen Geist. Sie glaubte, die Geliebte eines bekannten Troubadours zu sein. Das war allerdings kaum möglich, denn der Minnesänger lebte jenseits der Zäune und Mauern, die man um das kleine Land errichtet hatte. Eines Tages begab es sich, dass die untätigen und ratlosen Herrscher des kleinen Landes davon gejagt und die Zäune und Mauern nieder gerissen wurden. Prinz Kummerherz, der damals noch im alten Schloß wohnte, stand nun die ganze Welt offen. Er flog mit einer Donnerhornisse durch die größte Schlucht der Welt und bestieg im Schweiße seines Angesichts einen Tafelberg im heißen Afrika. Am liebsten hätte er es dem Hollywood-Prinzen Marlon gleich getan, eine Südsee-Prinzessin entführt und ihr eine Insel geschenkt. Die Südseeperlen behängten ihn zwar mit Blütenkränzen, waren aber mit ihrer Gunst längst nicht mehr so freigiebig, wie noch vor 200 Jahren, als sie die kühnen Seefahrer tanzend begrüßten. Kummerherz war gerade durch den wilden Westen Amerikas geritten, als ihm seine Einsamkeit wieder einmal bewußt wurde, obwohl er eigentlich gar nicht einsam war. Auf dem Grundstück lebten viele Menschen, die häufig verlangten, er solle seine Kutsche anspannen um sie hier- und dorthin zu bringen.
Kummerherz besaß einen Zauberspiegel und eine Wundermuschel, die es ihm erlaubten, in die ganze Welt zu sehen und zu hören. Er mußte also gar nicht das Haus verlassen, um eine Frau zu suchen. Zu ihm drang die Kunde von einem fernen Königreich, wo man den Herrscher mit weißen Elefanten beschenkte. Die Frauen in diesem Königreich sollten von besonderem Liebreiz sein. Kummerherz besorgte sich das Pergament eines Schreiberlings, der sich dort auskannte und mußte zu seinem Entsetzen lesen: "Die siamesischen Damen können, ohne Konkurrenz fürchten zu müssen, zu der häßlichsten Gattung Frau auf dem Antlitz der Erdkugel erklärt werden. ...der Mann, der sich von ihren lechzenden Blicken einfangen läßt, (muss) wahrlich ein unverbesserlicher Casanova sein." (F. A. Neale, 1852). Kummerherz hatte Mitleid mit diesem
Reisenden aus dem 19. Jahrhundert. Dieser mußte an einer schrecklichen Augenkrankheit gelitten haben! Nun hätte Kummerherz einen Silbervogel besteigen können, um sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen. Ihm war aber zu Ohren gekommen, dass die Droschkenkutscher in der Hauptstadt des fernen Königreiches jeden Fremden unweigerlich zu den Damen der gewerblichen Gunst brachten, ob er das nun als Fahrziel angab oder nicht.
(Ende Teil I; wird fortgesetzt)