K
Kali
Gast
Prolog:
Ich habe überlegt, ob ich es a) überhaupt poste und b) wenn, für alle lesbar oder im Separée.
Mein Kopf sagte mir: nein, auf keinen Fall – der Bauch aber sagte: ja, auf jeden Fall, denn gerade die, die es auch betrifft, werden´s zumindest lesen, und die, die unterhalten werden wollen, werden ihren Kommentar dazu schreiben (von Ausnahmen natürlich abgesehen). Und hier ist es...[hr:bf43e16935]
...ich habe lange überlegt, welchen Begriff ich für das, was mich beschäftigt, benutzen möchte. ´Dummheit´ trifft es nicht, da dieser durch das Unvermögen, auch einfache Lebensumstände begreifen, beschreiben und einordnen zu können, belegt ist.
Auslöser für meine Gedankengänge ist die von unserem verehrten Iffi gar nicht so unberechtigte Frage: Wie geht Ihr damit um, eben mit dieser scheinbaren Banalität...?, wobei er nach meiner Auffassung eigentlich nur seine Sorge darüber zum Ausdruck brachte, dass da was fehlen könnte, nämlich unter der Mütze. Er zog sogleich den messerscharfen Schluss, dass bei fehlendem intellektuellen Austausch konsequenterweise in der jeweiligen Beziehung eine verstärkte sexuelle Aktivität zu registrieren wäre, sonst wäre es ja einfach nicht zum Aushalten, und so...
Mir liegen nun keine Zahlen vor, aber ich schätze einmal, dass die Mehrzahl der angeheirateten Mädels und Frauen aus Thailand nicht über einen entsprechenden akademischen Abschluss verfügt, der folgerichtig jeden Abend ein Brainstorming über die transaktionsanalytischen Vorgänge des Tages zulassen würde. Doch kommen wir wieder einmal vom Allgemeinen auf das Besondere: Auf Suay und mich
Suay hat – wie jedermann weiss – nie in ihrem Leben eine Schule von innen gesehen. Sie hat sich Lesen und Schreiben im Verlauf der Zeit selbst beigebracht, was sich insofern bemerkbar macht, dass sie zwar lesen und schreiben kann, allerdings auf einem Niveau, das nicht gerade den Besuch einer weiterführenden Schule – auch in Thailand – zulassen würde. Dazu kommt eine ausgeprägte eindimensionale Denkweise, d.h., sie erscheint in ihrer Meinung aufgrund ihrer Entwicklung in Thailand recht festgefahren, z.B. in der Beurteilung von Situationen und Menschen, obwohl sie viel von dem hat, was man gesunde Menschenkenntnis nennt. Sie verfügt nicht über das, das wir als ´Abstraktionsvermögen´ bezeichnen. Sie würde also beim Autofahren nie darüber nachdenken, was hinter der nächsten Kurve, die ja noch nicht einsehbar ist, eventuell bei Würdigung anderer Begleitumstände auf sie zukommen könnte.
Kurz: ich denke mir schon so manches Mal: "Wie kann man nur so dumm sein ??!!"
Ich möchte – um vielgeliebte Missverständnisse zu vermeiden – ausdrücklich betonen, dass es bei der Einschätzung des Intellekts nicht um eine Beurteilung der Persönlichkeit handelt. Bei den Charaktereigenschaften – die Zockerinnen, Alkoholikerinnen usw. mal ausgenommen – kann sich so mancher Farang eine Scheibe abschneiden. Ausserdem bin ich nur beschränkt dazu in der Lage das Leistungsvermögen, das intellektuelle, einer Thai mit meinen bescheidenen Farang-Kriterien abzuschätzen. Es stimmt tatsächlich, auch die Gespräche zwischen meiner Frau und mir reduzieren sich aufs Alltägliche, wobei allerdings ein intensiver Austausch über unser Leben, unsere Träume, unsere Wünsche und Hoffnungen möglich ist. Das bedarf jedoch einer gezielten Ansprache, und es hat lange gedauert, bis sie es einordnen konnte, dass man überhaupt darüber spricht. Ihr ganzes Wissen und ihre Fähigkeiten haben sich auf dem Hintergrund des Überlebenskampfes entwickelt, der letztendlich tagtäglich nur ein Ziel hatte: Wo bekomme ich genug zu Essen bzw. Geld für meine Familie und mich her. Um dieses über einen Zeitraum von 45 Jahren erfolgreich zu praktizieren, begann sie recht früh mit der Heranbildung von diversen Techniken, die ihr eben das Überleben sicherten. Dazu gehören eben auch die für uns z.T. total gewöhnungsbedürftigen Nahrungsmittel, von denen ja schon einmal spitzbübisch behauptet wird, dass es zumindest im Isaan Menschen geben soll, die all´ das essen, das nicht schnell genug weglaufen kann.
