erzähl doch mal.
Nur ein Beispiel (ca. 15 Jahre her): Wir waren gerade zu Besuch bei der Schwiegermutter, als folgendes passierte: Bruder der Schwiegermutter hat ein Feld mit Obstbäumen (Longan, oder wie die Dinger heißen). Immer wenn's zur Ernte geht schläft er über Nacht auf dem Feld, da ihm sonst die Ernte gestohlen wird. Dazu hat er eine kleine Holzhütte, die aber eines Tages zusammenkracht. Daher großer Familienrat. Hütte reparieren oder neu bauen?
Irgend jemand schlägt vor, doch gleich eine Ziegelhütte hinzubauen, hält länger und man kann dort auch etwas versperrt aufbewahren. Ok, wird beschlossen, Baubeginn soll der nächste Tag sein, Onkel schläft die eine Nacht noch in den Trümmern der Holzhütte.
Soweit, so gut. Jetzt muss man noch wissen, dass auf dem Feld kein Wasseranschluss vorhanden ist, kein Brunnen im Umkreis von 20 Gehminuten und natürlich auch kein Strom. Bei uns im DACH wäre das eine Angelegenheit, die wahrscheinlich eine Woche benötigt (Wassertank besorgen, anfüllen, Stromaggregat ausleihen, Betonmischer organisieren, etc.).
In Thailand beginnt die Arbeit so gegen 10Uhr, bei Sonnenuntergang ist der Bau fertig. Zunächst wurde Wasser organisiert, indem einfach ein Brunnen geschlagen wurde. Zugegebenermaßen ist die Bodenbeschaffenheit in Thailand eine andere als bei uns, da praktisch keine Steine (zumindest dort, wo sich das abspielte), aber es ging mit einer speziellen Schlag und Bohrtechnik rund 4m in die Tiefe, zwei dieser blauen Plastikrohre wurden in den Boden getrieben, unten eingeschlitzt und mit einem Holzpfropfen versehen. Die beiden oberen Enden wurden mit einem Rohr verbunden in das eine Handpumpe eingebaut wurde, und nach rund 2 Stunden Arbeit sprudelte genug Wasser. Ich hatte zuvor schon einmal bei einem Brunnenbau für meine Eltern zugesehen. Da werkten 5 bis 6 Leute eine Woche, bis Wasser kam (war allerdings ein gemauerter Brunnen). Bei den Thais hatte man den Eindruck, die machen den ganzen Tag nichts anderes, so rasch war das erledigt.
Während die eine Gruppe den Brunnen schlägt, kommt so alle 10min irgend jemand mit Moped, teilweise mit Anhänger vorbei und liefert Zementsäcke ab, Bauholz und Bausteine (keine echten Ziegeln, sondern diese grauen Hohlziegel, c. 50x25x10cm). Sand kommt mit einem Büffelkarren und wird auf eine notdürftig gerodete und eingeebnete Stelle geschüttet.
Dann wird der Beton angemischt (der als Mörtel verwendet wird). Das geschieht per Hand, indem man aus dem Sandhaufen einen Ring formt, in die Mitte werden die Zementsäcke ausgeleert und dann wird, noch trocken, das ganz mit Harken vermischt, erneut zu einem Ring geformt in dessen Mitte nun Wasser kommt, wieder gut durchmischen und nach kurzer Zeit hat man eine ganz brauchbare Mischung. Diese erste Mischung wird als kleines Fundament (nicht größer als ca. 3x2m) direkt auf den Boden aufgebracht und einigermaßen gerade abgezogen, alles Pi x Daumen.
Dann gibt es eine Pause von ca. 2h; In der Zeit ist das Fundament dank der hohen Temperaturen schon einigermaßen fest und die erste Schar der Ziegel wird aufgebracht. Als einzige Öffnung gibt es eine Tür, dazu wird die einigermaßen noch intakte Tür der alten Holzhütte verwendet, samt Rahmen, der gleich als ganzes mit eingemauert wird. Ein paar Lüftungsziegel (wie man sie von den Naßräumen am Land her kennt) werden als Belüftung eingebaut und gegen Abend ist das ganze hoch genug, dass mit Bambus und diversen alten Holzresten ein Rost direkt auf die oberste Ziegelschar gelegt und an dieser festgenagelt (!) wird (Dübeln Fehlanzeige, gibt ja auch keinen Strom für eine Bohrmaschine). Darauf kommen ein paar frisch gekaufte gewellte Dachplatten, und fertig ist das ganze.
Der Onkel erklärte mir dann übrigens noch, dass man ein wenig gepfuscht habe, weil es schnell gehen musste, denn genaugenommen hätte man an den 4 Ecken der Hütte zuerst je eine Betonsäule betonieren müssen, aber er habe im Nachbarort schon eine solche Hütte gesehen, wo es das auch nicht gab, und deshalb fand er es ganz ok. Er blieb übrigens auch gleich über Nacht dort um seine Ernte zu bewachen.
Die Hütte steht übrigens bis heute (zuletzt gesehen vor rund 4 Wochen), lediglich das Dach scheint ausgebessert worden zu sein.
Fazit: Kein Hi-tech-Bau, aber rasch und effizient errichtet und vor allem die Art und Weise wie der Brunnen geschlagen wurde war für mich sensationell.