Dann schnallt euch mal an....
Es ist interessant wie solche Fragen, - wenn sie nur kurz philosophisch angestrahlt werden, plötzlich zu unerwartetem Leben erwachen. So habe ich beschloßen dieses Thema selber mal kurz durch den Wolf zu drehen, bevor ihr es ganz in Stücke reißt.
Also was ist Liebe (erst einmal außerhalb des Kontextes) überhaupt?
Liebe funktioniert in unserer Gesellschaft (und auch in jeder anderen Gesellschaft und Kultur) seltsamerweise als ein umgekehrtes Prinzip. Ja, komischerweise sehen wir Liebe als etwas ganz besonderes und seltenes an, und damit Liebe entstehen kann müßen mehrere äußerst wichtige Dinge (die individuell anders ausgelegt werden) zusammentreffen....
Es ist aber genau umgekehrt: Liebe ist allgegenwärtig und eigentlich liebt jeder jeden, nur setzen wir fast immer etwas dazwischen was die Liebe behindert oder verhindert. Das mögen allzu anspruchsvolle Schönheitsideale, nicht erfüllte Vorlieben oder bestehende Vorurteile sein, verschiedene Ängste oder Bedenken - alles mögliche ist dazu geignet was ein gutes Gegenargument zur Liebe darstellt.
Dann plötzlich sind die Umstände so günstig daß wir nichts dazwischen zu setzen haben (oder können) und das Wunder geschieht - Liebe ist endlich möglich. Die Gefahr ist natürlich nicht gebannt, denn entweder urplötzlich oder aber schleichend werden wir wieder etwas zwischen uns und unsere Liebe stellen. Aber kein Problem, wir können es später ja wieder wegräumen, vergessen, oder auch ignorieren und schon erblüht die Liebe in neuer Schönheit! Wir können natürlich auch warten bis sich dieser Vorgang mit einem anderen Menschen bei einer anderen Gelegenheit, und wieso nicht in einem anderen Erdteil wiederholt.
Wer etwas Übung in diesem Wechselpiel der Gefühle hat, aber achtung, Gefühle und Liebe sind nun wirklich nicht dasselbe, glaubt tatsächlich er hätte einen gewissen Einfluß auf den Entstehungsprozess. Nur stimmt das leider nicht, weil er ja nicht verstanden hat daß das Prinzip der Liebe eben genau umgekehrt funktioniert wie er vermutet.
Herman Hesse hat diesen Zustand sehr trefflich beschrieben: "etwas lieben können, welche Erlösung"! Der "unwissende" Mensch verfällt lediglich der Illusion in einem besonderen Bewustseins- und Gefühlszustand zu sein, wo es sich doch lediglich um das Zurückfinden in den ursprünglichen seelischen Normalzustand handelt. Welch ein Trugschluß, was für ein Dilemma...
In der Phylosophie des Buddhismus ist das Gestern und Heute, das Hier und Dort, (Thailand und Europa), du und ich ....ja dasselbe! Nur eine Emanation ein- und derselben Energie die durch die Geburt und anschließend durch den Aufbau des Egos zersplittert und in ein individuelles wenn auch verzerrtes Individum projeziert wird.
Alles was wir tun und denken, was wir zu sein glauben, wo immer wir uns aufzuhalten scheinen, all das ist Maya, Illusion. Zugegben, es ist recht unterhaltend wenn zuweilen auch anstrengend und allzuoft leider auch sehr schmerzlich in dieser Illusion zu leben - aber so oder so sind wir bis auf weiteres darin gefangen.
Und hier bekommt unsere neugewonnene Erklärung der umgekehrten Liebe auch einen Sinn. Liebe ist das unterschwellige Gefühl der Wiedervereinigung mit dem Ganzen, das Ende der Absplitterung und der Trennung von der Unendlichkeit. Einfacher ausgedrückt: die zeitweilige Auflösung der Differenzen und Unterschiede zwischen zwei Menschen. Aber die Liebe ist noch nicht der Endzweck, nicht das entgültige Ziel!