Der Umgang mit küchentechnischem Gerät ist – von Ausnahmen abgesehen – ja gar nicht erlernt worden, hat gar nicht erlernt werden können. Abgesehen von ausgeprägter körperlicher Hygiene hat in einer Hütte im Isaan eine relative Staubfreiheit Priorität, wobei allerdings auch nur der ´sichtbare´ Staub gemeint ist. Es gibt tausend Kleinigkeiten im Alltag, die jedem, der näher hinschaut, bekannt sind. Und wer jetzt noch näher hinschaut, der wird auch feststellen, dass die Dinge, die materiellen. anscheinend – abgesehen von der Anschaffung, wenn man denn schon im gelobten Land ist – gar nicht den Wert zu haben scheinen, den wir glauben, dass sie ihn haben müssten. Buddhistischer Alltag ? Es ist eben alles vergänglich, und das Festhalten an den Dingen , na ja, Ihr wisst schon, ist eine der Ursachen des Leidens.
Wie gehe ich nun damit um, mit dem, was schon einmal leichtsinnigerweise als ´banal´ bezeichnet wird ? Wenn ich mit mir klar bin, denke ich gar nicht drüber nach. Dann geniesse ich gerade die Einfachheit und Natürlichkeit dieser kleinen Frau, die fast jeden Tag für eine Überraschung gut ist, die einfach da ist, ohne viele Worte zu machen. Wir passen gut zusammen, dieses wortkarge Wesen aus einer anderen Welt und der Farang mit ausgeprägten Einzelgängerallüren. Für mich bedeutete sie das Ende jahrelangen selbstzermürbenden Alleinseins, für sie bedeutete ich der Beginn des nächsten, besseren Lebens noch zu jetzigen Lebzeiten – chat na: chat ni: -, so haben´s zumindest ihre Nachbarinnen gesagt. Und so leben wir unser Leben, beide nicht mehr allein und sich gegenseitig darin ergänzend, was der Andere nicht vom Leben weiss. Nun ist es sicher eine Frage des Alters, dass sich unsere Lebensdynamik an anderen Dingen orientiert als es bei 30-Jährigen der Fall ist.
Doch bin ich ein Produkt dieser unseren Gesellschaft, und bei aller Bereitschaft und auch dem Drang, sich an anderen Dingen zu orientieren, macht sich der Beelzebub ´Intellekt´ mitunter bemerkbar. Er schreit förmlich nach Austausch, fühlt sich nicht ausgelastet, fängt an ´zu leiden´, nämlich daran, dass der Andere an dem fehlenden Austausch gar nicht leidet. Und dann wird dieser ansonsten zufriedene Farang, nämlich ich, schon einmal unzufrieden, wird mürrisch, missgelaunt, und sucht nach Gründen, wie er dieser seiner ´banalen´ Hälfte eins beipulen kann. Er wird immer knatschiger, weil seine bessere Hälfte den Ernst des ´fehlenden intellektuellen Austausches´ gar nicht erkennen will. Und wenn dann noch ´gute Freunde´ mich darauf aufmerksam machen, dass es ja mit den Deutschkenntnissen nicht weit her ist "Was, sie ist jetzt schon zwei Jahre in Deutschland ? Ja, wie gehst Du denn damit um ??", dann nagen sie schon einmal, diese Zweifel, ob es richtig war, was ich da getan habe, nämlich eine Frau von der anderen Seite der Welt zu heiraten, die eben über das Leben und seinen Sinn ihre besonderen Ansichten hat, die beim sonntäglichen Spaziergang in der Natur nichts Besseres zu tun hat als im nahegelegenen Bach nach eventuell vorhandenen Fischen zu sehen, aus denen sich eventuell eine Mahlzeit zubereiten liesse. Wobei doch die ökologischen Probleme durch holländische Industrieabgase gerade auch in unserer Region weit mehr Aufmerksamkeit erheischen.
Und spätestens dann denkt dieser ansonsten mit sich und der Welt zufriedene Farang schon einmal in selbstherrlich arroganter Weise: "Wie kann man nur so dumm sein??!!"
