Eine ausführliche Arbeit über Geister hat sich Wilfried Stevens gemacht, der seine Arbeit bei clickfish veröffentlicht hat.
Da leider das Forum wegen Insolvenzverfahrens mit der täglichen Abschaltung rechnen muß, hier nochmal das Reposting seiner Arbeit.
ศาลพระภุมูมิ "SAN PHRA PHUM"
Geisterhäuser
und ihre Geister
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Von allerlei Fabelwesen und Geistern
Seit Urzeiten beschäftigt sich der Mensch mit der Welt der Fabelwesen, den mythischen Gestalten und den rätselhaften, übernatürlichen Wesen alter Sagen und Legenden. Manchem von uns sind sicher Bezeichnungen wie Trolle, Kobolde und Feen, aber auch Centauren, Einhörner und Riesen und Zwerge bekannt. Schon als Kind wurden wir von solchen Geschichten fasziniert und in Bann gehalten. Gegenüber den Erwachsenen haben Kinder eine bessere Auffassungsgabe und finden sich in solchen, scheinbaren Märchenwelten viele besser zurecht.
In fast all diesen Fabelreichen und Geisterwelten, so wird überliefert, herrscht der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Dämonen und Engeln oder zwischen guten und bösen Geistern. Die große Auswahl solcher Geister füllt ganze Bände. Obwohl unsere moderne Zivilisation all dies als Humbug und Geisterglaube bezeichnet, bin ich aus persönlicher Erfahrung eher zu einer anderen Überzeugung gekommen.
Thailand hat viele Geister
Bei meinen Reisen nach Thailand konnte ich feststellen, daß die Thais eine Viezahl von Geistern kennen, wobei die bösen Geister zahlreicher und gegenwärtiger sind als die guten. Die Thai nennen die Geister „Phii“. Diese Phii vertreten alle guten und schlechten Eigenschaften des Menschen.
Da ich mich in Thailand mehr auf die ländlichen Bereiche als auf die Großstädte konzentrierte, konnte ich viele enge Kontakte zu den einheimischen Bauernfamilien knüpfen und dabei einiges aus der Geisterwelt Thailands erfahren. Aber auch der familiäre Landalltag gab mir fast so etwas wie die innere Gewißheit, daß die Phii´s hier allgegenwärtig sind.
Nicht jeder Phii ist ein böser Geist oder Dämon. Es kann sich dabei auch um den Geist eines verstorbenen handeln. Die geläufigsten sind in Thailand jedermann bekannt und haben die eigenartigsten Namen, deren Herkunft im Dunkel der Vergangenheit verborgen liegt.
Phii Grasü ผีกระสือ
Dieser Geist erscheint meistens als altes Weib und lebt mit unter der Bevölkerung. Parallelen an die Hexengeschichte im Europa des Mittelalter sind verblüffend Isoliert und ohne jeden Kontakt haben seine Augen den bösen Blick, den jeder Phii in Menschengestalt besitzen soll. Charakteristisch für den Grasü ist seine Vorliebe für rohe und verfaulte Speisen, sowie für menschliche Exkremente und Leichenteile. Des Nachts wandert er grausig nur mit seinem Kopf und den Eingeweiden umher.
Eine rationale Erklärung für den Geist gibt es nicht und trotz intensiver Kontakte zur einheimischen Bevölkerung bleibt uns die Welt der geister rätselhaft und verschlossen.
Sollte dennoch jemand in der Nacht ein Schimmern sehen, so ist es ganz gewiß ein Phii Grasü - das wird Ihnen jeder Thai bestätigen. Der Name Grasü bedeutet ins Deutsche übersetzt etwa soviel wie „glühen, schimmern, leuchten“.
Eine Geburt zählt bei den Thais mit zu den gefürchtesten Augenblicken für eine Anwesenheit des Grasü. Wenn hier keine entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen getroffen werde, so fürchtet man, wird der Phii Grasü durch den Blutgeruch angelockt, dringt in den Körper des Kindes ein und frißt dessen Eingeweide auf, so daß das Kind stirbt. Anschließend geht er in die Mutter über und bedient sich dort. Während dieser Phase ißt die Mutter nur noch angefaulte Speisen und wird immer schmaler - bis sie einem qualvollen Tod erliegt.
Schützen kann man sich dagegen nur durch einen streng einzuhaltenden Ritus. Der Eingang des Hauses wird mit Dornen versperrt und der Raum, in dem die Mutter das Kind gebärt mit einer geweihten Schnur abgegrenzt. Auch werden die verschiedensten Schutzgeister angerufen und um Beistand gebeten.
