H
HPollmeier
Gast
Hallo zusammen,
Günther Ruffert hat in der Ausgabe Nr. 20 des ‚Farang’ folgende Kolumne veröffentlicht:
http://www.thaipage.ch/farang/2004/20/bericht_05.htm
Die hübschen Töchter des Isaan
Für Thais ist sexuelles Vergnügen ein Stück Lebensfreude
Von Günther Ruffert
Ein für den Farang wenig verständliches Problem darf bei der Schilderung des Isaan nicht unerwähnt bleiben. Das ist die Tatsache, dass ein grosser Teil des heutigen Lebensstandards der Familien im Dorf durch die in den Barbetrieben der Touristenzentren arbeitenden Töchter mit Prostitution verdient wird.
Wenn der Farang ein Mädchen, das in Pattaya oder Phuket an einer Bar arbeitet, fragt, ob denn ihre Eltern im fernen Isaan wissen, womit sie ihr Geld verdient, wird sie in der Regel lügen und sagen, ihre Eltern dürften nichts davon wissen, sonst könne sie nicht mehr nach Hause kommen. Tatsächlich weiss aber die Familie und auch sonst jeder im Dorf sehr gut, woher das Geld stammt, das die Tochter regelmässig nach Hause schickt.
Ich erlebe es bei uns im Dorf immer wieder, dass Frauen mit ihrer mehr oder weniger hübschen Tochter bei mir oder bei meiner Frau ankommen und fragen, ob wir das liebe Kind nicht an eine Bar in Phuket vermitteln können. Und wenn ich das dann ablehne, weil mir das Kind leid tut, und ich mich nicht auf meine alten Tage als Kuppler betätigen will, dann ist das Mädchen doch eines schönen Tages mit einer zu Besuch im Dorf weilenden Freundin nach Phuket oder Pattaya abgedampft. Obwohl ich die Verhältnisse hier seit vielen Jahren kenne, ist das ein Aspekt der thailändischen Mentalität, den man als Farang sehr schlecht nachvollziehen kann.
Man kommt der Frage vielleicht näher, wenn man nicht nur den materiellen, sondern auch den kulturellen Hintergrund beleuchtet. Der materielle Hintergrund ist klar: die allgemeine Armut auf dem Dorf und die Notwendigkeit, Bankzinsen zu zahlen sowie dringend benötigte Geräte für den Reisanbau anzuschaffen.
Schwester schickt Abzahlungsraten
Dabei dient das Geld aber keinesfalls immer der Linderung der bittersten Armut. Zumindest nach einiger Zeit wird nicht selten der Bruder des Mädchens mit einem nagelneuen Motorrad durchs Dorf brausen, wofür die kleine Schwester dann monatlich die Abzahlungsraten schicken kann. Mit dem Geld wird auch oft nicht zuerst das löcherige Dach der Hütte gedeckt, sondern zunächst ein grosser Farbfernseher gekauft.
Der kulturelle Hintergrund ist für den Farang, der seine europäischen Moralvorstellungen auf Thailand überträgt, noch weniger zu verstehen. Sexuelles Vergnügen wird hier eher als Lebensfreude, denn als Unmoral eingestuft. Dahinter steckt aber auch der typische Thai-Pragmatismus, den man auch bei Betrachtung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse immer wieder antrifft. Das Verkaufen des eigenen Körpers hat im Grunde nichts mit Gefühlen oder moralischem Selbstrespekt zu tun, sondern ist einfach eine materielle Transaktion. Es geht um Geld, und Geld verleiht Macht und Ansehen.
Für Thais ist an der Prostitution solange nichts schlecht, solange sie Geld und damit finanzielle Kompensation für einen eventuellen Gesichtsverlust bringt. Ein Mädchen, das durch Verkauf des eigenen Körpers für ihre Eltern und die Familie sorgt, ist ein „gutes Mädchen“. Hat sie genug Geld angesammelt, kann sie in ihr Dorf zurückkehren und dort als angesehenes Mitglied der Dorfgemeinschaft leben.
