Da meine Frau entgegen den aktuellen landesüblichen Gebräuchen keine pompöse Hochzeit wollte, haben wir uns auf ihren Vorschlag für eine schlichte Zeremonie in der Feierhalle des Monks Hospital in Bangkok entschieden. Alle Geldgeschenke haben wir auch dem Krankenhaus gespendet. Nach den zum Teil nervenaufreibenden Erlebnissen des letzten halben Jahres bei der Beschaffung der nötigen Papieren und der standesamtlichen Trauung, war dieser Tag der versöhnliche Abschluß im Bemühen eines TH/D-Paares zu Heiraten und lief ohne Probleme oder Störungen ab.
Für 07.00 Uhr morgens am 2. Tag nach unserer standesamtlichen Eheschließung war die Feier angesetzt und da wir im Samarans Place Hotel ganz in der Nähe wohnten, waren wir auch mit den ersten Sonnenstrahlen 6.30 Uhr vor Ort. Nach dem nächlichen Regenguß dampfte die Stadt in der warmen Morgensonne. Wir hatten unsere für diese Zeremonie extra angefertigten Gewänder angelegt und fühlten, daß es ein perfekter Tag für die buddhistische Hochzeit wird.
Bevor noch alle Gäste eingetroffen waren, wurden nur wir 2 von einem Angestellten des Krankenhauses empfangen und hinüber zum Bettentrakt des Krankenhauses gebracht. An diesem Tage galt es auch besondere Verdienste zu erwerben. Man hatte für uns auf einer Station 9 Essen vorbereitet, die wir an 9 krank im Bett liegende Mönche gemeinsam übergaben. Worauf uns der älteste anwesende Mönch den Segen aussprach.
Meiner Frau ist der Anblick der von schwerer Krankheit gezeichneten Mönche sehr nahe gegangen. Wir waren froh, daß wir statt das Geld für eine große Feier auszugeben, die uns sicher eine Menge Ansehen gebracht hätte, im Stillen für die Mönche gespendet hatten. Als wir wieder zurück in die Feierhalle kamen, waren alle Gäste eingetroffen und dann fuhren auch schon die 9 Mönche aus einem anderen Wat vor.
Bevor die eigentliche Zeremonie selbst anfing, bekamen auch diese Mönche ihr Essen von uns gemeinsam gereicht. Als sie fertig waren, bestiegen sie ihr Podium vor dem wir tiefer saßen. Es wurden abwechslend Pali-Verse, Mantras rezitiert und zum Teil von allen Anwesenden wiederholt. Dann wurden den Mönchen symbolisch Blumen, Joss Sticks und Kerzen geschenkt mit einer Geldspende im Umschlag (an alle 9 Mönche). Die Anzahl der Mönche richtet sich danach, wieviel ihr bezahlen könnt/wollt. 9 wird als Optimum angesehen, da die Zahl 9 auf Thai Gao heißt was gleichbedeutend mit Progress/Fortschritt ist.
Weiter wurden an alle Mönche Sets mit Dingen des täglichen Mönchbedarfs gegeben. Diese gefüllten Eimer oder Plastikboxen enthalten alles was man so braucht: von Seife über Zahnpasta, Kerzen, Instant Suppen, Konserven u.s.w., da ein Mönch normalerweise kein Geld hat um einkaufen zu gehen. Nach allen Gaben verneigt man sich jeweils 3x respektvoll vor dem Angesicht des Buddha-Abbildes und rezitiert weitere Mantras in Pali.
Dann gießt man gemeinsam aus einer Messingkaraffe heiliges Wasser in ein Schälchen und wird von einem der Mönche mit heiligen Wasser gesegnet welcher er mittels eines Reisigbesens über die Anwesenden verspritzt. Danach bringt Ihr das Schälchen mit dem Wasser zum heiligen Baum des Wat nach draußen (man erkennt ihn an den neonfarbenen Bändern die um seinen Stamm gewickelt sind) und gießt ihn damit symbolisch. Das heilige Wasser (wird wie bei jeder Zeremonie) während der Aufsagen der Mantras vom ranghöchten Mönch (der der Buddhastatue am nächsten sitzt) in einem Behälter geweiht, indem er eine Kerze auf gekreutzen Stäbchen liegend anbrennt, so daß ihr Wachs in das Wasser tropft.
Nachdem die Mönche gegenagen waren, setzten wir uns alle an eine vorbereitete Kaffeetafel und stärkten uns zwischendurch. Das Essen darf ja in Thailand niemals zu kurz kommen. Später wurden uns Kronen die aus weißem Baumwollfaden Sin Sai geflochten wurden und durch einen langen Faden miteinander verbunden sind von den Eltern auf den Kopf gesetzt. Der weiße (heilige) Faden war mit Gold durchwirkt. Dann machte der Vater mit geweihter flüssiger Kreide (kennt ihr vielleicht von Songklan) uns jeweils 3 weiße Punkte auf die Stirn.
Man hängte uns kunstvoll aus frischen Jasminblüten und Liebesknospen (loveflower) geflochten Girlanden um den Hals. Schliesslich falteten wir unsere Hände über einer mit Rosen gefüllten Vase worauf alle Gäste aus einer kleinen Messingmuschel das vorher geheiligte Wasser über unsere Hände gossen, welches in die Blumen läuft. Dabei wünschte uns jeder persönlich mit einem Satz Glück für die gemeinsamme Zukunft.
Nun wurden die Baumwollgeflechtskronen uns abgenommen und zu einem Knäuel aufgewickelt. Wir bewahren es an unserer Buddha-Statue hier daheim auf. Wir halten es in Ehren wie ein Buddha Abbild selbst. Als letztes haben wir dann noch die Ringe getauscht. Gegen 10 Uhr war die Zeremonie zu Ende. Und wir fuhren zum Haus der Schwiegereltern im Norden von Bangkok wo wir doch noch einige weitere Geschenke bekamen.
Als Dank hatten wir dann Abends alle Familienangehörigen zu einem Abendessen in einem Restaurant eingeladen. Der Tag endete mit dem obligatorischen Gewitter und wir verbrachten unsere letzte Hochzeitsnacht im Hotelzimmer bevor meine Frau am nächsten Morgen zeitig die Familienzusammenführung an der Botschaft beantragte und wir dananch in Richtung Ayutthaya abreisten.
mfg jinjok
PS: Ich hatte das vor einem knappen halben Jahr schon mal weniger Ausfühlich hier im Forum beschrieben.