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Senior Member
Themenstarter
Dies ist ein kleiner Versuch zu ergründen was leider im Moment in den Thailand News abgeht. Ein Versuch, dass nach dem lesen dieses Beitrags jeder kurz eine Pause macht und sich überlegt, ob er nicht selbst Manipulationen aufgesessen ist.
Zumindest soll es ein Anreiz sein wieder zu einem Miteinander und nicht einem Gegeneinander zu finden. Schließlich reicht es, wenn andere am Rad drehen.
Herzlichst
Eure Sabine
Wir leben in einer Zeit der Aufmerksamkeitsökonomie. Medien kämpfen untereinander nicht primär um Auflagen und Publikumszahlen. Sie kämpfen um Aufmerksamkeit.
Der Kampf um Aufmerksamkeit, das macht ihn speziell, ist eine rein journalistische Domäne. Hier können die Marketingspezialisten aus den Verlagsetagen nichts ausrichten. Geld spielt auch kaum eine Rolle. Aufmerksamkeit entsteht durch Inhalte, verdichtet in Storys und Schlagzeilen. Je sensationeller und kontroverser, um so höher die Chance auf Aufmerksamkeit.
Dies führt unvermeidlich zur Eskalation und Dramatisierung. Der Inhalt muss sich von einer simplen Nachricht durch einen so genannten Spin abheben. Also etwas, was ihn emotionaler macht. Die tiefste Eskalationsebene ist in der Regel der “Wirbel um…”. Die nächsten Steigerungsstufen sind dann der “Konflikt um…”, die “Krise um…” und der “Skandal um…”.
Die Erzeugung des Skandals entsteht durch ein dreistufiges Modell der journalistischen Alltagsarbeit, bei dem wir auch einen kleinen Einblick in die Journalistensprache bekommen. Es beginnt erstens mit dem Schrauben, auch Drehen genannt. Dann folgt zweitens das Aufpumpen, auch Aufblasen genannt. Zum Schluss folgt das Zuspitzen, auch Schärfen genannt.
Das Schrauben:
Hier wird der Story ein Dreh verpasst. Wenn etwa der Staat neue Gesundheitspläne prüft, besteht das Schrauben meist im Aufbau von Gegenpositionen. Der Journalist klappert dann ein Dutzend politischer Gegner ab. Manche sind dann meist gegen dieses Gesetz, auch wenn sie vorher noch nie davon gehört hatten.
“Riesenwirbel um neues Gesundheitspläne” ist nun als erster Aufmacher sauber gestützt.
Das Aufpumpen:
Hier wird die Story im zweiten Schritt auf die höhere Ebene geschoben. Der Journalist klappert nun alle Pressesprecher, Lobbyisten, PR-Berater und Beamten ab, die er so kennt. Er fragt wie die Pläne im Bundestag diskutiert worden sind. Er bekommt dann meist verschiedene Andeutungen zu hören. Zum Beispiel sei Kollegin X etwas überrascht und mit den Plänen nicht hundertprozentig glücklich.
“Riesenkrach im Bundestag - Regierung unter Druck” ist nun als Aufmacher sauber gestützt.
Das Zuspitzen:
Hier wird die Story auf ihr finales Potenzial ausgetestet. Ideal ist nun das Auftauchen einer Aktennotiz, die nun als “Geheimpapier” deklariert kann. Sehr hilfreich ist eine öffentliche Äußerung oder ein Interview eines Ministers zu den Plänen. Ideal ist eine kleine Indiskretion wie diese, dass z.B. Kollege Y als Einziger vorab von den neuen Gesundheitsplänen Kenntnis hatte. Mindestens ein Aspekt davon trifft fast immer zu.
“Staatskrise - Regierung völlig gespalten” ist nun als Aufmacher sauber gestützt.
Nebst dem Aufmacher steht an diesem Tag ein gepfefferter Kommentar der Chefredaktion über das definitive Ende der Koalition.
Titel: “Mehr als nur ein Skandal”.
Zumindest soll es ein Anreiz sein wieder zu einem Miteinander und nicht einem Gegeneinander zu finden. Schließlich reicht es, wenn andere am Rad drehen.
Herzlichst
Eure Sabine
Wir leben in einer Zeit der Aufmerksamkeitsökonomie. Medien kämpfen untereinander nicht primär um Auflagen und Publikumszahlen. Sie kämpfen um Aufmerksamkeit.
Der Kampf um Aufmerksamkeit, das macht ihn speziell, ist eine rein journalistische Domäne. Hier können die Marketingspezialisten aus den Verlagsetagen nichts ausrichten. Geld spielt auch kaum eine Rolle. Aufmerksamkeit entsteht durch Inhalte, verdichtet in Storys und Schlagzeilen. Je sensationeller und kontroverser, um so höher die Chance auf Aufmerksamkeit.
Dies führt unvermeidlich zur Eskalation und Dramatisierung. Der Inhalt muss sich von einer simplen Nachricht durch einen so genannten Spin abheben. Also etwas, was ihn emotionaler macht. Die tiefste Eskalationsebene ist in der Regel der “Wirbel um…”. Die nächsten Steigerungsstufen sind dann der “Konflikt um…”, die “Krise um…” und der “Skandal um…”.
Die Erzeugung des Skandals entsteht durch ein dreistufiges Modell der journalistischen Alltagsarbeit, bei dem wir auch einen kleinen Einblick in die Journalistensprache bekommen. Es beginnt erstens mit dem Schrauben, auch Drehen genannt. Dann folgt zweitens das Aufpumpen, auch Aufblasen genannt. Zum Schluss folgt das Zuspitzen, auch Schärfen genannt.
Das Schrauben:
Hier wird der Story ein Dreh verpasst. Wenn etwa der Staat neue Gesundheitspläne prüft, besteht das Schrauben meist im Aufbau von Gegenpositionen. Der Journalist klappert dann ein Dutzend politischer Gegner ab. Manche sind dann meist gegen dieses Gesetz, auch wenn sie vorher noch nie davon gehört hatten.
“Riesenwirbel um neues Gesundheitspläne” ist nun als erster Aufmacher sauber gestützt.
Das Aufpumpen:
Hier wird die Story im zweiten Schritt auf die höhere Ebene geschoben. Der Journalist klappert nun alle Pressesprecher, Lobbyisten, PR-Berater und Beamten ab, die er so kennt. Er fragt wie die Pläne im Bundestag diskutiert worden sind. Er bekommt dann meist verschiedene Andeutungen zu hören. Zum Beispiel sei Kollegin X etwas überrascht und mit den Plänen nicht hundertprozentig glücklich.
“Riesenkrach im Bundestag - Regierung unter Druck” ist nun als Aufmacher sauber gestützt.
Das Zuspitzen:
Hier wird die Story auf ihr finales Potenzial ausgetestet. Ideal ist nun das Auftauchen einer Aktennotiz, die nun als “Geheimpapier” deklariert kann. Sehr hilfreich ist eine öffentliche Äußerung oder ein Interview eines Ministers zu den Plänen. Ideal ist eine kleine Indiskretion wie diese, dass z.B. Kollege Y als Einziger vorab von den neuen Gesundheitsplänen Kenntnis hatte. Mindestens ein Aspekt davon trifft fast immer zu.
“Staatskrise - Regierung völlig gespalten” ist nun als Aufmacher sauber gestützt.
Nebst dem Aufmacher steht an diesem Tag ein gepfefferter Kommentar der Chefredaktion über das definitive Ende der Koalition.
Titel: “Mehr als nur ein Skandal”.