Buddha sei Dank, diese Episoden spielten sich bis zum heutigen Tage nur in meinem Kopf ab. Und wenn er mit sich klar ist, dieser Farang, dann denkt er auch nicht darüber nach. Und wenn sie dann, diese stille kleine Frau, in der Nacht wie selbstverständlich aufsteht, nachdem sie von meinem Erkältungs- und Raucherhusten wach geworden, und mir Tee und Inhalationsgerät bereitet, dann frage ich mich, wie ich so bescheuert denken konnte. Und nun komme mir keiner damit, dass man den Goldesel pflegen muss, damit er noch lange Dukaten von sich lassen kann – so goldig ist der Esel nicht, ausserdem macht mir mein Weltbild keiner mehr kaputt.
Und um wirklich den heissersehnten Missverständnissen vorzubeugen: bei meinen Gedanken handelt es sich wirklich um das Besondere, losgelöst vom Allgemeinen – oder doch nicht ? -, nämlich um Suay und mich. Ich bin fast sicher, dass ich einer der wenigen bin, die da schon einmal mit sich selbst im Unreinen sind, vielleicht auch ein wenig unfertig, was den Umgang mit Thais und überhaupt einer anderen Kultur betrifft.
Und was den Bildungsmangel betrifft, nun, der ist vorhanden, allerdings nur nach meiner eigenen eindimensionalen Vorstellung – doch ich arbeite dran.
Mal objektiv gesehen: Es ist manchmal nicht einfach, und in diesem Umfang hatte ich es vorher nie gesehen, es hatte mich allerdings auch keiner darauf aufmerksam gemacht. Vieles, was man im Gespräch mit Freunden und Bekannten einfach voraussetzen kann, ist nicht vorhanden. Und ich will jetzt auch nicht krampfhaft nach Gründen suchen, um meine eigene Beziehung schön zu reden. Sie hat mir allerdings auf der anderen Seite Dinge und Werte vermittelt, die ich vorher noch nie kennen gelernt hatte. Wenn ich mal ehrlich bin, ist mir dieser ´Bildungsmangel´ so im Hinterköpfchen schon deutlich gewesen, habe ihn aber immer hübsch verdrängt, wollte ihn einfach ignorieren, weil es mir sonst ein Bild zerstört hätte, was mit sehr gut gefiel. Die ganze erste Zeit des Kennenlernens, die Bewältigung der Anfangsprobleme, die Faszination des Fremden, der liebevolle Umgang mit mir als Mensch und Mann, und nun der Alltag nach dem zweiten Thailandaufenthalt, der wie ein hässlicher kleiner Nager an der Substanz rumknabbert. Nun ist die erste Euphorie vorbei, die Verständigung zwischen uns klappt gut, es gibt so gut wie keine Missverständnisse mehr aufgrund der Sprache, in Thailand daselbst laufe ich nicht mehr orientierungslos rum, und schon steigen - zunächst mehr unbewusst - die Ansprüche. Dann reicht der Austausch tagsüber nicht mehr, dem ich auf der anderen Seite durch den Feierabend erleichtert und freudestrahlend den Rücken kehre.
Ich muss verdammt aufpassen, dass ich nicht einen gravierenden Rückfall in diese rein westliche Denk- und Verhaltensweise erleide, denn damit würde ich das kaputt machen, was heute mein Leben bedeutet, das hat mit Materiellem nichts mehr zu tun.
Epilog:
@ die, die ein Forum so lediglich als Unterhaltung, und zwar der eigenen sehen: Recht habt Ihr. Falls es interessiert, ich habe ein Grossteil meines Lebens als das verbracht, was man im Volksmund als Pausenclown bezeichnet, und eine gehörige Menge Humor ist auch einfach nicht aus mir rauszukriegen. Das schliesst allerdings nicht aus, dass ich mir ab und zu ein paar ernstere Gedanken mache und die auch zu Papier bzw. auf den Monitor bringe. Das ist mir dann ganz einfach wichtig.
Und die Freudianer unter Euch werden sicher messerscharf kombinieren, dass sich im Sinne der Sublimierung (ein Verdrängungsmechanismus) mangelnde sexuelle Aktivität in Vielposterei äußern kann. Ihr habt Recht, Ihr Freudianer:
Wenn ich poste oder lese bumse ich gerade nicht....
herzlichst, Kali
Ich habe überlegt, ob ich es a) überhaupt poste und b) wenn, für alle lesbar oder im Separée.
