Ich habe vor etwa 2 Jahren einen Israelischen Geschäftsmann in Chiang Mai kennengelernt. Ich saß in seinem Pub, dem Take it Easy, und las eines der einschlägigen Turistenblätter. Ich fragte ihn beiläufig, mehr um mit ihm in’s Gespräch zu kommen, nach einem Iranischen Edelsteinhändler namens Shiraz (der in CNX ziemlich bekannt sein dürfte). Ich zeigte ihm also seine Annonce in dem Magazin. Darauf der Israeli: wenn er in diesem Blatt annonciert, dann vergiss ihn! Entweder er verkauft schlecht oder er ist ein Gauner! Mein Pub ist nicht im Lonely Planet und von meinem Pub wirst du in ganz Chiang Mai keine Annonce oder Reklame finden, und mein Pub ist dennoch jeden Abend rammelvoll...
Er erzählte mir daß er ohne einen Baht in Thailand angekommen war und alles auf Pump angefangen hat. Daß Israelis nicht gerade Meister im Verstehen und respektieren der Thailändischen Mentalität sind, daß können sicherlich viele bestätigen. Es geht sowieso gegen ihre Natur – sie halten nun mal nichts von Goys, deren Mentalität, Religion u.v.m. Wenn ich großzügig mit ihnen bin, dann denke ich sie sehen die Thais als eine Art pazifistisches Kuriosum an, das es nicht weiter zu studieren lohnt da sie vor ihnen keine angst zu haben brauchen. Es ändert aber rein gar nichts daran daß sie äußerst erfolgreich in Thailand im Geschäft sind.
Naja, soweit so gut, dachte ich und meinte: aber du bist Jude, das Geschäft liegt dir im Blut:-) (Ich wollte ihm damit eigentlich schmeicheln)
Er daraufhin: No, in business there are only two rules – you don’t have to be lazy and you don’t have to be stupid!
Damit war alles gesagt, und weitere Fragen oder Kommentare meinerseits waren überflüssig geworden.
Am Nightbazar (Sein Hauptgeschäft ist in Bo Sang) gibt es einen Belgier der sich auf Thaipillows spezialisiert hat. Er hat sein Geschäft ganz über seine Frau aufgebaut und führt es seit mehreren Jahren, - es läuft excellent. Er behauptet zwar er würde die Pillows über „Familywork“ herstellen laßen und es würden über 100 Frauen für ihn nähen. Meine Freundin behauptet allerdings daß es weit außerhalb CNX eine Fabrik gibt bei der er einkauft. Er ist jedenfalls der billigste den ich auftreiben konnte und der Service ist excellent. Er verkauf übrigens jede Menge Ware an die umliegenden Thaigeschäfte – und das will ganz sicher was heissen! Nach seinen Behauptungen lädt er mehrere Kontainer pro Woche für Kunden aus aller Welt. Desweiteren nimmt er Aufträge als Agent für seine Kunden auf und treibt alles Mögliche für ein vernünftige „commission“ auf.
Ebenfalls in Bo Sang, verdient ein Holländer sich ein kleines Vermögen mit sehr speziellen Teakmöbeln. Er verkauft überhaupt nicht an Thais oder an Falang-wholebuyer, sondern verschifft seine ganze Produktion direkt nach Holland wo sein Bruder alles im Großhandel verscherbelt. Der Typ hat eine Menge Erfahrung aus dem Möbelgeschäft im Gepäck mit nach Thailand gebracht. Er backt keine kleinen Brötchen sondern produziert eine Art qualitativ hochwertiger Massenware die zum größten Teil bereits vor ihrer Fertigstellung bereits so gut wie verkauft ist. Allerdings ist er ziemlich Arrogant im Umgang mit „Kleinfieh“ wie mir, und gibt maßlos an! Desweiteren hat er großen Schiß die Thais würden an seine Kohle rankommen bzw. sie ihm eines guten Tages wieder abnehmen. Er betreibt seine Firma mit Thai-Strohmännern und Frauen, wen wundert es.
Ein anderer Belgier der sich bereits länger an anspruchsvoller Deko versucht, tut mir ein wenig leid. Er hat bereits mehrere Milionen Baht verloren und sich von seinen Thailändischen Mitarbeitern gehörig über den Tisch ziehen laßen. Er ist einer der Typen die dir jede Menge Horrorgeschichten über Betrügereien erzählen können. Ich glaube er ist schwul und vertraut seinen „Jungs“ zu sehr, möglicherweise schlimmer als sich von einer Frau bezirpsen und reinlegen zu laßen. Irgendwie kriegt er das nicht hin... er ist möglicherweise auch zu teuer mit seiner Ware - übrigens ein Fehler den viele Falangs in dieser Branche machen. Sobald die Kunden einen billigeren Liferanten gefunden haben ignorieren sie verständlicherweise den Vorigen! Im Geschäft gibt es da kein Pardon. Und so hatte ich auch nur ein einziges Mal das Vergnügen mit einem Deutschen SA-Paperfabrikanten. Seine Ware ist zwar ausgefallen und setzt sich deswegen von anderen Produkten ab, aber das rechtfertigt die maßlos überhöhten Preise nicht, die nur Anfänger und extreme Patrioten zu bezahlen bereit sind! Zumal die Gewinnspanne im späteren Großhandel bei diesen Produkten nicht sehr hoch ist. Sein Internetsite steht noch und ich glaube daß er noch verkauft, aber ich kann mir kaum vorstellen daß er je den großen Erfolg haben wird.