Da der Phii Grasü sich meist mit menschlichen Exkrementen zufrieden geben muß, kommt es häufig vor, daß er sich seinen Mund mit einem sauberen Wäschestück abwischt, das in der Nacht zum Trocknen draußen hängt. Deshalb achten die Thais darauf, daß die Wäsche am Abend reingeholt wird. In den Städten wird der Phii Grasü kaum noch beachtet, doch auf dem Land scheint er noch gegenwärtig zu sein - obwohl die Furcht vor ihm auch hier stetig abzunehmen scheint.
Phii Tai Thang Glom ผีตายโหงทองกลม
Dieser Phii dient einem makabren Ritual zur Herstellung eines Liebeszaubers. Wenn eine Frau im Kindbett gestorben ist und keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden, schleichen nachts auf dem Friedhof magiekundige Leichenschänder. Schnell wird das Grab mit einer magischen Schnur umspannt damit der Geist nicht fliehen kann. Nach einer Weile erscheint ein Licht, das auf und nieder hüpft. Es ist der Geist der Verstorbenen. Von einem „Phii-Doktor“ wird das Licht in einem versiegelten Gefäß eingefangen. Nun wird die Leiche ausgegraben und aufgesetzt. Eine brennende Kerze wird ihr unters Kinn gehalten. Durch die Hitze der Flamme tropft Fett vom Kinn, das in einem Gefäß aufgefangen wird, wo der Geist haust.
Wird mit diesem Fett eine junge Frau heimlich eingeschmiert, so entsteht eine Magie, die die Frau nach dem Mann verrückt werden läßt, der sie damit eingeschmiert hat. Dieses makabre Ritual hat bis heute seine Wirkung nicht verloren und soll noch immer heimlich angewandt werden.
Phii Pret
Ein weitverbreiteter Geist, von dem ich häufig hörte, ist ein Geist mit dem man eher Mitleid als Furcht vor ihm empfinden könnte. „Phii Pret“ hat seinen Ursprung im Sanskrit und bedeutet, aus dem „preta“ abgeleitet, daß es sich um einen heimatlosen Geist oder hungrigen Dämon handelt. Dem Glauben der Hindu nach wird der Mensch nach seinem Tod ein ruheloser Hungergeist. Wenn er in den ersten zehn Tagen nach seinem Tod keine Gaben wie Reis und Wasser erhält, leidet der Geist des Toten Hunger und bleibt ein ruhelos wanderner Geist. So ist der thailändische Phii Pret ein sehr großer und dürrer Geist, dessen Haar wirr und ungepflegt ist. Sein Hals ist ungewöhnlich lang, die Wangen eingefallen und die Augen liegen tief in den Höhlen. Das markanteste Merkmal aber ist sein winziger Mund.
Die Thais halten ihn für einen ziemlich häßlichen Geist, der zudem mit Vorliebe Eiter und Blut saugt, aber nie seinen Hunger stillen kann, weil die Öffnung seines Mundes nicht größer als eine Stecknadel ist. Darum kann er auch nicht sprechen, sondern nur einen unbeschreiblichen, markerschütternden Schrei ausstoßen, mit dem er seine Ankunft offenbart.
Um die Menschen zu erschrecken streckt er seine lange, fadenartige Zunge heraus und läßt seine Augen hervorquellen. Sein Aufenthaltsort ist häufig ein Friedhof oder zumindest ein menschenleerer Ort. Sein Auftreten ist während der Nacht. Der Volksglaube lehrt, daß auch jemand, der im Leben viel Schlechtes getan hat, dazu verdammt wird als Phii Pret zu leiden. Dieser Geist zählt zu den menschenähnlichen Geistern.
Phii Lang Gluang
Der Name dieses Geistes bedeutet zu Deutsch soviel wie „der menschenähnliche Geist mit dem offenen Rücken“. Durch eine Öffnung im Rücken kann man seine Eingeweide sehen, in denen ekelige Würmer hausen. Wie es inzwischen mit vielen anderen Geistern der Fall ist, spielt er seine Rolle fast ausschließlich bei der Landbevölkerung und geriet bei den Städtern fast schon in Vergessenheit.
Er soll vor allem Leute besuchen, die auf dem Land beim Feuer zusammensitzen oder fischen. Ohne die Menschen zu erschrecken gesellt er sich zu ihnen und bittet sie ihm den Rücken zu kratzen. Erst dann sehen die betroffenen Personen, wen sie vor sich haben und weichen entsetzt zurück.
Seine Heimat ist der Wald, in dem noch viele andere geister hausen. Er ist der Ursprung vieler Dämonen und geister. Daneben zählen aber auch Höhlen und das Wasser zu den Orten, an denen die geheimnisvollen Wesen hausen. So kann man in drei Hauptkategorien unterscheiden: Waldgeister, Höhlengeister und Wassergeister.