Mein Kopf sagte mir: nein, auf keinen Fall – der Bauch aber sagte: ja, auf jeden Fall, denn gerade die, die es auch betrifft, werden´s zumindest lesen, und die, die unterhalten werden wollen, werden ihren Kommentar dazu schreiben (von Ausnahmen natürlich abgesehen). Und hier ist es...[hr:bf43e16935]
...ich habe lange überlegt, welchen Begriff ich für das, was mich beschäftigt, benutzen möchte. ´Dummheit´ trifft es nicht, da dieser durch das Unvermögen, auch einfache Lebensumstände begreifen, beschreiben und einordnen zu können, belegt ist.
Auslöser für meine Gedankengänge ist die von unserem verehrten Iffi gar nicht so unberechtigte Frage: Wie geht Ihr damit um, eben mit dieser scheinbaren Banalität...?, wobei er nach meiner Auffassung eigentlich nur seine Sorge darüber zum Ausdruck brachte, dass da was fehlen könnte, nämlich unter der Mütze. Er zog sogleich den messerscharfen Schluss, dass bei fehlendem intellektuellen Austausch konsequenterweise in der jeweiligen Beziehung eine verstärkte sexuelle Aktivität zu registrieren wäre, sonst wäre es ja einfach nicht zum Aushalten, und so...
Mir liegen nun keine Zahlen vor, aber ich schätze einmal, dass die Mehrzahl der angeheirateten Mädels und Frauen aus Thailand nicht über einen entsprechenden akademischen Abschluss verfügt, der folgerichtig jeden Abend ein Brainstorming über die transaktionsanalytischen Vorgänge des Tages zulassen würde. Doch kommen wir wieder einmal vom Allgemeinen auf das Besondere: Auf Suay und mich

Suay hat – wie jedermann weiss – nie in ihrem Leben eine Schule von innen gesehen. Sie hat sich Lesen und Schreiben im Verlauf der Zeit selbst beigebracht, was sich insofern bemerkbar macht, dass sie zwar lesen und schreiben kann, allerdings auf einem Niveau, das nicht gerade den Besuch einer weiterführenden Schule – auch in Thailand – zulassen würde. Dazu kommt eine ausgeprägte eindimensionale Denkweise, d.h., sie erscheint in ihrer Meinung aufgrund ihrer Entwicklung in Thailand recht festgefahren, z.B. in der Beurteilung von Situationen und Menschen, obwohl sie viel von dem hat, was man gesunde Menschenkenntnis nennt. Sie verfügt nicht über das, das wir als ´Abstraktionsvermögen´ bezeichnen. Sie würde also beim Autofahren nie darüber nachdenken, was hinter der nächsten Kurve, die ja noch nicht einsehbar ist, eventuell bei Würdigung anderer Begleitumstände auf sie zukommen könnte.
Kurz: ich denke mir schon so manches Mal: "Wie kann man nur so dumm sein ??!!"
Ich möchte – um vielgeliebte Missverständnisse zu vermeiden – ausdrücklich betonen, dass es bei der Einschätzung des Intellekts nicht um eine Beurteilung der Persönlichkeit handelt. Bei den Charaktereigenschaften – die Zockerinnen, Alkoholikerinnen usw. mal ausgenommen – kann sich so mancher Farang eine Scheibe abschneiden. Ausserdem bin ich nur beschränkt dazu in der Lage das Leistungsvermögen, das intellektuelle, einer Thai mit meinen bescheidenen Farang-Kriterien abzuschätzen. Es stimmt tatsächlich, auch die Gespräche zwischen meiner Frau und mir reduzieren sich aufs Alltägliche, wobei allerdings ein intensiver Austausch über unser Leben, unsere Träume, unsere Wünsche und Hoffnungen möglich ist. Das bedarf jedoch einer gezielten Ansprache, und es hat lange gedauert, bis sie es einordnen konnte, dass man überhaupt darüber spricht. Ihr ganzes Wissen und ihre Fähigkeiten haben sich auf dem Hintergrund des Überlebenskampfes entwickelt, der letztendlich tagtäglich nur ein Ziel hatte: Wo bekomme ich genug zu Essen bzw. Geld für meine Familie und mich her. Um dieses über einen Zeitraum von 45 Jahren erfolgreich zu praktizieren, begann sie recht früh mit der Heranbildung von diversen Techniken, die ihr eben das Überleben sicherten. Dazu gehören eben auch die für uns z.T. total gewöhnungsbedürftigen Nahrungsmittel, von denen ja schon einmal spitzbübisch behauptet wird, dass es zumindest im Isaan Menschen geben soll, die all´ das essen, das nicht schnell genug weglaufen kann.