Diese Denkweise mag dem Europäer scheinheilig vorkommen, dem es schwerfällt zu akzeptieren, dass seine mitgebrachten Moralvorstellungen sich nicht immer mit denen der Thais decken. Die Einstellung aller Farang zum Sex, vor allem zum käuflichen Sex, ist durch zwei Jahrtausende Kirchengeschichte geprägt. Keiner kann sich ganz davon frei machen, auch wenn er schon lange aus der Kirche ausgetreten ist; das steckt sozusagen in den Genen. Die christlichen Kirchen, und noch heute die Katholische Kirche, hielten Geschlechtsverkehr selbst zwischen Eheleuten immer dann für Sünde, wenn er nicht ausschliesslich zum Zwecke der Nachwuchserzeugung erfolgte. Sex nur zur Befriedigung natürlicher menschlicher Bedürfnisse wurde grundsätzlich als verwerflich angesehen. Die anderen grossen Religionen haben eine andere Einstellung zum Sex.
Thais handeln eher pragmatisch
Die meisten der an den Bars in Pattaya arbeitenden Frauen kommen aus dem Isaan und unterstützen ihre Familie.
Die Mädchen aus dem Isaan, die der Farang an den Bars trifft, sind im buddhistischen Grunddenken erzogen worden. Dieses unterscheidet sich in der Beurteilung geschlechtlicher Beziehungen wesentlich von der Lehre der christlichen Kirche. Hinzu kommt, dass Thais ganz allgemein einen wesentlich pragmatischeren Charakter haben als die Farang. Die sich daraus ergebende Anpassung der Lehren Lord Buddhas an die Erfordernisse des täglichen Lebens kommen dem Farang oft arg wunderlich vor.
Wenn er z. B. sieht, wie die „käuflichen Mädchen“, bevor sie ihren Dienst an der Bar antreten, eine Räucherkerze vor dem Buddha-Bild in der Ecke des Lokals anzünden und mit gefalteten Händen ein kurzes Gebet verrichten, dann kann der Farang nur mit dem Kopf schütteln.
Wenn die Barmädchen einmal in der Woche ins Kloster gehen, um dort zu opfern, werden die Jünger Buddhas im gelben Gewand die Opfer der Mädchen gerne annehmen und sie mit geweihtem Wasser besprengen. Keiner wird aber den Versuch unternehmen, die Mädchen zu ermahnen, von ihrem unmoralischen Tun abzulassen.
Eine Folge der natürlichen Armut und dem Überschuss an hübschen jungen Mädchen ist, dass sich das Personal in den vielen Hunderten von Bars in Bangkok, Pattaya und Phuket überwiegend aus dem Isaan rekrutiert. Nach einer Studie des Internationalen Arbeitsbüros in Genf sind vier Fünftel der Mädchen, die in den Massagesalons und Bars ihr Geld verdienen, Bauernmädchen, und der grösste Teil von ihnen stammt aus dem Isaan.
Der Farang, der sich hier in ein hübsches Barmädchen verguckt und ein paar Wochen, vielleicht auch länger mit ihm zusammenlebt, wird es also mit grosser Wahrscheinlichkeit mit einer Isaan-Lady zu tun haben. Falls sich das Verhältnis nur darauf beschränkt, ein paar schöne Stunden oder auch Tage miteinander zu verleben, und man danach ohne grosse Gefühle auseinander geht, so ist die Sache damit zu Ende. Der Mann fliegt wieder zu Frau und Kindern nach Deutschland zurück, das Mädchen hockt sich wieder an die Bar und hofft, bald einen neuen Farang einzufangen.
Falls der Farang sich aber - was nun häufig genug vorkommt - in das mandeläugige und anschmiegsame Wesen mit der zarten, dunklen Haut wirklich verliebt und auf Dauer mit ihr zusammen sein möchte, dann gibt es eine Menge Probleme. Zwar sind sie nicht unlösbar - es gibt eine ganze Reihe Farang, die an der Bar eine gute Frau gefunden haben -, sie verlangen aber auf beiden Seiten, vor allem aber vom Mann, Toleranz und Verständnis für die sich aus dem unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Background der beiden Partner ergebenden Verhaltensweisen.
Anpassen und Gewinn machen
In keinem Falle darf der Farang den Fehler begehen, zu meinen, dass das Verhalten der an den Bars arbeitenden Mädchen thai-typischen Verhaltensformen entspricht. Sie sind entstanden aus dem täglichen Umgang mit sich meist auch nicht gerade westlichen Anstandsregeln entsprechend benehmenden Touristen. Die Mädchen legen hier für ihr Verhalten den Farang gegenüber andere Verhaltensmassstäbe an, als sie in ihrem bisherigen Leben gewohnt waren. Sie fühlen sich in eine Welt versetzt, in der völlig andere Verhaltensnormen gelten, versuchen sich so gut wie möglich anzupassen und dabei natürlich den meisten Gewinn heraus zu schlagen.