Khwan - ein ganz persönlicher Geist
Kommen wir zum Schluß zu einem Geist, der uns nach dem Glauben der Thais alle angeht, dem Khwan. Jeder soll ihn als persönlichen Geist besitzen, der uns gewissermaßen schützt und behütet. Wird jemand krank oder erschrickt in kurzer Zeit häufig, so bedeutet dies im Volksglauben der Thais, daß er vom Khwan verlassen wurde. Wenn der Geist dann nicht zurückfindet, so wird der Betroffene schwer krank oder stirbt gar. Um dies zu verhindern bedarf es einen speziellen Ritus mit Beschwörung und Opferspeisen um den pflichtvergessenen Khwan zurückzuholen.
Was wir vielleicht als Seele oder Psyche verstehen, ist bei den Thais eine lebendige Vorstellung. So können durchaus auch Tiere oder gar Gegenstände einen Khwan haben. Auch für sie werden vom jeweiligen Besitzer Zeremonien abgehalten, damit sie ihnen wohlgesinnt sind. Die Zeremonie heißt „Tham Khwan“, was soviel wie „das machen des Khwan“ bedeutet.
Im Laufe der letzten Zeit verliert der Khwan als Geist jedoch an Bedeutung und mit Khwan meint man inzwischen eher Glück und Unglück - so wie wir es verstehen. In den Wurzeln des Geisterglaubens aber bezeichnet man das dann als einen gut- oder schlechtgelaunten Khwan.
Das Fest der hungrigen Geister
Eines der spektakulärsten und interessantesten Feste ist das chinesische „Fest der hungrigen Geister“, das im Monatswechsel Juli/August stattfindet. Die größten Austragungsorte dieses Festes sind Phuket/Thailand und Singapur. Da in Thailand ein Überangebot an Nahrungsmitteln herrscht, kann man sich kaum vorstellen, daß es noch „hungrige Geister“ geben soll. Der Anlaß des Festes ist ein altes, traditionelles Erbe, das die chinesischen Einwanderer aus ihrer Heimat mitbrachten und hier weiter pflegen.
Wie bei den Thais spielt auch hier der alte Mondkalender eine elementare Rolle. Nach den Vorstellungen der Chinesen öffnen sich am letzten Tag des sechsten Mondmonats die Pforten der Hölle für einen Monat. Sobald sie geöffnet sind, begeben sich unzählige hungrige Geister zur Erde. Diese armen Geschöpfe sind gezwungen auf Nahrungssuche zu gehen, denn sie wurden von ihren Angehörigen vernachlässigt, als diese ihnen keine ausreichenden Opfergaben mehr darbrachten.
Die leidgeprüften und ausgehungerten Geister durchwandern ziellos die Welt und sind dabei zu allen Schandtaten bereit. Wie bei den lebenden, so sind auch die Bewohner der Geisterwelt schlechtgelaunt, wenn man mit einem leeren Magen durch die Gegend ziehen muß. Dabei ist man auch eher bereit allerlei Unsinn anzustellen.
Um diesen Unsinn möglichst zu verhindern, müssen die ungerufenen Geister durch Opfergaben besänftigt werden. Doch das ist gar nicht so einfach. Da alle hungrigen Geister in ihren Vorleben als Menschen allerlei Untaten zu verantworten hatten, wurden sie in Geisterwelt mit einem kleinen Mund, schmal wie ein Nadelöhr, bestraft. Dadurch sind sie bei der Nahrungssuche derart beeinträchtigt, daß sie als ganz dürre Wesen beschrieben werden. Die Opfergaben, die ihnen die Menschen anbieten, müssen sich schließlich in irgendeiner Form dem kleinen und nur schwer zu befriedigenden Mund anpassen.
Im Gegensatz zum thailändischen Geist Phii Pret, der ein enger Verwandter der hungrigen geister ist und sich nur mit unappetitlichem Essen zufrieden gibt, wird für die hungrigen Geister eine ganz spezielle Süßspeise zubereitet: das khanom laa. Dabei handelt es sich um fadendünne Nudeln aus Reismehl und braunem Zucker, die hergestellt werden, indem man den dünnflüssigen Teig durch zahlreiche nadelfeine Löcher eines ganz speziellen Siebes laufen läßt. Aus dem Sieb heraus fällt der Teig direkt in siedendes Öl, wo er sich zu den haardünnen Nudeln verfestigt. Diese Nudeln werden nun den hungrigen Geistern in der Zuversicht angeboten, daß sie die engen Münder sättigen können.