Der Umgang mit küchentechnischem Gerät ist – von Ausnahmen abgesehen – ja gar nicht erlernt worden, hat gar nicht erlernt werden können. Abgesehen von ausgeprägter körperlicher Hygiene hat in einer Hütte im Isaan eine relative Staubfreiheit Priorität, wobei allerdings auch nur der ´sichtbare´ Staub gemeint ist. Es gibt tausend Kleinigkeiten im Alltag, die jedem, der näher hinschaut, bekannt sind. Und wer jetzt noch näher hinschaut, der wird auch feststellen, dass die Dinge, die materiellen. anscheinend – abgesehen von der Anschaffung, wenn man denn schon im gelobten Land ist – gar nicht den Wert zu haben scheinen, den wir glauben, dass sie ihn haben müssten. Buddhistischer Alltag ? Es ist eben alles vergänglich, und das Festhalten an den Dingen , na ja, Ihr wisst schon, ist eine der Ursachen des Leidens.
Wie gehe ich nun damit um, mit dem, was schon einmal leichtsinnigerweise als ´banal´ bezeichnet wird ? Wenn ich mit mir klar bin, denke ich gar nicht drüber nach. Dann geniesse ich gerade die Einfachheit und Natürlichkeit dieser kleinen Frau, die fast jeden Tag für eine Überraschung gut ist, die einfach da ist, ohne viele Worte zu machen. Wir passen gut zusammen, dieses wortkarge Wesen aus einer anderen Welt und der Farang mit ausgeprägten Einzelgängerallüren. Für mich bedeutete sie das Ende jahrelangen selbstzermürbenden Alleinseins, für sie bedeutete ich der Beginn des nächsten, besseren Lebens noch zu jetzigen Lebzeiten – chat na: chat ni: -, so haben´s zumindest ihre Nachbarinnen gesagt. Und so leben wir unser Leben, beide nicht mehr allein und sich gegenseitig darin ergänzend, was der Andere nicht vom Leben weiss. Nun ist es sicher eine Frage des Alters, dass sich unsere Lebensdynamik an anderen Dingen orientiert als es bei 30-Jährigen der Fall ist.
Doch bin ich ein Produkt dieser unseren Gesellschaft, und bei aller Bereitschaft und auch dem Drang, sich an anderen Dingen zu orientieren, macht sich der Beelzebub ´Intellekt´ mitunter bemerkbar. Er schreit förmlich nach Austausch, fühlt sich nicht ausgelastet, fängt an ´zu leiden´, nämlich daran, dass der Andere an dem fehlenden Austausch gar nicht leidet. Und dann wird dieser ansonsten zufriedene Farang, nämlich ich, schon einmal unzufrieden, wird mürrisch, missgelaunt, und sucht nach Gründen, wie er dieser seiner ´banalen´ Hälfte eins beipulen kann. Er wird immer knatschiger, weil seine bessere Hälfte den Ernst des ´fehlenden intellektuellen Austausches´ gar nicht erkennen will. Und wenn dann noch ´gute Freunde´ mich darauf aufmerksam machen, dass es ja mit den Deutschkenntnissen nicht weit her ist "Was, sie ist jetzt schon zwei Jahre in Deutschland ? Ja, wie gehst Du denn damit um ??", dann nagen sie schon einmal, diese Zweifel, ob es richtig war, was ich da getan habe, nämlich eine Frau von der anderen Seite der Welt zu heiraten, die eben über das Leben und seinen Sinn ihre besonderen Ansichten hat, die beim sonntäglichen Spaziergang in der Natur nichts Besseres zu tun hat als im nahegelegenen Bach nach eventuell vorhandenen Fischen zu sehen, aus denen sich eventuell eine Mahlzeit zubereiten liesse. Wobei doch die ökologischen Probleme durch holländische Industrieabgase gerade auch in unserer Region weit mehr Aufmerksamkeit erheischen.
Und spätestens dann denkt dieser ansonsten mit sich und der Welt zufriedene Farang schon einmal in selbstherrlich arroganter Weise: "Wie kann man nur so dumm sein??!!"
