Auch noch etwas zur Ehrenrettung solcher Gesundheitsversorgungssysteme auf der Basis von Kopf- oder Fall-pauschalen wie das thailändische 30 Baht-System.
Vorab. Wie sah es früher in Deutschland aus? Da wurden alle Arztrechnungen für ein Jahr gesammelt und danach wurde bestimmt, wie hoch die Beiträge der Versicherten im nächsten Jahr sein müssten, um eben alle Arztrechnungen zu begleichen. Wurde von den Ärzten in einem Jahr sehr viel behandelt oder gab es plötzlich immer mehr Ärzte, dann wurde die zu zahlende Summe aller Arztrechnungen halt größer und die Versicherungsprämien stiegen an. Schließlilch galt in diesem System: "Jeder ist nur so lange gesund wie er nicht gründlich genug untersucht wurde."
Das mit der automatischen Einkommenssicherung für freiberufliche Ärzte fanden dann einige Länder nicht mehr so clever. So z.B. Kanada oder auch Thailand. Da wurden die Bürger - gesunde wie kranke - gebeten, sich bei einem Krankenhaus ihrer Wahl "einschreiben zu lassen". Für jeden eingeschriebenen Bürger bekam das Krankenhaus aus Steuergeldern (also nicht aus Sozialversicherungsbeiträgen) eine fixe Kopfpauschale. Mit diesem Geld - und das waren in der Regel große Summen - plus einer Selbstbeteiligung von 30 Baht pro Krankenhausaufenthalt (deshalb der Name !) mussten die Ärzte in den Krankenhäusern auskommen, um möglichst alle Gesunden gesund zu halten und alle Kranken zu heilen. Die Ärzte selbst entwickelten nun selbst eine Motivation zur Prävention, zur Gesundheitserhaltung etc. um möglichst wenig Neuerkrankungen zu bekommen. Denn dann müßten sie das jährlich feststehende Budget stärker für Krankenbehandlungen einsetzen.... bis hin zu der Tatsache, dass sie pro Fall weniger Geld verdienen würden.
Auch in Deutschland hat man dazugelernt und erhöht nicht mehr automatisch die Kassenbeiträge nur weil mehr und höhere Arztrechnungen eingereicht werden. Fallpauschalen nennt man dies in Deutschland.
In Thailand gab und gibt es insbesondere in einigen ländlichen Gebieten praktische Probleme mit dem 30-Baht-System (insbesondere weil der Staat die Steuergelder nicht rechtzeitig und im vereinbarten Umfang abgeführt hatte) aber im Großen und Ganzen reicht das System völlig für eine Grundversorgung aus. Will man mehr, kann man ja immer noch zuzahlen.
Bei Ausländern sind natürlich die bekannten Privatversicherer in Thailand sehr beliebt. Da dies allerdings zumeist Laufkundschaft ist, weiß man wenig über das reale Erstattungsverhalten dieser Privatversicherer. Die Versicherten, die im Wege der Kostenerstattung erstmals in Vorleistung treten, sind auf jeden Fall in Thailand sehr beliebt. Schließlich bekommen die - außer ein wenig mehr Lächeln* - im Regelfall für mehr Geld zumeist nur die gleiche Standardleistung :-)
* plus Erfrischungstuch