
Mang-gon-Jai R.I.P.
Senior Member
Themenstarter
Die Geister im Bambusdickicht.
Sicher kennt ihr ein Bambusdickicht. Fast haushohe Bambusstäbe wachsen hier dicht an dicht. Das Ganze wird durch eine Menge von Schlingpflanzen verstärkt. Einige ältere Bambusstäbe wachsen noch über das Dickicht hinaus und bilden dort eine Art Krone. Ein solches Dickicht ist für Menschen und größere Tiere nahezu undurchdringlich. Selbst starken Elefanten bleibt der Zugang zu solchen "kleinen Dschungeln" verwehrt. Kleine Tiere wie Schlangen, Echsen, Mäuse usw. fühlen sich in diesen Gestrüppen jedoch recht wohl.
Meist sind es kleine Dickichte, nur wenige Meter, die man in Thailand findet. Es gibt sie jedoch auch mit mehr als 100 Metern Seitenlänge.
Ein solches Bambusdickicht befindet sich nicht weit hinter der Hütte von Jindis Eltern.
Geister leben darin! Das wurde mir schon immer erzählt.
Bei meinem jetzigen Aufenthalt habe ich mich dann einmal näher nach diesen Geistern erkundigt.
„Es sind die Geister der Verstorbenen“, berichtete Jindi. Ihr Vater nickte bedeutungsvoll.
Man sah wohl meinem Gesichtsausdruck an, dass ich dieser Erklärung nicht ganz glaubte, denn Jindi bemühte sich, mir zu versichern:
„Schan mai gohok, fang löi läo – Ich lüge nicht, ich habe sie selbst gehört.“
„Gehört? Was hast du gehört.“
„Ihr Stöhnen! Sie leiden schreckliche Qualen weil sie in ihrem Leben Schlimmes getan haben.“
„Sie stöhnen?“
„Ja, Sie ächzen und stöhnen schrecklich. Es gibt Nächte, da hört man sie bis hier hin, bis zu unserer Hütte“, beeilte sich Jindis Vater zu versichern.
„Wir kennen die Geister einzeln, sie haben unterschiedliche Stimmen. Jeder hier im Dorf kennt sie und wir haben ihnen Namen gegeben.“
„Ich möchte eure Geister einmal hören“
„Tirak, wünsch dir das nicht! Es ist schrecklich und sicher auch gefährlich. Wünsche dir, dass sie nicht stöhnen, wenn du hier bist.“
„Ich möchte es trotzdem einmal hören!“
„Du darfst abends nicht in die Nähe des Dickichts gehen. Wenn man das Stöhnen der Verstorbenen aus der Nähe hört, wird man ebenfalls sterben!“
„Ich höre nichts. Warum stöhnen sie jetzt nicht?“
Jindi sah mich an als ob sie an meinem Verstand zweifele.
„Tirak“, sagte sie in einem Tonfall in dem man einem Kind etwas erklärt, „tagsüber stöhnen sie nur sehr selten. Wenn die Sonne untergegangen ist, manchmal auch schon kurz vorher, beginnen sie zu ächzen und stöhnen. Meist hören sie vor Mitternacht wieder auf. Manchmal hört man ihr Klagen jedoch die ganze Nacht.“
„Bei Sonnenuntergang beginnen sie also zu klagen?“
„Ja!“
„Heute auch?“
„Ich weiß es nicht sicher, aber ich denke schon. Oft hört man ihre schaurigen Töne jeden Abend.“
„Es sind Tiere“, behauptete ich.
„Nein, es sind keine Tiere! Es sind die Geister von Verstorbenen. Es sind Geister von Menschen, die in ihrem Leben Schlimmes getan haben. Sie müssen dort im Dickicht leiden.“
Im Dickicht leiden? Es war also eine Art Hölle. Für die Vergehen zu Lebzeiten wurde man dort nach dem Tode bestraft. Das klang eigentlich gar nicht so recht nach Buddhismus. Aber schließlich gibt es ja auch ein thailändisches Wort für Hölle, Narok.
„Heute Abend werde ich es mir ansehen und anhören“, beschloss ich.
„Tu das nicht!“ Jindi war ehrlich besorgt um mich.