Falls der Farang mit dem Mädchen aber wirklich auf Dauer zusammenleben bzw. es heiraten will, so sind, damit eine Thai-Farang-Lebensgemeinschaft tatsächlich funktioniert, vor allem Toleranz und die Bereitschaft von beiden Seiten erforderlich, die völlig verschiedenen Lebensauffassungen des Partners, wenn schon nicht zu verstehen, dann doch zumindest zu tolerieren. Das gilt in erster Linie für den Farang-Mann, von dem in der Regel mehr Lebenserfahrung erwartet werden kann, als von einem jungen Isaan-Mädchen vom Lande.
Der Mann muss verstehen, dass er seine Gefährtin aus der Wärme ihres Familien- und Freundeskreises (der für die Menschen aus dem Isaan viel mehr bedeutet als für Farang) herausgerissen und in eine Welt verpflanzt hat, die dem Mädchen nicht nur äusserlich, sondern auch innerlich als kalt vorkommen muss. Wenn er es nicht versteht, dem Mädchen, nicht nur Bettwärme, sondern die Herzenswärme, zu geben, die sie in Deutschland vermisst, und wenn er nicht bereit ist, ihr Denken und Handeln, vom Geisterglauben bis zu der Notwendigkeit, die Eltern im Isaan zu unterstützen, zu akzeptieren, sondern statt dessen ständig an ihr herumkritisiert und versucht, sie auf „deutsch“ zu trimmen, dann hat die Verbindung keine Chance.
Dazu erschien heute im Gästebuch der
Thailandtipps.de - http://www.thailand-interaktiv.de/ -
folgender Kommentar:
Guido Bader
vom 22. 11. 2004 :: 20:09:05 Uhr mailto:guidobader@freenet.de
Ruffert unverschämt
Ein Schlag in das Gesicht
In seiner Kolumne hatte Günther Ruffert berichtet, wie und warum die Mädchen aus dem Isaan sich in den Touristenorten als Prostituierte verdingen („Die hübschen Töchter des Isaan“, Ausgabe Nr. 20). Yuak Schäfer, im Isaan geboren und aufgewachsen, kritisiert die Inhalte:
Als ich heute den FARANG und einen weiteren Artikel des werten Herrn Ruffert las, reichte es mir endgültig. Herr Ruffert, es ist mir absolut unklar, wie Sie zu ihren Ansichten kommen. Ich bin ein Mädchen, welches im Isaan aufgewachsen ist, in Deutschland studiert hat und heute gemeinsam mit meinem deutschen Mann einige Zeit im Isaan bei unserer Familie verbringt.
Ich denke, Ihr langjähriger Aufenthalt berechtigt Sie noch lange nicht, Dinge in die Welt zu setzen, die einfach nicht zutreffen. Sie können 100 Jahre im Isaan leben, und trotzdem bleiben Sie ein Ausländer, der sich davor hüten sollte, anderen Ausländern Nachhilfe in Sachen Isaan-Kultur zu geben, denn Ihren Schreibinhalten nach haben Sie diese selber noch nicht mal annähernd verstanden. Ihre Veröffentlichungen in den verschiedenen Zeitungen sind alles andere als eine Bereicherung, und Sie sollten sich davor hüten, hier das Sprachrohr für den Isaan zu spielen.
Da lese ich doch tatsächlich, dass die Familien noch stolz sind, wenn ihre Kinder in den Touristenorten anschaffen gehen. Es ist mir egal, ob Sie diesen Schwachsinn selber glauben, aber es ist gefährlich, so etwas anderen einreden zu wollen.
Ich kenne viele Familien im Isaan, und glauben Sie mir, nicht nur in meinem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Keine einzige würde es gern zugeben, dass ihre Tochter als Nutte arbeitet, denn da brauchen Sie gar nichts schön reden und dann sogar noch den Buddhismus und die Thaikultur als Vorwand verwenden, was die grösste Frechheit ist. Wir sollten die Dinge beim Namen nennen.
Hinter vorgehaltener Hand wird über diese Mädchen nicht unbedingt nett geredet, das ist die gegenteilige Tatsache. Die grosse Anzahl von Prostituierten ist ein Problem für Thailand, vor allem für die Mädchen selber, da sie ständig gegen ihre Mentalität anschwimmen müssen. Denn was der Buddhismus davon hält, wissen Sie hoffentlich selber besser als Sie schreiben.