Denn der Verdacht liegt nahe, auch Liebe wäre lediglich eine Illusion und zwar die der Wiedervereinigung! Eine Illusion deshalb, weil man sich mit einem geliebten Menschen nicht tatsächlich vereinigen kann - total geht das weder körperlich, geistig noch seelisch. Und so ist die Liebe eigentlich und lediglich eine Boje die uns den Weg zum offenen und unendlichen Ozean der Unendlichkeit zeigt. Das zu wissen ist ja schon mal nicht schlecht denke ich.... aber falls wir noch nicht reif und bereit für die Unendlichkeit "dort draußen" sind, bekommen wir von der Liebe lediglich unseren Zustand von Begrenzung und Gefangenschaft angezeigt. Dann werden wir mit unserer eigentlichen Unfähigkeit, Unreife und unserer Machtlosigkeit konfrontiert - und das kann bekanntlicherweise verdammt schmerzhaft sein. All die Freude des so reinen verlorenen Tropfen der den Weg zum Mutterwasser, zum Ozean zurückgefunden zu haben glaubt - steht dann im Kampf mit dem schäbigen, arroganten, eingebilteten und aufgeblasenen Ego. Und Dieses muß dann einsehen daß es nur ein winzig kleines Zahnrädchen im Uhrwerk des Lebens ist, wo es doch immer geglaubt hat es wäre die Rolex selber - ach du Scheiße!
Ginge es nicht um "unendlich mehr" , dann würden wir uns wohl kaum immer wieder auf "die Liebe" einlaßen!!!
Der Buddhismus lehrt den Weg der Mitte. Von der Mitte aus ist man geistig am wendigsten, am flexibelsten und auch weniger verwundbar. Nur im Zustand von Gleichmut kann man die Geheimnisse und den Sinn der Liebe und des Lebens verstehen und annehmen. Von der Mitte aus richtet man übrigens auch am wenigsten Schaden an (der leider nicht zu vermeiden ist wenn man als Mensch geboren wird), und läd sich ebenfalls weniger Schulden für dieses oder das darauffolgende Leben auf.
Der Kreislauf- und der wahre Sinn des Lebens sind das Einzige (außer vielleicht Dummheit) was man als global bezeichnen kann und diese essenziellen Dinge unterliegen ganz sicher keinen geografischen-, kulturellen-, sozialen- oder religiösen- Unterschieden. Die hat der Mensch selber geschaffen und darübergeschoben.
Also, wie kann man "exotische" oder fremde Kulturen, Religionen, Sitten und Gebräuche, Verhaltensweisen und das was man dort unter LIEBE versteht, je begreifen -, wenn man das WESENTLICHE und den SINN DES LEBENS noch nicht mal ansatzweise verstanden hat, bzw. in aller Bescheidenheit hinter all diesen Dingen vermuten kann???
Jedes Handeln oder Verhalten, jedes Tun und Denken steht immer in direkter Verbindung zum tiefen Sinn des Lebens. Manchmal (aber seltener) ist der Zusammenhang logisch verknüpft. Ein andermal ist die Verbindung äußerst kompliziert oder sogar Wiedersprüchlich und manchmal auch extrem verstrickt, aber die Verbindung besteht immer!
Wenn man um diese unumstößlichen Wahrheiten- und um die damit verbundenen Zusammenhänge weiß, dann läßt man sich nicht so leicht durch aufgesetzte und anerzogene Dinge wie "fremde Kultur", seltsame Höflichkeitsformen, Sitten, Gebräuche oder andere Denkweisen iritieren.
Tiefergehende Kommunikation ergibt auch nur mit solchen Menschen Sinn die sich von all diesen Tarnkappen befreien- und zumindest teil- und zeitweise zu lösen wissen. So gesehen verliert das Problem der obenbeschriebenen kulturellen Unterschiede noch mehr an Bedeutung. Natürlich kann man Fakten nicht wegreden oder zuphilosophieren. Und unserer gesellschaftliches Leben spielt sich ja doch auf einer viel trivialeren Ebene ab. Verschiedene Hindernisse wie die Sprachbarriere und andere Differenzen sind ein reales Problem und nicht zu unterschätzen. Aber, und das wollte ich eigentlich ausdrücken: die wirklichen Probleme des Verstehens der LIEBE liegen eigentlich ganz woanders!
Eine fremde Kultur kann sehr wohl eine Berreicherung oder aber eine Verwirrung sein ohne daß man sie ganz verstehen muß. Denn man kann sich ja nur an der "Form" bereichern (oder sich durch sie irritieren laßen), sie ist ja lediglich eine andere Verpackung mit gleichem Inhalt.
Dessen Kern, also das Geheimnis des Lebens und der Liebe, ist ja das einzige was sich auf lange Sicht zu verstehen lohnt, und dieser Kern is eben nur scheinbar ein anderer...oder glaubt ihr etwa tatsächlich Thais würden anders lieben??????:-)