„Doch! Ich will es selbst hören!“
„Du wirst sterben, Tirak! Geh nicht dort hin. Schon viele Menschen, die zu neugierig waren, sind nicht zurückgekommen. Bleib hier!“
Mein Entschluss stand fest. Gleich nach Sonnenuntergang wollte ich das geheimnisvolle Dickicht besuchen. Ich wollte die Geister hören und, wenn möglich auch sehen.
Den Ganzen Tag ließ Jindi nicht locker. Sie versuchte mich umzustimmen. Als dann die Sonne untergegangen war und ich aufbrechen wollte, hatte sie Tränen in den Augen.
„Tirak, du bist dumm. Du wirst nicht zurück kommen! Ich habe keinen Samii mehr, ich bin wieder allein!“
Jindi tat mir leid, aber ich wollte diese eigentümlichen Geister hören. Gegen ihren Willen brach ich auf.
„Dann nimm wenigstens die Lampe mit“, empfahl sie schluchzend. „Es gibt auch Schlangen dort.“
Das war ein vernünftiger Vorschlag. Nachts habe ich etwas gegen Schlangen.
Langsam ging ich in Richtung Dickicht. Es war etwa 50 Meter entfernt. Leise hörte ich Jindi von der Hütte her schluchzen. Sonst war alles still. Einige Meter weit hatte mich ein fremder Hund begleitet. Auch er war inzwischen umgekehrt. Da Neumond war, konnte ich wirklich kaum etwas sehen. Gut, dass ich die Lampe hatte.
Dann war ich am Dickicht. Ich lauschte, konnte aber wirklich nichts ungewöhnliches sehen oder hören.
Wie eine feste Wand stand das Dickicht vor mir. Mit der Lampe leuchtete ich die Umgebung ab. Einer Kobra oder Tschong-Ang wollte ich hier wirklich nur sehr ungern begegnen.
Ein paar Fledermäuse flatterten unhörbar vorbei. Alles war ruhig.
War waren das wohl für Geräusche, die die Dorfbewohner zu hören glaubten. Ich war mir ganz sicher, dass es diese Geräusche nur in der Einbildung der hiesigen Leute gab.
Es blieb ruhig und ich beschloss, zurückzukehren. Dann, ich schreckte förmlich zusammen, direkt neben mir:
„Huuuuuuuuhhh!“
Laut und deutlich, unmittelbar neben mir. Keine 2 Meter entfernt.
„Tirak!“, hörte ich Jindi von der Hütte her in Panik schreien.
„Aaahhhh“, eine andere Stimme antwortete. Sie war etwas weiter entfernt.
Das waren wirklich keine Tiere. Aber was war das?
Ich hörte Schritte. Dann war sie da. Jindi warf sich mir schluchzend in die Arme.
„Ich dachte, du bist tot. Komm, schnell weg hier!“ Sie zog an meiner Hand.
„Ruhig“, sagte ich. „Ganz ruhig. Du siehst doch, die Geister sind nicht gefährlich. Sie tun mir nichts und dir auch nicht.“
Jindi zitterte am ganze Körper, nickte aber tapfer. Schützend legte ich den Arm um sie.
Dann hörten wir es wieder.
„Huuuuuuuuuhhhhhhhhh“.
Jindi klammerte sich an mich. Es war ganz laut und deutlich gewesen und es war ganz nahe. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was das für Geräusche waren.
„Lass uns gehen, bitte!“ Jindi zitterte.
„OK!“
Langsam gingen wir zur Hütte zurück. Noch einmal hörte ich dieses eigentümliche Geräusch aus der Ferne. Dann war es still, die ganze Nacht.
Es dauerte lange, bis Jindi sich wieder in der Gewalt hatte. Mit Tränen in den Augen aber tapfer lächelnd schenkte sie mir ein Bier ein – mit Schaum, sie weiß es.
Immer wieder musste ich daran denken. Was waren das für Geräusche gewesen. Sie waren klar und deutlich gewesen, keinesfalls Einbildung.
„Bald, wenn die Regenzeit beginnt, sind es andere Geräusche“, sagte Jindi. „Dann kreischen sie.“
Das gab mir zu denken. Bei Feuchtigkeit ändern sich die Töne. Jetzt glaubte ich zu wissen, was es war.
