Das Unternehmen wurde von
Carl Marschütz (* 1863 in
Burghaslach, † 19. April 1957 in
Los Angeles) am 5. April 1886 als
Velozipedfabrik Carl Marschütz & Co. in der Nürnberger Bleichstraße gegründet. Nachdem der Bruder des Gründers, Heinrich Marschütz, als kaufmännischer Leiter in das Geschäft eingetreten war, firmierte es ab 1887 als
Nürnberger Velozipedfabrik Hercules. Das Unternehmen wuchs schnell. Schon 1888 musste die Produktion aus Platzgründen in die
Fürther Straße 61 umziehen. 1890 wurden 75 Mitarbeiter beschäftigt, die 1000 Fahrräder herstellten; vier Jahre später waren es bereits doppelt so viele, die 4700 Fahrräder produzierten. 1895 konnte ein neu errichtetes Firmengelände in der Fürther Straße 191–193 bezogen werden. 1896 beschäftigte Hercules etwa 250 Arbeiter und produzierte 6500 Fahrräder. 1897 wurde das Unternehmen in eine
Aktiengesellschaft umgewandelt.
Aus einer Annonce im Jahr 1905 geht hervor, dass die Firma neben der Produktion normaler Fahrräder auch
Transporträder,
Kranken-Bahren und
Ambulanz-Wagen herstellte und vertrieb.
[3] Von 1905 bis 1907 stellte Hercules kurzzeitig auch
Motorräder her. Erst ab 1928 lohnte es sich jedoch wieder, Motorräder zu bauen, da im
Deutschen Reich für Motorräder unter 200 cm³ Hubraum die Führerschein- und Steuerpflicht entfiel. Hercules hatte schon immer Fremdmotoren in die Fahrwerke eingebaut. Als 1930 bei
Fichtel & Sachs (F & S) in Schweinfurt die Fertigung von Motoren begann, wurden diese sofort bei Hercules verwendet. Die Zusammenarbeit mit Fichtel & Sachs war im Fahrradsegment schon seit Anfang des Jahrhunderts u. a. wegen der
Torpedo-Freilaufnabe sehr eng gewesen. Hercules etablierte sich im Marktsegment der leichten Motorräder bis 200 cm³ und der Fahrräder mit Hilfsmotor.
Die
Nationalsozialisten beendeten die Karriere des Carl Marschütz. Er war
Jude und musste nach Kalifornien emigrieren – die Hercules-Werke wurden
arisiert. Die Gebrüder Marschütz mussten ihre Aktien weit unter Wert abgeben.
[4]
Im
Zweiten Weltkrieg wurde das Hercules-Werk durch die
Luftangriffe auf Nürnberg zu 75 Prozent zerstört. Die verbliebenen Werkzeuge und Maschinen wurden von den Amerikanern der
Demontage unterstellt und ins Ausland verkauft. Die Fahrradproduktion konnte erst 1946 in bescheidenem Umfang wieder aufgenommen werden. Seit 1949 wurden auch wieder Motorräder hergestellt. Neuer Eigentümer des Werkes wurde die
Dresdner Bank. Im Jahr 1956 wurden die Hercules-Werke vom Fürther
Grundig-Konzern übernommen, zwei Jahre später aber
über Strohmänner von der Fichtel & Sachs AG erworben. Da auch Konkurrenzunternehmen die F&S-Motoren verwendeten, blieb die Eingliederung in den Sachs-Konzern bis 1962/63 geheim. 1965 erwarb F & S auch die
Zweirad-Union (
DKW,
Express und
Victoria). Die Mofaproduktion von Hercules wurde zunächst in das ehemalige Werk der Zweirad-Union in der Nürnberger Nopitschstraße 70 verlegt; später wurde dies der Firmensitz der
Nürnberger Hercules Werke GmbH. Seit dieser Zeit verwendete man im Ausland, wenn der Markenname „Hercules“ nicht gebraucht werden durfte, die Verkaufsbezeichnungen „Sachs“ oder „DKW“. Von 1993 bis 1996 verkaufte Hercules von
Peugeot hergestellte Motorroller unter eigenem Namen.