M
moselbert
Gast
Vorwort
Ich hatte vor der Eröffnung dieses neuen Themas ein Problem: Stelle ich es in die Abteilung LITERARISCHES oder unter ESSEN & MUSIK? Da die hier in diesem Beitrag beschriebene Begebenheit im weitesten Sinne unter Festlichkeiten fällt und es viel zu essen gibt, habe ich es mal hier eingestellt.
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Gestern war es wieder so weit. Aus diesem Anlass eine kurze Geschichte:
Irgendwann nach unserer Hochzeit 1993 (wie die Zeit vergeht, auch schon wieder 11 Jahre her) schleppte mich meine Frau zum Einkaufen.
Ich dachte mir nichts Böses dabei. Wir gingen öfter Einkaufen. Mal dieses, manchmal jenes, ab und zu auch umgekehrt.
Geflügel wollte sie. Von mir aus. Ich esse (fast) alles was sie kocht, wenn es nicht zu scharf ist.
„Was möchtest Du denn?“ fragte ich.
„Gegrillte Hühner und Enten,“ sagte sie.
„Fertig gegrillt?“
„Ja.“
„Dann lass uns ein gegrilltes Hähnchen kaufen.“ Wie der geneigte Leser erkennen kann, hatte ich keine Ahnung was sie eigentlich wollte. Das sollte sich aber bald ändern.
„Nein ich will Ente und Huhn.“
An der Mosel ist es zwar möglich gegrillte Hühner (auf Deutsch: Halbe Hähnchen) zu kaufen, wenn der Grillwagen vorbeikommt. Jedoch fertig gegrillte Enten hatte ich hier noch nicht gesehen.
„In Thailand gibt es überall gegrillte Enten.“
„Du bist aber in Deutschland. Ich habe hier noch nie fertig gegrillte Enten gesehen.“ Ihr Lächeln wurde eine Spur enttäuschter. „Na gut, fahren wir mal in die nächste größere Stadt und schauen uns um.“ Ihr Lächeln wurde wieder freundlicher.
Die nächste größere Stadt ist Trier. Da ich schon öfter dort war, kannte ich mich ganz gut aus. Auch die Standorte der größeren Kaufhäuser und Supermärkte waren mir nicht unbekannt. Ob man allerdings irgendwo fertig zubereitete Enten kaufen konnte, war mir nicht klar.
Nach einigem Suchen fanden wir wirklich in der Lebensmittelabteilung eines großen Kaufhauses gegrillte Enten. Sie wollte zwei Enten und zwei Hühner. Und bloß nicht 4 halbe Hähnchen, sondern zwei ganze.
„Es reicht doch je ein Exemplar aus. Wer soll denn das alles essen? Wir sind doch nur zu zweit.“
Manchmal ist es aber im Sinne des ehelichen Friedens besser, auf seine Frau zu hören und ihre Wünsche zu erfüllen. Allerdings waren das noch nicht alle ihre Wünsche.
Ein Stück Schweinefleisch zum Kochen und Obst wollte sie noch. Es musste eine ungerade Zahl Obstsorten sein, aber nicht alle waren geeignet.
Zu guter Letzt wollte meine liebe Frau, die keinen Alkohol verträgt, noch 2 kleine Flaschen Obstbrand.
„Wozu das alles?“ fragte ich.
„Tamm Wai,“ antwortete sie. Nach der Antwort war ich allerdings genau so schlau wie vorher.
Am nächsten Morgen wurden die wieder aufgewärmten Hühner und Enten, das gekochte Schweinefleisch, die Obstsorten, Reis und spezielle Nudeln auf einem Tisch auf der Terrasse angerichtet. Wasser und Alkoholflaschen wurden geöffnet und etwas davon in Gläschen gefüllt.
Mit 9 Räucherstäbchen gedachten wir der Toten. Ich sollte auch an meine verstorbenen Verwandten denken. Da in Deutschland eher Brot statt Reis gegessen wird, hatte meine fürsorgliche Gattin auch gleich ein paar Scheiben dazugelegt, damit auch meine Verstorbenen etwas zu beißen hätten.
Leider essen die Verstorbenen nicht viel. Das meiste mussten wir selber verzehren. Immerhin konnten wir unseren Nachbarn etwas davon abgeben. Sie waren zwar zunächst etwas irritiert, weil sie von diesem Brauch bisher ebenso wenig gehört hatten wie ich.
Inzwischen, nach 11 Jahren und 22 halbjährlich durchgeführten Opferessen haben wir uns alle daran gewöhnt. Ich hatte zwar zwischenzeitlich versucht, die Zahl der Enten und Hühner von 2 auf eine zu reduzieren, aber da machte meine Frau nicht mit. Zwei Tiere pro Spezies wären das absolute Minimum. Auch das Essen selber könnte man durchaus öfter als zwei Mal im Jahr machen.
Da war ich doch froh, dass ich noch mal so glimpflich davongekommen war.
Immerhin spenden wir in Thailand auch ab und zu, mal zu Hause in Nong Kaem, mal im Wat Amarin in Thonburi.
Wird bei Euch zu Hause in Deutschland auch geopfert? Oder bin ich der einzige, der das Vergnügen dieses Zeremoniells hat?