Eines haben alle diese Unternehmer gemeinsam, sie können gar nicht aufhören sich über alles Mögliche zu beklagen:-) Ich schließe daraus daß es nicht immer das Gelbe vom Ei sein kann, Kleinunternehmer in Thailand zu sein...
Nur kann ich aus meinen Erfahrungen in Thailand und aus 20 jähriger Geschäftserfahrung als Betreiber 2er Kunsthandwerkstädten (die ich fast 10 Jahre in Luxemburg betrieben habe), mehrerer Geschäfte, eines Plattenlabels für Ethno und Newagemusik das ich Anfang der 90er gegründet habe, sowie jeder Menge Erfahrung als Verleger , Grafiker, Kunsthandwerker, Künstler und Kunsterzieher, Privatdetektiv, Yogalehrer und Servierer....ich kann hier nicht alles aufzählen...daß es weit mehr bedarf als Kohle und Verständnis bzw. Akzeptanz der Thailändischen Mentalität um ein Geschäft dort zu betreiben. Ich möchte beinahe behaupten daß man genausogut ein Geschäft in Thailand betreiben kann wenn man blank ist und keinen blaßen Schimmer über die dortige Mentalität hat, - als davon auszugehen, daß es das Wichtigste sei bzw. eine Bedingung.
Man braucht vor Allem den richtigen Riecher und manches Mal auch Glück um zum Erfolg zu kommen. Es gibt Leute die finden nicht einmal einen nassen Stein im Mekhong, und es gibt andere bei denen alles zu Gold wird was sie in Thailaand anfaßen. Ist es im Film „Es war einmal in Amerika“, wo Robert de Niro sagt: man kann die Gewinner bereits am Start erkennen...
Ein guter Kunde von mir sagte einmal: Ich war auch 30 Jahre Geschäftsmann und ich wundere mich immer wieder, wieso mir überhaupt noch jemand aus der Gegend „Guten Tag“ sagt!!! Ich habe allerdings vergessen in welchem Zusammenhang er mir das erzählt hat, aber ich glaube es bedarf hier keiner weiteren Erklärung:-)
Tut mir leid Jungs, ein Sozialpedagoge, drei Psychologen und 10 Thailandveteranen können die Geschäftswelt sehr wohl analysieren, doch verstehen werden sie diese nie, - denn selbst ein international erfahrener und erfolgreicher Geschäftsman kann nur lügen wenn er behauptet er würde begreifen wie er diesen Macrokosmos gezüchtet hat und am Leben erhält!
Abschließend möchte ich noch sagen, daß es genauso faszinierend wie frustrierend ist sich in der Geschäftswelt zu bewegen. Man ist sein eigener Herr und ist gleichzeitig extrem abhängig von anderen. Nichts ist aufregender als ein eigenes Geschäft zu haben, und jemand der mit Aufregung nicht umgehen kann, sollte lieber die Finger davon laßen!
Und nochwas: ein eigenes Geschäft in Thailand zu betreiben kann allesmögliche heißen...und die individuelleen Ansprüche und Vorstellungen spielen natürlich auch eine große Rolle!
Die Möglichkeiten der geschäftlichen Aktivitäten erstrecken sich bekanntlich vom schäbigen Drogendealer oder Betrüger, über Anbieter von Falangservice und Beratung, Unterhaltungsbranche, Barbesitzer, Imobilienhändler u.v.m. bis hin zum Reporter und Schriftsteller mit Eigenverlag.
Das nur zur Erinnerung, - denn man kann nicht mit vorgefaßten Meinungen, Regeln und Mahnungen daherkommen und im gleichem Atemzug allgemein und lediglich vom „Eigenen Geschäft“ in Thailand reden. Jede Branche bedarf gewissen Qualifikationen und Fähigkeiten, hat Vor- und Nachteile, gehorcht spezifischen Regeln und hat ganz sicher seine eigenen Beschränkungen. In manchen Domänen ist ein bestimtes Kapital sicherlich genauso wichtig wie eine gewisse Flexibilität was die kulturellen Unterschiede anbelangt, - eine Voraussetzung dafür die Thailändische mentalität zumindest in Rechnung zu stellen:-) In anderen Domänen braucht man lediglich: Hunger, 1 Quadratmeter Arbeitsraum und einen Fetzen Papier. Und anstelle ein wahres Verständnis für seine neuen Mitmenschen zu entwickeln kann man sich notfalls einen Namen als Nihilistverschnitt machen.
@ gruffert
Mit allem Respekt, ich habe eines deiner Bücher gelesen und die sachlichen Informationen sehr geschätzt - aber dein Beitrag hier liest sich wie eine Antwort auf eine Frage die eigentlich nie gestellt wurde:-)
Er hat eigentlich nur sozialpolitischen Wert und Gehalt und schreckt höchstens Traumtänzer ab die sowieso auf die Schnauze fallen würden - aber leider hat er keinen praktischen Nährwert...und sehr gefühlvoll und ausführlich finde ich es auch nicht...
Oder postet da nur jemand Auschnitte aus deinem Buch?????
Wie pflegte mein Vater zu sagen?: tut mir leid, ich bin ein ehrlicher Mensch, - und dann machte ich mich immer auf etwas gefaßt...