Vielleicht ist es gar nicht angezeigt, dass ich mich hier äußere, denn das Thema Kontaktanzeigen für Verwandte bzw. andere Heiratswillige aus Thailand ist für mich kein Thema. Ich habe mich definitiv entschieden, mich auf ein solches Wagnis nicht einzulassen, dafür bin ich gerade durch die letzten Ereignisse und Informationen in meinem näheren Umfeld, was die Eheanbahnungsaktionen betrifft, abgeschreckter denn je. Abgesehen davon scheint mir die Geschichte mit thaifrau.de eine seriöse Angelegenheit zu sein, für mich ist jedenfalls kein kommerzieller Hintergrund erkennbar.
Sinn und Zweck der Schaltung einer Anzeige ist ja die
Beschaffung eines Farang-Ehemannes, in unserem Falle gut-germanischer Herkunft. Er soll vertrauenswürdig sein, ein gutes Herz haben, zumindest einen geregelten Lebensunterhalt. wobei Vermögen darüber hinaus auch nicht gerade hinderlich ist. Er darf ruhig ein wenig schlicht in der Birne sein, das erleichtert zumindest für manche den Umgang. "sue bue nit noi mai pen arai mii baht pOO"
frei nach Kali: etwas einfach strukturiert macht nichts, Hauptsache, er hat Geld..., wie schon früheren Datums so treffend festgestellt worden war. Dies ist nun keine großartige Weisheit von mir, sondern wurde mir mehrfach durch Postings in den Foren als auch durch Äußerungen der Frauen aus meinem Bekanntenkreis hier bestätigt, natürlich mit einem Lächeln, denn darüber spricht man nicht gerne, besonders, wenn ich dabei bin. Über die Notwendigkeit der Eheschließung an sich brauchen wir nicht zu diskutieren, ist schließlich der einzige Weg für die potentielle Thai-Ehefrau, auf Dauer in unserem gelobten Land bleiben zu können.
Doch was erwartet eigentlich der potentielle Farang-Ehemann ? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich weiß, was ich erwartete: die Beendigung meiner Einsamkeit, den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung mit einer meinem Alter angemessenen Portion Sexualität. Als langjähriger Selbstversorger brauchte ich keine Hausfrau, die mir die entsprechenden Arbeiten abnimmt. Heute habe ich allerdings Küchenverbot, was mir nicht gerade unlieb ist, so habe ich mehr Zeit für's Forum.

Dazu, das muss ich auch offen gestehen, übte die Aussicht auf das Eintauchen in diese asiatische buddhistisch durchflochtene Mentalität einen eingeheuren Reiz auf mich aus, sah' ich doch die Möglichkeit, meinem in bürgerlicher Endzeitstimmung befindlichen Leben noch einmal eine radikale Wende zu geben. Der Anfang meines neuen Lebens ist gelungen, stelle allerdings fest, dass ich doch häufig noch in diese in 57 Jahren antrainierte bundesrepublikanische mit Amerikanismen zersetzte Denkweise zurückfalle.
Wäre mal interessant, was so der ein oder andere Farang eigentlich erwartet hatte. Von Bekannten weiß ich es ansatzweise. Der eine, 58 Jahre alt, scheint seinen Fetisch in den massenhaften Photographien von seiner leicht bekleideten Angebeteten gefunden zu haben, sagenhaft enttäuscht, dass der eigentlich als Viagra-Trip geplante Urlaub mit ihr zusammen in Thailand im vergangenen Monat wegen kurzfristigen Verlustes seines Arbeitsplatzes
so nicht durchführbar war. Nun sitzt er mit ihr und psychosomatisch bedingten Magenschmerzen zuhause, weil er wohl instinktiv spürt, dass er als Zukunftsperspektive an Wert verloren hat. ;-D Mein Schwager, das ist der Mann meiner versoffenen und mit ungebremster abzockerischer Energie behafteten Schwägerin, hat resigniert, träumt von vergangenen Aufenthalten auf Koh Samui und ist auf dem besten Wege, ein Workaholic zu werden. Dann ist da noch jemand, der mit untrüglichem Instinkt die Beschaffung eines Farang-Ehemannes als zusätzliche Einnahmequelle entdeckt hat. Intellektuell nicht gerade auf Rosen gebettet, hatte er seine Frau vor 5 Jahren in einer Bar in Bangkok kennengelernt. Man munkelt, er wäre das erste Mal in Thailand in eine Bar gekommen, hätte seine jetzige Frau gesehen: "Die will, die muß ich heiraten!" Wie gesagt, intellektuell nicht gerade hektisch, gepaart mit einer gehörigen Portion Hass auf alles Bürokratische, hat er letztendlich bis zur Eheschließung in D 4 Jahre !? gebraucht.