Während ihrer einmonatigen Aufenthaltes auf der Erde halten sich die Geister am liebsten auf Friedhöfen oder anderen abgelegenen Orten auf, die ein Mensch zu nächtlicher Stunde kaum betreten würde. Die Geistergläubigen zeigen zu dieser Zeit noch weniger Neigung als sonst, über solche Orte zu gehen. Erläuterung muß dabei angemerkt werden, daß die Chinesen im Gegensatz zu den Thais ihre Toten nicht verbrennen, sondern begraben.
In der späten Nacht verstecken sich die hungrigen Geister auch gerne hinter Kokospalmen und alten Gemäuern, wo sie sich nur durch eine lange, hervorstehende Nase und eine schlangenartige Zunge verraten. Ihre Opfer sind die Lebenden, die ihnen über den weg laufen. Sie werden dann von ihnen in Panik versetzt. Zeitweise stoßen die geister auch schrille Schreie aus, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Aber ganz sicher kann man sich dabei nicht sein, denn es könnte sich in diesem Fall auch um einen Phii Pret handeln.
Wenn das Fest der hungrigen Geister beginnt, wird auch dem „Gott der Teufel“ gehuldigt, dem Por Tor Kong. An der Nordseite der Grundschule von Bang Niu in Phuket-City ist ihm sogar ein Schrein gewidmet, an dem regelmäßig traditionelle Tanz-Vorstellungen geboten werden. Auch ihm wird eine Süßspeise als Opfer angeboten. Dabei handelt es sich um einen Kuchen aus Reismehl und Zucker, der rot gefärbt und in der Form einer Schildkröte gepreßt wird. Die Schildkrötenform symbolisiert bei den Chinesen ein langes und glückliches Leben. Die Kuchen können dabei die Größe einer Riesenschildkröte erreichen. Wer nach Abschluß aller Fest-Zeremonien einen dieser Kuchen mit nach hause nehmen möchte, bedarf der Erlaubnis des Por Tor Kong. Ob diese gegeben wird, entscheiden zwei Orakelsteine, die auf einen Altar geworfen werden. Die Art und Weise, wie die Steine dabei fallen, gibt Auskunft über den Entscheid des „Teufelsgottes“.
Am letzten Tag des Monats wird den hungrigen Geistern ein Abschiedsfest bereitet. Da sie sich inzwischen ausgiebig ausgiebig sattgegessen haben, bringt man ihnen keine Speisen mehr. Schließlich sollen die geister wieder in ihre Welt zurückkehren und sich nicht allzu wohl auf der Erde fühlen. So verbrennt man in den chinesischen Tempeln all die Dinge, die diese Geister für den täglichen Gebrauch. Die hungrigen Geister sollen nun für die nächsten elf Monate gut versorgt sein und in ihrer Welt ihre Ruhe haben.
Das Fest der tanzenden Geister
In Dan Sai, im Nordosten Thailands, begeht man jedes Jahr eines der seltsamsten Feste dieser Region: das Phi-Ta-Khon-Fest - oder zu deutsch das „Fest der tanzenden Geister“. Der Ursprung dieses Festes liegt weit zurück und soll aus der zeit Buddhas stammen. So wird erzählt, daß die geister der Heimatstadt Buddhas einmal nach dessen Rückkehr aus einem lange dauernden Exil so von seiner Ankunft angetan waren, daß sie hervorkamen um ihn zu begrüßen und für ihn zu tanzen.
Das Fest der tanzenden Geister findet drei Tage lang statt. Sein Beginn wird vorher von einem Astrologen festgelegt. Die jungen Männer aus Dan Sai legen sich zum Fest Geister-Masken an, um an das Ereignis zu erinnern. Der Höhepunkt des Festes sind die „tanzenden Geister“, die die jungen Männer des Ortes in ihren merkwürdigen Masken mit langen Nasen und in bunten, zerlumpten Kostümen darstellen.
Im Mittelpunkt steht der Umzug einer heiligen Buddhafigur, die von dieses „Geistern“ begleitet wird. Die ersten beiden Tage sind ausgesprochen lebhaft, während der dritte Tag recht ruhig angegangen wird. Und obwohl der Hauptteil dieses Festes einen animistischen Ursprung hat, der eigentlich mit dem Buddhismus gar nichts zu tun hat, wird dabei dem Buddha gehuldigt.
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นางกวัก "NANG KWAK"
Der Geist, der Geld und Wohlstand bringen soll.
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ผีต้นไม้ "PHI TON MAI"
Der Baum, der Heimat von Geistern ist.
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Weitere Einzelheiten über Geister bei Thaiworldview (allerdings auf Englisch)