Buddha sei Dank, diese Episoden spielten sich bis zum heutigen Tage nur in meinem Kopf ab. Und wenn er mit sich klar ist, dieser Farang, dann denkt er auch nicht darüber nach. Und wenn sie dann, diese stille kleine Frau, in der Nacht wie selbstverständlich aufsteht, nachdem sie von meinem Erkältungs- und Raucherhusten wach geworden, und mir Tee und Inhalationsgerät bereitet, dann frage ich mich, wie ich so bescheuert denken konnte. Und nun komme mir keiner damit, dass man den Goldesel pflegen muss, damit er noch lange Dukaten von sich lassen kann – so goldig ist der Esel nicht, ausserdem macht mir mein Weltbild keiner mehr kaputt.
Und um wirklich den heissersehnten Missverständnissen vorzubeugen: bei meinen Gedanken handelt es sich wirklich um das Besondere, losgelöst vom Allgemeinen – oder doch nicht ? -, nämlich um Suay und mich. Ich bin fast sicher, dass ich einer der wenigen bin, die da schon einmal mit sich selbst im Unreinen sind, vielleicht auch ein wenig unfertig, was den Umgang mit Thais und überhaupt einer anderen Kultur betrifft.

Und was den Bildungsmangel betrifft, nun, der ist vorhanden, allerdings nur nach meiner eigenen eindimensionalen Vorstellung – doch ich arbeite dran.
Mal objektiv gesehen: Es ist manchmal nicht einfach, und in diesem Umfang hatte ich es vorher nie gesehen, es hatte mich allerdings auch keiner darauf aufmerksam gemacht. Vieles, was man im Gespräch mit Freunden und Bekannten einfach voraussetzen kann, ist nicht vorhanden. Und ich will jetzt auch nicht krampfhaft nach Gründen suchen, um meine eigene Beziehung schön zu reden. Sie hat mir allerdings auf der anderen Seite Dinge und Werte vermittelt, die ich vorher noch nie kennen gelernt hatte. Wenn ich mal ehrlich bin, ist mir dieser ´Bildungsmangel´ so im Hinterköpfchen schon deutlich gewesen, habe ihn aber immer hübsch verdrängt, wollte ihn einfach ignorieren, weil es mir sonst ein Bild zerstört hätte, was mit sehr gut gefiel. Die ganze erste Zeit des Kennenlernens, die Bewältigung der Anfangsprobleme, die Faszination des Fremden, der liebevolle Umgang mit mir als Mensch und Mann, und nun der Alltag nach dem zweiten Thailandaufenthalt, der wie ein hässlicher kleiner Nager an der Substanz rumknabbert. Nun ist die erste Euphorie vorbei, die Verständigung zwischen uns klappt gut, es gibt so gut wie keine Missverständnisse mehr aufgrund der Sprache, in Thailand daselbst laufe ich nicht mehr orientierungslos rum, und schon steigen - zunächst mehr unbewusst - die Ansprüche. Dann reicht der Austausch tagsüber nicht mehr, dem ich auf der anderen Seite durch den Feierabend erleichtert und freudestrahlend den Rücken kehre.
Ich muss verdammt aufpassen, dass ich nicht einen gravierenden Rückfall in diese rein westliche Denk- und Verhaltensweise erleide, denn damit würde ich das kaputt machen, was heute mein Leben bedeutet, das hat mit Materiellem nichts mehr zu tun.
Epilog:
@ die, die ein Forum so lediglich als Unterhaltung, und zwar der eigenen sehen: Recht habt Ihr. Falls es interessiert, ich habe ein Grossteil meines Lebens als das verbracht, was man im Volksmund als Pausenclown bezeichnet, und eine gehörige Menge Humor ist auch einfach nicht aus mir rauszukriegen. Das schliesst allerdings nicht aus, dass ich mir ab und zu ein paar ernstere Gedanken mache und die auch zu Papier bzw. auf den Monitor bringe. Das ist mir dann ganz einfach wichtig.
Und die Freudianer unter Euch werden sicher messerscharf kombinieren, dass sich im Sinne der Sublimierung (ein Verdrängungsmechanismus) mangelnde sexuelle Aktivität in Vielposterei äußern kann. Ihr habt Recht, Ihr Freudianer:
Wenn ich poste oder lese bumse ich gerade nicht....

herzlichst, Kali