
Jinjok
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Themenstarter
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.04.2002
Mit Duft und Fahnen
Thailänder begrüßten das buddhistische Jahr 2546 in der Schule am Rondeel
Die Thailänder kennen jede Menge Feste. Sie feiern die Pflugzeremonie, das Halbjahres- und das Raketenfest, und eigentlich kann man sagen, dass es in diesem Land zumindest regional fast jede Woche irgendwo einen triftigen Grund gibt zu feiern. Und weil das ja in Kiel nun mal nicht so ist, müssen die hier lebenden Thailänder eben improvisieren. Noch dazu, wenn ein so wichtiger Tag ansteht wie Songkran, das thailändische Neujahrsfest.
Zum Beginn des buddhistischen Jahres 2546 haben der Thailändische Buddhistische Verein und das "Katanyutaram Meditation Centre" am Sonnabend in die Schule am Rondeel eingeladen. Ein recht ungewöhnlicher Ort für eine Neujahrsbegrüßung, nämlich in der Turnhalle: Wahrscheinlich ist das Förderzentrum im Königsweg die einzige Schule überhaupt, die ihre Turnhalle im zweiten Stock untergebracht hat. Aber gut so, das erhöht die Spannung. Denn wer weiß schon, was einen beim thailändischen Neujahrsfest erwartet?
Zunächst mal tolle Düfte, schon im ersten Stock. Es riecht süßlich, exotisch, und mit jeder weiteren Treppenstufe wird der Geruch noch ein bisschen intensiver. Dann, endlich oben, stehen da zunächst mal 50 Paar Schuhe herum. Die können es nicht sein, die so riechen, und richtig: Hier wird gekocht, quasi auf dem Flur.
Eine nette Frau, schwer zu schätzen wie alt, lacht freundlich. "Zieh die Schuhe aus", sagt sie, "herzlich willkommen. Einen Kaffee?" Nein, vielen Dank. Erst mal umschauen: In der ganzen Turnhalle sind Fäden gespannt. An ihnen hängen kleine Vierecke aus Stoff mit Gebets- und Meditationsbildern. Man müsste sich ducken, um unter ihnen hindurchgehen zu können. Aber man weiß nicht so genau: Darf man das überhaupt? Schließlich sitzen hier überall Menschen auf ausgelegten Teppichen, und vorne, auf einer Art Bühne, knien drei Mönche in ihren beige-orangen Kutten.
Sie reden miteinander und mit den Besuchern. Auf thailändisch. Man versteht kein Wort. Aber es ist auch nicht so wie bei einem Gottesdienst, den wir kennen. Die Besucher essen dabei, und sie unterhalten sich. Dazu rennen Kinder durch die Reihen, eine Frau fotografiert und irgendwo klingelt sogar ein Handy. Macht alles nichts.
"Kein Problem", sagt P. Samran Nandhapanno. Auch er ist Mönch, genau wie die anderen vorne auf der Bühne, und auch er lebt eigentlich in Delhi und studiert den Buddhismus. Gerade ist er für ein paar Tage zu Gast im Kieler "Katanyutaram Meditation Centre" in der Möllingstraße. Und jetzt, zum thailändischen Neujahrsfest, rezitiert er buddhistische Lehrsätze. "Zum Glück aller Anwesenden", wie er sagt.
Sicher, das Songkran-Fest hat einen religiösen Hintergrund. Aber einen fröhlichen, ungezwungenen: Man ehrt das Vergangene und geht zu etwas Neuem über. Und man ehrt ältere Familienmitglieder und wichtige Persönlichkeiten. Und zwar mit Wasser: In ganz Thailand bespritzen sich die Menschen zur Neujahrsfeier mit möglichst viel davon. Auch die Touristen, so erzählen die Thailänder witzelnd, bekommen dann gerne mal einen halben Eimer über den Kopf.
In der Schule am Rondeel geht das mit dem Wasser nicht so ohne weiteres. Aber fröhlich sein und lachen, meditieren und in sich gehen zum Beginn des neuen Jahres - das geht schon. Später dann hört die thailändische Gemeinde noch Musik, und immer wieder wabert dieser exotisch-süße Duft durch die Turnhalle. Danke für die Einladung. Und auch der Kaffee war lecker.