Die psychischen Probleme tauchen sicher erst auf, wenn die Raten für das Motorrad schon lange abgezahlt sind und das gute Mädchen wegen seines Alters auf dem Markt nichts mehr wert ist. Dort fangen die Sorgen an.
Dass Sie als Ausländer, der hier als Gast lebt, so etwas veröffentlichen, ist beschämend. Ihr Artikel ist ein Schlag in das Gesicht derjenigen, die täglich gegen die Nebenwirkungen des Gewerbes kämpfen. Es gibt viele, die sich für die Mädchen engagieren, ihnen Hilfe für den Ausstieg anbieten und einfach deren Seele wieder reparieren wollen. Ihr Schreiben dürfte allen ein Grauen sein. Dass Sie die Einheimischen dann noch als Pragmatisten hinstellen, dürfte Ihnen sehr viele Pluspunkte einbringen. Würde ich in Deutschland solche Weisheiten über die Deutschen verbreiten, ich könnte meine Sachen packen, ganz egal, wie lange ich dort schon lebe.
Die Redaktion des FARANG sollte sich über ihre Artikel und ihre Verantwortung mehr Gedanken machen. Auch die Ansichten des Lung Seng sind alles andere als hinterdacht. Vielleicht sollte sich der Herr mehr seiner eigentlichen Aufgabe widmen, denn seine Meinungen werden langsam trist.
Hört endlich auf, die Prostitution in Thailand zu verharmlosen! Sie birgt Gefahren, die sehr unangenehm für Thailand sind, und vor allen denkt endlich mal an die Mädchen.
Ich weiss selber, dass sie mit dem neuen Handy erst einmal glücklich aussehen - aber denkt Ihr wirklich, das reicht für eine Frau? Sie selber wird erst viel später mit den Auswirkungen konfrontiert werden, wenn sie keinen „Farang” mehr ihren Standpunkt erklären kann.
Diese Seite sollte viel eher in den deutschen Zeitungen beleuchtet werden. Warum gibt es keine Artikel über die Heime, in denen Prostituierten geholfen wird? Das wäre wenigstens hilfreich und natürlich unpopulär für einen, der das Sexgewerbe verharmlosen will. Ob der Farang ein Sextourist ist oder nicht, ist doch gar nicht von Interesse. Schaut Euch ein Mädchen an, das in Pattaya in einer GoGo-Bar arbeitet, und dann nehmt Euch ein Mädchen, das in Bangkok einen „normalen” Job hat. Schnell werdet Ihr den drastischen Unterschied bemerken und feststellen, dass die meisten Barmädchen gegen den Strich gekämmt sind und ihre Werte, die sie einmal besessen hatten, über Bord geworfen haben.
Das ist weder Pragmatismus, Herr Ruffert, noch ist das die thailändische Kultur. Dafür ist der Ausländer, der hier sein Geld für Liebesdienste ausgibt, mitverantwortlich, und diese Verantwortung sollte endlich einmal publiziert werden. Ich kenne viele der Mädchen, ich selber bin eine thailändische Frau, und nun spreche ich für alle: Wir wollen uns nicht von Ausländern einen Stempel aufdrücken lassen, der nicht zu uns passt, weil die Dinge unter der Oberfläche komplizierter liegen als Ihr dies leichtfertig schreibt. Mein Mann ist einer der wenigen, die das verstehen und der sich für die meisten seiner Landsleute hier nur noch schämt. Wenn ich die meisten Männer in Pattaya sehe, verstehe ich ihn.
In diesem Sinne sollten sich einige der Schreiber mit dem realen Buddhismus beschäftigen und sich mit ihrem Geltungsbedürfnis für das Wohl Thailands einsetzen und nicht zum Schaden des Landes. Herr Ruffert, sollte es Ihnen im Isaan zu langweilig sein, dann versuchen Sie in Zukunft etwas objektiver zu schreiben, wenn Sie schon der Meinung sind, die Menschheit mit Ihren Artikeln beglücken zu müssen.
Yuak Schäfer
der Kommentar ist auch unter
http://www.thaipage.ch/farang/2004/20/bericht_05.htm
im ‚Farang’ selbst zu lesen ist.
Ich stelle das Thema hiermit zur Diskussion.