Am nächsten Morgen gingen Jindi und ich erneut zu dem Bambusdickicht. Tagsüber hatte Jindi keine Angst vor den dortigen Geistern. Tagsüber lassen die Geister nur selten ihre Klagen hören.
Lange beobachtete ich das Dickicht.
Durch die leichten Windbewegungen wurden die Bambusstäbe gegeneinander verschoben. Die rauen Wülste an den Segmenten verhaken sich dann oft etwas. Die Stäbe wurden minimal verbogen und es wurde eine mechanische Spannung aufgebaut. Mit einem Bambusstock, den ich dort geschnitten hatte, konnte ich gegen einen der verhakten Stäbe drücken und die Spannung lösen. Langsam rutschte er in seine Ausgangsposition zurück und rieb dabei an einem anderen Stamm. Ein leises Geräusch entstand.
Wenn nun tagsüber Tausende dieser Stämme sich nur geringfügig verhaken und eine kleine Spannung aufbauen, dann ist am Abend die Summe dieser Spannungen beträchtlich.
Die größeren Stäbe, die oben aus dem Dickicht herausragen und eine Krone tragen, werden vom Abendwind leicht bewegt und sind in der Lage, Hunderte, wenn nicht Tausende der kleinen Stämme gleichzeitig zu entladen. Gleichzeitig schrammen dann viele Stäbe aneinander vorbei und das von ihnen erzeugte Geräusch vervielfacht sich.
Nachmittags konnte ich Jindi den Effekt vorführen. Viele Stäbe hatten sich bereits geringfügig verhakt und Spannung aufgebaut. Mit einem Bambusstab drückte ich gegen den größten der Stämme und konnte ihn geringfügig bewegen.
Mit einem tiefen „Ooooohhhhhhh“ entlud sich die mechanische Spannung.
Jindi war begeistert. Ihr Samii war in der Lage, Geister ein- und auszuschalten.
Aber ob es ihr geholfen hat? Sie wird auch in Zukunft nach Sonnenuntergang nicht in die Nähe des Dickichts gehen.
Sicher kennt ihr ein Bambusdickicht. Fast haushohe Bambusstäbe wachsen hier dicht an dicht. Das Ganze wird durch eine Menge von Schlingpflanzen verstärkt. Einige ältere Bambusstäbe wachsen noch über das Dickicht hinaus und bilden dort eine Art Krone. Ein solches Dickicht ist für Menschen und größere Tiere nahezu undurchdringlich. Selbst starken Elefanten bleibt der Zugang zu solchen "kleinen Dschungeln" verwehrt. Kleine Tiere wie Schlangen, Echsen, Mäuse usw. fühlen sich in diesen Gestrüppen jedoch recht wohl.
Meist sind es kleine Dickichte, nur wenige Meter, die man in Thailand findet. Es gibt sie jedoch auch mit mehr als 100 Metern Seitenlänge.
Ein solches Bambusdickicht befindet sich nicht weit hinter der Hütte von Jindis Eltern.
Geister leben darin! Das wurde mir schon immer erzählt.
Bei meinem jetzigen Aufenthalt habe ich mich dann einmal näher nach diesen Geistern erkundigt.
„Es sind die Geister der Verstorbenen“, berichtete Jindi. Ihr Vater nickte bedeutungsvoll.
Man sah wohl meinem Gesichtsausdruck an, dass ich dieser Erklärung nicht ganz glaubte, denn Jindi bemühte sich, mir zu versichern:
„Schan mai gohok, fang löi läo – Ich lüge nicht, ich habe sie selbst gehört.“
„Gehört? Was hast du gehört.“
„Ihr Stöhnen! Sie leiden schreckliche Qualen weil sie in ihrem Leben Schlimmes getan haben.“
„Sie stöhnen?“
„Ja, Sie ächzen und stöhnen schrecklich. Es gibt Nächte, da hört man sie bis hier hin, bis zu unserer Hütte“, beeilte sich Jindis Vater zu versichern.