Björn Stähler
Mit Duft und Fahnen
Thailänder begrüßten das buddhistische Jahr 2546 in der Schule am Rondeel
Die Thailänder kennen jede Menge Feste. Sie feiern die Pflugzeremonie, das Halbjahres- und das Raketenfest, und eigentlich kann man sagen, dass es in diesem Land zumindest regional fast jede Woche irgendwo einen triftigen Grund gibt zu feiern. Und weil das ja in Kiel nun mal nicht so ist, müssen die hier lebenden Thailänder eben improvisieren. Noch dazu, wenn ein so wichtiger Tag ansteht wie Songkran, das thailändische Neujahrsfest.
Zum Beginn des buddhistischen Jahres 2546 haben der Thailändische Buddhistische Verein und das "Katanyutaram Meditation Centre" am Sonnabend in die Schule am Rondeel eingeladen. Ein recht ungewöhnlicher Ort für eine Neujahrsbegrüßung, nämlich in der Turnhalle: Wahrscheinlich ist das Förderzentrum im Königsweg die einzige Schule überhaupt, die ihre Turnhalle im zweiten Stock untergebracht hat. Aber gut so, das erhöht die Spannung. Denn wer weiß schon, was einen beim thailändischen Neujahrsfest erwartet?
Zunächst mal tolle Düfte, schon im ersten Stock. Es riecht süßlich, exotisch, und mit jeder weiteren Treppenstufe wird der Geruch noch ein bisschen intensiver. Dann, endlich oben, stehen da zunächst mal 50 Paar Schuhe herum. Die können es nicht sein, die so riechen, und richtig: Hier wird gekocht, quasi auf dem Flur.
Eine nette Frau, schwer zu schätzen wie alt, lacht freundlich. "Zieh die Schuhe aus", sagt sie, "herzlich willkommen. Einen Kaffee?" Nein, vielen Dank. Erst mal umschauen: In der ganzen Turnhalle sind Fäden gespannt. An ihnen hängen kleine Vierecke aus Stoff mit Gebets- und Meditationsbildern. Man müsste sich ducken, um unter ihnen hindurchgehen zu können. Aber man weiß nicht so genau: Darf man das überhaupt? Schließlich sitzen hier überall Menschen auf ausgelegten Teppichen, und vorne, auf einer Art Bühne, knien drei Mönche in ihren beige-orangen Kutten.
Sie reden miteinander und mit den Besuchern. Auf thailändisch. Man versteht kein Wort. Aber es ist auch nicht so wie bei einem Gottesdienst, den wir kennen. Die Besucher essen dabei, und sie unterhalten sich. Dazu rennen Kinder durch die Reihen, eine Frau fotografiert und irgendwo klingelt sogar ein Handy. Macht alles nichts.
"Kein Problem", sagt P. Samran Nandhapanno. Auch er ist Mönch, genau wie die anderen vorne auf der Bühne, und auch er lebt eigentlich in Delhi und studiert den Buddhismus. Gerade ist er für ein paar Tage zu Gast im Kieler "Katanyutaram Meditation Centre" in der Möllingstraße. Und jetzt, zum thailändischen Neujahrsfest, rezitiert er buddhistische Lehrsätze. "Zum Glück aller Anwesenden", wie er sagt.
Sicher, das Songkran-Fest hat einen religiösen Hintergrund. Aber einen fröhlichen, ungezwungenen: Man ehrt das Vergangene und geht zu etwas Neuem über. Und man ehrt ältere Familienmitglieder und wichtige Persönlichkeiten. Und zwar mit Wasser: In ganz Thailand bespritzen sich die Menschen zur Neujahrsfeier mit möglichst viel davon. Auch die Touristen, so erzählen die Thailänder witzelnd, bekommen dann gerne mal einen halben Eimer über den Kopf.
In der Schule am Rondeel geht das mit dem Wasser nicht so ohne weiteres. Aber fröhlich sein und lachen, meditieren und in sich gehen zum Beginn des neuen Jahres - das geht schon. Später dann hört die thailändische Gemeinde noch Musik, und immer wieder wabert dieser exotisch-süße Duft durch die Turnhalle. Danke für die Einladung. Und auch der Kaffee war lecker.
Björn Stähler