Aber keine Angst, in meinem Kreis hier gibt es ausländeramtlich ca. 150 gemeldete Thais. Ich selbst kenne davon incl. meiner Angetrauten insgesamt 13. Für die Interessierten: von diesen 13 stammen 5 aus demselben Dorf und 5 aus derselben Familie (von diesen 3 aus dem Dorf). 6 der 13 (davon 1 aus meiner Familie) kommen nachweislich aus der Barscene, der Rest hat mehr oder weniger brav in seinem Heimatort gesessen, gearbeitet, Mann und Kinder versorgt, u.U. noch die Eltern und ist dann natürlich irgendwie auch auf den Geschmack gekommen bzw. die 'eingedeutschten' Angehörigen oder Bekannten haben sie drauf gebracht. Während vor ca. 10 Jahren die Jungs in der Regel noch ihre Mädels direkt aus Thailand mitbrachten, greift man heute natürlich nach den entsprechenden Vorbereitungen zur Schaltung von Kontaktanzeigen zum Zwecke der Beschaffung eines Farang-Ehemannes. Da ist natürlich die ein oder andere Überraschung drin.
Wenn ich jetzt die Zahlen angeführt habe, so denke ich, dass selbst bei der hypothetischen Annahme des Vorhandenseins von vier bis fünf weiteren dem Trinken und Zocken nicht abgeneigten Thai-Gruppen noch ein angenommer Rest von ca. 110 Thais, der irgendwie gar nicht Erscheinung tritt. Will sagen, diese halten sich fern von der Scene, darüber hinaus sind Versuche der Kontaktaufnahme meinerseits mit einigen bis heute fehl geschlagen die wollen einfach damit nichts zu tun haben, Überhaupt wollen sie anscheinend keinen Kontakt mit anderen Thais. Und das lässt doch hoffen, das impliziert zumindest im Umkehrschluss auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter den Bewerbern auf die geschalteten Anzeigen stinknormale germanische Farangs befinden, die lediglich eine vertrauensvolle Beziehung haben, vielleicht eine Familie gründen wollen, vielleicht auf eine bisher ungekannte exotisch anmutende Sexualität hoffen, die ein wenig frei ist von dem Leistungsdruck, dem sie sich in ihrem bisherigen Leben vielleicht haben unterwerfen müssen.
Könnte doch sein, nich...
Weil eben Menschen so vielschichtig sein können, würde ich mich überfordert fühlen, den Prozess einer solchen Anzeigenschaltung durchzustehen. Es gilt nicht nur, den Erwartungen der Thais gerecht zu werden, bei denen sicher zunächst eine aus existentiellem Mangel heraus entstandene Motivation eine nicht unwesentliche Rolle spielt; auf der anderen Seite die Erwartungen des maskulinen Heiratsbewerbers hier in D, der auch irgendwo seine Vorstellungen und Erwartungen hat, die er ungern enttäuscht sehen würde. Ich möchte diesen existentiellen Mangel, im Isaan und anderen ähnlich strukturierten Gegenden kann man auch von Not sprechen, nicht auf die Landbevölkerung beschränkt wissen. Auch eine hochgebildete Thai mit entsprechendem Hochschulabschluss könnte durchaus, selbst, wenn sie in Thailand einen gut bezahlten Job hätte, Bedürfnisse entwickeln, die sich eben doch nur im Ausland befriedigen lassen. Das Argument der ausgesprochenen Existenznot fiele hier natürlich flach. Also sind Offenheit und Ehrlichkeit angesagt, nichts ist schlimmer, als wenn eines schönen Tages Dinge ans Tageslicht kommen, die am Bestand einer Beziehung ganz schön nagen können auf beiden Seiten, versteht sich.
Was die Bemerkung von khun khao betrifft, dass die glücklich Verheirateten sowieso besseres zu tun hätten als sich hier auszulassen, so hat er irgendwo recht. Allerdings hat der Austausch im Forum mir oft geholfen, mein bescheidenes Glück zu erhalten, nämlich dabei, aufgetauchte Missverständnisse zu beseitigen, meinen Wissenshorizont ganz gewaltig zu erweitern. Und ob das Glück, wie es von manchen so schwärmerisch proklamiert wird, tatsächlich so groß ist, wage ich bei aller Bescheidenheit etwas in Frage zu stellen.
Eine weitere Bemerkung von khun khao, dass er seine Frau schon einmal überkritisch ich vermute, wegen der zahlreichen negativ pessimistischen Postings in den Foren betrachtete, kann ich voll unterstreichen. Ich habe meiner Frau, zumindest gedanklich, häufig Unrecht getan. Wenn wir nämlich mal ehrlich sind, müssen wir gestehen, dass es auch in reinen Farang-Beziehungen mitunter dermassen chaotisch zugeht, dass man sich nur noch an den Kopf packt. Wir rechnen dann zwar nicht mit einem mit einer Kalschnikow bewehrten Menschen auf einem Motorrad in unserer Nähe allerdings ein mit einer Schreibmaschine bewaffneter Scheidungsanwalt kann eine ungleich zerstörerischere Wirkung haben.
Um es auf mich zu reduzieren: Suay ist nicht chaotischer als meine Ex-Frau es gewesen war, allerdings auf eine andere, eben auf Thai-Art, und weil ich das nicht kannte, nicht einordnen konnte, hatte es mir teilweise Angst gemacht ich hatte es nicht mehr im Griff.
So, Leute, auch, wenn ich selbst keine Anzeige schalten werde, so drücke ich Euch auf jeden Fall die Daumen, und sollte ich irgendjemandem bei dem Prozess der Beschaffung eines Farang-Ehemannes in irgendeiner, heute vielleicht noch nicht erkennbaren Weise helfen können so werde ich das tun.
In diesem Sinne, herzlichst, Kali