Gruss
Heinz
Günther Ruffert hat in der Ausgabe Nr. 20 des ‚Farang’ folgende Kolumne veröffentlicht:
http://www.thaipage.ch/farang/2004/20/bericht_05.htm
Die hübschen Töchter des Isaan
Für Thais ist sexuelles Vergnügen ein Stück Lebensfreude
Von Günther Ruffert
Ein für den Farang wenig verständliches Problem darf bei der Schilderung des Isaan nicht unerwähnt bleiben. Das ist die Tatsache, dass ein grosser Teil des heutigen Lebensstandards der Familien im Dorf durch die in den Barbetrieben der Touristenzentren arbeitenden Töchter mit Prostitution verdient wird.
Wenn der Farang ein Mädchen, das in Pattaya oder Phuket an einer Bar arbeitet, fragt, ob denn ihre Eltern im fernen Isaan wissen, womit sie ihr Geld verdient, wird sie in der Regel lügen und sagen, ihre Eltern dürften nichts davon wissen, sonst könne sie nicht mehr nach Hause kommen. Tatsächlich weiss aber die Familie und auch sonst jeder im Dorf sehr gut, woher das Geld stammt, das die Tochter regelmässig nach Hause schickt.
Ich erlebe es bei uns im Dorf immer wieder, dass Frauen mit ihrer mehr oder weniger hübschen Tochter bei mir oder bei meiner Frau ankommen und fragen, ob wir das liebe Kind nicht an eine Bar in Phuket vermitteln können. Und wenn ich das dann ablehne, weil mir das Kind leid tut, und ich mich nicht auf meine alten Tage als Kuppler betätigen will, dann ist das Mädchen doch eines schönen Tages mit einer zu Besuch im Dorf weilenden Freundin nach Phuket oder Pattaya abgedampft. Obwohl ich die Verhältnisse hier seit vielen Jahren kenne, ist das ein Aspekt der thailändischen Mentalität, den man als Farang sehr schlecht nachvollziehen kann.
Man kommt der Frage vielleicht näher, wenn man nicht nur den materiellen, sondern auch den kulturellen Hintergrund beleuchtet. Der materielle Hintergrund ist klar: die allgemeine Armut auf dem Dorf und die Notwendigkeit, Bankzinsen zu zahlen sowie dringend benötigte Geräte für den Reisanbau anzuschaffen.
Schwester schickt Abzahlungsraten
Dabei dient das Geld aber keinesfalls immer der Linderung der bittersten Armut. Zumindest nach einiger Zeit wird nicht selten der Bruder des Mädchens mit einem nagelneuen Motorrad durchs Dorf brausen, wofür die kleine Schwester dann monatlich die Abzahlungsraten schicken kann. Mit dem Geld wird auch oft nicht zuerst das löcherige Dach der Hütte gedeckt, sondern zunächst ein grosser Farbfernseher gekauft.
Der kulturelle Hintergrund ist für den Farang, der seine europäischen Moralvorstellungen auf Thailand überträgt, noch weniger zu verstehen. Sexuelles Vergnügen wird hier eher als Lebensfreude, denn als Unmoral eingestuft. Dahinter steckt aber auch der typische Thai-Pragmatismus, den man auch bei Betrachtung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse immer wieder antrifft. Das Verkaufen des eigenen Körpers hat im Grunde nichts mit Gefühlen oder moralischem Selbstrespekt zu tun, sondern ist einfach eine materielle Transaktion. Es geht um Geld, und Geld verleiht Macht und Ansehen.
Für Thais ist an der Prostitution solange nichts schlecht, solange sie Geld und damit finanzielle Kompensation für einen eventuellen Gesichtsverlust bringt. Ein Mädchen, das durch Verkauf des eigenen Körpers für ihre Eltern und die Familie sorgt, ist ein „gutes Mädchen“. Hat sie genug Geld angesammelt, kann sie in ihr Dorf zurückkehren und dort als angesehenes Mitglied der Dorfgemeinschaft leben.