„Wir kennen die Geister einzeln, sie haben unterschiedliche Stimmen. Jeder hier im Dorf kennt sie und wir haben ihnen Namen gegeben.“
„Ich möchte eure Geister einmal hören“
„Tirak, wünsch dir das nicht! Es ist schrecklich und sicher auch gefährlich. Wünsche dir, dass sie nicht stöhnen, wenn du hier bist.“
„Ich möchte es trotzdem einmal hören!“
„Du darfst abends nicht in die Nähe des Dickichts gehen. Wenn man das Stöhnen der Verstorbenen aus der Nähe hört, wird man ebenfalls sterben!“
„Ich höre nichts. Warum stöhnen sie jetzt nicht?“
Jindi sah mich an als ob sie an meinem Verstand zweifele.
„Tirak“, sagte sie in einem Tonfall in dem man einem Kind etwas erklärt, „tagsüber stöhnen sie nur sehr selten. Wenn die Sonne untergegangen ist, manchmal auch schon kurz vorher, beginnen sie zu ächzen und stöhnen. Meist hören sie vor Mitternacht wieder auf. Manchmal hört man ihr Klagen jedoch die ganze Nacht.“
„Bei Sonnenuntergang beginnen sie also zu klagen?“
„Ja!“
„Heute auch?“
„Ich weiß es nicht sicher, aber ich denke schon. Oft hört man ihre schaurigen Töne jeden Abend.“
„Es sind Tiere“, behauptete ich.
„Nein, es sind keine Tiere! Es sind die Geister von Verstorbenen. Es sind Geister von Menschen, die in ihrem Leben Schlimmes getan haben. Sie müssen dort im Dickicht leiden.“
Im Dickicht leiden? Es war also eine Art Hölle. Für die Vergehen zu Lebzeiten wurde man dort nach dem Tode bestraft. Das klang eigentlich gar nicht so recht nach Buddhismus. Aber schließlich gibt es ja auch ein thailändisches Wort für Hölle, Narok.
„Heute Abend werde ich es mir ansehen und anhören“, beschloss ich.
„Tu das nicht!“ Jindi war ehrlich besorgt um mich.
„Doch! Ich will es selbst hören!“
„Du wirst sterben, Tirak! Geh nicht dort hin. Schon viele Menschen, die zu neugierig waren, sind nicht zurückgekommen. Bleib hier!“
Mein Entschluss stand fest. Gleich nach Sonnenuntergang wollte ich das geheimnisvolle Dickicht besuchen. Ich wollte die Geister hören und, wenn möglich auch sehen.
Den Ganzen Tag ließ Jindi nicht locker. Sie versuchte mich umzustimmen. Als dann die Sonne untergegangen war und ich aufbrechen wollte, hatte sie Tränen in den Augen.
„Tirak, du bist dumm. Du wirst nicht zurück kommen! Ich habe keinen Samii mehr, ich bin wieder allein!“
Jindi tat mir leid, aber ich wollte diese eigentümlichen Geister hören. Gegen ihren Willen brach ich auf.
„Dann nimm wenigstens die Lampe mit“, empfahl sie schluchzend. „Es gibt auch Schlangen dort.“
Das war ein vernünftiger Vorschlag. Nachts habe ich etwas gegen Schlangen.
Langsam ging ich in Richtung Dickicht. Es war etwa 50 Meter entfernt. Leise hörte ich Jindi von der Hütte her schluchzen. Sonst war alles still. Einige Meter weit hatte mich ein fremder Hund begleitet. Auch er war inzwischen umgekehrt. Da Neumond war, konnte ich wirklich kaum etwas sehen. Gut, dass ich die Lampe hatte.
Dann war ich am Dickicht. Ich lauschte, konnte aber wirklich nichts ungewöhnliches sehen oder hören.
Wie eine feste Wand stand das Dickicht vor mir. Mit der Lampe leuchtete ich die Umgebung ab. Einer Kobra oder Tschong-Ang wollte ich hier wirklich nur sehr ungern begegnen.
Ein paar Fledermäuse flatterten unhörbar vorbei. Alles war ruhig.
War waren das wohl für Geräusche, die die Dorfbewohner zu hören glaubten. Ich war mir ganz sicher, dass es diese Geräusche nur in der Einbildung der hiesigen Leute gab.
