Die Kurve kommt zwar spät, aber ich versuchs mal, MenM.
Ich habe mal für eine Firma in einem Land mit Angestellten aus 36 Nationalitäten gearbeitet. Die Umgangssprache der Erwachsenen war Englisch. Die Umgangssprache der Kinder im Compound war: ????
1. Beispiel:
Der Hammer. Die Jüngsten (2-4) Jahre haben ihre eigene Sprache entwickelt, die niemand von uns Erwachsenen verstand, aber sie haben sich köstlichst untereinander unterhalten.
2. Beispiel
Ab 5 Jahre gings dann ab in die "international school". Dort war (amerikanisches) Englisch angesagt. Zu Hause herrschten Zweifel, ob die (der) Kleine mitkam, denn dort wurde von den Lütten eine zeitlang grundsätzlich die Heimatsprache gesprochen, sodass es einigen Eltern manchmal "peinlich" war, wenn internationaler Besuch im Hause war und der (die) Kleine sich weigerten, Englisch zu sprechen. Noch nich mal "thank you" und so. Dann gab es oft verzweifelte und enttäuschte Diskussionen, ob denn der Nachwuchs überhaupt für's Ausland geeignet sei und man nich besser wieder heimreise.
3. Beispiel
Mein Key-Erlebnis war, als bei einer dieser Besuchserlebnisse der Sohnemann plötzlich in Englisch mit absolutem amerikanischen Slang explodierte. Wir Erwachsenen waren auf der Stelle mäuschenstill, was seinen Trieb für diese Fremdsprache fast gekillt hätte. Das war nach etwa einem Jahr International School. Er hatte also seine eigene mentale Entscheidung getroffen, ab jetzt seine Englisch-Kenntnisse zum Besten zu geben. Ab dann war es kein Problem für ihn, zwischen Deutsch und Englisch je nach Bedarf zu switchen.
4. Beispiel
Ein Thai-Kind im deutschsprachigen Raum geht in den Kindergarten. Die Holde bewegt sich in Thai-Kreisen und ihr Deutsch wird nie Formen annehmen. Der (die) Kleine spricht nach 1 Jahr perfekt Deutsch. Sie spricht Thai mit ihm, er (sie) antwortet in Deutsch und hält schon in sehr jungen Jahren die Olle für reichlich bekloppt. Warum? Ganz einfach. Er (sie) geht mit dem Wolfsrudel. Unter Gleichaltrigen in z.b. Deutschland ist Deutsch angesagt. Um in der Gruppe zu bestehen und Anerkennung zu finden, wird Deutsch gesprochen. Punkt. Daraus bezieht er (sie) das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis. So sind nu mal Kinder.
Aber in diesem Beispiel passiert etwas ganz Sonderbares. Der (die) Kleine versteht zwar Thai, aber wird es einfach aus Prestige-Gründen nicht sprechen. Der Grund ist ganz einfach. Da ist ein ganz feines Gespür in der Luft bei den Kleinen, dass Thai nicht unbedingt Vorteile bringt in diesen unseren Landen.
Hier ist Sensibilität der Eltern angebracht. Wenn die geliebte Mama nicht fliessend in beiden Sprachen ist, fällt die Entschedung der Kleinen für Deutsch, denn so sprechen die Freunde (sonst hätten sie nämlich keine).
Falls allerdings Thai zu Hause eine zweite Fremdsprache ist, kann Thai zur intellektuellen Herausforderung werden, die was Besonderes bedeutet, mit der die (der) Kleine im Freundeskreis glänzen kann. Genauso, wie z.b. mit Englisch.
Fazit: Vorsicht. Einem Kind in Deutschland Thai aufzwingen kann zu unvorhergesehenen Konflikten führen, besonders wenn die Mama an der Super-Markt-Kasse ihre Probleme hat. Die Lütten mit perfektem Kindergarten-Deutsch kriegen das voll mit. Da soll sie man keiner unterschätzen. Der Trotz ist da noch das Kleinste Problem von allen.
Danke, dass Sie überhaupt bis hierher gelesen haben
Professor Ü