Hallo Iceman,
das mit der Familienzusammenführung habe ich erst letztes Jahr gemacht und werde nun schildern wie es bei uns abgelaufen ist, kann aber von Ort zu Ort her anders ablaufen, eben halt nur ein Bericht wie es bei uns war.
Nachdem wir entschieden hatten den Jungen (damals 8Jahre) nach Deutschland kommen zu lassen besorgten wir uns erst einmal über meine Schwiegermutter die nötigen Papiere. (hoffe das du sie schon hast – Geburtsurkunde, Sorgerechtsbescheinigung usw.) und haben eine Verpflichtungserklärung mit dem Vermerk „Familienzusammenführung“ beim zuständigen AA besorgt. Da wir auch die Information hatten das die Bearbeitung durch die Botschaft bis zu 8 Wochen betragen kann haben wir beschlossen das meine Frau vorab nach Thailand fliegt und den benötigten Reisepass für den Jungen und den Botschaftsgang alleine macht und ich dann später nachkomme (zudem wird das AA für das Visum einbezogen und falls Rückfragen kommen war meine Anwesenheit hier angebracht, Rückfragen kamen aber nie). Das schwierige war die passenden Flüge zu bekommen, das One-Way Ticket für Sohnemann sollte genauso viel kosten wie die Tickets meiner Frau und mir zusammen. Wir haben dann ein normales Ticket (Bangkok – Amsterdam ; Amsterdam – Bangkok) gekauft. 68% vom Normalpreis, weil er noch keine 12 Jahre alt ist, und 10% Aufschlag weil es aus der anderen Richtung ist (Rückflug haben wir dann natürlich nicht benötigt).
Als nun meine Frau in Bangkok auf der Botschaft das Visum beantragt hatte war warten angesagt, nach sechs Wochen hatte sie dann das Visum.
(Wegen des Visums war ich auch zwei mal beim AA, die Botschaft hatte auch nach einer Email von mir die Papiere dem AA zugefaxt, der Sachbearbeiter aber "musste" auf die Orginalpapiere warten)
Inzwischen hatte ich mich mit dem zuständigen Schulamt in Verbindung gesetzt, die zuständige Sachbearbeiterin sagte mir ich solle mich telefonisch bei ihr melden wenn der Junge hier wäre, dann bekäme ich einen Termin und die offenen Fragen könnten dann geklärt werden.
Nun flog ich auch nach Thailand, der Junge musste allerdings die Schule (3.Klasse) dort weiter besuchen und wurde erst einen Tag vor unserer Abreise verabschiedet. Wir haben dann Kuchen und Getränke für seine Klassenkameraden/ -innen gekauft und sind zur Schule. An diesem Tag war die Hölle los, einen Farang sieht man schließlich nur selten in der Schule. Ein kleiner Plausch mit der Lehrerin und dem Direktor (Thema Fußball – wegen der Weltmeisterschaft hoch aktuell) und wir konnten gehen.
Hier ein paar Bilder von der Entlassung
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Letzter Schultag in Thailand</center>
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Wieder in Deutschland angekommen meldete ich mich erst beim AA zwecks Anmeldung des Jungen (ist Pflicht – nicht vergessen) und setzte mich mit dem Schulamt in Verbindung und bekam gleich einen Termin. Wir also zum Schulamt, eine große Runde erwartete uns, die Sachbearbeiterin, eine Schriftführerin, ein Psychologe, eine Lehrerin und noch ein Lehrer. Nachdem wir die Anwesenden über den bisherigen schulischen Werdegang informiert hatten wurden wir über die hiesigen Möglichkeiten informiert. Hier im Ort gibt es zwei Grundschulen die eine sogenannte Förderklasse haben, in diese Klasse kommen Kinder die kein oder wenig Deutsch sprechen um in erster Linie Deutsch zu lernen. Diese Förderklasse muss für mindestens ein volles Schuljahr besucht werden, danach wird dann anhand der Leistungen und des Alters der weitere Ablauf (welche Schule, Klasse) bestimmt. Da es nur noch zwei Wochen bis zu den Sommerferien waren, wurde beschlossen ihn erst nach den Ferien den Genuss eines Schulbesuchs zukommen zu lassen.
Inzwischen hat er die Förderklasse absolviert, deutsch spricht er schon recht gut, wenn auch noch mit grammatischen Defiziten, weswegen ich ihn jetzt erst in die zweite Klasse versetzten lassen habe. Mathe ist für ihn absolut kein Problem da er alles schon einmal hatte. Die Lehrer sind von ihm begeistert und voll des Lobes.
Noch etwas zur Förderklasse, könnte ich das Rad zurückdrehen und hätte die Entscheidungsfreiheit wäre ich gegen die Förderklasse. Deutsch lernen kann man nur in einer Umgebung in der Deutsch gesprochen wird, in dieser Klasse war aber niemand der richtig Deutsch konnte, wobei ich mich aber immer gewundert habe wie die Kinder untereinander kommunizierten und auch klar kamen.
Seit er hier in Deutschland ist bekommt er aber zweimal in der Woche Nachhilfe, die Leute vom Schulamt hatten mir zwar davon abgeraten, den Entschluss dazu habe ich allerdings nicht bereut. Außerdem habe ich ihn mit meinem Patenjungen der genauso alt ist wie er bekannt gemacht und beide spielen oft miteinander.
Auch anfängliche Probleme die ich mit ihm hatte und er mit seinem Umfeld, nicht nur wegen der schlechten Verständigung, sondern auch wegen seinen von seiner Oma (meine Schwiegermutter) geprägten Wertvorstellungen sind kein Thema mehr. Inzwischen, er ist jetzt genau 15 Monate und 3,5 Wochen hier in Deutschland, hat er sich gut integriert. :bravo:
Schauen wir mal wie er sich weiter entwickelt.
In diesem Sinne
Ralph-HF