Es blieb ruhig und ich beschloss, zurückzukehren. Dann, ich schreckte förmlich zusammen, direkt neben mir:
„Huuuuuuuuhhh!“
Laut und deutlich, unmittelbar neben mir. Keine 2 Meter entfernt.
„Tirak!“, hörte ich Jindi von der Hütte her in Panik schreien.
„Aaahhhh“, eine andere Stimme antwortete. Sie war etwas weiter entfernt.
Das waren wirklich keine Tiere. Aber was war das?
Ich hörte Schritte. Dann war sie da. Jindi warf sich mir schluchzend in die Arme.
„Ich dachte, du bist tot. Komm, schnell weg hier!“ Sie zog an meiner Hand.
„Ruhig“, sagte ich. „Ganz ruhig. Du siehst doch, die Geister sind nicht gefährlich. Sie tun mir nichts und dir auch nicht.“
Jindi zitterte am ganze Körper, nickte aber tapfer. Schützend legte ich den Arm um sie.
Dann hörten wir es wieder.
„Huuuuuuuuuhhhhhhhhh“.
Jindi klammerte sich an mich. Es war ganz laut und deutlich gewesen und es war ganz nahe. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was das für Geräusche waren.
„Lass uns gehen, bitte!“ Jindi zitterte.
„OK!“
Langsam gingen wir zur Hütte zurück. Noch einmal hörte ich dieses eigentümliche Geräusch aus der Ferne. Dann war es still, die ganze Nacht.
Es dauerte lange, bis Jindi sich wieder in der Gewalt hatte. Mit Tränen in den Augen aber tapfer lächelnd schenkte sie mir ein Bier ein – mit Schaum, sie weiß es.
Immer wieder musste ich daran denken. Was waren das für Geräusche gewesen. Sie waren klar und deutlich gewesen, keinesfalls Einbildung.
„Bald, wenn die Regenzeit beginnt, sind es andere Geräusche“, sagte Jindi. „Dann kreischen sie.“
Das gab mir zu denken. Bei Feuchtigkeit ändern sich die Töne. Jetzt glaubte ich zu wissen, was es war.
Am nächsten Morgen gingen Jindi und ich erneut zu dem Bambusdickicht. Tagsüber hatte Jindi keine Angst vor den dortigen Geistern. Tagsüber lassen die Geister nur selten ihre Klagen hören.
Lange beobachtete ich das Dickicht.
Durch die leichten Windbewegungen wurden die Bambusstäbe gegeneinander verschoben. Die rauen Wülste an den Segmenten verhaken sich dann oft etwas. Die Stäbe wurden minimal verbogen und es wurde eine mechanische Spannung aufgebaut. Mit einem Bambusstock, den ich dort geschnitten hatte, konnte ich gegen einen der verhakten Stäbe drücken und die Spannung lösen. Langsam rutschte er in seine Ausgangsposition zurück und rieb dabei an einem anderen Stamm. Ein leises Geräusch entstand.
Wenn nun tagsüber Tausende dieser Stämme sich nur geringfügig verhaken und eine kleine Spannung aufbauen, dann ist am Abend die Summe dieser Spannungen beträchtlich.
Die größeren Stäbe, die oben aus dem Dickicht herausragen und eine Krone tragen, werden vom Abendwind leicht bewegt und sind in der Lage, Hunderte, wenn nicht Tausende der kleinen Stämme gleichzeitig zu entladen. Gleichzeitig schrammen dann viele Stäbe aneinander vorbei und das von ihnen erzeugte Geräusch vervielfacht sich.
Nachmittags konnte ich Jindi den Effekt vorführen. Viele Stäbe hatten sich bereits geringfügig verhakt und Spannung aufgebaut. Mit einem Bambusstab drückte ich gegen den größten der Stämme und konnte ihn geringfügig bewegen.
Mit einem tiefen „Ooooohhhhhhh“ entlud sich die mechanische Spannung.
Jindi war begeistert. Ihr Samii war in der Lage, Geister ein- und auszuschalten.
Aber ob es ihr geholfen hat? Sie wird auch in Zukunft nach Sonnenuntergang nicht in die Nähe des Dickichts gehen.