Gabentisch
Ich hatte vor der Eröffnung dieses neuen Themas ein Problem: Stelle ich es in die Abteilung LITERARISCHES oder unter ESSEN & MUSIK? Da die hier in diesem Beitrag beschriebene Begebenheit im weitesten Sinne unter Festlichkeiten fällt und es viel zu essen gibt, habe ich es mal hier eingestellt.
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Gestern war es wieder so weit. Aus diesem Anlass eine kurze Geschichte:
Irgendwann nach unserer Hochzeit 1993 (wie die Zeit vergeht, auch schon wieder 11 Jahre her) schleppte mich meine Frau zum Einkaufen.
Ich dachte mir nichts Böses dabei. Wir gingen öfter Einkaufen. Mal dieses, manchmal jenes, ab und zu auch umgekehrt.
Geflügel wollte sie. Von mir aus. Ich esse (fast) alles was sie kocht, wenn es nicht zu scharf ist.
„Was möchtest Du denn?“ fragte ich.
„Gegrillte Hühner und Enten,“ sagte sie.
„Fertig gegrillt?“
„Ja.“
„Dann lass uns ein gegrilltes Hähnchen kaufen.“ Wie der geneigte Leser erkennen kann, hatte ich keine Ahnung was sie eigentlich wollte. Das sollte sich aber bald ändern.
„Nein ich will Ente und Huhn.“
An der Mosel ist es zwar möglich gegrillte Hühner (auf Deutsch: Halbe Hähnchen) zu kaufen, wenn der Grillwagen vorbeikommt. Jedoch fertig gegrillte Enten hatte ich hier noch nicht gesehen.
„In Thailand gibt es überall gegrillte Enten.“
„Du bist aber in Deutschland. Ich habe hier noch nie fertig gegrillte Enten gesehen.“ Ihr Lächeln wurde eine Spur enttäuschter. „Na gut, fahren wir mal in die nächste größere Stadt und schauen uns um.“ Ihr Lächeln wurde wieder freundlicher.
Die nächste größere Stadt ist Trier. Da ich schon öfter dort war, kannte ich mich ganz gut aus. Auch die Standorte der größeren Kaufhäuser und Supermärkte waren mir nicht unbekannt. Ob man allerdings irgendwo fertig zubereitete Enten kaufen konnte, war mir nicht klar.
Nach einigem Suchen fanden wir wirklich in der Lebensmittelabteilung eines großen Kaufhauses gegrillte Enten. Sie wollte zwei Enten und zwei Hühner. Und bloß nicht 4 halbe Hähnchen, sondern zwei ganze.
„Es reicht doch je ein Exemplar aus. Wer soll denn das alles essen? Wir sind doch nur zu zweit.“
Manchmal ist es aber im Sinne des ehelichen Friedens besser, auf seine Frau zu hören und ihre Wünsche zu erfüllen. Allerdings waren das noch nicht alle ihre Wünsche.
Ein Stück Schweinefleisch zum Kochen und Obst wollte sie noch. Es musste eine ungerade Zahl Obstsorten sein, aber nicht alle waren geeignet.
Zu guter Letzt wollte meine liebe Frau, die keinen Alkohol verträgt, noch 2 kleine Flaschen Obstbrand.
„Wozu das alles?“ fragte ich.
„Tamm Wai,“ antwortete sie. Nach der Antwort war ich allerdings genau so schlau wie vorher.
Am nächsten Morgen wurden die wieder aufgewärmten Hühner und Enten, das gekochte Schweinefleisch, die Obstsorten, Reis und spezielle Nudeln auf einem Tisch auf der Terrasse angerichtet. Wasser und Alkoholflaschen wurden geöffnet und etwas davon in Gläschen gefüllt.
Mit 9 Räucherstäbchen gedachten wir der Toten. Ich sollte auch an meine verstorbenen Verwandten denken. Da in Deutschland eher Brot statt Reis gegessen wird, hatte meine fürsorgliche Gattin auch gleich ein paar Scheiben dazugelegt, damit auch meine Verstorbenen etwas zu beißen hätten.
Leider essen die Verstorbenen nicht viel. Das meiste mussten wir selber verzehren. Immerhin konnten wir unseren Nachbarn etwas davon abgeben. Sie waren zwar zunächst etwas irritiert, weil sie von diesem Brauch bisher ebenso wenig gehört hatten wie ich.
Inzwischen, nach 11 Jahren und 22 halbjährlich durchgeführten Opferessen haben wir uns alle daran gewöhnt. Ich hatte zwar zwischenzeitlich versucht, die Zahl der Enten und Hühner von 2 auf eine zu reduzieren, aber da machte meine Frau nicht mit. Zwei Tiere pro Spezies wären das absolute Minimum. Auch das Essen selber könnte man durchaus öfter als zwei Mal im Jahr machen.
Da war ich doch froh, dass ich noch mal so glimpflich davongekommen war.
Immerhin spenden wir in Thailand auch ab und zu, mal zu Hause in Nong Kaem, mal im Wat Amarin in Thonburi.
Wird bei Euch zu Hause in Deutschland auch geopfert? Oder bin ich der einzige, der das Vergnügen dieses Zeremoniells hat?

Gabentisch