Diese Denkweise mag dem Europäer scheinheilig vorkommen, dem es schwerfällt zu akzeptieren, dass seine mitgebrachten Moralvorstellungen sich nicht immer mit denen der Thais decken. Die Einstellung aller Farang zum Sex, vor allem zum käuflichen Sex, ist durch zwei Jahrtausende Kirchengeschichte geprägt. Keiner kann sich ganz davon frei machen, auch wenn er schon lange aus der Kirche ausgetreten ist; das steckt sozusagen in den Genen. Die christlichen Kirchen, und noch heute die Katholische Kirche, hielten Geschlechtsverkehr selbst zwischen Eheleuten immer dann für Sünde, wenn er nicht ausschliesslich zum Zwecke der Nachwuchserzeugung erfolgte. Sex nur zur Befriedigung natürlicher menschlicher Bedürfnisse wurde grundsätzlich als verwerflich angesehen. Die anderen grossen Religionen haben eine andere Einstellung zum Sex.
Thais handeln eher pragmatisch
Die meisten der an den Bars in Pattaya arbeitenden Frauen kommen aus dem Isaan und unterstützen ihre Familie.
Die Mädchen aus dem Isaan, die der Farang an den Bars trifft, sind im buddhistischen Grunddenken erzogen worden. Dieses unterscheidet sich in der Beurteilung geschlechtlicher Beziehungen wesentlich von der Lehre der christlichen Kirche. Hinzu kommt, dass Thais ganz allgemein einen wesentlich pragmatischeren Charakter haben als die Farang. Die sich daraus ergebende Anpassung der Lehren Lord Buddhas an die Erfordernisse des täglichen Lebens kommen dem Farang oft arg wunderlich vor.
Wenn er z. B. sieht, wie die „käuflichen Mädchen“, bevor sie ihren Dienst an der Bar antreten, eine Räucherkerze vor dem Buddha-Bild in der Ecke des Lokals anzünden und mit gefalteten Händen ein kurzes Gebet verrichten, dann kann der Farang nur mit dem Kopf schütteln.
Wenn die Barmädchen einmal in der Woche ins Kloster gehen, um dort zu opfern, werden die Jünger Buddhas im gelben Gewand die Opfer der Mädchen gerne annehmen und sie mit geweihtem Wasser besprengen. Keiner wird aber den Versuch unternehmen, die Mädchen zu ermahnen, von ihrem unmoralischen Tun abzulassen.
Eine Folge der natürlichen Armut und dem Überschuss an hübschen jungen Mädchen ist, dass sich das Personal in den vielen Hunderten von Bars in Bangkok, Pattaya und Phuket überwiegend aus dem Isaan rekrutiert. Nach einer Studie des Internationalen Arbeitsbüros in Genf sind vier Fünftel der Mädchen, die in den Massagesalons und Bars ihr Geld verdienen, Bauernmädchen, und der grösste Teil von ihnen stammt aus dem Isaan.
Der Farang, der sich hier in ein hübsches Barmädchen verguckt und ein paar Wochen, vielleicht auch länger mit ihm zusammenlebt, wird es also mit grosser Wahrscheinlichkeit mit einer Isaan-Lady zu tun haben. Falls sich das Verhältnis nur darauf beschränkt, ein paar schöne Stunden oder auch Tage miteinander zu verleben, und man danach ohne grosse Gefühle auseinander geht, so ist die Sache damit zu Ende. Der Mann fliegt wieder zu Frau und Kindern nach Deutschland zurück, das Mädchen hockt sich wieder an die Bar und hofft, bald einen neuen Farang einzufangen.
Falls der Farang sich aber - was nun häufig genug vorkommt - in das mandeläugige und anschmiegsame Wesen mit der zarten, dunklen Haut wirklich verliebt und auf Dauer mit ihr zusammen sein möchte, dann gibt es eine Menge Probleme. Zwar sind sie nicht unlösbar - es gibt eine ganze Reihe Farang, die an der Bar eine gute Frau gefunden haben -, sie verlangen aber auf beiden Seiten, vor allem aber vom Mann, Toleranz und Verständnis für die sich aus dem unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Background der beiden Partner ergebenden Verhaltensweisen.
Anpassen und Gewinn machen
In keinem Falle darf der Farang den Fehler begehen, zu meinen, dass das Verhalten der an den Bars arbeitenden Mädchen thai-typischen Verhaltensformen entspricht. Sie sind entstanden aus dem täglichen Umgang mit sich meist auch nicht gerade westlichen Anstandsregeln entsprechend benehmenden Touristen. Die Mädchen legen hier für ihr Verhalten den Farang gegenüber andere Verhaltensmassstäbe an, als sie in ihrem bisherigen Leben gewohnt waren. Sie fühlen sich in eine Welt versetzt, in der völlig andere Verhaltensnormen gelten, versuchen sich so gut wie möglich anzupassen und dabei natürlich den meisten Gewinn heraus zu schlagen.
