
Jinjok
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Themenstarter
Aus der Süddeutschen Zeitung vom 13.03.2002
Ich rate jedem zum Time-out
Christoph Rogger hat ein halbes Jahr Arbeitspause gemacht
(SZ) Die Mobilfunk-Sparte von Siemens, im Jahr 2000 einer der größten Ergebnisträger, rutschte im vergangenen Jahr in die roten Zahlen. Um Entlassungen zu vermeiden, unterbreitete der Konzern den Mitarbeitern im September das Angebot eines so genannten Time-Out. Christoph Rogger, 52, griff zu.
SZ: Herr Rogger, fühlten Sie sich als Opfer der High-Tech-Flaute als das Time-out-Angebot kam?
Rogger: Überhaupt nicht! Ich hatte öfters über Sabbaticals gelesen, und habe mich gefreut, als ich hörte, dass es das jetzt auch bei Siemens gibt. Ich wollte schon immer mal länger ins Ausland.
SZ: Hatten Sie keine Angst, dass Ihr Job weg ist, wenn Sie wiederkommen?
Rogger: Nein, da habe ich mich auf die Zusagen des Unternehmens verlassen.
SZ: Wie lange waren Sie weg?
Rogger: Ich habe einen sechsmonatigen Time out gemacht. In der Zeit habe ich 40 Prozent meines Bruttomonatsgehalts bekommen.
SZ: Und was haben Sie in dem halben Jahr gemacht?
Rogger: Zuerst bin ich ab und zu in die Firma gelaufen, weil alles so schnell ging, dass ich praktisch von einem auf den anderen Tag weg war. Ich wollte den Kollegen meine Arbeit nicht einfach vor die Füße werfen. Danach habe ich meine Reise vorbereitet: Drei Monate Südostasien. Ich bin durch Thailand und Kambodscha gefahren, und habe versucht, den Lebensrhythmus aufzunehmen. Außerdem habe ich viel fotografiert das ist mein heimlicher Traumberuf.
SZ: Bringen Sie jetzt Erfahrungen mit, von denen Siemens profitiert?
Rogger: Unmittelbar nicht, mental vielleicht schon. Es ist ja bekannt, dass jemand, der Abwechslung erlebt hat, vielleicht auch in beruflichen Situationen unkonventionell reagiert.
SZ: Am Donnerstag fangen Sie wieder an zu arbeiten. Wissen Sie schon, was Sie tun werden?
Rogger: Da lasse ich mich überraschen. Ich bin auf jeden Fall in meiner alten Abteilung, im Projektgeschäft.
SZ: Würden Sie irgendwann gerne noch einmal einen Time- Out machen?
Rogger: Es ist vielleicht etwas gefährlich, das zu sagen, aber: ja. Ich würde jedem zu dieser Erfahrung raten.
Interview: Nina Bovensiepen
Ich rate jedem zum Time-out
Christoph Rogger hat ein halbes Jahr Arbeitspause gemacht
(SZ) Die Mobilfunk-Sparte von Siemens, im Jahr 2000 einer der größten Ergebnisträger, rutschte im vergangenen Jahr in die roten Zahlen. Um Entlassungen zu vermeiden, unterbreitete der Konzern den Mitarbeitern im September das Angebot eines so genannten Time-Out. Christoph Rogger, 52, griff zu.
SZ: Herr Rogger, fühlten Sie sich als Opfer der High-Tech-Flaute als das Time-out-Angebot kam?
Rogger: Überhaupt nicht! Ich hatte öfters über Sabbaticals gelesen, und habe mich gefreut, als ich hörte, dass es das jetzt auch bei Siemens gibt. Ich wollte schon immer mal länger ins Ausland.
SZ: Hatten Sie keine Angst, dass Ihr Job weg ist, wenn Sie wiederkommen?
Rogger: Nein, da habe ich mich auf die Zusagen des Unternehmens verlassen.
SZ: Wie lange waren Sie weg?
Rogger: Ich habe einen sechsmonatigen Time out gemacht. In der Zeit habe ich 40 Prozent meines Bruttomonatsgehalts bekommen.
SZ: Und was haben Sie in dem halben Jahr gemacht?
Rogger: Zuerst bin ich ab und zu in die Firma gelaufen, weil alles so schnell ging, dass ich praktisch von einem auf den anderen Tag weg war. Ich wollte den Kollegen meine Arbeit nicht einfach vor die Füße werfen. Danach habe ich meine Reise vorbereitet: Drei Monate Südostasien. Ich bin durch Thailand und Kambodscha gefahren, und habe versucht, den Lebensrhythmus aufzunehmen. Außerdem habe ich viel fotografiert das ist mein heimlicher Traumberuf.
SZ: Bringen Sie jetzt Erfahrungen mit, von denen Siemens profitiert?
Rogger: Unmittelbar nicht, mental vielleicht schon. Es ist ja bekannt, dass jemand, der Abwechslung erlebt hat, vielleicht auch in beruflichen Situationen unkonventionell reagiert.
SZ: Am Donnerstag fangen Sie wieder an zu arbeiten. Wissen Sie schon, was Sie tun werden?
Rogger: Da lasse ich mich überraschen. Ich bin auf jeden Fall in meiner alten Abteilung, im Projektgeschäft.
SZ: Würden Sie irgendwann gerne noch einmal einen Time- Out machen?
Rogger: Es ist vielleicht etwas gefährlich, das zu sagen, aber: ja. Ich würde jedem zu dieser Erfahrung raten.
Interview: Nina Bovensiepen