Falls der Farang mit dem Mädchen aber wirklich auf Dauer zusammenleben bzw. es heiraten will, so sind, damit eine Thai-Farang-Lebensgemeinschaft tatsächlich funktioniert, vor allem Toleranz und die Bereitschaft von beiden Seiten erforderlich, die völlig verschiedenen Lebensauffassungen des Partners, wenn schon nicht zu verstehen, dann doch zumindest zu tolerieren. Das gilt in erster Linie für den Farang-Mann, von dem in der Regel mehr Lebenserfahrung erwartet werden kann, als von einem jungen Isaan-Mädchen vom Lande.
Der Mann muss verstehen, dass er seine Gefährtin aus der Wärme ihres Familien- und Freundeskreises (der für die Menschen aus dem Isaan viel mehr bedeutet als für Farang) herausgerissen und in eine Welt verpflanzt hat, die dem Mädchen nicht nur äusserlich, sondern auch innerlich als kalt vorkommen muss. Wenn er es nicht versteht, dem Mädchen, nicht nur Bettwärme, sondern die Herzenswärme, zu geben, die sie in Deutschland vermisst, und wenn er nicht bereit ist, ihr Denken und Handeln, vom Geisterglauben bis zu der Notwendigkeit, die Eltern im Isaan zu unterstützen, zu akzeptieren, sondern statt dessen ständig an ihr herumkritisiert und versucht, sie auf „deutsch“ zu trimmen, dann hat die Verbindung keine Chance.
Dazu erschien heute im Gästebuch der
Thailandtipps.de - http://www.thailand-interaktiv.de/ -
folgender Kommentar:
Guido Bader
vom 22. 11. 2004 :: 20:09:05 Uhr mailto:guidobader@freenet.de
Ruffert unverschämt
Ein Schlag in das Gesicht
In seiner Kolumne hatte Günther Ruffert berichtet, wie und warum die Mädchen aus dem Isaan sich in den Touristenorten als Prostituierte verdingen („Die hübschen Töchter des Isaan“, Ausgabe Nr. 20). Yuak Schäfer, im Isaan geboren und aufgewachsen, kritisiert die Inhalte:
Als ich heute den FARANG und einen weiteren Artikel des werten Herrn Ruffert las, reichte es mir endgültig. Herr Ruffert, es ist mir absolut unklar, wie Sie zu ihren Ansichten kommen. Ich bin ein Mädchen, welches im Isaan aufgewachsen ist, in Deutschland studiert hat und heute gemeinsam mit meinem deutschen Mann einige Zeit im Isaan bei unserer Familie verbringt.
Ich denke, Ihr langjähriger Aufenthalt berechtigt Sie noch lange nicht, Dinge in die Welt zu setzen, die einfach nicht zutreffen. Sie können 100 Jahre im Isaan leben, und trotzdem bleiben Sie ein Ausländer, der sich davor hüten sollte, anderen Ausländern Nachhilfe in Sachen Isaan-Kultur zu geben, denn Ihren Schreibinhalten nach haben Sie diese selber noch nicht mal annähernd verstanden. Ihre Veröffentlichungen in den verschiedenen Zeitungen sind alles andere als eine Bereicherung, und Sie sollten sich davor hüten, hier das Sprachrohr für den Isaan zu spielen.
Da lese ich doch tatsächlich, dass die Familien noch stolz sind, wenn ihre Kinder in den Touristenorten anschaffen gehen. Es ist mir egal, ob Sie diesen Schwachsinn selber glauben, aber es ist gefährlich, so etwas anderen einreden zu wollen.
Ich kenne viele Familien im Isaan, und glauben Sie mir, nicht nur in meinem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Keine einzige würde es gern zugeben, dass ihre Tochter als Nutte arbeitet, denn da brauchen Sie gar nichts schön reden und dann sogar noch den Buddhismus und die Thaikultur als Vorwand verwenden, was die grösste Frechheit ist. Wir sollten die Dinge beim Namen nennen.
Hinter vorgehaltener Hand wird über diese Mädchen nicht unbedingt nett geredet, das ist die gegenteilige Tatsache. Die grosse Anzahl von Prostituierten ist ein Problem für Thailand, vor allem für die Mädchen selber, da sie ständig gegen ihre Mentalität anschwimmen müssen. Denn was der Buddhismus davon hält, wissen Sie hoffentlich selber besser als Sie schreiben.
Die psychischen Probleme tauchen sicher erst auf, wenn die Raten für das Motorrad schon lange abgezahlt sind und das gute Mädchen wegen seines Alters auf dem Markt nichts mehr wert ist. Dort fangen die Sorgen an.
Dass Sie als Ausländer, der hier als Gast lebt, so etwas veröffentlichen, ist beschämend. Ihr Artikel ist ein Schlag in das Gesicht derjenigen, die täglich gegen die Nebenwirkungen des Gewerbes kämpfen. Es gibt viele, die sich für die Mädchen engagieren, ihnen Hilfe für den Ausstieg anbieten und einfach deren Seele wieder reparieren wollen. Ihr Schreiben dürfte allen ein Grauen sein. Dass Sie die Einheimischen dann noch als Pragmatisten hinstellen, dürfte Ihnen sehr viele Pluspunkte einbringen. Würde ich in Deutschland solche Weisheiten über die Deutschen verbreiten, ich könnte meine Sachen packen, ganz egal, wie lange ich dort schon lebe.
Die Redaktion des FARANG sollte sich über ihre Artikel und ihre Verantwortung mehr Gedanken machen. Auch die Ansichten des Lung Seng sind alles andere als hinterdacht. Vielleicht sollte sich der Herr mehr seiner eigentlichen Aufgabe widmen, denn seine Meinungen werden langsam trist.
Hört endlich auf, die Prostitution in Thailand zu verharmlosen! Sie birgt Gefahren, die sehr unangenehm für Thailand sind, und vor allen denkt endlich mal an die Mädchen.
Ich weiss selber, dass sie mit dem neuen Handy erst einmal glücklich aussehen - aber denkt Ihr wirklich, das reicht für eine Frau? Sie selber wird erst viel später mit den Auswirkungen konfrontiert werden, wenn sie keinen „Farang” mehr ihren Standpunkt erklären kann.
Diese Seite sollte viel eher in den deutschen Zeitungen beleuchtet werden. Warum gibt es keine Artikel über die Heime, in denen Prostituierten geholfen wird? Das wäre wenigstens hilfreich und natürlich unpopulär für einen, der das Sexgewerbe verharmlosen will. Ob der Farang ein Sextourist ist oder nicht, ist doch gar nicht von Interesse. Schaut Euch ein Mädchen an, das in Pattaya in einer GoGo-Bar arbeitet, und dann nehmt Euch ein Mädchen, das in Bangkok einen „normalen” Job hat. Schnell werdet Ihr den drastischen Unterschied bemerken und feststellen, dass die meisten Barmädchen gegen den Strich gekämmt sind und ihre Werte, die sie einmal besessen hatten, über Bord geworfen haben.
Das ist weder Pragmatismus, Herr Ruffert, noch ist das die thailändische Kultur. Dafür ist der Ausländer, der hier sein Geld für Liebesdienste ausgibt, mitverantwortlich, und diese Verantwortung sollte endlich einmal publiziert werden. Ich kenne viele der Mädchen, ich selber bin eine thailändische Frau, und nun spreche ich für alle: Wir wollen uns nicht von Ausländern einen Stempel aufdrücken lassen, der nicht zu uns passt, weil die Dinge unter der Oberfläche komplizierter liegen als Ihr dies leichtfertig schreibt. Mein Mann ist einer der wenigen, die das verstehen und der sich für die meisten seiner Landsleute hier nur noch schämt. Wenn ich die meisten Männer in Pattaya sehe, verstehe ich ihn.
In diesem Sinne sollten sich einige der Schreiber mit dem realen Buddhismus beschäftigen und sich mit ihrem Geltungsbedürfnis für das Wohl Thailands einsetzen und nicht zum Schaden des Landes. Herr Ruffert, sollte es Ihnen im Isaan zu langweilig sein, dann versuchen Sie in Zukunft etwas objektiver zu schreiben, wenn Sie schon der Meinung sind, die Menschheit mit Ihren Artikeln beglücken zu müssen.
Yuak Schäfer
der Kommentar ist auch unter
http://www.thaipage.ch/farang/2004/20/bericht_05.htm
im ‚Farang’ selbst zu lesen ist.
Ich stelle das Thema hiermit zur Diskussion.
Gruss
Heinz